Der Monte Verità wurde Refugium sonnensuchender Vegetarier, Atelier der Lebenskünstler und Kolonie geistiger Sonderlinge. In dieser Sendung treten die Hauptdarsteller auf wie in einer Revue: Der Dichter Hermann Hesse wollte von seiner Trunksucht loskommen.
Der Psychoanalytiker Otto Gross gab die Parole von der sexuellen Revolution aus. Rudolf Laban lehrte die tänzerische Entfesselung der Gefühle. Theodor Reuß, Großmeister eines obskuren Ordens, feierte nächtliche Orgien, bis Oedenkoven ihn vom Hügel jagte. Erschöpft von seinem Experiment zog der Gründer nach zwei Jahrzehnten selber von dannen. Baron von der Heydt, Banker und Kunstsammler, kaufte die einzigartige Immobilie und schuf ein Feriendomizil für den Adel Europas und Politiker wie Konrad Adenauer.
Die Ausstrahlungskraft des Monte Verità, die bis heute wirkt, hat auch rasch das armselige Fischernest Ascona erfasst. Im Dorf vereinigten sich die Exzentriker aller Länder: die Malerin Marianne Werefkin, die Tänzerin Charlotte Bara, der baltische Kleinadelige, der sein Erbe versoff, ohne es zu besitzen. In Ascona wackelten, aus dem Jenseits beseelt, die Tische, erschien Mozart als Wiedergänger und brauste der deutsche Kaufmann Max Emden mit seinen Gespielinnen im Motorboot von seinem Lustschloss auf den Brissago-Inseln über den Lago Maggiore.
"Manche Jahre hatte Doktor Knölge die Zeit des Frühlings und Frühsommers in einer der vielen freundlichen Vegetarierpensionen am Lago Maggiore hingebracht. Er hatte vielerlei Menschen an diesen Orten kennengelernt und sich an manches gewöhnt, an Barfussgehen und langhaarige Apostel, an Fanatiker des Fastens und an vegetarische Gourmands. Da gab es Vegetarier, Vegetarianer, Vegetabilisten, Rohkostler, Frugivoren und Gemischtkostler." (aus Hermann Hesse, "Weltverbesserer")
Es gibt die unterschiedlichsten Gründe, auf Berge zu steigen. Vielleicht ist es der Wunsch, dem Himmel oder Gott näher zu sein; auf längeren Bergtouren in die höheren Regionen lassen sich solche Erfahrungen machen. Vielleicht aber auch um sich und die "Wahrheit" zu finden, was bisher allerdings auch auf den Bergen nur wenigen gelang. Versucht haben es zumindest die Bewohner im Jahr 1900 auf dem Monte Verità, dem Berg der Wahrheit, wie sie ihren Ort oberhalb von Ascona im Kanton Tessin in der Schweiz nannten. Obwohl mit 321 Metern eigentlich nur ein Hügel, nannten die Siedler diesen Berg "Monte" und das was sie suchten, "Verità", also "Wahrheit", lässt sich auf einem Berg besser suchen als auf einem profanen Hügel.
Der Monte Verità (dt. Wahrheitsberg) ist ein Hügel über Ascona, im Kanton Tessin, Schweiz, der in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts der Sitz einer lebensreformerischen Künstlerkolonie war, die heute als eine der Wiegen der Alternativbewegung gilt.
Weiterlesen bei Wikipedia.
Auszug aus dem Manuskript:
"Lass uns träumen am Lago Maggiore, wo das Glück deine Wünsche erfüllt." Mit diesem verhaltenen Tango des Tenors Rudi Schuricke drehte sich im Jahr 1950 eine Schellack-Platte unter der Nadel. Das Lied beschwor den immerwährenden Frühling, die glitzernden Wellen des Sees, beseligenden Wein und sorgenfreies, von mediterraner Sonne verklärtes Leben."
Das Paradies am südlichen Alpenrand war für die Deutschen damals weit weg und nicht einfach zu erobern. Der knatternde Zweitakter geriet in so mancher Serpentine ans Ende seiner Zugkraft, unter der Haube qualmte blaugrau der Motor und verpestete die reine Bergluft. Nicht weniger strapaziös war die nächtliche Rumpelfahrt mit der Eisenbahn: Eingequetscht in Hängematten mussten die Sehnsüchtigen, die das Land, wo die Zitronen blühen, kennenlernen wollten, eine schlaflose Kreuzesmarter zweiter Klasse durchleiden.
