Gloria ist 58 Jahre alt. Ihre Kinder sind schon aus dem Haus. Und wenn sie mit ihrem Auto zur Arbeit in Santiago de Chile fährt, dann singt sie die Lieder im Radio mit, die zu ihrer Stimmung passen. Die immer noch sehr attraktive Frau, gespielt von dem chilenischen Fernsehstar Paulina García, die für ihre Rolle auf der letzten Berlinale unter einmütigem Beifall als beste Schauspielerin ausgezeichnet wurde, besucht Single-Partys und kämpft mit Mut und Originalität beherzt gegen ihre Einsamkeit.
Sie flirtet, tanzt viel und signalisiert auch immer wieder, dass sie mehr will. Eines Tages lernt sie Rodolfo kennen. Der ist offensichtlich in ihrem Alter, solo und bereit für das Abenteuer der Zweisamkeit. Sie trifft sich mit ihm in Restaurants und in Urlaubsrefugien. Sie stellt ihn sogar ihrer Patchworkfamilie mit erwachsenen Kindern und Ex-Mann samt Frau vor und hat noch weitergehende Pläne.
"Lass uns beide nach Kuba fahren. Zehn Tage. Ich nehme Urlaub. Du nimmst Urlaub. Und dann fahren wir beide dorthin. Wir tanzen doch beide gerne. Lass uns zum Tanzen nach Kuba fahren."
Würde der Film sich nicht radikal auf einen einzigen Blickwinkel beschränken, auf den von Gloria eben, dann hätten wir schon längst bemerkt, dass mit diesem Mann etwas nicht stimmt. Es gibt keine Einstellung, in der Gloria nicht präsent wäre, keine Szene, in der es nicht darum gehen würde, wie sie die Dinge und die Welt um sich herum erlebt. Gerade die Beharrlichkeit, mit der stets Glorias Standpunkt in den Mittelpunkt gerückt wird, soll es dem Zuschauer erlauben, sich umso besser in sie hineinzuversetzen und ihre Gefühle nachzuempfinden. Immerzu behält sie scheinbar das Heft in der Hand.
Doch Rodolfo ist ein notorischer Lügner. Er erzählt ihr, dass er mit seiner Ex-Frau und seinen Töchtern nichts mehr zu tun hat und lebt doch brav mit ihnen zusammen. Manchmal muss er plötzlich weg und auch als Gloria ihn ihrer Familie vorstellt, ein eigentlich sehr harmonischer fast utopischer Moment mitten im Film, kommt es zum Eklat. Rodolfo verschwindet wortlos. Gloria aber ist so verliebt in die Liebe, in die neuen Möglichkeiten und Abenteuer, die er ihr in seinem Freizeitpark eröffnet, auch in den Sex und in die Wiederentdeckung ihrer Leidenschaft, dass sie den Schwindel des Schwindlers, offenbar schon lange dessen Masche, nicht erkennt.
"Sei mal ein Mann, Rodolfo. Nimm deine Hände weg. Ich sehe nichts."
Irgendwann kommt Gloria dem eleganten Verführer dann doch auf die Schliche. Zu oft ist er einfach unauffindbar. Zu oft rufen ihn die Töchter an, die er ihr aber nicht vorstellen will. Zu abenteuerlich werden seine Erklärungen dafür, dass er sich jetzt um seine Ex-Frau kümmern müsse. Gloria packt die Farbkleckspumpgun ins Auto, die Rodolfo ihr für muntere Spiele im Freizeitpark geschenkt hat, lädt die Farbpatronen nach, fährt zum seinem Haus und "verschönert" in einer slapstickartigen Szene dessen Fassade. Sie schlägt ihn also mit seiner eigenen Waffe, in deren Gebrauch er sie eingeführt hat, und gewinnt das Gesetz des Handelns zurück.
"Gloria" ist ein schöner und wahrhaftiger Film über die Liebe, für die es nie zu spät ist. Eine gewisse formale Leichtigkeit und ein dynamischer Rhythmus, der an Musik erinnert, zeichnen diesen Film aus. Gewiss, formal ist der Film eher konventionell, hat aber humorvolle Momente und vermag den Kinozuschauer tief zu berühren. Am Ende sitzt Gloria wieder in einer Bar. Ganz traurig, verloren, allein. Doch dann wird Umberto Tozzis Schlager "Gloria" angespielt - ihr Lied. Sie wiegt ihren Körper. Sie beginnt zu tanzen. Dann lächelt sie und wir wissen, diese Frau ist nicht klein zu kriegen.
