Der Flughafen von Mogadischu liegt zwischen Dünen und Ruinen. Der "Aden Adde International Airport", in Deutschland bekannt geworden durch die Entführung der "Landshut" im Oktober 1977, ist erst seit einigen Monaten wieder weiß gestrichen und einigermaßen wieder hergestellt - die somalische Übergangsregierung hat die Spuren des 20-jährigen Bürgerkriegs an den Gebäuden halbwegs beseitigt.
Auch die Sicherheitsvorkehrungen wurden in den letzten Monaten entscheidend verbessert, und zwar dank einer privaten Sicherheitsfirma. Sie heißt Ska Sky & Logistics und hat ihren Sitz in Dubai. Ende vergangenen Jahres bekam sie von der schwachen somalischen Regierung den Auftrag, den Flughafen zu betreiben und die Sicherheitstechnik auf modernsten Stand zu bringen. Das Unternehmem ist auch im Irak und in Afghanistan präsent, der Vertrag hat eine Laufzeit von zehn Jahren.
Ska ist nicht die einzige private Sicherheitsfirma, die in Somalia operiert. Wie viele es insgesamt sind, weiß nicht einmal Iman Ahmed. Er ist Berater des somalischen Verteidigungsministeriums und zuständig für alle Fragen im Zusammenhang mit privaten Militärunternehmen.
"Das Verteidigungsministerium weiß halbwegs Bescheid über die Sicherheitsfirmen, die in den Gebieten operieren, die von der Regierung kontrolliert werden. Aber wir wollen schriftliche Unterlagen mit Informationen darüber haben, was sie hier tatsächlich tun."
Und diese Unterlagen seien mehr als lückenhaft, sagt Iman Ahmed. Dafür gibt es mehrere Gründe: Die schwache somalische Regierung hat nur die Hälfte der Hauptstadt Mogadischu unter Kontrolle. Die andere Hälfte und die meisten Teile des Landes sind in der Hand radikaler Islamisten, der Miliz Al Shabaab. Was in den von ihr kontrollierten Gebieten vorgeht, weiß die Regierung sowieso nicht, weil sie dort keinen Zugang hat.
Beides sind auch die wichtigsten Gründe dafür, dass in Somalia immer mehr private Sicherheitsfirmen zum Einsatz kommen: Das somalische Militär ist schlecht trainiert und nicht in der Lage, das Staatsgebiet zu kontrollieren. Die Regierung, aber auch die UNO und die Afrikanische Union beauftragen private Unternehmen damit, die Sicherheitslücken zu schließen: Sie sollen somalische Militärs und Polizisten trainieren oder gleich ersetzen. Private Militärunternehmen werden beauftagt, vor der Küste zu patroullieren um Piraterie zu verhindern, Politiker zu schützen oder wichtige Einrichtungen des Staates zu bewachen. Aber derzeit weiß in Somalia kaum jemand, wer mit welchem Auftrag vor Ort ist. Vor allem nicht das somalische Verteidigungsministerium.
"Die, von denen wir sicher wissen, sind Saracen und Ska Logistics. Außerdem ist bekannt, dass die amerikanische CIA Einrichtungen am Flughafen hat."
Aber sein Ministerium habe den Verdacht, dass noch viele weitere private Militärfirmen in Somalia operieren.
"Aber sicher sind wir nicht. Wir haben nicht genug und nicht die richtigen Leute, um solche Informationen zu bekommen. Außerdem ist unser Einfluss in Mogadischu in jeder Hinsicht beschränkt. Ich kann es leider nicht leugnen: Die meisten Regierungsmitglieder sind mit ihren eigenen politischen Problemen beschäftigt."
