Ein römisches Fußballstadion: Spieler aus aller Welt und aus verschiedenen Religionsgemeinschaften treten gegeneinander an. Ein spannendes Spiel. Soweit alles normal. Ungewöhnlich: Papst Franziskus verfolgt das Spiel am Fernseher.
Es war der Papst aus Argentinien, ein erklärter Fußballfan, der kurz nach seiner Amtsübernahme die "Partita Interreligiosa per la Pace" anregte, ein interreligiöses Fußballspiel für den Frieden. Den Frieden zwischen den Religionen – symbolisiert mit einem Spiel, bei dem die Fußballer verschiedenen Religionsgemeinschaften angehören.
Bei diesem alljährlichen Fußballspiel für den Frieden, unter vatikanischer Schirmherrschaft, ist auch Werbung zugelassen. Der Sponsor ist ein italienischer Automobilhersteller, dessen Werbelogo die Ränder des Fußballfeldes ziert, und der auch im Fernsehen mit dem interreligiösen Fußballcup werben darf.
Werbung mit päpstlichem Wein
Das Fußballspiel für den Frieden wird allerdings außerhalb des vatikanischen Territoriums beworben. Im Kirchenstaat und auf kirchlichem Territorium außerhalb des Vatikanstaats hatte Werbung bisher nichts zu suchen. Lieber verzichtete der Kirchenstaat auf diese lukrative Einnahmequelle – und das, obwohl internationale Unternehmen Schlange stehen, um im und mit dem Vatikan werben zu dürfen. Als vor einigen Jahren erwogen wurde, die ziemlich hohen Verluste von Radio Vatikan mit sorgfältig ausgewählten Werbekunden auszugleichen, endete diese Diskussion mit einem entschiedenen "Nein" aus dem Staatssekretariat, der politischen Entscheidungszentrale des Kirchenstaates. Doch jetzt hält Werbung auch im Reich der Kirche Einzug. Nicht beim päpstlichen Radiosender, sondern beim vatikanischen Fußballclub, erklärt Santiago Caucino, katholischer Geistlicher und leidenschaftlicher Fußballspieler:
"Wir danken dem Herrn für diesen Papst. Er hat keine Probleme mit der Werbung. Er setzt sich für den Fußball ein wie kein anderer im Kirchenstaat. Das ist natürlich eine immense Freude vor allem für uns fußballbegeisterte Argentinier in der Kirche."
Der erste Sponsor im Vatikan ist aber kein Großkonzern, sondern ein eher kleines Unternehmen, dessen Name selbst in Italien nur wenigen etwas sagt, geschweige denn im Ausland bekannt ist. Die römische Kurie unterzeichnete einen Werbevertrag mit "Poderi San Pietro", einem Winzerunternehmen aus dem Umland der lombardischen Metropole Mailand. Auf einem Hügel unweit der Stadt bei San Colombano al Lambro wird auf rund 6.000 Quadratmetern Wein angebaut. Der einzige im Umland Mailands mit dem Gütesiegel D.O.C. Und der einzige, der Petrus im Namen führt, den ersten Papst, so die katholische Geschichtsschreibung. Der katholische Geistliche Alberto Del Maia von der vatikanischen Nationalmannschaft:
"Es geht hier ja nicht um die Clubs Napoli oder Juventus in Turin, sondern es geht um eine Nationalmannschaft aus Seminaristen, Priestern, Monsignori, Vatikanangestellten und Schweizer Gardisten, die unsere vatikanische Nationalmannschaft bilden, und darauf erpicht sind, zu siegen und diesen Sieg dem Papst zu widmen."
Auch der vatikanische Fußball braucht Geld
Die vatikanische Nationalmannschaft spielt jedes Jahr um den so genannten Clericus Cup. Der Clericus Cup ist die katholische Fußballweltmeisterschaft. Eine seriöse Sache, aber ganz ohne Millionärsgagen, ohne Dopingskandale und brutale Fouls.
Seit 2007 wird die Clericus-Cup-Meisterschaft ausgetragen, organisiert vom Centro Sportivo Italiano, einem Sportverband der katholischen Kirche. Der Organisation gehören rund eine Million Mitglieder an: Geistliche, sicherlich, aber auch viele Laien. Das Centro unterstützt katholische Gemeinden in ganz Italien bei der Sportlogistik, zum Beispiel bei der Finanzierung von Gemeindefußballmannschaften – und stellt eben diese internationale Veranstaltung auf die Beine, zu der etwa 400 Personen und 16 Mannschaften in Rom gegeneinander antreten. Don Alessio Albertini vom vatikanischen Centro Sportivo Italiano:
"Es gibt positive und negative Dinge. Positiv ist, dass so viele Menschen Sport machen wollen, negativ ist, dass man dafür eine Menge Geld braucht, allein für die Logistik und die Ausstattung. Warum also nicht Hilfe von Auswärts akzeptieren? Ich finde es gut, dass man das auch bei uns in der Kirche nun endlich verstanden hat. Es ist eine Illusion, wenn man meint, das geht irgendwie alles ohne Geld."
Im Vatikan, wo unter Papst Franziskus das große Sparen begonnen hat, wurden auch die Ausgaben für die nationale Fußballmannschaft beschnitten. Wahrscheinlich auch deshalb ist jetzt ein Werbesponsor zugelassen worden. Das Markenzeichen der lombardischen Winzerfamilie Toninelli wird schon bald auf der Kleidung der vatikanischen Spieler zu sehen sein: ein mittelalterlich anmutender Wehrturm, aus dessen Spitze ein Baum wächst. Darunter der Name des Weinguts: "Poderi di San Pietro". Dass die römische Kurie sich nun zum ersten Mal überhaupt für einen Sponsor entschied, liegt, so Vatikanexperten, auch in der katholischen Lebensführung der Winzerfamilie begründet.