Peter Kapern: Morgen Abend um 19 Uhr werden die Glocken der koptisch-orthodoxen Kirchengemeinden in Deutschland läuten. Sie laden dann Gläubige aller Religionen und Konfessionen zum Gebet ein. Zum Gebet für die Christen in Ägypten, die sich seit dem Sturz von Staatspräsident Mursi einer massiven Repression ausgesetzt sehen. Radikale Moslems haben mehr als 60 koptische Kirchen angegriffen, zerstört oder verwüstet, genauso wie Dutzende andere christliche Häuser und Einrichtungen. Amnesty International spricht von einem beispiellosen Anstieg der Gewalt gegen die Kopten in Ägypten, und bei uns am Telefon ist nun Anba Damian, der Generalbischof der koptisch-orthodoxen Gemeinde in Deutschland. Guten Morgen, Herr Bischof!
Anba Damian: Guten Morgen, Herr Kapern!
Kapern: Herr Bischof, was wissen Sie über die Situation der Kopten in Ägypten?
Damian: Die Situation ist sehr ernsthaft. Wir sind sprachlos, wir sind in Schock versetzt worden. Wir erfahren immer wieder, was unseren Menschen angetan wird, wie die Kirchen in Brand gesetzt werden. Die Mutterkirche ist sehr traurig und mit ihr die gesamten Kopten weltweit.
Kapern: Welches Ausmaß haben die Verfolgungen Ihren Informationen zufolge?
Damian: Enorm. Überall im gesamten Land, in Al-Minya, in Suez, aus dem Sinai, in Luxor, im gesamten Land, in Vororten von Kairo, in Gizeh, in Al-Minya, also an mehreren Stätten sind gleichzeitig viele Kirchen in Brand und zerstört worden sind. Und mit den Kirchen Gemeindehäuser, Waisenhäuser für Kinder, Klöster, sogar Einrichtungen von katholischen und evangelischen Schwestern und Brüdern, sogar Kinderheime sind davon auch betroffen.
Kapern: Herr Bischof, Sie haben darauf aufmerksam gemacht, dass diese Angriffe auf koptische Einrichtungen gewissermaßen gleichzeitig angelaufen und abgelaufen sind. Ziehen Sie daraus den Schluss, dass dies alles von langer Hand vorbereitet war?
Damian: Das ist ein klarer Plan und ein sehr böser, aggressiver Plan gegen Kopten. Und das ist eine zentrale Planung, und es ist nicht plötzlich. Wir erleben das immer wieder. Wir denken noch an den Terroranschlag auf die Christen in Alexandria am 1.1.2011. Also die Serie der Gewalt, die ist nicht neu, aber in dieser Intensität ist schon außergewöhnlich. Seit 1971 erfahren wir ununterbrochen Gewalt gegen Kopten. Kirchen, Kirchengebäude, Menschen, Gemeinden, Entführung von Frauen, Mädchen, Vergewaltigung, Erpressung der vermögenden Kopten, Plünderung der Geschäfte und Sonstiges. Und keiner der Täter wird bestraft.
Kapern: Sie haben gerade den Beginn dieser Repressionen auf 1971 terminiert - was hat das mit diesem Datum auf sich?
Damian: Der Präsident Sadat hat Ägypten zu einem islamischen Staat deklariert, indem er in den zweiten Artikel der ägyptischen Verfassung den Satz beigefügt hat: Ägypten ist ein islamischer Staat. Das heißt, der Koran und Scharia sind die Hauptquellen der Gesetzgebung, und die besagen, wenn der Täter Moslem ist und sein Opfer ein Christ ist, kann der Täter nicht bestraft werden. Und deswegen erlauben sich die Kriminellen und die Täter sehr viel Kriminalitäten gegen Kopten, und die werden freigelassen.
Kapern: Wer steckt hinter dem planvollen Vorgehen gegen die ägyptischen Kopten?
