Mit einem kleinen Gastauftritt in Jean-Luc Godards Aussteigermelodram "Pierrot le fou" gab der berühmteste Regisseur des europäischen Autorenfilms Sam Fuller die Gelegenheit, seine Kinodefinition zu liefern. Fuller spielt da einen amerikanischen Filmregisseur, der von Jean-Paul Belmondo bei einer Party danach gefragt wird, was Kino eigentlich sei. Der amerikanische Filmregisseur war ein besonderer Liebling der Regisseure des neuen europäischen Films. Obwohl im klassischen Hollywoodsystem groß geworden, das Filme am Fließband herstellte, verstand er es doch, seine besondere Handschrift zu bewahren. Nicht die Geschichten seiner Filme waren außergewöhnlich. Die Darstellungsweise, die konkrete Inszenierung und seine Liebe zum Detail machten ihn zum Vorbild zum Beispiel von Wim Wenders, der ihn mit dem üblichen Zigarrenstummel im Mund in "Der amerikanische Freund" und in "Der Stand der Dinge" denkwürdige Auftritte ermöglichte.
Samuel Fuller wurde am 12. August 1912 als Samuel Rabinovich in Worchester, Massachusetts, geboren. Elf Jahre war er alt, als sein Vater starb und die Mutter mit sieben Kindern nach New York zog. Er wurde Botenjunge bei der Zeitung und bald begann er seine erste Karriere als Kriminalreporter.
"Mein Traum war es, Reporter zu sein. 18 Leute durften eine Exekution beobachten. Der Gefängnisaufseher hat mich damals reingelassen. Ihm war es schnurz wer dabei war. Er musste nur einen Hebel umlegen. Das war sein Job."
Fuller lernte – wie er einmal gesagt hat – ohne Adjektive zu schreiben. Und so kann man eigentlich auch seinen Filmstil beschreiben. In den 50er Jahren drehte er knallharte Western. Er beschrieb in "Park Row" das Zeitungsmilieu, so, wie er es kennen gelernt hatte, und schuf mit "Underworld USA 1960" den definitiven Unterweltthriller, bei dem alle späteren Gangsterfilme in die Schule gegangen sind. "Shock Corridor" war 1963 eine spektakuläre und eindrückliche Innenansicht der amerikanischen Psychiatrie. Seine Filme wurden wild und voller Gewalt. Amerikanischen Kritikern galt er immer als wenig massenkompatibel. Die visuelle Explosivität seiner Filme und die Amoralität mancher Charaktere stießen das Mainstreampublikum ab. Er wurde als Propagandist von Gewaltexzessen empfunden.
"Nein, nein. Ich bin nicht auf Gewalt aus. Bei einem Film wie ‚White Dog’ hab ich doch nichts erfunden. Das ist ein Film. Dabei kann ich doch nicht Leute zeigen, die über die Handlung reden. Ich muss doch zeigen, was passiert. Wenn eine Frau ein Kind kriegt, dann kann ich doch nicht sagen: das ist die Hölle, was die Frau da durchmacht, sondern ich schneide direkt auf die Frau und zeige ihre Hölle."
Die Helden bei Sam Fuller sind meist gebrochen. Zarte Seelen in rauer Schale. Ende der 70er Jahre zog sich Fuller ins europäische Exil zurück, dahin, wo er ohne das Zwangssystem der Hollywoodfabrik seine Filme machen konnte, darunter einen der ersten Tatorte überhaupt. Seine letzten drei Filme entstanden in Frankreich. Mit "Tote Taube in der Beethovenstraße" schrieb er 1973 aber auch deutsche Fernsehgeschichte. Der Ermittler des Tatorts hieß Kressin, aber Fuller gab dem Film den Ton harter Gangstergeschichten aus den 40er Jahren. Die ersten Zeilen einer Romanversion des Drehbuchs verraten alles.