So können private Militärfirmen mehr oder weniger unkontrolliert in Somalia tätig sein. Dass die amerikanische CIA in Somalia operiert, ist seit Jahren bekannt. Vermutlich auch auf der Basis von Informationen der Agenten vor Ort fliegt das US-amerikanische Militär mit Drohnen und Kampfhubschrauber Einsätze gegen islamistische Führer. Das Ziel: Die Elite der Miliz aus der Luft gezielt zu töten. Bislang unbestätigten Berichten zufolge soll die CIA auch ein geheimes Gefängnis am Flughafen betreiben - was Iman Ahmed für abwegig hält.
Saracen International ist ebenfalls hoch umstritten. Die Firma mit Sitz in Südafrika hatte bereits einen Vertag der Regierung zur Ausbildung somalischer Sicherheitskräfte. Seit das bekannt wurde, verlangen mehrere somalische Parlamentarier die Aufhebung dieses Vertrages.
"Jeder erinnert sich noch gut dran, was private Militärunternehmen im Irak gemacht haben. Vor allem Blackwater ist gut in Erinnerung. Von diesen Firmen erwarten alle nur Schlechtes."
Das in Somalia aktive Unternehmen Saracen hat Kontakte zum Blackwater-Gründer Erik Prince und seinem neuen Unternehmen Reflex Resources. Daher der Widerstand der somalischen Parlamentarier gegen diese - und andere - private Militärunternehmen. Der Ruf der Branche ist durch die Ereignisse im Irak geprägt: Blackwater-Söldner töteten im Irak 17 Zivilsten in einem Massaker. Sie versuchten außerdem, 20 weitere Zivilisten zu töten. Ein US-amerikanisches Gericht sprach die Söldner frei, weil US-amerikanische Sicherheitskräfte für ihre Aktionen im Irak von Strafverfolgung ausgenommen seien. Einer von ihnen bekannte sich aber schuldig. Auch in Afghanistan töten Blackwater-Söldner Zivilsten.
Auch der Widerstand gegen die Militärfirmen in Somalia hat gute Gründe, sagt jemand, der noch deutlich mehr weiß als Iman Ahmed. Aus Sicherheitsgründen will er weder seinen Namen noch seine genaue Funktion genannt wissen.
"Ich weiß von vier privaten Militärunternehmen. Es sind die großen, die immer an solchen Schauplätzen sind. Sie bieten logistische Unterstützung und militärisches Training für die somalischen Soldaten. Nebenbei verfolgen sie ihre eigenen Interessen. In den von den Islamisten kontrollierten Gebieten testen sie Waffen. Und manchmal sind das Waffen, die nach dem humanitären Kriegsvölkerrecht verboten sind."
Ein schwerer Vorwurf. Aber er habe, sagt er, den Einsatz solcher Waffen mehrfach selbst gesehen.
"Sie machen zunächst kein Geräusch. Man hört sie erst, wenn sie aufschlagen und detonieren. Dann ist die Explosion sehr laut. Und jedes Stück der Waffe zerspringt in weitere Stücke, die ihrerseits detonieren."
Was er bescheibt, könnte Cluster-Munition sein, die tatsächlich verboten ist. Aber er hat Mühe zu beschreiben, was er gesehen hat:
"Ein Mal bin ich in einem Panzer mitgefahren. Wir kamen an eine Stelle, die kurz vorher unter Artilleriebeschuss gestanden hatte. Ich sah einige völlig zerfetzte Leichen. Man konnte nicht einmal mehr mit Bestimmtheit sagen, dass es sich um menschliche Leichen handelte. Von weitem sahen sie zwar so aus, aber wenn man näher kam erkannte man keinen Körper mehr. Weil sie so zerfetzt waren."
Stimmt das, dann kämpfen nicht nur die islamistischen Milizen in Somalia einen schmutzigen Krieg.
"Das Problem ist: Jeden Tag kommen Flugzeuge an in denen Ausländer sitzen, die zu diesen privaten Militärunternehmen gehören. In der Regeln handeln sie ihre Verträge mit der Afrikanischen Union aus, die hier eine Eingreiftruppe stationiert hat, oder mit den Vereinten Nationen. Offiziell geht es immer darum, die Truppen der Regierung oder der Afrikanischen Union logistisch oder durch Training zu unterstützen. Aber was sie dann genau hier machen, weiß die UNO nicht, und die Regierung weiß es auch nicht. Das ist im Moment unser größtes Problem."