Dann aber. Am Kai von Ascona schaukelte schon das Tretboot, die Kugel Pistazien-Eis kleckerte verführerisch von der Waffeltüte, den schicken Sonnenhut aus einheimischer Manufaktur schwenkte die Seebrise auf dem Souvenir-Ständer vor dem Kiosk. Das Strandbad beherrschten streunende Hunde und ein erstes Kofferradio. Am Lago Maggiore war alles vorhanden, was ein Mensch damals zum Ferienglück benötigte.
"Lass uns träumen am Lago Maggiore, wo das Glück deine Wünsche erfüllt."
Genau ein halbes Jahrhundert zuvor war eine Handvoll Menschen aufs Ganze gegangen. Barfuß oder mit primitiven Sandalen unter den Sohlen waren sie über die Berge ins Tessin gezogen. Als frühe Aussteiger wollten sie sich dort den Traum vom selbstgeschaffenen Paradies erfüllen und nie mehr zurückkehren ins alltägliche Leben. Sie kauften sich im Jahr 1900 einen verwilderten Hügel über Ascona und machten ihn für sich und eine zunehmende Anhängerschaft zu ihrem Berg der Wahrheit, Monte Verità. Refugium der Umdenker, Spielwiese der Exzentriker, Atelier der Lebens-Künstler – ein gesellschaftliches Experimentierfeld, auf dem Gemeinschaftsbildung mit konsequent ausgelebtem Individualismus fortwährend im Clinch lag.
Die Details einer Weltgeschichte: Die Geschichte des Monte Verità erstreckt sich über ein ganzes Jahrhundert; die Erlebnisse seiner Hauptfiguren verlaufen parallel zu den Ereignissen und Umwälzungen, von denen das Jahrhundert geprägt war.
Die offizielle Website
MONTE VERITÀ - l'aspiration au changement qui motive ces « réformateurs de la vie »
Weiterlesen im Internet
Auszug aus dem Manuskript:
"Wir essen Salat, ja wir essen Salat,
Und essen Gemüse früh und spat.
Auch Früchte gehören zu unsrer Diät.
Was sonst noch wächst, wird alles verschmäht.
Wir essen Salat, ja wir essen Salat.
Wir sonnen den Leib, ja wir sonnen den Leib,
Das ist unser einziger Zeitvertreib.
Doch manchmal spaddeln wir auch im Teich,
Das kräftigt den Körper und wäscht ihn zugleich.
Wir sonnen den Leib, und wir baden den Leib,
Das ist unser einziger Zeitvertreib.
Wir hassen das Fleisch, ja wir hassen das Fleisch,
Und die Milch und die Eier und lieben keusch.
Die Leichenfresser sind dumm und roh,
Das Schweinevieh – das ist ebenso.
Wir hassen das Fleisch, ja wir hassen das Fleisch,
Und die Milch und die Eier und lieben keusch.
Wir trinken keinen Sprit, nein wir trinken keinen Sprit,
Denn der wirkt verderblich auf das Gemüt.
Gemüse und Früchte sind flüssig genug,
Drum trinken wir nicht und sind doch sehr klug.
Wir trinken keinen Sprit, nein wir trinken keinen Sprit,
Denn der wirkt verderblich auf das Gemüt.
Wir rauchen nicht Taback, nein wir rauchen nicht Taback,
Das tut nur das scheußliche Sündenpack.
Wir setzen uns lieber auf das Gesäß
Und leben gesund und naturgemäß.
Wir rauchen nicht Taback, nein wir rauchen nicht Taback,
Das tut nur das scheußliche Sündenpack.
Wir essen Salat, ja wir essen Salat,
Und essen Gemüse früh und spat.
Und schimpft ihr den Vegetarier einen Tropf,
So schmeißen wir euch eine Walnuss an den Kopf.
Wir essen Salat, ja wir essen Salat,
Und essen Gemüse früh und spat."
(Erich Mühsam)
Das Lied ist Erich Mühsam "in einer verbrecherischen Stunde entfahren", wie er augenzwinkernd eingesteht. Der Apothekersohn aus Lübeck und anarchistische Bohémien hatte sich mit seinem Freund Johannes Nohl auf "Zigeunerschaft" in den Süden begeben und war dabei im Jahr 1904 nach Ascona gekommen. 30 Jahre später haben ihn die Nazis im KZ Oranienburg ermordet.
