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Eine Lange Nacht über das Bier
Da braut sich was zusammen

Bier gilt - neben Wasser und Tee - als das am weitesten verbreitete Getränk der Welt. Noch immer ist es das beliebteste Getränk der Deutschen, obwohl sein Absatz zuletzt schwächelte.

Von Günter Herkel |
    Ein naturtrübes Pils wird am 16.02.2016 in Mannheim im Technoseum in der Ausstellung "Bier. Braukunst und 500 Jahre deutsches Reinheitsgebot" von einer Bierflasche in ein Bierglas geschüttet.
    Ein naturtrübes Pils wird in Mannheim im Technoseum in der Ausstellung "Bier. Braukunst und 500 Jahre deutsches Reinheitsgebot" von einer Bierflasche in ein Bierglas geschüttet. (picture alliance / dpa / Uwe Anspach)
    In diesem Jahr wird der 500. Geburtstag des bayerischen Reinheitsgebots zelebriert. Aber die Geschichte dieses Kulturgetränks begann bereits viel früher.
    Bier begleitet den Menschen seit seiner Sesshaftwerdung. Sumerer und Ägypter betrachteten Bier als Gabe der Götter. Den weintrinkenden Griechen und Römern galt es als barbarisch, was seine Popularität bei den Germanen nicht minderte.
    In der Frühzeit bis ins frühe Mittelalter war das Brauen Frauensache. Dann verdrängten die Mönche, viel später die Industrialisierung der Bierproduktion die Frauen von den Sudkesseln.
    Welche Eigenschaften machten und machen das Bier populär? Seine rituelle Bedeutung? Seine Funktion als flüssiges Brot, als Rauschmittel, nicht zuletzt seine Rolle als Kultgetränk für gemeinschaftsstiftende Erlebnisse - ob im Wirtshaus, Biergarten oder zu Hause?
    Nach dem Zweiten Weltkrieg boomen Bierproduktion und -absatz weltweit. Aber die Massenproduktion von charakterschwachen Mainstream-Marken lässt die Vielfalt verkümmern. Dagegen regt sich in jüngster Zeit Widerstand. Zunächst in den USA, seit einigen Jahren auch in Deutschland, gehen junge Brauer daran, ausdrucksstarke neue Biere zu kreieren oder längst vergessene traditionelle Bierstile wiederzubeleben. Oft in Auseinandersetzung mit dem Reinheitsgebot: Ist diese vermeintlich älteste Lebensmittelverordnung wirklich ein Qualitätssiegel? Ist die Craftbier-Bewegung nur ein kurzfristiger Hype? Oder eine Rückbesinnung auf Vielfalt und anspruchsvollen Biergenuss?
    Die Lange Nacht zeichnet die fast 10.000-jährige Kulturgeschichte des Biers nach. Brauer, Sommeliers und andere Biergenießer geben Auskunft darüber, was in ein gutes Bier hinein gehört und was nicht. Auch wird der Frage nachgegangen, warum besonders Frauen den neuen Aromenreichtum des handwerklich gebrauten Biers schätzen.
    In diesem Jahr wird der 500. Geburtstag des bayerischen Reinheitsgebots zelebriert. Aber die Geschichte dieses Kulturgetränks begann bereits viel früher.
    Bier begleitet den Menschen seit seiner Sesshaftwerdung. Sumerer und Ägypter betrachteten Bier als Gabe der Götter. Den weintrinkenden Griechen und Römern galt es als barbarisch, was seine Popularität bei den Germanen nicht minderte.
    In der Frühzeit bis ins frühe Mittelalter war das Brauen Frauensache. Dann verdrängten die Mönche, viel später die Industrialisierung der Bierproduktion die Frauen von den Sudkesseln.
    Welche Eigenschaften machten und machen das Bier populär? Seine rituelle Bedeutung? Seine Funktion als flüssiges Brot, als Rauschmittel, nicht zuletzt seine Rolle als Kultgetränk für gemeinschaftsstiftende Erlebnisse - ob im Wirtshaus, Biergarten oder zu Hause?
