Ein Steinbau wie eine Festung. Fünf Stockwerke, aber die Fassade geschlossen, erst weit oben Fenster, die schmal sind und hoch. Hier werden kostbare Dinge bewahrt und geschützt, suggeriert das Archäologische Zentrum der Staatlichen Museen zu Berlin dem Passanten, entworfen hat es das Stuttgarter Architekturbüro Harris + Kurrle.
Zur Eröffnung wird gesagt, was zu Eröffnungen halt gesagt wird: Freude allenthalben, auch darüber, dass der Bau bemerkenswerterweise termingerecht fertig gestellt und auch der Kostenrahmen von - mit Einrichtung - 47 Millionen Euro nicht überschritten wurde, Dank an die Geldgeber von Bund und Ländern, Dank an die Erbauer, an die Mitarbeiter. Ein Festakt - ziemlich lässig durchgezogen. Hermann Parzinger, der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz:
"Es ist ein wunderbares Gebäude geworden. Es ist ein Funktionsgebäude, und wenn es vielleicht von außen von manchen ... die Blickrichtung und so ... den Charme einer Sporthalle hat, man könnte vielleicht sagen: Es ist eine ‚Hochleistungsdenksporthalle’. Wirklich ein Ort, an dem Inhalte entstehen sollen, die dann in die Vermittlung, in die Museumsarbeit hineinfinden, und das ist, glaube ich, das große Potenzial, was dieses Gebäude hat."
Ein Forschungszentrum wurde hier eröffnet, städtebaulich grandios gelegen in den sogenannten "Museumshöfen" - gegenüber der Museumsinsel, in der Nähe der Staatsbibliothek, der Humboldt-Universität, des Deutschen Historischen Museums, des geplanten Humboldt-Forums. So trutzburgartig es von außen sich gibt, so licht ist es innen durch die alles dominierende Nicht-Farbe: weiß.
Studien- und Lesesäle, Depots, Werkstätten, Bibliotheken und wissenschaftliche Abteilungen von fünf archäologischen Museen werden hier zusammengeführt: des Ägyptischen Museums, der Antikensammlung, des Museums für Islamische Kunst, des Museums für Vor- und Frühgeschichte, des Vorderasiatischen Museums. Michael Eissenhauer, der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin:
"Alles, was Archäologie ist und macht, ist hier zusammengeführt: die Wissenschaftler, die Mitarbeiter, die Labore, die Restaurierungswerkstätten, die Fotoateliers, die Bibliotheken, Zentralarchiv etc. Und dies vor dem Hintergrund unserer berühmten Grabungen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts im östlichen Mittelmeer und Vorderen Orient, die so erfolgreich waren, weil auch dort es selbstverständlich war, dass die Disziplinen zusammengearbeitet haben.
Zusammenarbeit der verschiedenen Archäologien: der vorderasiatischen Archäologie, der Ägyptologie, der Klassischen Archäologie, der Numismatik, der Altphilologie – es war selbstverständlich, dass sie zusammengearbeitet haben. Und diesem interdisziplinären Zusammenspiel, dem schaffen wir mit dem Archäologischen Zentrum nun eine radikal neue Plattform."
Was bisher in ganz Berlin disloziert - vulgo: verstreut war, findet sich nun unter einem Dach. Peter Funke, Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft ist so begeistert wie alle anderen auch:
"Die geradezu, man darf das sagen: maßlose Fülle der im Laufe der Zeit angesammelten Bestände war kaum noch fassbar. Archive, Magazine, Bibliotheken und Werkstätten waren zeitweise disloziert, sodass der Zugang oft nur sehr schwer zu bewerkstelligen war.
Vor allem aber war die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Altertumswissenschaftlichen Teilbereichen und damit eine zwingende Voraussetzung für die wissenschaftliche Erschließung der Sammlungsbestände nur noch bedingt möglich. Mit der heutigen Eröffnung des Archäologischen Zentrums wird nun aber ein entscheidender Wandel zum Besseren eintreten."
