"Ich habe hier einen Schlitz in eine Spanplatte gefräst. Das dient als Verbindung von zwei Spanplatten."
Lukas Theilacker, 20 Jahre alt und Studienabbrecher. Er steht in der großen Produktionshalle der Schreinerei Ackermann im unterfränkischen Wiesenbronn, etwa 30 Kilometer von Würzburg entfernt. Hier in einem Betrieb mit 120 Angestellten macht er seit September seine Ausbildung zum Schreiner. Ein paar Monate zuvor saß Lukas Theilacker noch im Hörsaal der Universität Würzburg:
"Ich habe gymnasiales Lehramt studiert, und zwar Geografie und Englisch, das Ganze ging ein Semester lang. Ich habe recht schnell gemerkt, dass das Studium mir wenig zusagt. Einerseits wegen der vielen Theorie. Das war mir dann einfach zu viel. Ich wollte dann lieber gleich was arbeiten, bevor ich neun Semester studiere und am Ende dann in der Arbeitslosigkeit lande."
Etwa jeder dritte Bachelorstudent bricht sein Studium ab, in den Ingenieurs- und Naturwissenschaften schmeißt sogar jeder Zweite hin. Ein Großteil davon erst nach mehreren frustrierenden Semestern an der Hochschule. Doch in Zeiten des Fachkräftemangels ist Studienabbruch längst kein Karrierekiller mehr - im Gegenteil: Großunternehmen wie kleine Betriebe werben ganz gezielt um Studienabbrecher. In Berlin will die Industrie- und Handelskammer demnächst Exstudenten eine Ausbildung in der IT- und Immobilienwirtschaft schmackhaft machen. Das Würzburger Projekt sucht angehende Metallbauer, Elektroniker - und eben Schreiner. Hauptgeschäftsführer Rolf Lauer:
"Der Fachkräftemangel infolge des demografischen Wandels hat auch in Unterfranken sehr stark zugeschlagen. Es fehlen uns allein in Unterfranken 9000 Fachkräfte im Handwerk und zusätzlich noch 1000 Führungskräfte, 1000 Meister im Handwerk. Es ist ein großes Problem, vor dem wir stehen. Mit diesem Pilotprojekt versuchen wir nicht den Fachkräftemangel zu schließen, wir wollen gezielt Führungskräfte im Handwerk heranbilden, die selbstverständlich die fachlichen Voraussetzungen haben müssen, die aber auch Führungsqualifikation haben müssen."
Die Handwerkskammer für Unterfranken will die Studienabbrecher unter anderem mit einer verkürzten Berufsausbildung locken, so Rolf Lauer:
"Diese ganze Aktion bedeutet: Er kann innerhalb von zwei Jahren die Gesellenprüfung ablegen, also im verkürzten Zeitraum. In diesen zwei Jahren gleichzeitig die Qualifikation Technischer Fachwirt erwerben. Bei diesem Technischen Fachwirt sind gleichzeitig auch zwei Teile der Meisterprüfung. Wenn er dann noch ein Jahr anhängt, also nach drei Jahren, kann er die vollwertige Meisterprüfung haben und eine Führungsfunktion im Handwerk übernehmen."
Karrierechance im Handwerk statt Hörsaalfrust? Das Handwerk gewinnt, die Universitäten verlieren scheinbar ihre Studenten. Dr. Petra Zaus ist Ansprechpartnerin für Studienabbrecher an der Universität Würzburg.
"Mit Verlieren hat das eigentlich gar nichts zu tun, denn die Studierenden bringen das mit, was sie an der Uni gelernt haben, und können das in einer Ausbildung im Handwerk auch geltend machen. Sie können dort ihre Kenntnisse und Fähigkeiten, die sie an der Uni erworben oder ausgebaut haben, ins Spiel bringen."
Neuazubi Lukas Theilacker jedenfalls bereut gar nichts, sagt er. Als Englischlehrer hätte er in ein paar Jahren nach einer Anstellung suchen müssen. Die hat er jetzt schon im Handwerk:
"Die Leute sind auch sehr nett. Was erfreulich ist, dass die Leute im Handwerk sehr direkt sind. Es ist nicht so, dass man groß um drei Ecken miteinander kommunizieren muss, dass man darauf achten muss, möglichst diplomatisch mit jemandem umzugehen. Das ist was anderes, als wenn man mit einem Lehrer um eine Note verhandelt."
