Die Gegner heißen Wesbarija, Lubenija und Weschnorija im angrenzenden Westen. Deren Truppen sind in das Territorium von Belarus eingedrungen und werden von dessen Armee und Russlands Truppen gemeinsam zurückgeschlagen. Das war das Szenario im Herbst 2017, das beim Großmanöver "Sapad", zu Deutsch: "Westen", durchgespielt wurde.
Zu Land, zur See und in der Luft: Das Szenario lässt den Schluss zu, dass hier ein Kampf mit der NATO geprobt wurde, die von Westen her anrückte.
Hinweis: Dieser Beitrag wird derzeit häufig abgerufen. Wir möchten Sie darauf hinweisen, dass er am 13. Februar 2020 erstellt wurde, mit Ausnahme der folgenden Links.
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Mehr zum Russland-Ukraine-Krieg:
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Die westliche Allianz wird von der russischen Führung und unter der Begleitmusik der gesteuerten Medien praktisch täglich als Bedrohung dargestellt. Alexander Golz, Militärexperte in Moskau, spricht von einem Rückfall um Jahrzehnte.
"Es ist ziemlich schwierig, sich vorzustellen, wie die Beziehung zwischen NATO und Russland noch schlechter ausfallen könnte. Sie ist auf das Niveau des Kalten Krieges zurückgefallen, des ersten Kalten Krieges. Vielleicht ist sie sogar noch schlechter."
Putin sieht Bedrohung in NATO-Erweiterung
Das russische Militär, so hat Präsident Wladimir Putin schon oft versichert, reagiere auf die Bedrohung.
"Wir müssen heute davon ausgehen, dass die Erweiterung der NATO, die Entwicklung ihrer militärischen Infrastruktur nahe russischer Grenzen eine der potenziellen Bedrohungen der Sicherheit unseres Landes darstellen. Deshalb hebe ich hervor, dass wir der technischen Umrüstung der Streitkräfte die allerstärkste Beachtung geschenkt haben und schenken werden."
Dieser Beitrag gehört zur fünfteiligen Reihe "NATO – eine Frage der Sicherheit".
Die staatlichen Programme, mit denen die verschiedenen Teilbereiche des russischen Militärs neu ausgestattet werden, haben nach dem Krieg mit Georgien im Jahr 2008 an Geschwindigkeit zugenommen. Die Streitkräfte sollen das Bestreben Moskaus untermauern, wieder als Weltmacht zu gelten. Der Einsatz im Krieg in Syrien ist nicht zuletzt auch ein Testfeld, um die eigenen Fähigkeiten zu verfeinern.
So war in Medienberichten zuletzt viel die Rede von neuen Waffen, zum Beispiel der Drohne "Ochotnik", dem Kampfjet SU-57 oder U-Booten.
Der Rüstungsexperte Alexander Golz bewertet die Programme als insgesamt erfolgreich, aber als weniger glänzend als in der offiziellen Darstellung. Längst nicht in jedem Fall erreichten die russischen Systeme die Modernität amerikanischer Entwicklungen.
"Zumindest erhalten sie neues Gerät. Mit Sicherheit kann man die Bereiche benennen, in denen die Umrüstung realisiert wurde: Darunter ist der Austausch taktischer Raketen durch die Systeme Iskander. Ebenso die Stationierung des hochentwickelten Raketenabwehrsystems S-400. Der Teilaustausch gepanzerter Fahrzeuge und Panzer und der Artillerie."
Putin: "Die anderen laufen uns hinterher"
Vor Militärs in Moskau unterstrich Putin just am vergangenen 24. Dezember, als in Europa und Amerika gerade das Weihnachtsfest begann, die Zeiten hätten sich geändert. Die Sowjetunion sei oftmals noch dem Westen, besonders den USA, hinterher gelaufen.
"Zum heutigen Tag sind wir in einer einzigartigen Situation unserer neuen und neuesten Geschichte. Die anderen laufen uns hinterher."
Putin gab das Startsignal für die neu entwickelte Hyperschallrakete Awangard.
"Awangaard, unangreifbar für heutige und in Zukunft mögliche Systeme der Luft- und Raketenabwehr und für den wahrscheinlichen Gegner. Das ist ein großer Erfolg und ein großer Sieg."
Die Fachwelt ist sich da nicht ganz so einig. Alexander Golz:
"Es wird allgemein anerkannt, dass Russland tatsächlich über bestimmte Technologien verfügt, die es in anderen Ländern nicht gibt. Aber militärisch verschaffen diese Systeme Russland keinen Vorteil."
Denn die Vereinigten Staaten könnten die Hyperschallwaffe abfangen, noch bevor die ihre Stärken ausspielen könne.
Wenn Moskau NATO sagt, sind die USA gemeint
Entscheidend ist das erkennbare Muster: Wenn das offizielle Moskau von der NATO spricht, sind fast immer die Vereinigten Staaten gemeint. Die europäischen Verbündeten gelten als Washingtons untergeordnete Vasallen, ohne erkennbare eigene Militärstrategie. Das ist im Kern jahrzehntealtes Denken, das jedoch anders als in der Sowjetunion heute von einem finanziell gesunden, russischen Staat getragen wird.
Wer diesem Denken in Moskau nachspüren will, hat mit Interviewanfragen an amtierende Politiker und Militärs keine Chance. Möglich aber ist ein Gespräch mit einem Veteranen.
"Schreiben Sie für oder gegen Russland", fragt Generaloberst Anton Terentjew den deutschen Journalisten vor Beginn des Gesprächs zunächst einmal misstrauisch. Es dauert einige Minuten, bis wir eine gemeinsame Basis finden.
Terentjew, heute 78 Jahre alt, verantwortete den Abzug der russischen Truppen vom Gebiet der ehemaligen DDR. Im Versammlungsraum des Veteranenverbands in Moskau hängt ein großes Foto, das ihn zeigt, bevor er das letzte Flugzeug bestieg und in die russische Hauptstadt zurückflog, 1994.
"Es war im Großen und Ganzen das Gefühl, dass die Sowjetunion und Russland ihre historische Mission erfüllt haben, sich und die Völker Europas vom Faschismus befreit zu haben, vor allem das deutsche Volk. Das Gefühl, seine Pflicht erfüllt zu haben. Das Gefühl tiefen Respekts gegenüber allen Umgekommenen."
"Russland hat ein Recht auf seinen eigenen Schutz"
Die einstige Supermacht sei herablassend behandelt worden. Während Moskau seine Soldaten abzog, seien die Amerikaner geblieben.
"Man muss Russland verstehen: Russland hat seine Lektion auf brutale Art und Weise gelernt, als die Anfangsphase des Zweiten Weltkriegs vor Leningrad, Moskau, Stalingrad und Majkop endete. Das ist die Lehre für die Organisation der eigenen Sicherheit. Russland will nicht und wird niemals angreifen. Aber es hat ein Recht auf seinen eigenen Schutz."
Die Sichtweise ist nicht stimmig, denn Russland greift an, was das Beispiel Ukraine belegt. Aber sie ist grundlegend für den Blick Moskaus auf den Westen und die NATO.