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Ein potemkinsches Weltreich

Die 90er Jahre in Russland sind schon zur Legende geworden: Ein wildes Jahrzehnt der großen Gier, des schnellen Geldes, der kometenhaften Karrieren – und des Massenelends. Und in literarischer Hinsicht waren sie fast eine "Stunde Null" wie in der westdeutschen Nachkriegsliteratur. Es gab schon keinen Underground mehr, aber auch noch keinen Mainstream. Während die ehrwürdigen Dissidenten – Aksjonow, Woinowitsch, Solschenizyn usw. – die Friedendividende einstrichen, stieg gleichzeitig die "Literatur des Bösen" an die Oberfläche und Autoren wie Vladimir Sorokin, Viktor Jerofejew und Ludmilla Petruschewskaja entwickelten ihre antihumanistischen Schock-Konzepte.

Rosemarie Tietze und Gregor Ziolkowski |
    Derweil gingen die großen Literaturzeitschriften ein, die Literaturpreise verloren ihren Glanz, eine Welle der Massenliteratur rollte über das Land – erst die nachgeholten Importe aus dem Westen, dann die neuen russischen (Frauen-)Krimis, Thriller und Liebesromane. Eine Schande für die russische Literatur, meinten die Kritiker, die schon immer überzeugt waren, dass ein modernes Buch nicht spannend und auf gar keinen Fall ein Bestseller sein darf.

    Dabei wurden die gesellschaftlichen Veränderungen nirgendwo präziser dokumentiert als im Kriminalroman, der zudem einen therapeutischen Effekt hatte: Am Ende siegt im Krimi immer das Gute und der Einzelne konnte den Glauben an eigene Handlungsmöglichkeiten wiedergewinnen. Mitten aus dem verachteten Krimi-Genre ist etwas entstanden, das es in Russland noch nie gegeben hatte: eine anspruchsvolle Unterhaltungsliteratur, bei der die Grenzen zwischen "U" und "E" verwischen (z.B. Andrej Kurkow oder Boris Akunin).

    Massenliteratur hat sich stets bei der Hochliteratur bedient. Nun nutzen die Literaten umgekehrt das Potenzial des Trivialen. Sergej Bolmats Debüt ›Klick‹ kommt als Thriller à la Tarantino, aber in der Sprache Nabokows daher. Vladimir Sorokin löst sich in seinem Roman ›Ljod – Das Eis‹ von bisherigen konzeptualistischen Experimenten und greift in einem raffinierten Genre-Mix Trivialmythen aus Kino, Thriller, Krimi und Science Fiction auf. Die neuen Autoren legen keinen Wert auf die traditionellen Literaturzirkel, sie werden wie Popstars von den jungen Lesern verehrt und in Hochglanzmagazinen wie ›OM‹, ›Afischa‹ oder im russischen ›Playboy‹ gefeiert. Autoren wie Viktor Pelewin, Tatjana Tolstaja und Vladimir Sorokin verkaufen ihre Bücher mit einem Mal in Hundertausender-Auflagen.

    Bolmat, Oleg Postnow und viele andere junge Schriftsteller sind durch die Hintertür des Internets gekommen. Hier werden Romane im Volltext erstveröffentlicht, Preise vergeben und literarische Debatten geführt. Die These, dass das Internet eine Gefahr für das Buch darstelle, findet in Russland keine Bestätigung – ganz im Gegenteil. Für die russischen Literaten ist das RuNet, das russische Internet, quasi die virtuelle Wiedergeburt der früheren intellektuellen "Küchen"-Treffen geworden.

    Nur: Die neuen Autoren und Autorinnen wollen das Publikum nicht schockieren, sie folgen keiner Ideologie und keinem ästhetischen Manifest. Die literarische Sprache – die Sprache überhaupt – war diskreditiert durch den staatssozialistischen Missbrauch. Die heutigen Schriftsteller haben die Alltags- und Umgangsprache wiederentdeckt, ganz neu für die Literatur erfunden und damit das Stammeln der 90er Jahre überwunden.
    Galina Dursthoff

    Vom 8. - 13. Oktober 2003 wird Frankfurt wieder der Schauplatz der größten Messe der Welt für Buch, Multimedia und Kommunikation sein. Als Gastland präsentiert sich diesmal Russland. Weiterlesen: Buchmesse Frankfurt
    Die Website "Russland - neue Seiten"
    Als Gastland der diesjährigen Frankfurter Buchmesse haben wir uns einiges vorgenommen: Lesungen, Diskussionen, Konzerte und Ausstellungen sollen dem deutschen und internationalen Publikum einen umfassenden und spannenden Überblick über die moderne russische Kultur geben. Weiterlesen: Website "Russland - neue Seiten"!

