Beschaulich schmiegt sich der kleine Völklinger Stadtteil auf die Anhöhe hinter dem Waldfriedhof. Auf der Hermann-Röchling-Höhe gibt es einen Bäcker, die Filiale eines Geldinstituts, eine Kirche, einen Sportverein. Und die Bewohner, sie wollen mehrheitlich von einer Umbenennung ihres Stadtteils nichts wissen. Sie klammern sich an ihren Hermann. Erklärungsversuche von Thorsten Krieg, dem Sprecher einer Bürgerinitiative, die sich für den Erhalt des Namens stark macht.
"Es geht um den Ort Hermann-Röchling-Höhe, wo die Leute sich daheim fühlen, selbst die Jungen sagen "Hermi", das ist ein Begriff, das ist ein Ort, wo die Leute sich wohlfühlen. Man fühlt sich dort daheim, das ist mein Wohnort. Und warum soll ich mir den wegnehmen lassen?"
Es sei nicht Ausdruck politischer Gesinnung, dass die hier lebende Bevölkerung gegen eine Umbenennung sei, glaubt Günter Danninger.
"Die sind nun einmal dagegen und zur Geschichte haben sie keinen Bezug. Brauner Sumpf, das will ich nicht erkennen darin."
Günter Danninger ist inzwischen über 80. Als Zeitzeuge versucht er die Menschen in seinem Wohnviertel seit Jahren davon zu überzeugen, dass sie die fragwürdige Ehrung eines ausgewiesenen Kriegsverbrechers nicht hinnehmen dürfen. Vor allem deshalb, weil Hermann Röchling kein gewöhnlicher Industrieller gewesen sei, sondern ein enger Vertrauter Hitlers, ein Getreuer im Geiste, der die menschenverachtende Vernichtungsideologie der Nazis verinnerlicht hatte. Briefe Röchlings an Hitler bezeugen dies. Doch die Menschen möchten sich lieber an den fortschrittlichen Stahlproduzenten erinnern.
"Weil der Mann total sozial eingestellt war und den Menschen Arbeit und Brot gegeben hat."
Dass er Hitlers Kriegsmaschinerie in Gang hielt
"- "Das ist kein Verbrechen, das war die nationalsozialistische Zeit."
- "Wer in dieser Zeit gelebt hat, der weiß, wie es war, deshalb kann ich es nicht verstehen, dass man Hermann Röchling heute so niedermacht."
- "Ich bin jetzt 57 Jahre alt, das war vor unserer Zeit und irgendwie sollte man die Vergangenheit ruhen lassen."
- "Wir haben nun 60 Jahre Hermann-Röchling-Höhe gehört, warum soll das jetzt geändert werden, ich verstehe das nicht.""
Ende der vergangenen Woche hat nun die CDU–Fraktion im Völklinger Stadtrat einen Vorschlag gemacht, wie der Streit um die Namensgebung beendet werden könnte. Die Lösung lautet: Wir streichen den Vornamen Hermann, nennen den Stadtteil nur noch "Röchling-Höhe" und alles ist in bester Ordnung. Statt an einen zweifach verurteilten Kriegsverbrecher werde dadurch an den Großindustriellen erinnert, der Arbeit und Wohlstand nach Völklingen gebracht habe, argumentiert die CDU. Für den Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde im Saarland, Richard Bermann, spottet dieses Vorgehen jeder Beschreibung.
"Für mich ist das ein Überkitten der Problematik. Es ist Geschichtsklitterung, wenn heute einfach zwischen beiden Mehrheitsfraktionen, zwischen CDU und SPD, geglaubt wird, dass man das Problem dadurch löst, dass man einfach den Vornamen weglässt."
Weil es jedoch an der Zeit sei, das leidige Thema zu beenden, will sich die SPD diesem Vorschlag nicht verschließen, sagt der Fraktionsvorsitzende Eric Kuhn.
"Der Hermann Röchling, das brauchen wir nicht zu diskutieren, war auch nach unserer Meinung eindeutig ein verurteilter Kriegsverbrecher. Aber es nützt ja nichts, Namen im Stadtrat zu diskutieren, wo man weiß, dass man keine Mehrheit dafür hat. Dann diskutieren wird das Thema noch in zehn Jahren."
