Es beginnt, schon im Treppenhaus, mit einer sogenannten Petersburger Hängung: hier werden Bilder aus der ursprünglichen Sammlung des Museumsstifters Johann Friedrich Städel präsentiert, über- und nebeneinander gehängt wie in der Eremitage, Landschaften, Genre, Portraits. Die kleine Hommage an die eigene Sammlungsgeschichte gilt auch Johann David Passavant, der von 1840 bis 1861 der (wegweisende) Städel-Direktor war: Er kaufte vor allem frühe niederländische und deutsche Malerei, die heute noch den Kernbestand der Altmeistersammlung bildet.
Das Städel hat diese Werke völlig neu geordnet, denn der zentrale Saal im ersten Stock, der nach dem Zweiten Weltkrieg zu den Seiten hin zugemauert worden war, wurde mit der Generalsanierung nun wieder seitlich geöffnet. Dadurch ergibt sich eine sehr lange Achse hoher Oberlichtsäle: Rechts vom Zentrum taucht man ein in die altdeutsche und altniederländische Malerei am Vorabend der Reformation – mit wunderbaren Werkbeispielen von Cranach (die Venus!), Dürer, Grünewald, Holbein (zum Beispiel der Frankfurter Dominikaneraltar). Links des Zentralsaals ist dann, doch ein wenig schwächer bestückt, die italienische Kunst vor allem mit Großformaten in barocker Pracht inszeniert. Im zentralen Oktogon aber wird der Besucher gleich anfangs quasi erschlagen mit einer Werkgruppe, die zum Besten zählt, was ein Museum zur alten Kunst bieten kann: religiöse Malerei des 15. Jahrhunderts von Jan van Eyck, Rogier van der Weyden, Hans Memling, des Meisters von Flémalle.
Und es ist ja auch didaktisch sinnvoll, diese Werke in den Mittelpunkt zu stellen, denn die einflussreichen Niederländer brachten die damals neue Technik der Ölmalerei in Umlauf, die die Figuren glatt, plastisch und leuchtend erscheinen ließ – und ihren Einfluss bei Italienern und Deutschen sieht man dann in den langen Saalfluchten links und rechts.
Der verantwortliche Sammlungskurator ist der renommierte Jochen Sander, und selbst als absoluter Spezialist ist er immer noch ein wenig berauscht von den hauseigenen Besitztümern.
"Sie haben im deutschen Bereich natürlich, beginnend mit dem Meister des Paradiesgärtleins, einem wunderbaren Bild aus dem frühen 15. Jahrhundert, mit Stefan Lochner, dem großen Kölner Spätgotiker, mit Albrecht Dürer, mit Grünewald, mit Cranach, mit Altdorfer im großen Renaissance-Saal der deutschen Malerei, aber auch mit Elsheimer absolute Spitzenpositionen, wie kostbare Edelsteine als Perlenkette aufgereiht, die die Qualität dieser Frankfurter Sammlung seit 200 Jahren so besonders machen."
Sander hat die Fenster der kleinen Nebenkabinette geschlossen, was zwar Kunstlicht erfordert, aber auch mehr Präsentationsfläche ergibt. Dort hängt dann, dicht gedrängt wie in einer frommen Kapelle der Vorreformationszeit, die religiöse deutsche Malerei. Dann Rembrandt, Vermeer, ein ganzer Saal hochklassiger und zumeist holländischer Tier-, Früchte- und Vanitas-Stillleben. Landschaften von van Goyen und Ruisdaal, flämischer Barock mit Rubens und Teniers – ein toller Parcours.
Die italienische Seite ist in der Breite nicht ganz so stark, bietet aber auch ein ganz frühes Werk von 1367, Bartolomeo Bulgarinis "Blendung des hl. Viktor", ein Bild, das ursprünglich aus dem Dom von Siena stammt. Oder, quer durch die Jahrhunderte: Barnaba da Modena. Andrea Mantegna. Botticelli. Tiepolo. Canaletto. Oder ein kürzlich vom Städel erworbenes, Raffael zugeschriebenes Portrait des machtbewussten Papstes Julius II.