    DIE ZEIT präsentiert eine kleine Anthologie russischer Literatur
    Eine kleine Anthologie russischer Literatur
    Russische Literatur und Kultur allgemein
    Russische Literatur und Kultur allgemein
    Einblick in das russische literarische Internet bietet die neue Online-Publikation des Lotman-Instituts für russische und sowjetische Kultur der RUB. Hier finden Slavisten und Nicht-Slavisten Links und Analysen zu Online-Zeitschriften, elektronischen Bibliotheken, literarischen Hypertexten, Wettbewerben und Ratings. Die Seite ist aus einem Seminar des Lotman-Instituts im Sommersemester 2000 hervorgegangen.

    Russische Kulturtage
    Festival soll die moderne Kultur Russlands näher bringen
    Fazit - Kultur vom Tage: Russische Kulturtage
    Deutsch-Russische Kulturbegegnungen 2003/2004

    Deutsch-Russische Kulturtage
    Deutsch-Russische Kulturtage
    Boris Akunin (Grigori Tschchartischwili)
    Tschchartischwili ist Prosaschriftsteller, Literaturforscher und Übersetzer. Er gilt als einer der populärsten Krimi-Autoren Russlands von heute.
    Er wurde 1956 in Sestafoni (Georgien) geboren und absolvierte die Moskauer Hochschule für Asien- und Afrikakunde. Später arbeitete er beim Verlag "Russki Jazyk" und bei der Zeitschrift "Inostrannaja Literatura". Seit 1998 ist er als Leiter des Megaprojektes "Puschkin-Bibliothek" der George-Soros-Foundation tätig. Als Übersetzer widmet sich Tschchartischwili der japanischen und englischen Prosa. Er verfasste eine Reihe von Romanen: "Das Mittel gegen Langeweile" (im Verlag "Inostranka").
    Unter dem Künstlernamen B. Akunin publizierte er eine Reihe erfolgreicher historischer Kriminalromane und -novellen über die Abenteuer des Detektivs Erast Fandorin: "Azazel", "Leviafan", "Der Tod von Achilles", "Der Staatsrat", "Türkisches Gambit", "Die Krönung oder der letzte von Romanen", "Die Geliebte des Todes", "Der Geliebte des Todes" u. a. Er ist außerdem Autor des Buches "Schriftsteller und Selbstmord" (Moskau, 1999).
    Tschchartischwilis Prosa wurde in 17 Sprachen, darunter Englisch, Deutsch, Französisch und Italienisch übersetzt. .
    Preise: Preis der "Znamja”-Stiftung, "Bratja-Karamazowy"-Literaturpreis, Anti-Booker-Preis, Gewinner in der Nominierung "Bestseller" der 14. Moskauer internationalen Buchmesse.

    Boris Akunin
    Pelagia und die weißen Hunde.
    Roman.
    Aus d. Russ. v. Renate u. Thomas Reschke.
    2003. - GOLDMANN-
    Russland, im späten 19. Jahrhundert: Ordensschwester Pelagia wird auf den Landsitz einer Adelsfamilie geschickt. Es gehen dort seltsame Dinge vor: Nicht nur wurden die Hunde des Anwesens vergiftet, man birgt auch zwei Leichen aus der Wolga, und Pelagia ist die einzige, die eine schreckliche Wahrheit hinter den Verbrechen erahnt ...
    Boris Akunin
    Russisches Poker.
    Fandorin ermittelt.
    Roman. Aus d. Russ. v. Renate u. Thomas Reschke.
    2003. -AUFBAU TB-
    Hat Fadorin, inzwischen Hofrat und Beamter für Sonderaufträge beim Generalgouverneur von Moskau, nun doch noch seinen Meister gefunden? In Moskau geht ein Betrüger um, der die gerissensten Gaunerstücke inszeniert und vor nichts zurückschreckt, wenn sich nur ordentlich Geld scheffeln lässt. Er scheint Fandorin, was Tricks, Einfälle und Verkleidungskünste angeht, durchaus ebenbürtig und entwischt dem Hofrat mehrmals. Von Fandorin und seinem Team wird höchster Einsatz verlangt bei diesem Pokerspiel.