Auf dem Grundstück nebenan, das ebenfalls dem Bund gehört, will die Stiftung Preußischer Kulturbesitz den Erweiterungsbau des Bode-Museums errichten: Er soll einst die Gemäldegalerie aufnehmen, damit das Kulturforum am Potsdamer Platz sich ganz und gar der Moderne widmen möge.
Der Streit um diese Umzugspläne, der erklärte "Kulturkampf um die Gemäldegalerie" ist ein wenig zur Ruhe gekommen, die Stiftung prüft derzeit Varianten, bei denen die "Gemäldegalerie" im alten Haus bleiben könnte - etwa durch den Neubau einer "Galerie des 20. Jahrhunderts" am Kulturforum. Kulturstaatsminister Bernd Neumann ging in seiner Rede anspielungsreich auf das Thema ein.
"Ich bin zuversichtlich, dass diese, sagen wir mal, Variantenuntersuchung eine gute Ausgangsbasis für die Entscheidung geben wird, die wir im Frühjahr treffen werden. Natürlich zuvörderst im Stiftungsrat, da gehört es hin, und wenn denn die Seite der Politik, die ja die finanziellen Mittel zur Verfügung stellen muss, das für plausibel hält, Herr Kollege Thierse, dann werden wir auch die entsprechenden Summen bewilligen - also! Meine Damen und Herren, ich halte es nicht (für) völlig ausgeschlossen, dass wir vielleicht irgendwann uns wieder auf diesem Gelände zusammenfinden."
Im "Frühjahr wird entschieden", "zuvörderst im Stiftungsrat", sagt Bernd Neumann, der der Vorsitzende eben dieses Stiftungsrates ist. Ziemlich klare Andeutungen sind das - zumal er den Bundestagsvizepräsidenten Wolfgang Thierse auch noch direkt anspricht beim Satz, dass "die Seite der Politik", wenn sie die Entscheidung des Stiftungsrates "für plausibel hält", "die entsprechenden Summen" bewilligen werde.
Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz prüft derzeit die "Varianten", und man darf glauben, dass sie es ernsthaft tut. Doch das alle Beteiligten am liebsten die Gemäldegalerie zum Nachbarn des Archäologischen Zentrums machen wollen, war heute wieder einmal unüberhörbar.
Zur Eröffnung wird gesagt, was zu Eröffnungen halt gesagt wird: Freude allenthalben, auch darüber, dass der Bau bemerkenswerterweise termingerecht fertig gestellt und auch der Kostenrahmen von - mit Einrichtung - 47 Millionen Euro nicht überschritten wurde, Dank an die Geldgeber von Bund und Ländern, Dank an die Erbauer, an die Mitarbeiter. Ein Festakt - ziemlich lässig durchgezogen. Hermann Parzinger, der Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz:
"Es ist ein wunderbares Gebäude geworden. Es ist ein Funktionsgebäude, und wenn es vielleicht von außen von manchen ... die Blickrichtung und so ... den Charme einer Sporthalle hat, man könnte vielleicht sagen: Es ist eine ‚Hochleistungsdenksporthalle’. Wirklich ein Ort, an dem Inhalte entstehen sollen, die dann in die Vermittlung, in die Museumsarbeit hineinfinden, und das ist, glaube ich, das große Potenzial, was dieses Gebäude hat."
Ein Forschungszentrum wurde hier eröffnet, städtebaulich grandios gelegen in den sogenannten "Museumshöfen" - gegenüber der Museumsinsel, in der Nähe der Staatsbibliothek, der Humboldt-Universität, des Deutschen Historischen Museums, des geplanten Humboldt-Forums. So trutzburgartig es von außen sich gibt, so licht ist es innen durch die alles dominierende Nicht-Farbe: weiß.