Zukäufe und Schenkungen sind diesem Museum wichtig. Stolz zeigt man ein kürzlich gekauftes Luther-Portrait von Cranach dem Jüngeren (das dazugehörige Melanchthon-Portrait besaß man schon), und stolz präsentiert man ein um 1620 entstandenes, im Stile Caravaggios gemaltes Madonnenbild von Guercino. Man muss nicht fromm sein, um das zu bewundern. Das Städel ist ein Tempel alter Kunst, man kann hier nur lernen.
Das Städel hat diese Werke völlig neu geordnet, denn der zentrale Saal im ersten Stock, der nach dem Zweiten Weltkrieg zu den Seiten hin zugemauert worden war, wurde mit der Generalsanierung nun wieder seitlich geöffnet. Dadurch ergibt sich eine sehr lange Achse hoher Oberlichtsäle: Rechts vom Zentrum taucht man ein in die altdeutsche und altniederländische Malerei am Vorabend der Reformation – mit wunderbaren Werkbeispielen von Cranach (die Venus!), Dürer, Grünewald, Holbein (zum Beispiel der Frankfurter Dominikaneraltar). Links des Zentralsaals ist dann, doch ein wenig schwächer bestückt, die italienische Kunst vor allem mit Großformaten in barocker Pracht inszeniert. Im zentralen Oktogon aber wird der Besucher gleich anfangs quasi erschlagen mit einer Werkgruppe, die zum Besten zählt, was ein Museum zur alten Kunst bieten kann: religiöse Malerei des 15. Jahrhunderts von Jan van Eyck, Rogier van der Weyden, Hans Memling, des Meisters von Flémalle.
Und es ist ja auch didaktisch sinnvoll, diese Werke in den Mittelpunkt zu stellen, denn die einflussreichen Niederländer brachten die damals neue Technik der Ölmalerei in Umlauf, die die Figuren glatt, plastisch und leuchtend erscheinen ließ – und ihren Einfluss bei Italienern und Deutschen sieht man dann in den langen Saalfluchten links und rechts.
Der verantwortliche Sammlungskurator ist der renommierte Jochen Sander, und selbst als absoluter Spezialist ist er immer noch ein wenig berauscht von den hauseigenen Besitztümern.
"Sie haben im deutschen Bereich natürlich, beginnend mit dem Meister des Paradiesgärtleins, einem wunderbaren Bild aus dem frühen 15. Jahrhundert, mit Stefan Lochner, dem großen Kölner Spätgotiker, mit Albrecht Dürer, mit Grünewald, mit Cranach, mit Altdorfer im großen Renaissance-Saal der deutschen Malerei, aber auch mit Elsheimer absolute Spitzenpositionen, wie kostbare Edelsteine als Perlenkette aufgereiht, die die Qualität dieser Frankfurter Sammlung seit 200 Jahren so besonders machen."
Sander hat die Fenster der kleinen Nebenkabinette geschlossen, was zwar Kunstlicht erfordert, aber auch mehr Präsentationsfläche ergibt. Dort hängt dann, dicht gedrängt wie in einer frommen Kapelle der Vorreformationszeit, die religiöse deutsche Malerei. Dann Rembrandt, Vermeer, ein ganzer Saal hochklassiger und zumeist holländischer Tier-, Früchte- und Vanitas-Stillleben. Landschaften von van Goyen und Ruisdaal, flämischer Barock mit Rubens und Teniers – ein toller Parcours.
Die italienische Seite ist in der Breite nicht ganz so stark, bietet aber auch ein ganz frühes Werk von 1367, Bartolomeo Bulgarinis "Blendung des hl. Viktor", ein Bild, das ursprünglich aus dem Dom von Siena stammt. Oder, quer durch die Jahrhunderte: Barnaba da Modena. Andrea Mantegna. Botticelli. Tiepolo. Canaletto. Oder ein kürzlich vom Städel erworbenes, Raffael zugeschriebenes Portrait des machtbewussten Papstes Julius II.
Zukäufe und Schenkungen sind diesem Museum wichtig. Stolz zeigt man ein kürzlich gekauftes Luther-Portrait von Cranach dem Jüngeren (das dazugehörige Melanchthon-Portrait besaß man schon), und stolz präsentiert man ein um 1620 entstandenes, im Stile Caravaggios gemaltes Madonnenbild von Guercino. Man muss nicht fromm sein, um das zu bewundern. Das Städel ist ein Tempel alter Kunst, man kann hier nur lernen.