    Boris Akunin
    Der Tod des Achilles.
    Fandorin ermittelt.
    Roman. Aus d. Russ. v. Andreas Tretner
    2002. -AUFBAU TB-
    Moskau 1882. Nach sechs Jahren Dienst beim russischen Botschafter in Japan kehrt Fandorin wieder in seine Heimat zurück. Sogleich wird er mit dem Tod seines alten Freundes General Sobolew konfrontiert. Erste Ermittlungen führen zu einer Dame deutscher Herkunft. Wollten die Deutschen den berühmten General, der die Türken besiegte, ausschalten und so Rußland schwächen? Oder gibt es auch in Rußland Kräfte, die ihn fürchten?

    Sergej Bolmat
    geboren 1960 in Sankt Petersburg, studierte an der Staatlichen Hochschule für Kunst und Design Konzeptdesign. Er arbeitete u.a. als Zimmermann, Grafik-Designer, Layouter, Set-Designer beim Film und hatte als freiberuflicher Künstler zahlreiche Ausstellungen. Seit seinem 18. Lebensjahr schreibt Sergej Bolmat Drehbücher und Erzählungen. "Klick" ist sein Debütroman, der für den russischen Booker- und weitere Literatur-Preise nominiert worden ist und bald auch in Frankreich und Italien erscheinen wird. Sergej Bolmat lebt seit 1998 in Köln.

    Sergej Bolmat
    In der Luft.
    Roman. Aus d. Russ. v. Sylvia List u. Margret Fieseler.
    2003. -BECK-
    In seinem neuen Roman erzählt Sergej Bolmat die Geschichte von Erik und Zanna, zweier junger Russen Anfang 30, in deren verschlungene Lebenswege ein ganzes Panorama gegenwärtiger, nicht nur russischer Existenzentwürfe eingewoben ist. Erik, der sich durchs Leben treiben lässt und inzwischen in New York lebt, nimmt einen Job bei einer Firma an, die sich um die wirtschaftlichen Beziehungen zu Entwicklungsländern kümmert. Auf der Suche nach einem verschwundenen Kredit fliegt er zum ersten Mal nach vielen Jahren wieder nach Moskau.
    Zanna lebt in zweiter Ehe inzwischen in Deutschland, in der fiktiven Kleinstadt Lübbau. Auch ihr Leben ist, wie das von Erik, wenig zielgerichtet, ihre Beziehungen zu Männern nicht sehr glücklich. Schließlich verläßt sie Karl, ihren deutschen Mann, räumt sein Konto leer und nimmt die Kreditkarte mit. Am Düsseldorfer Flughafen trifft sie auf Erik ...
    Der Roman, dessen Handlung zehn Tage umfaßt, beschreibt eigentlich unsere Zeit, Lebensläufe ohne Erdung, die sich beständig neu definieren oder erfinden müssen, und er ist dabei äußerst intelligent und unterhaltsam.
    "In der Luft" ist, mit seinen Abschweifungen und vielen skurrilen Episoden, dem Panorama unterschiedlichster Typen und Milieus, seinen Verweisen auf Medien und Mode, auf Geldströme und Schattenwirtschaft, mit seinen Portraits von Moskau, New York und Lübbau, ein zeitgemäßer Gesellschaftsroman. Es ist eine Liebes- und Reisegeschichte, ein großes Lesevergnügen, das exzellent geschriebene Buch von einem der interessantesten jüngeren Autoren der russischen Gegenwartsliteratur.
    Sergej Bolmat
    Klick.
    Roman. Aus d. Russ. v. Margret Fieseler.
    2001. -KIEPENHEUER & WITSCH-
    Tjoma und die im neunten Monat schwangere Marina lieben sich, auch der Hochzeitstermin steht bereits fest. Doch nach einem Streit trennt sich das Paar. Durch einen bizarren Zufall gerät Marina an das Handy eines Auftragskillers und übernimmt gemeinsam mit ihrer Freundin Korea-Ho den ersten Auftrag. Dass sich das auserkorene Opfer in Marina verliebt, erleichtert den Auftrag der beiden Frauen keineswegs. Es kommt zu einer "Pulp Fiction"-artigen Odyssee durch das moderne Sankt Petersburg ... "Klick" liest sich spannend wie ein Krimi, ist aber weitaus mehr als das: ein postmoderner Roman, wie man ihn schon lange aus Russland erwartet hat.