Noch im Sommer war die SPD der Auffassung, der Stadtteil müsse aus Gründen der politischen Hygiene umbenannt werden. Sie war deshalb gewillt, einen von der Linken im Stadtrat eingebrachten Antrag zu unterstützen. Aber damals stellte sich die CDU quer. Unter Protest der Befürworter beantragte der CDU-Fraktionsvorsitzende Stefan Rabel, das Thema von der Tagesordnung abzusetzen. Er begründete dies unter anderem damit, dass die Mehrheit der Bewohner des Stadtteiles am Namen festhalten wolle und brachte eine Bürgerbefragung ins Spiel.
"97 Prozent sind dagegen."
Das Abstimmungsergebnis ging im Jubel derjenigen unter, die den Namen beibehalten wollen. Die Umbenennung der Hermann-Röchling-Höhe war vom Tisch, ohne dass eine Bürgerbefragung auf den Weg gebracht worden wäre, bis dieser Tage die Linke diese Idee wiederbelebte. Nicht aus Überzeugung, sondern aus taktischen Gründen, denn das Thema Hermann-Röchling-Höhe drohte wieder einmal zu versanden. Damit hat die Linke die Mehrheitsfraktionen von CDU und SPD aufgescheucht. Im Januar soll nun der Stadtrat darüber befinden, ob der Vorname Hermann aus dem Stadtteilnamen gestrichen wird. Aus Sicht der Sozialdemokraten gehört diese Entscheidung auch zwingend auf die Ebene des Stadtrats und nicht in die Hände der Bürger. Eric Kuhn.
"Wenn wir eine Bürgerbefragung machen, dann würde sich mancher wundern, was da für ein Ergebnis rauskommen würde. Und das kann ich nicht akzeptieren, als Sozialdemokrat."
Bislang fehlt eine historische Aufarbeitung der Person Hermann Röchlings. Sie wurde weder von der Stadt, noch vom Land geleistet. Und dass die Stadtväter 2012 noch immer nicht in der Lage seien, der Verherrlichung Röchlings mit einer deutlichen Geste ein Ende zu setzten, sei nicht länger hinnehmbar, sagt der Vorsitzende der Synagogengemeinde Richard Bermann.
"Ich werde alle Hebel in Bewegung setzen, dem Protest auf die Beine zu helfen. Ich denke, es ist jetzt wirklich an der Zeit, hier etwas zu verändern."
"Es geht um den Ort Hermann-Röchling-Höhe, wo die Leute sich daheim fühlen, selbst die Jungen sagen "Hermi", das ist ein Begriff, das ist ein Ort, wo die Leute sich wohlfühlen. Man fühlt sich dort daheim, das ist mein Wohnort. Und warum soll ich mir den wegnehmen lassen?"
Es sei nicht Ausdruck politischer Gesinnung, dass die hier lebende Bevölkerung gegen eine Umbenennung sei, glaubt Günter Danninger.
"Die sind nun einmal dagegen und zur Geschichte haben sie keinen Bezug. Brauner Sumpf, das will ich nicht erkennen darin."
Günter Danninger ist inzwischen über 80. Als Zeitzeuge versucht er die Menschen in seinem Wohnviertel seit Jahren davon zu überzeugen, dass sie die fragwürdige Ehrung eines ausgewiesenen Kriegsverbrechers nicht hinnehmen dürfen. Vor allem deshalb, weil Hermann Röchling kein gewöhnlicher Industrieller gewesen sei, sondern ein enger Vertrauter Hitlers, ein Getreuer im Geiste, der die menschenverachtende Vernichtungsideologie der Nazis verinnerlicht hatte. Briefe Röchlings an Hitler bezeugen dies. Doch die Menschen möchten sich lieber an den fortschrittlichen Stahlproduzenten erinnern.
"Weil der Mann total sozial eingestellt war und den Menschen Arbeit und Brot gegeben hat."
Dass er Hitlers Kriegsmaschinerie in Gang hielt
"- "Das ist kein Verbrechen, das war die nationalsozialistische Zeit."
- "Wer in dieser Zeit gelebt hat, der weiß, wie es war, deshalb kann ich es nicht verstehen, dass man Hermann Röchling heute so niedermacht."