Damian: Islamisten und die Spitze der Muslimbrüderschaft, die es nicht aushalten, dass Christen sozusagen das Recht haben wollen, miteinander auf demselben Boden Ägyptens mit ihnen zusammenzuleben.
Kapern: Nun gibt es Klagen darüber, Herr Bischof, dass die ägyptischen Kopten nicht ausreichend von der ägyptischen Regierung geschützt werden. Sehen Sie das auch so?
Damian: Bis jetzt haben wir in der Zeit von Mubarak teilweise unsere Rechte durch seine Gnade bekommen und nicht durch die Kraft des Gesetzes. Im Augenblick ist die Übergangsregierung sehr erschöpft. Die Gewalt und die Aggression, aber auch dieses Chaos und Terrorismus unter Kontrolle zu halten. Ich bin aber hoffnungsvoll, dass eine neue Verfassung, der die Rechte der Kopten im Heimatland Ägypten sichert, zu einer Verbesserung der Lebensqualität führen kann.
Kapern: Denken Sie, dass die deutsche Regierung kurzfristig irgendetwas tun könnte, um für einen besseren Schutz der Kopten zu sorgen?
Damian: Da sind wir hoffnungsvoll, dass die deutsche Regierung den Terrorismus verurteilt und nicht die Muslimbrüder ständig unterstützt. Denn dass es damit verliert Sympathie von sehr vielen Ägyptern - 35 Millionen gingen auf die Straßen und demonstrierten gegen die Regierung von Mursi. Diese Menschen haben Sympathie und haben Unterstützung der Bundesregierung verdient, und deswegen muss die Bundesregierung alles Mögliche tun, um diesen Menschen zu helfen und zu unterstützen, damit sie an ihre Rechte, an ihre Freiheit, an die Demokratie, an ein würdiges Leben kommen und nicht die Gewalt beziehungsweise die Verteidigung der Armee, das Land in Schutz zu nehmen, zu verurteilen. Es ist kein Militärputsch, sondern es ist der Wunsch des Volkes, dass das Militär ihre Leben schützt, damit sie ihre Meinung frei äußern können.
Kapern: Bischof Anba Damian, der Generalbischof der koptisch-orthodoxen Gemeinde in Deutschland. Herr Bischof, danke für das Gespräch, danke, dass Sie Zeit für uns und unsere Hörer hatten.
Damian: Vielen Dank!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.
Anba Damian: Guten Morgen, Herr Kapern!
Kapern: Herr Bischof, was wissen Sie über die Situation der Kopten in Ägypten?
Damian: Die Situation ist sehr ernsthaft. Wir sind sprachlos, wir sind in Schock versetzt worden. Wir erfahren immer wieder, was unseren Menschen angetan wird, wie die Kirchen in Brand gesetzt werden. Die Mutterkirche ist sehr traurig und mit ihr die gesamten Kopten weltweit.
Kapern: Welches Ausmaß haben die Verfolgungen Ihren Informationen zufolge?
Damian: Enorm. Überall im gesamten Land, in Al-Minya, in Suez, aus dem Sinai, in Luxor, im gesamten Land, in Vororten von Kairo, in Gizeh, in Al-Minya, also an mehreren Stätten sind gleichzeitig viele Kirchen in Brand und zerstört worden sind. Und mit den Kirchen Gemeindehäuser, Waisenhäuser für Kinder, Klöster, sogar Einrichtungen von katholischen und evangelischen Schwestern und Brüdern, sogar Kinderheime sind davon auch betroffen.
Kapern: Herr Bischof, Sie haben darauf aufmerksam gemacht, dass diese Angriffe auf koptische Einrichtungen gewissermaßen gleichzeitig angelaufen und abgelaufen sind. Ziehen Sie daraus den Schluss, dass dies alles von langer Hand vorbereitet war?