    Michail Jelisarow
    geboren 1973 in Ivano-Frankowsk (Ukraine), studierte in Charkow Philologie und an der Musikhochschule Gesang und arbeitete u. a. als TV-Regisseur und Kameramann. Heute lebt und arbeitet er in Berlin. Splitter aus seinen Erzählungen haben in der literarischen Szene Moskaus den Status von Bonmots erlangt.
    Michail Jelisarow
    Die Nägel.
    Roman. Aus d. Russ. v. Hannelore Umbreit.
    2003. -RECLAM, LEIPZIG-
    Die beiden Findelkinder Gloster und Bachatow, der eine bucklig der andere für debil erklärt, wachsen in einem Internat für geistig Behinderte auf. Schwer misshandelt von Pflegern und der Heimleitung spielt der eine den Dümmling und der Andere überlebt dank seines ritualartigen Nägelknabberns. Doch bald hört man nichts mehr von Bachatow. Hat Ihn jemand bei seinem Zauberritual gestört? Hat Bachatow einen Mord beganngen?
    Doch auch er stirbt auf mysteriöse Weise.
    Um das Rätsel von Bachatows Ende zu lösen, kehrt Gloster ins Internat zurück, wo ihre Freundschaft begann.

    Wiktor Jerofeew
    Jerofeew ist Prosaschriftsteller, Essayist und Literaturforscher und einer der schockierendsten und skandalösesten Autoren des postmodernistischen Flügels der russischen Prosa. Kritiker behaupten, dass "es vielleicht wichtigere Texte in der modernen Literatur gibt, aber keine so skandalösen" wie seine.
    Er wurde 1947 in Moskau geboren und absolvierte die philologische Fakultät der Moskauer Staatlichen Universität. Er ist Kandidat der philologischen Wissenschaften. 1973 debütierte er als Literaturforscher in der Zeitschrift "Woprosy Literatury" und verfasste mehrere philologische Arbeiten, darunter: "Im Labyrinth der verdammten Fragen", "In einem Menschen einen Menschen finden. Dostojewski und der Existentionalismus". Außerdem war er Mitglied des Redaktionskollegiums des Untergrund-Almanachs "Metropol".
    Heute arbeitet Jerofeew als Moderator der Fernsehsendungen "Apokrif" und "Auf der Suche nach Literatur" und stellt Anthologien moderner russischer Prosa zusammen, z. B. "Russische Blumen des Bösen" und "Die Zeit zur Geburt".
    Bücher:
    - Annas Körper oder das Ende der russischen Avantgarde, 1989
    - Die Russische Schönheit, 1990
    - Die Männer, 1998
    - Fünf Flüsse des Lebens, 1998, u. a.
    Seine Werke wurden ins Englische, Französische, Deutsche und andere Sprachen übersetzt.
    Er ist Mitglied des russischen PEN-Clubs und Vize-Präsident des Europäischen Kulturclubs.
    Preise: 1992 Wladimir-Nabokow-Preis.

    Andrej Kurkow
    geb. 1961 in St. Petersburg, lebt seit seiner Kindheit in Kiew. Er studierte Fremdsprachen (er spricht insgesamt elf Sprachen), arbeitete als Redakteur, Gefängniswärter, Kameramann und schrieb zahlreiche Drehbücher. Seit 1996 lebter als freier Schriftsteller in Kiew und London.
    Andrej Kurkow
    Pinguine frieren nicht.
    Roman. Aus d. Russ. v. Sabine Grebing.
    2003. -DIOGENES-
    Um Victor, den Nekrologe schreibenden Redakteur der Kiewer "Hauptnachrichten" und seinen melancholischen Freund Mischa hat sich nach ihren aufregenden Abenteuern in "Picknick auf dem Eis" eine große Fangemeinde gebildet. Sie kann sich freuen, esgibt weitere Abenteuer: Die Flucht vor der Mafia hat Victor in die Antarktis geführt. Nicht zuletzt die Sorge um Mischa, seinen Pinguin-Freund, lässt Victor schließlich nach Kiew zurückkehren. Sein Bett ist inzwischen anderweitig besetzt, und den Platz Mischas hat eine Katze eingenommen. Wo ist sein Pinguin? Victor macht sich auf die Suche und findet ihn schließlich in Tschetschenien. "Große Gedanken über Lebenssinn, Liebe und Seelenfrieden, mit leichter Hand in die Odyssee eines einsamen Menschen verpackt. Kurkow muss nicht böse oder radikal sein, um mitten ins Herz zu treffen." (Annett Klimpel/Der Stern