- "Ich bin jetzt 57 Jahre alt, das war vor unserer Zeit und irgendwie sollte man die Vergangenheit ruhen lassen."
- "Wir haben nun 60 Jahre Hermann-Röchling-Höhe gehört, warum soll das jetzt geändert werden, ich verstehe das nicht.""
Ende der vergangenen Woche hat nun die CDU–Fraktion im Völklinger Stadtrat einen Vorschlag gemacht, wie der Streit um die Namensgebung beendet werden könnte. Die Lösung lautet: Wir streichen den Vornamen Hermann, nennen den Stadtteil nur noch "Röchling-Höhe" und alles ist in bester Ordnung. Statt an einen zweifach verurteilten Kriegsverbrecher werde dadurch an den Großindustriellen erinnert, der Arbeit und Wohlstand nach Völklingen gebracht habe, argumentiert die CDU. Für den Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde im Saarland, Richard Bermann, spottet dieses Vorgehen jeder Beschreibung.
"Für mich ist das ein Überkitten der Problematik. Es ist Geschichtsklitterung, wenn heute einfach zwischen beiden Mehrheitsfraktionen, zwischen CDU und SPD, geglaubt wird, dass man das Problem dadurch löst, dass man einfach den Vornamen weglässt."
Weil es jedoch an der Zeit sei, das leidige Thema zu beenden, will sich die SPD diesem Vorschlag nicht verschließen, sagt der Fraktionsvorsitzende Eric Kuhn.
"Der Hermann Röchling, das brauchen wir nicht zu diskutieren, war auch nach unserer Meinung eindeutig ein verurteilter Kriegsverbrecher. Aber es nützt ja nichts, Namen im Stadtrat zu diskutieren, wo man weiß, dass man keine Mehrheit dafür hat. Dann diskutieren wird das Thema noch in zehn Jahren."
Noch im Sommer war die SPD der Auffassung, der Stadtteil müsse aus Gründen der politischen Hygiene umbenannt werden. Sie war deshalb gewillt, einen von der Linken im Stadtrat eingebrachten Antrag zu unterstützen. Aber damals stellte sich die CDU quer. Unter Protest der Befürworter beantragte der CDU-Fraktionsvorsitzende Stefan Rabel, das Thema von der Tagesordnung abzusetzen. Er begründete dies unter anderem damit, dass die Mehrheit der Bewohner des Stadtteiles am Namen festhalten wolle und brachte eine Bürgerbefragung ins Spiel.
"97 Prozent sind dagegen."
Das Abstimmungsergebnis ging im Jubel derjenigen unter, die den Namen beibehalten wollen. Die Umbenennung der Hermann-Röchling-Höhe war vom Tisch, ohne dass eine Bürgerbefragung auf den Weg gebracht worden wäre, bis dieser Tage die Linke diese Idee wiederbelebte. Nicht aus Überzeugung, sondern aus taktischen Gründen, denn das Thema Hermann-Röchling-Höhe drohte wieder einmal zu versanden. Damit hat die Linke die Mehrheitsfraktionen von CDU und SPD aufgescheucht. Im Januar soll nun der Stadtrat darüber befinden, ob der Vorname Hermann aus dem Stadtteilnamen gestrichen wird. Aus Sicht der Sozialdemokraten gehört diese Entscheidung auch zwingend auf die Ebene des Stadtrats und nicht in die Hände der Bürger. Eric Kuhn.
"Wenn wir eine Bürgerbefragung machen, dann würde sich mancher wundern, was da für ein Ergebnis rauskommen würde. Und das kann ich nicht akzeptieren, als Sozialdemokrat."
Bislang fehlt eine historische Aufarbeitung der Person Hermann Röchlings. Sie wurde weder von der Stadt, noch vom Land geleistet. Und dass die Stadtväter 2012 noch immer nicht in der Lage seien, der Verherrlichung Röchlings mit einer deutlichen Geste ein Ende zu setzten, sei nicht länger hinnehmbar, sagt der Vorsitzende der Synagogengemeinde Richard Bermann.
"Ich werde alle Hebel in Bewegung setzen, dem Protest auf die Beine zu helfen. Ich denke, es ist jetzt wirklich an der Zeit, hier etwas zu verändern."