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Ein Selbstversuch
Einkaufen ohne Verpackung

Wir sind Weltmeister im Mülltrennen. Nur Müll von vornherein zu vermeiden, daran hapert es. Kein Wunder, denn Abfall einsparen ist gar nicht so einfach: Ohne Pappkarton, Plastiktüte oder Alufolien geht hierzulande fast gar nichts. Doch Abfall vermeiden ist gar nicht so einfach.

Von Anna Florenske |
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    Gelbe Säcke stehen an einem Grundstück zur Abholung bereit am 11.03.2014 in Sieversdorf (Brandenburg). Weil immer häufiger von Herstellern nicht bezahlte Verpackungsabfälle in der gelben Tonne oder dem gelben Sack landen, ist eine Reform geplant. Foto: Pa (picture-alliance / dpa / Patrick Pleul)
    Mit Leinenbeuteln, Plastikdosen, einem Eierkarton und einer Thermotasse ziehe ich los - zunächst auf den Markt...
    "Guten Morgen, ich würde gern ein bisschen Gemüse und Obst mitnehmen - können Sie das direkt in meine eigenen Taschen packen?"
    "Selbstverständlich kann ich das. Wenn Sie ihre eigenen Taschen mitbringen, dann packe ich jederzeit alles da hinein."
    Das ging ganz ohne Probleme, ich bin begeistert! Dass Kunden ihre eigenen Taschen mitbringen, scheint aber noch eher die Ausnahme zu sein. Die meisten tragen ihre Kartoffeln, Äpfel und Möhren in Plastiktüten nach Hause...
    "Das sind immer viele Tüten, nicht wahr?
    "Ja."
    "Was machen Sie damit? Wegschmeißen. Was soll ich machen?"
    "Aussortieren. Wir haben gelbe, blaue und schwarze Mülltonnen. Anders kann man's nicht machen."
    "Das machen die automatisch mit den Plastiktüten - eigentlich könnte man das vermeiden!"
    Jeder Deutsche produziert 500 Kilogramm Abfall im Jahr
    Jeder Mensch in Deutschland produziert im Durchschnitt um die 500 Kilogramm Abfall im Jahr. Wer seinen persönlichen Müllberg kleiner macht, hilft damit direkt der Umwelt. Abfall vermeiden ist noch wichtiger als Mülltrennen und wiederverwerten, erklärt Benjamin Bongardt vom Naturschutzbund:
    "Abfallvermeidung ist deshalb wichtig, weil wir derzeit einen Lebensstandard haben, der weit über das hinausgeht, was unsere Erde uns geben kann an Rohstoffen. Und was sie auch ertragen kann - an Schadstoffen und Flächen die verbraucht werden, dadurch dass zum Beispiel Abfall unter Tage eingelagert wird."
    Doch Abfall vermeiden ist gar nicht so einfach auch deshalb, weil man immer gut ausgerüstet sein muss. Vor dem Supermarkt treffe ich einen 20-Jährigen, seinen Einkauf trägt er einer neuen Plastiktüte...
    "Ich komme nur von meiner Freundin, deshalb ist der Rucksack schon mit Klamotten gefüllt – deshalb brauchte ich die Tüte..."
    Im Supermarkt, an der Fleischtheke - ich möchte ein paar Koteletts haben, ohne Verpackung...
    "Können Sie mir die direkt in meine mitgebrachte Dose tun?
    "Darf ich nicht aus Gesundheitsgründen!"
    "Und wenn ich die halte?"
    "Ich muss ja den Kassenbon festmachen - auch nicht."
    Keine mitgebrachten Behälter hinter der Theke
    Hygienische Gründe sind auch am Käsestand und bei Eiern das Argument, mit dem Verkäufer meine mitgebrachten Gefäße abweisen und die Ware in ihre eigene Wegwerfverpackung stecken möchten. Genaue gesetzliche Vorschriften gibt es aber dazu nicht, sagt Birgit Roos von Danwitz, Amtsleiterin bei der Lebensmittelüberwachung im Rhein-Erft-Kreis:
    "Der Lebensmittelunternehmer muss einfach darauf achten, dass im Bereich hinter der Theke keine sogenannte nachteilige Beeinflussung der Lebensmittel stattfinden kann. Das ist seine Aufgabe und das muss er letztendlich entscheiden."
    Also alles Ermessenssache des Händlers! Mitgebrachte Dosen oder Beutel sollten grundsätzlich nicht hinter die Theke, weil ihnen unsichtbare Krankheitskeime anhaften könnten. So hält es auch diese Metzgerin:
    "Würden Sie mir auch ein Steak in meine eigene Dose tun? Ja, die müssen sie aber vor dem Tresen halten. Sobald ich das hier hin lass und das Veterinäramt sieht das, kann ich den Kittel ausziehen. Darf ich die Dose hier drauf stellen? Drauf stellen ist kein Problem. Nur eben nicht hinter die Theke."
    Geschafft! Jetzt noch einen "Coffee-to-go"...
    "Bekomme ich Kaffee von Ihnen in meine eigene Tasse?"
    Fehlanzeige - wegen der Rezeptur. Damit sie nicht zu viel Milch verwendet, soll die Verkäuferin den Caffee Latte immer erst in ihrem Pappbecher abmessen. Ich verzichte - fünf Millionen "Coffee-to-Becher" im Jahr hierzulande sind zu viel, da will ich nicht mehr mitmachen. Aber siehe da - hundert Meter weiter bekomme ich Kaffee direkt in meine eigene Tasse...
    "Ja, klar kann ich Ihnen reinfüllen."