Sie flirtet, tanzt viel und signalisiert auch immer wieder, dass sie mehr will. Eines Tages lernt sie Rodolfo kennen. Der ist offensichtlich in ihrem Alter, solo und bereit für das Abenteuer der Zweisamkeit. Sie trifft sich mit ihm in Restaurants und in Urlaubsrefugien. Sie stellt ihn sogar ihrer Patchworkfamilie mit erwachsenen Kindern und Ex-Mann samt Frau vor und hat noch weitergehende Pläne.
"Lass uns beide nach Kuba fahren. Zehn Tage. Ich nehme Urlaub. Du nimmst Urlaub. Und dann fahren wir beide dorthin. Wir tanzen doch beide gerne. Lass uns zum Tanzen nach Kuba fahren."
Würde der Film sich nicht radikal auf einen einzigen Blickwinkel beschränken, auf den von Gloria eben, dann hätten wir schon längst bemerkt, dass mit diesem Mann etwas nicht stimmt. Es gibt keine Einstellung, in der Gloria nicht präsent wäre, keine Szene, in der es nicht darum gehen würde, wie sie die Dinge und die Welt um sich herum erlebt. Gerade die Beharrlichkeit, mit der stets Glorias Standpunkt in den Mittelpunkt gerückt wird, soll es dem Zuschauer erlauben, sich umso besser in sie hineinzuversetzen und ihre Gefühle nachzuempfinden. Immerzu behält sie scheinbar das Heft in der Hand.
Doch Rodolfo ist ein notorischer Lügner. Er erzählt ihr, dass er mit seiner Ex-Frau und seinen Töchtern nichts mehr zu tun hat und lebt doch brav mit ihnen zusammen. Manchmal muss er plötzlich weg und auch als Gloria ihn ihrer Familie vorstellt, ein eigentlich sehr harmonischer fast utopischer Moment mitten im Film, kommt es zum Eklat. Rodolfo verschwindet wortlos. Gloria aber ist so verliebt in die Liebe, in die neuen Möglichkeiten und Abenteuer, die er ihr in seinem Freizeitpark eröffnet, auch in den Sex und in die Wiederentdeckung ihrer Leidenschaft, dass sie den Schwindel des Schwindlers, offenbar schon lange dessen Masche, nicht erkennt.
"Sei mal ein Mann, Rodolfo. Nimm deine Hände weg. Ich sehe nichts."
Irgendwann kommt Gloria dem eleganten Verführer dann doch auf die Schliche. Zu oft ist er einfach unauffindbar. Zu oft rufen ihn die Töchter an, die er ihr aber nicht vorstellen will. Zu abenteuerlich werden seine Erklärungen dafür, dass er sich jetzt um seine Ex-Frau kümmern müsse. Gloria packt die Farbkleckspumpgun ins Auto, die Rodolfo ihr für muntere Spiele im Freizeitpark geschenkt hat, lädt die Farbpatronen nach, fährt zum seinem Haus und "verschönert" in einer slapstickartigen Szene dessen Fassade. Sie schlägt ihn also mit seiner eigenen Waffe, in deren Gebrauch er sie eingeführt hat, und gewinnt das Gesetz des Handelns zurück.
"Gloria" ist ein schöner und wahrhaftiger Film über die Liebe, für die es nie zu spät ist. Eine gewisse formale Leichtigkeit und ein dynamischer Rhythmus, der an Musik erinnert, zeichnen diesen Film aus. Gewiss, formal ist der Film eher konventionell, hat aber humorvolle Momente und vermag den Kinozuschauer tief zu berühren. Am Ende sitzt Gloria wieder in einer Bar. Ganz traurig, verloren, allein. Doch dann wird Umberto Tozzis Schlager "Gloria" angespielt - ihr Lied. Sie wiegt ihren Körper. Sie beginnt zu tanzen. Dann lächelt sie und wir wissen, diese Frau ist nicht klein zu kriegen.