Damian: Das ist ein klarer Plan und ein sehr böser, aggressiver Plan gegen Kopten. Und das ist eine zentrale Planung, und es ist nicht plötzlich. Wir erleben das immer wieder. Wir denken noch an den Terroranschlag auf die Christen in Alexandria am 1.1.2011. Also die Serie der Gewalt, die ist nicht neu, aber in dieser Intensität ist schon außergewöhnlich. Seit 1971 erfahren wir ununterbrochen Gewalt gegen Kopten. Kirchen, Kirchengebäude, Menschen, Gemeinden, Entführung von Frauen, Mädchen, Vergewaltigung, Erpressung der vermögenden Kopten, Plünderung der Geschäfte und Sonstiges. Und keiner der Täter wird bestraft.
Kapern: Sie haben gerade den Beginn dieser Repressionen auf 1971 terminiert - was hat das mit diesem Datum auf sich?
Damian: Der Präsident Sadat hat Ägypten zu einem islamischen Staat deklariert, indem er in den zweiten Artikel der ägyptischen Verfassung den Satz beigefügt hat: Ägypten ist ein islamischer Staat. Das heißt, der Koran und Scharia sind die Hauptquellen der Gesetzgebung, und die besagen, wenn der Täter Moslem ist und sein Opfer ein Christ ist, kann der Täter nicht bestraft werden. Und deswegen erlauben sich die Kriminellen und die Täter sehr viel Kriminalitäten gegen Kopten, und die werden freigelassen.
Kapern: Wer steckt hinter dem planvollen Vorgehen gegen die ägyptischen Kopten?
Damian: Islamisten und die Spitze der Muslimbrüderschaft, die es nicht aushalten, dass Christen sozusagen das Recht haben wollen, miteinander auf demselben Boden Ägyptens mit ihnen zusammenzuleben.
Kapern: Nun gibt es Klagen darüber, Herr Bischof, dass die ägyptischen Kopten nicht ausreichend von der ägyptischen Regierung geschützt werden. Sehen Sie das auch so?
Damian: Bis jetzt haben wir in der Zeit von Mubarak teilweise unsere Rechte durch seine Gnade bekommen und nicht durch die Kraft des Gesetzes. Im Augenblick ist die Übergangsregierung sehr erschöpft. Die Gewalt und die Aggression, aber auch dieses Chaos und Terrorismus unter Kontrolle zu halten. Ich bin aber hoffnungsvoll, dass eine neue Verfassung, der die Rechte der Kopten im Heimatland Ägypten sichert, zu einer Verbesserung der Lebensqualität führen kann.
Kapern: Denken Sie, dass die deutsche Regierung kurzfristig irgendetwas tun könnte, um für einen besseren Schutz der Kopten zu sorgen?
Damian: Da sind wir hoffnungsvoll, dass die deutsche Regierung den Terrorismus verurteilt und nicht die Muslimbrüder ständig unterstützt. Denn dass es damit verliert Sympathie von sehr vielen Ägyptern - 35 Millionen gingen auf die Straßen und demonstrierten gegen die Regierung von Mursi. Diese Menschen haben Sympathie und haben Unterstützung der Bundesregierung verdient, und deswegen muss die Bundesregierung alles Mögliche tun, um diesen Menschen zu helfen und zu unterstützen, damit sie an ihre Rechte, an ihre Freiheit, an die Demokratie, an ein würdiges Leben kommen und nicht die Gewalt beziehungsweise die Verteidigung der Armee, das Land in Schutz zu nehmen, zu verurteilen. Es ist kein Militärputsch, sondern es ist der Wunsch des Volkes, dass das Militär ihre Leben schützt, damit sie ihre Meinung frei äußern können.
Kapern: Bischof Anba Damian, der Generalbischof der koptisch-orthodoxen Gemeinde in Deutschland. Herr Bischof, danke für das Gespräch, danke, dass Sie Zeit für uns und unsere Hörer hatten.
Damian: Vielen Dank!
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Deutschlandradio macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.