Auch die Sicherheitsvorkehrungen wurden in den letzten Monaten entscheidend verbessert, und zwar dank einer privaten Sicherheitsfirma. Sie heißt Ska Sky & Logistics und hat ihren Sitz in Dubai. Ende vergangenen Jahres bekam sie von der schwachen somalischen Regierung den Auftrag, den Flughafen zu betreiben und die Sicherheitstechnik auf modernsten Stand zu bringen. Das Unternehmem ist auch im Irak und in Afghanistan präsent, der Vertrag hat eine Laufzeit von zehn Jahren.
Ska ist nicht die einzige private Sicherheitsfirma, die in Somalia operiert. Wie viele es insgesamt sind, weiß nicht einmal Iman Ahmed. Er ist Berater des somalischen Verteidigungsministeriums und zuständig für alle Fragen im Zusammenhang mit privaten Militärunternehmen.
"Das Verteidigungsministerium weiß halbwegs Bescheid über die Sicherheitsfirmen, die in den Gebieten operieren, die von der Regierung kontrolliert werden. Aber wir wollen schriftliche Unterlagen mit Informationen darüber haben, was sie hier tatsächlich tun."
Und diese Unterlagen seien mehr als lückenhaft, sagt Iman Ahmed. Dafür gibt es mehrere Gründe: Die schwache somalische Regierung hat nur die Hälfte der Hauptstadt Mogadischu unter Kontrolle. Die andere Hälfte und die meisten Teile des Landes sind in der Hand radikaler Islamisten, der Miliz Al Shabaab. Was in den von ihr kontrollierten Gebieten vorgeht, weiß die Regierung sowieso nicht, weil sie dort keinen Zugang hat.
Beides sind auch die wichtigsten Gründe dafür, dass in Somalia immer mehr private Sicherheitsfirmen zum Einsatz kommen: Das somalische Militär ist schlecht trainiert und nicht in der Lage, das Staatsgebiet zu kontrollieren. Die Regierung, aber auch die UNO und die Afrikanische Union beauftragen private Unternehmen damit, die Sicherheitslücken zu schließen: Sie sollen somalische Militärs und Polizisten trainieren oder gleich ersetzen. Private Militärunternehmen werden beauftagt, vor der Küste zu patroullieren um Piraterie zu verhindern, Politiker zu schützen oder wichtige Einrichtungen des Staates zu bewachen. Aber derzeit weiß in Somalia kaum jemand, wer mit welchem Auftrag vor Ort ist. Vor allem nicht das somalische Verteidigungsministerium.
"Die, von denen wir sicher wissen, sind Saracen und Ska Logistics. Außerdem ist bekannt, dass die amerikanische CIA Einrichtungen am Flughafen hat."
Aber sein Ministerium habe den Verdacht, dass noch viele weitere private Militärfirmen in Somalia operieren.
"Aber sicher sind wir nicht. Wir haben nicht genug und nicht die richtigen Leute, um solche Informationen zu bekommen. Außerdem ist unser Einfluss in Mogadischu in jeder Hinsicht beschränkt. Ich kann es leider nicht leugnen: Die meisten Regierungsmitglieder sind mit ihren eigenen politischen Problemen beschäftigt."
So können private Militärfirmen mehr oder weniger unkontrolliert in Somalia tätig sein. Dass die amerikanische CIA in Somalia operiert, ist seit Jahren bekannt. Vermutlich auch auf der Basis von Informationen der Agenten vor Ort fliegt das US-amerikanische Militär mit Drohnen und Kampfhubschrauber Einsätze gegen islamistische Führer. Das Ziel: Die Elite der Miliz aus der Luft gezielt zu töten. Bislang unbestätigten Berichten zufolge soll die CIA auch ein geheimes Gefängnis am Flughafen betreiben - was Iman Ahmed für abwegig hält.