    Nach dem Zweiten Weltkrieg boomen Bierproduktion und -absatz weltweit. Aber die Massenproduktion von charakterschwachen Mainstream-Marken lässt die Vielfalt verkümmern. Dagegen regt sich in jüngster Zeit Widerstand. Zunächst in den USA, seit einigen Jahren auch in Deutschland, gehen junge Brauer daran, ausdrucksstarke neue Biere zu kreieren oder längst vergessene traditionelle Bierstile wiederzubeleben. Oft in Auseinandersetzung mit dem Reinheitsgebot: Ist diese vermeintlich älteste Lebensmittelverordnung wirklich ein Qualitätssiegel? Ist die Craftbier-Bewegung nur ein kurzfristiger Hype? Oder eine Rückbesinnung auf Vielfalt und anspruchsvollen Biergenuss?
    Die Lange Nacht zeichnet die fast 10.000-jährige Kulturgeschichte des Biers nach. Brauer, Sommeliers und andere Biergenießer geben Auskunft darüber, was in ein gutes Bier hinein gehört und was nicht. Auch wird der Frage nachgegangen, warum besonders Frauen den neuen Aromenreichtum des handwerklich gebrauten Biers schätzen.
    Grafik mit Fakten zum Bier
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    Steckbriefe einiger Brauereien aus der Langen Nacht
    (Alphabetisch sortiert)
    Braufactum
    Adresse:
    Die Internationale Brau-Manufacturen GmbH
    Anmerkung: Ein Tochterunternehmen von Raderberger
    Darmstädter Landstraße 185
    60598 Frankfurt am Main
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    Gründungsjahr:
    2010
    Hektoliter pro Jahr:
    k. A.
    Lieblingsbier des Brauers:
    BraufactuM "Soleya". Der Bierstil Saison hat seine Wurzeln in der französischsprachigen Region im Süden von Belgien, der Wallonie. Das Bier wurde über den Winter eingebraut, um zur Erntezeit den Durst der Saisonarbeiter nach harter Feldarbeit zu stillen. Das BraufactuM-Bier ist mit einem speziellen Hefestamm gebraut sowie dem australischen Hopfen Enigma kaltgehopft. So entsteht ein trockenes Saison, dass trotz einem Alkoholgehalt von 6,5 Prozent eine frische Leichtigkeit besitzt. Die typischen Aromen von grüner Banane, Apfel und Steinfrüchten des speziell ausgewählten Saisonhefestammes gehen mit den floralen Hopfennoten der neuen australischen Hopfensorte Enigma eine Symbiose ein.
    Cambia Bavaria aus Truchtlaching
    Adresse:
    Camba Bavaria GmbH
    Mühlweg 2
    83376 Truchtlaching
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    Gründungsjahr:
    2008
    Hektoliter pro Jahr:
    ca. 5000
    Lieblingsbier des Brauers:
    Durch die Sortenvielfalt sei es unmöglich, ein spezielles Lieblingsbier zu benennen. Die Brauerei hebt seltene Biere wie die Nelson Weisse, gebraut mit seltenem Nelson Sauvin Hopfen aus Neuseeland, oder dem Sweet Stout, gebraut in Österreich, hervor, ist aber stolz auf alle ihre Biere.
    Gruthaus Brauerei aus Münster
    Adresse:
    Gruthaus-Brauerei
    Krummer Timpen 61
    48143 Münster
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    Gründungsjahr:
    2013
    Hektoliter pro Jahr:
    500
    Lieblingsbier des Brauers:
    Sein Lieblingsbier ist das Bockwurst-Bock. Der Grund: Er trinkt unglaublich gerne Rauchbiere. Sie können gar nicht intensiv genug sein, der Geruch von geräucherten Würsten oder Schinken lässt den Westfalen in ihm sentimental werden. Das Besondere: Es ist ein obergäriger Rauchbock, für den das Malz in der Metzgerei Holstiege in Münster-Roxel in die Räucherkammer gehängt wurde. Der Bockwurst-Bock enthält keine tierischen Zutaten. Er riecht nur so. Bockwurst hat übrigens ihren Namen daher, dass sie früher der typische Begleiter zu einem kräftigen Bockbier war. Gebraut in der Hausbrauerei Dieckmann in Emsdetten-Isendorf.