Lukas Theilacker, 20 Jahre alt und Studienabbrecher. Er steht in der großen Produktionshalle der Schreinerei Ackermann im unterfränkischen Wiesenbronn, etwa 30 Kilometer von Würzburg entfernt. Hier in einem Betrieb mit 120 Angestellten macht er seit September seine Ausbildung zum Schreiner. Ein paar Monate zuvor saß Lukas Theilacker noch im Hörsaal der Universität Würzburg:
"Ich habe gymnasiales Lehramt studiert, und zwar Geografie und Englisch, das Ganze ging ein Semester lang. Ich habe recht schnell gemerkt, dass das Studium mir wenig zusagt. Einerseits wegen der vielen Theorie. Das war mir dann einfach zu viel. Ich wollte dann lieber gleich was arbeiten, bevor ich neun Semester studiere und am Ende dann in der Arbeitslosigkeit lande."
Etwa jeder dritte Bachelorstudent bricht sein Studium ab, in den Ingenieurs- und Naturwissenschaften schmeißt sogar jeder Zweite hin. Ein Großteil davon erst nach mehreren frustrierenden Semestern an der Hochschule. Doch in Zeiten des Fachkräftemangels ist Studienabbruch längst kein Karrierekiller mehr - im Gegenteil: Großunternehmen wie kleine Betriebe werben ganz gezielt um Studienabbrecher. In Berlin will die Industrie- und Handelskammer demnächst Exstudenten eine Ausbildung in der IT- und Immobilienwirtschaft schmackhaft machen. Das Würzburger Projekt sucht angehende Metallbauer, Elektroniker - und eben Schreiner. Hauptgeschäftsführer Rolf Lauer:
"Der Fachkräftemangel infolge des demografischen Wandels hat auch in Unterfranken sehr stark zugeschlagen. Es fehlen uns allein in Unterfranken 9000 Fachkräfte im Handwerk und zusätzlich noch 1000 Führungskräfte, 1000 Meister im Handwerk. Es ist ein großes Problem, vor dem wir stehen. Mit diesem Pilotprojekt versuchen wir nicht den Fachkräftemangel zu schließen, wir wollen gezielt Führungskräfte im Handwerk heranbilden, die selbstverständlich die fachlichen Voraussetzungen haben müssen, die aber auch Führungsqualifikation haben müssen."
Die Handwerkskammer für Unterfranken will die Studienabbrecher unter anderem mit einer verkürzten Berufsausbildung locken, so Rolf Lauer:
"Diese ganze Aktion bedeutet: Er kann innerhalb von zwei Jahren die Gesellenprüfung ablegen, also im verkürzten Zeitraum. In diesen zwei Jahren gleichzeitig die Qualifikation Technischer Fachwirt erwerben. Bei diesem Technischen Fachwirt sind gleichzeitig auch zwei Teile der Meisterprüfung. Wenn er dann noch ein Jahr anhängt, also nach drei Jahren, kann er die vollwertige Meisterprüfung haben und eine Führungsfunktion im Handwerk übernehmen."
Karrierechance im Handwerk statt Hörsaalfrust? Das Handwerk gewinnt, die Universitäten verlieren scheinbar ihre Studenten. Dr. Petra Zaus ist Ansprechpartnerin für Studienabbrecher an der Universität Würzburg.
"Mit Verlieren hat das eigentlich gar nichts zu tun, denn die Studierenden bringen das mit, was sie an der Uni gelernt haben, und können das in einer Ausbildung im Handwerk auch geltend machen. Sie können dort ihre Kenntnisse und Fähigkeiten, die sie an der Uni erworben oder ausgebaut haben, ins Spiel bringen."
Neuazubi Lukas Theilacker jedenfalls bereut gar nichts, sagt er. Als Englischlehrer hätte er in ein paar Jahren nach einer Anstellung suchen müssen. Die hat er jetzt schon im Handwerk:
"Die Leute sind auch sehr nett. Was erfreulich ist, dass die Leute im Handwerk sehr direkt sind. Es ist nicht so, dass man groß um drei Ecken miteinander kommunizieren muss, dass man darauf achten muss, möglichst diplomatisch mit jemandem umzugehen. Das ist was anderes, als wenn man mit einem Lehrer um eine Note verhandelt."