Saracen International ist ebenfalls hoch umstritten. Die Firma mit Sitz in Südafrika hatte bereits einen Vertag der Regierung zur Ausbildung somalischer Sicherheitskräfte. Seit das bekannt wurde, verlangen mehrere somalische Parlamentarier die Aufhebung dieses Vertrages.
"Jeder erinnert sich noch gut dran, was private Militärunternehmen im Irak gemacht haben. Vor allem Blackwater ist gut in Erinnerung. Von diesen Firmen erwarten alle nur Schlechtes."
Das in Somalia aktive Unternehmen Saracen hat Kontakte zum Blackwater-Gründer Erik Prince und seinem neuen Unternehmen Reflex Resources. Daher der Widerstand der somalischen Parlamentarier gegen diese - und andere - private Militärunternehmen. Der Ruf der Branche ist durch die Ereignisse im Irak geprägt: Blackwater-Söldner töteten im Irak 17 Zivilsten in einem Massaker. Sie versuchten außerdem, 20 weitere Zivilisten zu töten. Ein US-amerikanisches Gericht sprach die Söldner frei, weil US-amerikanische Sicherheitskräfte für ihre Aktionen im Irak von Strafverfolgung ausgenommen seien. Einer von ihnen bekannte sich aber schuldig. Auch in Afghanistan töten Blackwater-Söldner Zivilsten.
Auch der Widerstand gegen die Militärfirmen in Somalia hat gute Gründe, sagt jemand, der noch deutlich mehr weiß als Iman Ahmed. Aus Sicherheitsgründen will er weder seinen Namen noch seine genaue Funktion genannt wissen.
"Ich weiß von vier privaten Militärunternehmen. Es sind die großen, die immer an solchen Schauplätzen sind. Sie bieten logistische Unterstützung und militärisches Training für die somalischen Soldaten. Nebenbei verfolgen sie ihre eigenen Interessen. In den von den Islamisten kontrollierten Gebieten testen sie Waffen. Und manchmal sind das Waffen, die nach dem humanitären Kriegsvölkerrecht verboten sind."
Ein schwerer Vorwurf. Aber er habe, sagt er, den Einsatz solcher Waffen mehrfach selbst gesehen.
"Sie machen zunächst kein Geräusch. Man hört sie erst, wenn sie aufschlagen und detonieren. Dann ist die Explosion sehr laut. Und jedes Stück der Waffe zerspringt in weitere Stücke, die ihrerseits detonieren."
Was er bescheibt, könnte Cluster-Munition sein, die tatsächlich verboten ist. Aber er hat Mühe zu beschreiben, was er gesehen hat:
"Ein Mal bin ich in einem Panzer mitgefahren. Wir kamen an eine Stelle, die kurz vorher unter Artilleriebeschuss gestanden hatte. Ich sah einige völlig zerfetzte Leichen. Man konnte nicht einmal mehr mit Bestimmtheit sagen, dass es sich um menschliche Leichen handelte. Von weitem sahen sie zwar so aus, aber wenn man näher kam erkannte man keinen Körper mehr. Weil sie so zerfetzt waren."
Stimmt das, dann kämpfen nicht nur die islamistischen Milizen in Somalia einen schmutzigen Krieg.
"Das Problem ist: Jeden Tag kommen Flugzeuge an in denen Ausländer sitzen, die zu diesen privaten Militärunternehmen gehören. In der Regeln handeln sie ihre Verträge mit der Afrikanischen Union aus, die hier eine Eingreiftruppe stationiert hat, oder mit den Vereinten Nationen. Offiziell geht es immer darum, die Truppen der Regierung oder der Afrikanischen Union logistisch oder durch Training zu unterstützen. Aber was sie dann genau hier machen, weiß die UNO nicht, und die Regierung weiß es auch nicht. Das ist im Moment unser größtes Problem."