"Die Taube wurde im Flug getötet. Der Schuss, den in Westdeutschlands Hauptstadt ein Polizeibeamter in grüner Uniform hörte, brachte die Taube an einem Straßenschild mit der Aufschrift Beethovenstraße im Sturz zu Boden. (Das Schild – weiße Buchstaben auf blauem Grund – war an einer Backsteinmauer angebracht. Auf der Mauer befanden sich vom Taubenmist verkrustete Stacheldrahtstränge. Aber) die Tote Taube, die unter dem Schild Beethovenstraße auf den Bürgersteig von Bonn niederstürzte, war ein toter Mann namens Johnson."
Samuel Fuller wurde am 12. August 1912 als Samuel Rabinovich in Worchester, Massachusetts, geboren. Elf Jahre war er alt, als sein Vater starb und die Mutter mit sieben Kindern nach New York zog. Er wurde Botenjunge bei der Zeitung und bald begann er seine erste Karriere als Kriminalreporter.
"Mein Traum war es, Reporter zu sein. 18 Leute durften eine Exekution beobachten. Der Gefängnisaufseher hat mich damals reingelassen. Ihm war es schnurz wer dabei war. Er musste nur einen Hebel umlegen. Das war sein Job."
Fuller lernte – wie er einmal gesagt hat – ohne Adjektive zu schreiben. Und so kann man eigentlich auch seinen Filmstil beschreiben. In den 50er Jahren drehte er knallharte Western. Er beschrieb in "Park Row" das Zeitungsmilieu, so, wie er es kennen gelernt hatte, und schuf mit "Underworld USA 1960" den definitiven Unterweltthriller, bei dem alle späteren Gangsterfilme in die Schule gegangen sind. "Shock Corridor" war 1963 eine spektakuläre und eindrückliche Innenansicht der amerikanischen Psychiatrie. Seine Filme wurden wild und voller Gewalt. Amerikanischen Kritikern galt er immer als wenig massenkompatibel. Die visuelle Explosivität seiner Filme und die Amoralität mancher Charaktere stießen das Mainstreampublikum ab. Er wurde als Propagandist von Gewaltexzessen empfunden.
"Nein, nein. Ich bin nicht auf Gewalt aus. Bei einem Film wie ‚White Dog’ hab ich doch nichts erfunden. Das ist ein Film. Dabei kann ich doch nicht Leute zeigen, die über die Handlung reden. Ich muss doch zeigen, was passiert. Wenn eine Frau ein Kind kriegt, dann kann ich doch nicht sagen: das ist die Hölle, was die Frau da durchmacht, sondern ich schneide direkt auf die Frau und zeige ihre Hölle."
Die Helden bei Sam Fuller sind meist gebrochen. Zarte Seelen in rauer Schale. Ende der 70er Jahre zog sich Fuller ins europäische Exil zurück, dahin, wo er ohne das Zwangssystem der Hollywoodfabrik seine Filme machen konnte, darunter einen der ersten Tatorte überhaupt. Seine letzten drei Filme entstanden in Frankreich. Mit "Tote Taube in der Beethovenstraße" schrieb er 1973 aber auch deutsche Fernsehgeschichte. Der Ermittler des Tatorts hieß Kressin, aber Fuller gab dem Film den Ton harter Gangstergeschichten aus den 40er Jahren. Die ersten Zeilen einer Romanversion des Drehbuchs verraten alles.
"Die Taube wurde im Flug getötet. Der Schuss, den in Westdeutschlands Hauptstadt ein Polizeibeamter in grüner Uniform hörte, brachte die Taube an einem Straßenschild mit der Aufschrift Beethovenstraße im Sturz zu Boden. (Das Schild – weiße Buchstaben auf blauem Grund – war an einer Backsteinmauer angebracht. Auf der Mauer befanden sich vom Taubenmist verkrustete Stacheldrahtstränge. Aber) die Tote Taube, die unter dem Schild Beethovenstraße auf den Bürgersteig von Bonn niederstürzte, war ein toter Mann namens Johnson."