    Andrej Kurkow
    Petrowitsch.
    Roman. Aus d. Russ. v. Christa Vogel.
    2000. -DIOGENES-
    Der junge Geschichtslehrer Kolja gerät auf der Suche nach den geheimen Tagebüchern des ukrainischen Vorzeigedichters, Taras Schewtschenko, in die kasachische Wüste, wo er bei einem Sandsturm fast umkommt. Ein alter Kasache und seine beiden Töchter Natascha und Gulja retten ihm das Leben. Zusammen mit Gulja folgt er weiter den Spuren des toten Dichters. Sie lernen sich kennen und lieben und finden "Petrowitsch" - sowie noch ein paar andere, unsympatischere Zeitgenossen.
    Ein spannender Abenteuerroman, eine bezaubernde Liebesgeschichte und eine Absage an jeglichen Nationalismus, sei er russischer, kasachischer oder ukrainischer Couleur.

    Andrej Kurkow
    Ein Freund des Verblichenen.
    Roman. Aus d. Russ. v. Christa Vogel
    2003. -DIOGENES-

    Vladimir Makanin
    Underground oder Ein Held unserer Zeit.
    Roman. Aus d. Russ. v. Annelore Nitschke. Mit e. Nachw. v. Dagmar Burkhart.
    2003. -LUCHTERHAND LITERATURVERLAG-

    Wiktor Pelewin
    Als Prosaschriftsteller ist Pelewin einer der populärsten Schriftsteller des heutigen Russland, besonders bei der Jugend. In seinen Werken mischt er moderne Realien mit der Phantasie, gewürzt mit einer guten Prise Ironie.
    Geboren wurde er 1962 in Moskau, absolvierte die Moskauer Hochschule für Energie-Ingenieure und die Hochschule für Literatur im Fernstudium. Seit 1987 werden seine Prosawerke weltweit mit großem Erfolg publiziert. Seine Werke sind in Frankreich, Großbritannien, Deutschland, Japan, Holland, China und einigen anderen Ländern erschienen.
    Bücher:
    - Blaue Laterne, Erzählungen, Moskau, 1992
    - Omon Ra, Moskau, 1993
    - Tschapajew und die Leere, Roman, Moskau, 1996
    - Das Leben von Insekten, Moskau, 1997
    - Der gelbe Pfeil, Moskau, 1998
    - Generation "P", Roman, Moskau, 1999 u. a.
    Preise: 1993 Kleiner Booker-Preis, "Bronzene Schnecke", "Interpresskon", "Strannik", Richard-Schönfeld-Preis (Deutschland), 1999 gekürt zur "Person des Jahres" von der Zeitschrift "Ogonjok".

    Wiktor Pelewin
    Generation P.
    Roman.
    Aus d. Russ. v. Andreas Tretner
    2002. -LIST TB.-
    Wiktor Pelewin
    Buddhas kleiner Finger.
    Roman. Aus d. Russ. v. Andreas Tretner.
    2000. -LIST TB.-
    Pjotr Pustota, Petersburger Avangardist und Bohemien, erlebt sich in zwei verschiedenen Welten, in zwei verschiedenen Zeiten. Sein Bewusstsein und seine Erlebnisse pendeln zwischen 1919 und dem Moskau von heute und er wird sich nicht klar darüber, in welcher er lebt und welche er sich nur vorstellt. Der Autor lässt auch seine Leser in ständiger Ungewissheit und würzt sein Verwirrspiel mit bissiger Satire und fernöstlicher Mystik.
    Wiktor Pelewin
    Die Entstehung der Arten und andere Erzählungen.
    Übertr. u. hrsg. v. Andreas Tretner
    1995. -RECLAM, LEIPZIG-

