In den Semesterferien lebt die Hamburger Comic-Künstlerin und Professorin Anke Feuchtenberger in einem kleinen Dorf in Vorpommern. Gemeinsam mit ihrem italienischen Mann Stefano Ricci, auch er ein Comic-Zeichner, und zwei Hunden.
In Feuchtenbergers geräumigem Atelier in der ehemaligen Dorfschule stehen große Kohlezeichnungen auf dem Boden. An der Wand hängen weiß grundierte Zeichenkartons.
"Also farbige Originale hab ich leider überhaupt nicht da. Ada nimm die Nase weg."
Die 49-jährige ist in Ostberlin geboren und hat an der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee studiert. Danach hat sie zuerst einmal als Grafikerin für freie Theatergruppen im gerade wiedervereinigten Berlin gearbeitet.
"Also, so fing es an. Ich hab die Plakate gemacht für die Gruppen und hab dann auch als Zugabe Programmhefte entwickelt, die sich immer mehr der Comic-Form annäherten. Es tauchten plötzlich Sprechblasen auf. Oder Leute, die halt direkt gesprochen haben. Also, es war irgendwie der Wunsch, über die Plakate noch was zu geben, was den alten Text und das neue Bild auf ne Weise verbindet, die sehr, sehr persönlich ist. Und wo ich einfach gehofft habe, dass jemand sich wieder findet."
Anke Feuchtenbergers innerliche, sehr emotionale Arbeiten waren in der damaligen Comic-Landschaft etwas absolut Neues. "Herzhaft lebenslänglich" hießen ihre ersten Comic-Bücher, "Mutterkuchen" oder "Die Hure H" – und sie erzählten mit wenig Worten und in kargen, schroffen Zeichnungen von Körperlichkeit und Geschlecht, Mutterschaft und Liebesleid.
"Ich meine, die Comic-Welt zu der Zeit vor 20 Jahren war absolut männerbestimmt. Es war ganz schwierig als Frau, da sich zu behaupten und nen eigenen Weg zu finden, der nicht diesen Mainstream erfüllt. Ja, das war schwierig."
In Feuchtenbergers neuem Comic-Buch "Die Spaziergängerin" finden sich Erzählungen aus den vergangenen zehn Jahren, die meist in ausländischen Magazinen erschienen sind. Die ältesten Geschichten sind in dem kantigen reduzierten Bleistiftstrich, mit dem die Zeichnerin bekannt geworden ist. Die neueren erscheinen sehr viel weicher, dreidimensionaler und sind alle mit Kohle gezeichnet.
"Mein Diplom 1988 war schon mit Kohle und weich und rund und so. Es war wie ne Rückkehr, wie ein Rückbesinnen auf ne Zeit, wo ich mit weniger Härte in die Welt gekuckt habe. Das war ne ganz wichtige Zeit, diese Härte und dieses ... auf die Essenz zurückzukommen. Und jetzt war es für mich auch wieder ein Weg, das Zeichnen neu zu entwickeln. Das sieht man schön an der 'Spaziergängerin'."
Seit 15 Jahren unterrichtet Anke Feuchtenberger als Professorin für Illustration und Zeichnen an die Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften. 2008 hat sie mit ihrem Mann auch noch einen kleinen feinen Comic-Verlag gegründet. Den Mami-Verlag.
"Ich kann es nicht sagen - Mami klingt erst einmal so nett. Aber bei uns war so die Idee von ner riesigen Schnecke, die sich nen Weg durch den Wald bahnt und ganz laut nach ihrer Mama brüllt, so ganz hässlich. So war die Idee. Dass der Verlag ein Ort ist, der Sachen auffängt, die vielleicht normalerweise keinen Platz in der Gesellschaft haben, nicht so leicht jedenfalls."
Seit der Verlagsgründung haben Feuchtenberger und Ricci bereits 16 Comic-Bücher herausgebracht.
"Ich bin ja wirklich auch beschenkt worden, also mit diesem Job an der Hochschule, das is ein Geschenk. Auch mit dem, dass ich meine Geschichten produzieren darf. Das find ich einfach wunderbar. Und ich finde, das muss man einfach weitergeben. Also, man muss irgendwas abgeben von diesem Geschenk, oder? Find ich ne Pflicht."
Anke Feuchtenberger: Die Spaziergängerin.