Studien- und Lesesäle, Depots, Werkstätten, Bibliotheken und wissenschaftliche Abteilungen von fünf archäologischen Museen werden hier zusammengeführt: des Ägyptischen Museums, der Antikensammlung, des Museums für Islamische Kunst, des Museums für Vor- und Frühgeschichte, des Vorderasiatischen Museums. Michael Eissenhauer, der Generaldirektor der Staatlichen Museen zu Berlin:
"Alles, was Archäologie ist und macht, ist hier zusammengeführt: die Wissenschaftler, die Mitarbeiter, die Labore, die Restaurierungswerkstätten, die Fotoateliers, die Bibliotheken, Zentralarchiv etc. Und dies vor dem Hintergrund unserer berühmten Grabungen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts im östlichen Mittelmeer und Vorderen Orient, die so erfolgreich waren, weil auch dort es selbstverständlich war, dass die Disziplinen zusammengearbeitet haben.
Zusammenarbeit der verschiedenen Archäologien: der vorderasiatischen Archäologie, der Ägyptologie, der Klassischen Archäologie, der Numismatik, der Altphilologie – es war selbstverständlich, dass sie zusammengearbeitet haben. Und diesem interdisziplinären Zusammenspiel, dem schaffen wir mit dem Archäologischen Zentrum nun eine radikal neue Plattform."
Was bisher in ganz Berlin disloziert - vulgo: verstreut war, findet sich nun unter einem Dach. Peter Funke, Vizepräsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft ist so begeistert wie alle anderen auch:
"Die geradezu, man darf das sagen: maßlose Fülle der im Laufe der Zeit angesammelten Bestände war kaum noch fassbar. Archive, Magazine, Bibliotheken und Werkstätten waren zeitweise disloziert, sodass der Zugang oft nur sehr schwer zu bewerkstelligen war.
Vor allem aber war die interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen Altertumswissenschaftlichen Teilbereichen und damit eine zwingende Voraussetzung für die wissenschaftliche Erschließung der Sammlungsbestände nur noch bedingt möglich. Mit der heutigen Eröffnung des Archäologischen Zentrums wird nun aber ein entscheidender Wandel zum Besseren eintreten."
Auf dem Grundstück nebenan, das ebenfalls dem Bund gehört, will die Stiftung Preußischer Kulturbesitz den Erweiterungsbau des Bode-Museums errichten: Er soll einst die Gemäldegalerie aufnehmen, damit das Kulturforum am Potsdamer Platz sich ganz und gar der Moderne widmen möge.
Der Streit um diese Umzugspläne, der erklärte "Kulturkampf um die Gemäldegalerie" ist ein wenig zur Ruhe gekommen, die Stiftung prüft derzeit Varianten, bei denen die "Gemäldegalerie" im alten Haus bleiben könnte - etwa durch den Neubau einer "Galerie des 20. Jahrhunderts" am Kulturforum. Kulturstaatsminister Bernd Neumann ging in seiner Rede anspielungsreich auf das Thema ein.
"Ich bin zuversichtlich, dass diese, sagen wir mal, Variantenuntersuchung eine gute Ausgangsbasis für die Entscheidung geben wird, die wir im Frühjahr treffen werden. Natürlich zuvörderst im Stiftungsrat, da gehört es hin, und wenn denn die Seite der Politik, die ja die finanziellen Mittel zur Verfügung stellen muss, das für plausibel hält, Herr Kollege Thierse, dann werden wir auch die entsprechenden Summen bewilligen - also! Meine Damen und Herren, ich halte es nicht (für) völlig ausgeschlossen, dass wir vielleicht irgendwann uns wieder auf diesem Gelände zusammenfinden."
Im "Frühjahr wird entschieden", "zuvörderst im Stiftungsrat", sagt Bernd Neumann, der der Vorsitzende eben dieses Stiftungsrates ist. Ziemlich klare Andeutungen sind das - zumal er den Bundestagsvizepräsidenten Wolfgang Thierse auch noch direkt anspricht beim Satz, dass "die Seite der Politik", wenn sie die Entscheidung des Stiftungsrates "für plausibel hält", "die entsprechenden Summen" bewilligen werde.
Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz prüft derzeit die "Varianten", und man darf glauben, dass sie es ernsthaft tut. Doch das alle Beteiligten am liebsten die Gemäldegalerie zum Nachbarn des Archäologischen Zentrums machen wollen, war heute wieder einmal unüberhörbar.