    Ljudmila Petruschewskaja
    Petruschewskaja ist Prosaschriftstellerin und Dramatikerin, Vertreterin der "untypischen" Frauenprosa. Sie ist eine der bekanntesten Schriftstellerin Russlands. Ihre Bandbreite ist groß: sie reicht "schwarzen" Alltagsgeschichten bis zu den mit Optimismus erfüllten Kindermärchen.
    Sie wurde in Moskau geboren und absolvierte die Fakultät für Journalistik der Moskauer Universität. Seit Mitte der 60ger schreibt sie Erzählungen. Seit Mitte der 70ger ist sie als Theaterautorin aktiv.
    Theaterstücke:
    - Zwei Fenster, 1975
    - Die Liebe, 1979
    - Ein Glas Wasser (1983),
    - Kolombinas Wohnung, 1985 u. a.
    Prosabücher:
    - Die unsterbliche Liebe. Erzählungen, Moskau 1988
    - Der Ball des letzten Menschen. Ausgewählte Prosa, Moskau, 1996
    - Richtige Märchen, Moskau, 1997
    - Ein Mädchen-Haus, Moskau, 1999
    - Finde mich, der Traum, Moskau, 2000
    - Glückliche Katzen, Moskau, 2001 u. a.
    Ihre Werke wurden ins Englische, Italienische, Deutsche, Französische und in mehrere andere Sprachen übersetzt.
    Preise: Alexander-Puschkin-Preis der Alfred-Töpfer-Stiftung, Preis der Zeitschriften "Oktjabr" und "Novyj mir", "Moskau-Penne"-Preis
    Sie ist Mitglied des russischen PEN-Clubs
    Ljudmilla Petruschewskaja
    Der schwarze Mantel.
    Erzählungen. Ausgew. u. aus d. Russ. v. Antje Leetz.
    2002. -BVT BERLINER TASCHENBUCH VERLAG-
    Die Erzählungen der russischen Autorin über kleine, scheinbar unbedeutende Alltagsgeschichten sind Meisterstücke der Kurzprosa.
    Ljudmila Petruschewskaja beobachtet das Schicksal des Einzelnen in der Menge und spürt das Geheimnisvolle und Außergewöhnliche im Alltäglichen auf. Es sind ironisch und düster erzählte tragikomische Episoden, die das Märchenhafte mit der bitteren Realität verbinden.
    Ljudmilla Petruschewskaja
    Die neuen Abenteuer der Schönen Helena.
    Märchen für Erwachsene. Aus d. Russ. v. Antje Leetz.
    2000. -PIPER-
    Seit über dreißig Jahren erfindet und erzählt Ljudmila Petruschewskaja, Mutter von drei Kindern , Märchen. Nach dem vielbeachteten Band "Der Mann, der wie eine Rose roch" - dessen Qualität, wie die FAZ urteilte, "besonders in der knappen Präzision" der "liebevoll ausgearbeiteten" Texte lag - hat sie nun aus ihrem unerschöpflichen Märchenfundus erneut eine Auswahl zusammengestellt.
    Wladimir Sorokin
    Sorokin ist heute einer der bekanntesten modernen russischen Prosaiker und gilt als Konzeptualist, Stilist und Meister der "schwarzen Groteske".
    Er wurde 1955 in Bykowo bei Moskau geboren und absolvierte die Moskauer Hochschule für Ingenieure der Erdöl- und Erdgasindustrie. Er befasste sich mit Buchgraphiken, Malerei und Konzeptualkunst und nahm an mehreren Kunstausstellungen teil. Seine Debütwerke wurden im Almanach "A-Ja" (Paris, 1985) veröffentlicht. Gemeinsam mit dem Fotokünstler O. Kulik gab Sorokin auch den Bilderband "In die Tiefe Russlands" heraus. Er schrieb außerdem die Drehbücher zu den Filmen "Moskau" und "Kopejka".
    Bücher:
    - Die Norm, Roman, Moskau, 1994
    - Die 30. Liebe Marinas, Roman, Moskau, 1995
    - Blauer Speck, Roman, Moskau, 1999
    - Ein Festmahl, Moskau, 2000
    - Der erste Subbotnik, Novellen, Moskau, 2001
    - Das Eis, Roman, 2002 u. a.
    Er ist Mitglied des russischen PEN-Clubs.
    Preise: Preis des deutschen Kultusministeriums und Andrej-Belyj-Preis.
    Vladimir Sorokin
    Der himmelblaue Speck.
    Roman. Aus d. Russ. v. Dorothea Trottenberg.
    2003. -DTV-

