Manchmal kommt vieles zusammen und dann läuft gar nichts mehr. Es stürmt und regnet wie verrückt, die U-Bahn wird bestreikt und auch im Opernhaus geht es nur mühsam voran, da sich die Königin angemeldet hat. Man gibt "Boris Godunow" von Modest Mussorgsky. Das Stück besteht aus einer locker verbundenen Szenefolge, die – je nach Fassung – das tragische Schicksal des Zaren etwas mehr fokussiert oder politische Verwicklungen herausstellt oder aber ausführlich die Leiden und Nöte des Volkes zeigt. Der Abend dauert vier Stunden.
Viel zu tun also für den Münchner Kammerspielintendanten Johan Simons. Der interessiert sich natürlich nicht für den historischen Stoff. In einem entweder sehr maroden Altbau oder unfertigen Neubau lässt er die unterschiedlichen Handlungsebenen aufeinandertreffen. Mal sorgt ein roter Theatervorhang für ein bisschen Intimität, mal glotzt einen der Riesenraum in seiner ganzen Hässlichkeit einfach nur an. Anfangs wird tief in die Pathoskiste gegriffen, später arg herum gealbert.
Eine seltsame Mischung aus Langatmigkeit und Gekasper in Volksbühnenästhetik ist das, Livevideos inklusive. Interessant ist eigentlich nur die Deutung Godunows als biederen Familienvater und Prekariatsanführer.
Simons packt die Bühne voll mit Seelen- und Menschenmüll. Besonders schwer bekömmlich sind schreiende Chormassen, die mit ihren Blechschüsseln und zum Himmel gereckten Armen dem Publikum drohen. Das ist sicher konkret politisch gemeint, zumal dann, wenn die Königsloge des Teatro Real tatsächlich adlig besetzt ist.
Ja, es gibt Armut in Madrid, überall begegnet man Bettlern.
Aber dagegen hilft sicher kein üppig inszenierter Operntrash mit Kitscheinsprengseln. Besser ist die Dimitri-Intrige inszeniert, da putscht sich ein früherer Mönch an die Macht, indem er in die Rolle eines Opfers von Godunow schlüpft. Richtig banal wirken dagegen einschlägige Regie-Notnägel wie das Kleiderwechseln auf offener Bühne oder die Auftritte von Bühnenarbeitern – Stichwort Verfremdungseffekt.
Leider wirkte das szenisch Halbgare auch eine Etage tiefer und lähmte das Madrider Opernorchester unter Hartmut Haenchen. Man hört berückend schönen Chorgesang, sämige Streicher und gleißend helle Blech-Eruptionen, doch allzu oft nur schwerfälliges Grummeln. Auf der Strecke bleibt jene spezifische Mischung aus klar erkennbaren Leitmotiven, düsteren Orchesterfiguren und überwältigenden Effekten (wie rauschhafte Glocken- und Tam-Tam-Einsätze).
Sängerisch war der Abend immerhin eine recht sichere Bank, vor allem durch Günther Groissböck als Boris und Michael König als Grigori (das ist der falsche Dimitri). Überzeugend auch Evgeny Nikitin als Jesuit Rangoni und Stefan Margita als Prinz Schuiski. Dmitry Ulanov sang den alten Mönch und Chronisten Pimen mit einem würdigen, aber derart rauchigen Bass, dass man beim Zuhören einen realen Hustenreiz verspürte.
Auf der Premierenfeier gab sich dann Königin Sofia recht volks- und künstlernah. Doch einer fehlte: Intendant Gerard Mortier tauchte einfach ab. Was letztlich ebenso stillos war wie Johan Simons fahle Inszenierung, die das Publikum mit mattem Applaus und müden Buhs strafte.
Viel zu tun also für den Münchner Kammerspielintendanten Johan Simons. Der interessiert sich natürlich nicht für den historischen Stoff. In einem entweder sehr maroden Altbau oder unfertigen Neubau lässt er die unterschiedlichen Handlungsebenen aufeinandertreffen. Mal sorgt ein roter Theatervorhang für ein bisschen Intimität, mal glotzt einen der Riesenraum in seiner ganzen Hässlichkeit einfach nur an. Anfangs wird tief in die Pathoskiste gegriffen, später arg herum gealbert.
Eine seltsame Mischung aus Langatmigkeit und Gekasper in Volksbühnenästhetik ist das, Livevideos inklusive. Interessant ist eigentlich nur die Deutung Godunows als biederen Familienvater und Prekariatsanführer.
Simons packt die Bühne voll mit Seelen- und Menschenmüll. Besonders schwer bekömmlich sind schreiende Chormassen, die mit ihren Blechschüsseln und zum Himmel gereckten Armen dem Publikum drohen. Das ist sicher konkret politisch gemeint, zumal dann, wenn die Königsloge des Teatro Real tatsächlich adlig besetzt ist.
Ja, es gibt Armut in Madrid, überall begegnet man Bettlern.
Aber dagegen hilft sicher kein üppig inszenierter Operntrash mit Kitscheinsprengseln. Besser ist die Dimitri-Intrige inszeniert, da putscht sich ein früherer Mönch an die Macht, indem er in die Rolle eines Opfers von Godunow schlüpft. Richtig banal wirken dagegen einschlägige Regie-Notnägel wie das Kleiderwechseln auf offener Bühne oder die Auftritte von Bühnenarbeitern – Stichwort Verfremdungseffekt.
Leider wirkte das szenisch Halbgare auch eine Etage tiefer und lähmte das Madrider Opernorchester unter Hartmut Haenchen. Man hört berückend schönen Chorgesang, sämige Streicher und gleißend helle Blech-Eruptionen, doch allzu oft nur schwerfälliges Grummeln. Auf der Strecke bleibt jene spezifische Mischung aus klar erkennbaren Leitmotiven, düsteren Orchesterfiguren und überwältigenden Effekten (wie rauschhafte Glocken- und Tam-Tam-Einsätze).
Sängerisch war der Abend immerhin eine recht sichere Bank, vor allem durch Günther Groissböck als Boris und Michael König als Grigori (das ist der falsche Dimitri). Überzeugend auch Evgeny Nikitin als Jesuit Rangoni und Stefan Margita als Prinz Schuiski. Dmitry Ulanov sang den alten Mönch und Chronisten Pimen mit einem würdigen, aber derart rauchigen Bass, dass man beim Zuhören einen realen Hustenreiz verspürte.
Auf der Premierenfeier gab sich dann Königin Sofia recht volks- und künstlernah. Doch einer fehlte: Intendant Gerard Mortier tauchte einfach ab. Was letztlich ebenso stillos war wie Johan Simons fahle Inszenierung, die das Publikum mit mattem Applaus und müden Buhs strafte.