    Hotelpark Stadtbrauerei Arnstadt
    Adresse:
    Hotelpark Stadtbrauerei Arnstadt
    Brauhausstraße 1-3
    99310 Arnstadt
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    Gründungsjahr:
    1866 als Felsenkellerbrauerei Arnstadt
    Hektoliter pro Jahr:
    900
    Lieblingsbier des Brauers:
    Der Arnstädter Bierrufer liebe alle Sorten, hat aber saisonale Vorlieben. Im Winter das Bockbier, ab 01.05. das fruchtige Weizenbier (ältester Weizenbiernachweis Deutschlands haben: seit 1617). Im Spätsommer und Herbst bevorzugt er ein Helles, zwischendurch immer wieder ein Dunkles.
    Kehrwieder Kreativbrauerei aus Hamburg
    Adresse:
    Kehrwieder Kreativbrauerei
    Sinstorfer Kirchweg 74-92
    21077 Hamburg
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    Gründungsjahr:
    2011
    Hektoliter pro Jahr:
    1300
    Lieblingsbier des Brauers:
    Für sie gibt es nicht die Lieblingsbiersorte, es sei immer von der Situation oder dem Gericht abhängig. Aber ein Bier, das immer gehe, ist das überNormalNull - ein alkoholfreies IPA, das man trinken mag und nicht trinken muss. Voll gepackt mit Aromahopfensorten (Simcoe & Mosaic) und gebraut mit einer Hefe, die Malzzucker nicht vergären kann, ganz ohne Manipulation.
    Pax Bräu aus Oberelsbach
    Adresse:
    Pax Bräu
    Rathgeberstr. 7
    97656 Oberelsbach
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    Gründungsjahr:
    2007
    Hektoliter pro Jahr:
    800
    Lieblingsbier des Brauers:
    Pax Bräu Szechuan Style (From Asia With Love), weil es die interessanteste Komposition an Zutaten (Gerstenmalz, Weizen, Orangenschale, Koriander, Szechuanpfeffer, Zitronengras, Ingwer, Chilli, Hopfen, Hefe) hat und trotz seines relativ hohen Alkoholgehalts von etwa 7 Prozent sommerlich leicht schmeckt.
    Stone Brewing World Bistro & Gardens aus Berlin
    Adresse:
    Stone Brewing World Bistro & Gardens
    Im Marienpark 23
    12107 Berlin
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    Gründungsjahr:
    2016 in Berlin, vor 20 Jahren in den USA
    Hektoliter pro Jahr:
    45.000
    Ganzjährige Biere:
    Stone IPA, Stone Ruination Double IPA, Stone Cali-Belgique IPA, Stone Go To IPA, Arrogant Bastard Ale
    Literaturtipps zum Bier
    Lesen Sie hier Literaturtipps nach:
    • Sylvia Kopp: "Das Craft-Bier Buch. Die neue Braukultur", Gestalten Verlag, Berlin 2014, 250 Seiten.
    • Julia und Oliver Wesseloh: "Bier Leben. Die neue Braukultur", Rowohlt, Reinbek b. Hamburg 2015, 240 Seiten.
    • Gunther Hirschfelder, Manuel Trummer: "Bier. Eine Geschichte von der Steinzeit bis heute", Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2016, 274 Seiten
    • Franz Meußdoerffer, Martin Zarnkow: "Das Bier. Eine Geschichte von Hopfen und Malz", C.H.Beck Wissen, München 2014, 130 Seiten
    • Ursula Eymold (Hg.): "Bier.Macht.München. 500 Jahre Münchner Reinheitsgebot in Bayern", Süddeutsche Zeitung Edition, München 2015
    • "Mir San Bier. Braukunst und Biergärten in und um München", Süddeutsche Zeitung Edition, München 2013, 194 Seiten
    • Peter Korneffel: "Biermanufakturen in Berlin", Nicolaische Verlagsbuchhandlung, Berlin 2015, 212 Seiten
    • Manuela Reichart, Peter Glückstein, Stefanie Steudemann (Hg.): "Bier", Eichborn Verlag, Frankfurt/M. 2009, 250 Seiten
    • Lilian Harlander, Bernhard Purin (Hg.): "Bier ist der Wein dieses Landes. Jüdische Braugeschichten", Volk Verlag München 2016, 258 Seiten
    • Meinings CRAFT, Magazin für Bierkultur, Meininger Verlag, Neustadt. Diverse Ausgaben
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