    Vladimir Sorokin
    Norma.
    Roman. Aus d. Russ. v. Dorothea Trottenberg.
    1999 -DUMONT LITERATUR UND KUNST VERLAG-
    Tatiana Tolstaja
    Tolstaja wurde 1951 in Leningrad geboren. Sie ist Enkelin des Schriftstellers Alexej Tolstoi und eine bekannte Prosaschriftstellerin, Publizistin und Kritikerin. Ihre Prosa zeichnet sich durch Psychologismus, groteske Stilmittel und nicht selten durch fantastische Gestalten aus. Fast jedes Schriftwerk von Tolstaja wird zum russischen Bestseller.
    Tolstaja absolvierte 1974 die klassische Abteilung der Fakultät für Philologie der Leningrader Staatlichen Universität. 1990 bis 2000 lebte sie großtenteils in den USA, wo die Schriftstellerin russische Literatur an Universitäten und Hochschulen lehrte.
    Bücher:
    - Auf der goldenen Außentreppe saßen, Novellen, Moskau, 1987
    - Liebst du oder liebst du nicht, Novellen, Moskau, 1997
    - Der Fluss Ockerville, Novellen, Moskau, 2000
    - Kys', Roman, Moskau, 2000
    - Die Nacht, Novellen, Moskau, 2001
    - Der Tag. Persönliches, Moskau, 2001
    Tolstaja Werke sind ins Englische, Deutsche, Französische, Schwedische und in andere Sprachen übersetzt.
    Sie ist Mitglied des Russischen PEN-Clubs.
    Preise: "Triumph"-Preis, Preis der 14. Moskauer internationalen Buchmesse in der Nominierung "Prosa".
    Tatjana Tolstaja
    Kys.
    Roman.
    Dtsch. v. Christiane Körner.
    2003. -ROWOHLT, BERLIN-

    Ljudmila Ulitskaja
    Die Prosaschriftstellerin wurde 1943 im Uralgebiet geboren. Sie ist eine der bekanntesten russischen Autorinnen. Ihre lesererfolgreiche Prosa vereint einen tiefen Psychologismus mit leichten Stilmitteln.
    Sie absolvierte die biologische Fakultät der Moskauer Staatlichen Universität und war am Institut für allgemeine Genetik der Akademie der Wissenschaften der UdSSR tätig. Sie leitete die Abteilung Dramaturgie des Jüdischen Kammermusiktheaters.
    Bücher:
    - 100 Knöpfe, Novellen, Moskau, 1983
    - Arme Verwandte, Erzählungen, Novelle, Moskau, 1995
    - Medea und ihre Kinder, Novellen, Moskau, 1996
    - Ein fröhliches Begräbnis, Novelle und Erzählungen, Moskau, 1998
    - Ljaljas Haus, Novelle und Erzählungen, Moskau, 2001 u. a.
    Ihre Bücher sind in Frankreich, Deutschland, Italien, China und anderen Ländern erschienen.
    Sie ist Mitglied des Russischen PEN-Clubs.
    Preise: Medici-Literaturpreis (Frankreich), Moscou-Penne-Literaturpreis (Frankreich), Guiseppe-Adserbi-Preis (Italien), Smirnoff-Booker-Preis für den Roman "Der Fall Kukotzki"
    Ljudmilla Ulitzkaja
    Die Lügen der Frauen.
    Aus d. Russ. v. Ganna-Maria Braungardt.
    2003. -HANSER-
    Zu Shenja fasst man rasch Zutrauen. Zu ihr kommen sie alle, die Mühseligen und Beladenen, mit ihren Träumen und märchenhaften Phantasien, in denen auch das bescheidenste Frauenleben zu dramatischer Größe und Schönheit erblüht. Shenja hört zu, ist oft verblüfft über die Lügen, die man ihr auftischt. Doch eines Tages ereilt sie selbst ein schweres Schicksal. Nun muss auch sie die Kunst zu leben neu erlernen. Ljudmila Ulitzkajas Buch ist eine literarische Erkundung der weiblichen Seele, eine Sammlung gewitzter und weiser Geschichten und zugleich das Porträt einer hinreißenden Frau, Shenja, die nach und nach von der Zuhörerin zur eigentlichen Hauptfigur avanciert.