Reprodukt 2012, 80 Seiten, 20 Euro, ISBN 978-3-943143-39-3
In Feuchtenbergers geräumigem Atelier in der ehemaligen Dorfschule stehen große Kohlezeichnungen auf dem Boden. An der Wand hängen weiß grundierte Zeichenkartons.
"Also farbige Originale hab ich leider überhaupt nicht da. Ada nimm die Nase weg."
Die 49-jährige ist in Ostberlin geboren und hat an der Kunsthochschule in Berlin-Weißensee studiert. Danach hat sie zuerst einmal als Grafikerin für freie Theatergruppen im gerade wiedervereinigten Berlin gearbeitet.
"Also, so fing es an. Ich hab die Plakate gemacht für die Gruppen und hab dann auch als Zugabe Programmhefte entwickelt, die sich immer mehr der Comic-Form annäherten. Es tauchten plötzlich Sprechblasen auf. Oder Leute, die halt direkt gesprochen haben. Also, es war irgendwie der Wunsch, über die Plakate noch was zu geben, was den alten Text und das neue Bild auf ne Weise verbindet, die sehr, sehr persönlich ist. Und wo ich einfach gehofft habe, dass jemand sich wieder findet."
Anke Feuchtenbergers innerliche, sehr emotionale Arbeiten waren in der damaligen Comic-Landschaft etwas absolut Neues. "Herzhaft lebenslänglich" hießen ihre ersten Comic-Bücher, "Mutterkuchen" oder "Die Hure H" – und sie erzählten mit wenig Worten und in kargen, schroffen Zeichnungen von Körperlichkeit und Geschlecht, Mutterschaft und Liebesleid.
"Ich meine, die Comic-Welt zu der Zeit vor 20 Jahren war absolut männerbestimmt. Es war ganz schwierig als Frau, da sich zu behaupten und nen eigenen Weg zu finden, der nicht diesen Mainstream erfüllt. Ja, das war schwierig."
In Feuchtenbergers neuem Comic-Buch "Die Spaziergängerin" finden sich Erzählungen aus den vergangenen zehn Jahren, die meist in ausländischen Magazinen erschienen sind. Die ältesten Geschichten sind in dem kantigen reduzierten Bleistiftstrich, mit dem die Zeichnerin bekannt geworden ist. Die neueren erscheinen sehr viel weicher, dreidimensionaler und sind alle mit Kohle gezeichnet.
"Mein Diplom 1988 war schon mit Kohle und weich und rund und so. Es war wie ne Rückkehr, wie ein Rückbesinnen auf ne Zeit, wo ich mit weniger Härte in die Welt gekuckt habe. Das war ne ganz wichtige Zeit, diese Härte und dieses ... auf die Essenz zurückzukommen. Und jetzt war es für mich auch wieder ein Weg, das Zeichnen neu zu entwickeln. Das sieht man schön an der 'Spaziergängerin'."
Seit 15 Jahren unterrichtet Anke Feuchtenberger als Professorin für Illustration und Zeichnen an die Hamburger Hochschule für Angewandte Wissenschaften. 2008 hat sie mit ihrem Mann auch noch einen kleinen feinen Comic-Verlag gegründet. Den Mami-Verlag.
"Ich kann es nicht sagen - Mami klingt erst einmal so nett. Aber bei uns war so die Idee von ner riesigen Schnecke, die sich nen Weg durch den Wald bahnt und ganz laut nach ihrer Mama brüllt, so ganz hässlich. So war die Idee. Dass der Verlag ein Ort ist, der Sachen auffängt, die vielleicht normalerweise keinen Platz in der Gesellschaft haben, nicht so leicht jedenfalls."
Seit der Verlagsgründung haben Feuchtenberger und Ricci bereits 16 Comic-Bücher herausgebracht.
"Ich bin ja wirklich auch beschenkt worden, also mit diesem Job an der Hochschule, das is ein Geschenk. Auch mit dem, dass ich meine Geschichten produzieren darf. Das find ich einfach wunderbar. Und ich finde, das muss man einfach weitergeben. Also, man muss irgendwas abgeben von diesem Geschenk, oder? Find ich ne Pflicht."
Anke Feuchtenberger: Die Spaziergängerin.
Reprodukt 2012, 80 Seiten, 20 Euro, ISBN 978-3-943143-39-3