    Ljudmilla Ulitzkaja
    Medea und ihre Kinder.
    Roman. Aus d. Russ. v. Ganna-Maria Braungardt.
    2003. -LÜBBE-
    Medea Mendez, über siebzig, verwitwet und kinderlos ist Mittelpunkt einer weitverzweigten Sippe. Ihr Haus auf der Krim wird alljährlich zum Treffpunkt zahlreicher Familienmitglieder, die von überall her angereist kommen, um dem Alltag zu entfliehen. Medea ist weise genug, um auf die wilden Abenteuer ihrer Nichten und Neffen mit Nachsicht zu reagieren. Als sich die Nichten Nika und Mascha in denselben Mann verlieben, fühlt sich Medea an die Wunden des eigenen Lebens erinnert. Die Moskauer Schriftstellerin Ljudmila Ulitzkaja erzählt eine kurzweilige Sommergeschichte. Es gelingt ihr, eine Brücke zu schlagen zwischen den großen Ereignissen des Jahrhunderts und den einfachen Dingen, die das Dasein der "kleinen Leute" bestimmen.
    Ljudmilla Ulitzkaja
    Reise in den siebenten Himmel.

    Roman. Aus d. Russ. v. Ganna-Maria Braungardt.
    2003. -BTB BEI GOLDMANN-
    Von einem Arzt mit hellseherischen Gaben, seiner Liebe, seinen Konflikten und seinem Scheitern handelt dieser vielgestaltige, meisterhafte Roman, der wie alle Bücher dieser großen russischen Erzählerin voller Geschichten, aber auch voller Geheimnisse steckt.
    Russland am Ende der Revolution. Der berühmte Gynäkologe Pawel Kukotzki will sich den allgegenwärtigen Zwängen des neuen Systems nicht unterordnen und flüchtet in die Rolle des verantwortungslosen Trinkers. Doch dann rettet er einer jungen Frau mit einer fast aussichtslosen Operation das Leben und verliebt sich in sie. Jelena zieht mit ihrer Tochter Tanja zu Pawel - und erhält am selben Tag die Nachricht vom Tod ihres Mannes. Das Gefühl, an seinem Tod mitschuldig zu sein, wird sie nie wieder verlassen. Über viele Jahre leben Pawel und Jelena in einer harmonischen Ehe. Es gelingt ihnen immer wieder, sich dem gierigen Griff des Sowjetregimes zu entziehen - bis eine schreckliche Auseinandersetzung ihr Glück zerstört. Vor dem Hintergrund eines halben Jahrhunderts russischer Geschichte erzählt dieses grandiose Epos von Schuld und Sühne, von Glück und Verzweiflung, von Leben und Tod.
    Ljudmilla Ulitzkaja
    Ein fröhliches Begräbnis.
    Roman. Aus d. Russ. v. Ganna-Maria Braungardt.
    2000. -LÜBBE-
    Verwandte und Freunde drängen sich in der New Yorker Atelier-Wohnung des russischen Malers Alik. Durch Muskelschwund bewegungsunfähig, wartet Alik auf das nahe Ende. Er war im Leben nie sehr erfolgreich, aber alle haben ihn geliebt, besonders die Frauen. Und jetzt haben sich die einstigen Rivalinnen in rührender Eintracht um ihn geschart, was er vergnügt zur Kennntnis nimmt. Er verabschiedet sich schließlich so heiter-ironisch vom Leben, wie er es immer zu nehmen wußte.

    Wladimir Woinowitsch
    Aglaja Rewkinas letzte Liebe.
    Roman. Aus d. Russ. v. Alfred Frank.
    2002. -BERLIN VERLAG-
    Aglaja Rewkina ist glühende Bolschewikin und Stalinistin. Beherrscht von leidenschaftlicher Liebe zu Stalin, dem lebendigen wie dem steinernen, zeigt sie sich bereit, diese mit ihrer Karriere, mit ihrem persönlichen Leben und dem Leben überhauptzu bezahlen. Aglaja Rewkinas Irrungen und Wirrungen zu folgen, und zwar bis in die Gegenwart hinein, erlaubt uns - ähnlich wie Thomas Brussigs Sonnenallee - einen völlig neuen Blick auf die letzten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts, auf die groteske Endfahrt in die sprichwörtliche ideologische Pleite und das bedrohliche Chaos eines gigantischen Neuanfangs.
    Biographische Daten russischer Autoren
    Auf dieser Website können Sie die Biographischen Daten vieler russischer Autoren nachlesen.