Es muss dem 26-Jährigen der Berg über dem Lago Maggiore zunächst recht imponiert haben, auch wenn er statt der ernst gemeinten lebensreformerischen Bemühungen der Monteveritaner vor allem die kuriosen Seiten betonte. Über das "Salatorium" spottete er, und in einem Brief heißt es:
"Ich bin am Lago Maggiore, wo ich, mit einem malerischen Leinenkostüm angetan, kurzhosig, barfüßig und nackthalsig herumstelze und vegetarisch – das heißt geruch- und geschmacklos – lebe. Dies alles von wegen der Gesundheit."
Eine Postkarte, die auf dem Monte Verità verkauft wurde, zeigt Erich Mühsam splitternackt in des Waldes Einsamkeit. Ein wenig verschämt sitzt er auf einem stillgelegten Mühlrad, das Wasser rauscht neben ihm und der maroden Holzkonstruktion in die Tiefe.
"Geschmeckt hat mir persönlich die Rohkost, die den Hungrigen dort vorgesetzt wird, stets vorzüglich. Auch fand ich immer unter den Kurgästen der Anstalt vortreffliche und interessante Menschen. Der Besitzer des Sanatoriums, Herr Oedenkoven, ist ein ästhetisch fein empfindender Mann, und die von seiner Gattin geleiteten musikalischen Abende, denen ich beiwohnte, waren genussreich und verständnisvoll arrangiert."
In seiner Broschüre über Ascona, die 1905 erschien, geht Erich Mühsam jedoch scharfsinnig mit der Idee ins Gericht, die auf dem Wahrheitsberg verwirklicht werden sollte.
Anfangs "soll sich ein recht hübsches kommunistisches Leben entwickelt haben, hübsch besonders für all diejenigen, die mit leerer Tasche sich zu den Kommunisten hinzufanden. Der Dilettantismus eines solchen Beginnens liegt auf der Hand. Kommunistische Siedlungen, die nicht auf der Basis einer revolutionär-sozialistischen Tendenz erwachsen sind, werden stets Fiasko machen müssen, zumal wenn das Band, das die Teilnehmer seelisch aneinander bindet, ein so belangloses ist, wie das Prinzip des Vegetabilismus."
Das Museum Casa Anatta (mit der Ausstellung "Le mammelle della verità" ("Brüste der Wahrheit") von Harald Szeemann), Casa Selma und das Elisarion (mit dem runden Werk "Chiaro mondo dei beati" ("Helle Welt der Seligen") sind drei Jahre nicht für die Öffentlichkeit geöffnet (voraussichtlich bis 2012). Die Stiftung Monte Verità hat unter der Federführung des Kantonalamts für Denkmalschutz ein Restaurierungs- und Umgestaltungsprojekt für das Museumsangebot in Angriff genommen.
Auszug aus dem Manuskript:
"In der Casa Anatta, in der Henri Oedenkoven und Ida Hofmann wohnten und später Baron von der Heydt, hat Ausstellungsmacher Harald Szeemann vor 30 Jahren eine umfassende Dokumentation über den Monte Verita zusammengetragen, Fotos, Briefe, Bücher – ein Jahrhundert europäischer Kulturgeschichte. In diesem Haus der Erinnerungen werde "600 Viten mit 600 verschiedenen Paradiesvorstellungen" gedacht, hat der leidenschaftliche Sammler Szeemann einmal gesagt. Jetzt musste es wegen dringender Renovierung für lange Zeit geschlossen werden.
Aber da gibt es im Park noch ein kurioses Grab mit schwarzer Basaltplatte. Dort ruht in Frieden ein Gemälde, geschaffen als Gemeinschaftsarbeit dreier Schweizer Künstler. Es sollte verkauft und der Erlös für Szeemanns Ausstellung verwendet werden. Doch niemand wollte das Werk haben. Also wurde es beerdigt.
Ein paar Schritte weiter entstand auf dem Fundament des alten Natur-Solariums der Monteveritaner ein unauffälliger hölzerner Pavillon. Er birgt einen sehr schrägen Schatz, den Harald Szeemann aus dem nahen Ort Minusio herüberholte. Dort hatte der baltische Adlige Elisar von Kupffer ein Rundbild geschaffen, 25 Meter im Kreis, 3,45 Meter hoch. Er nannte das Gemälde "Klarwelt der Seligen". Das Werk in sanften Bonbonfarben zeigt mehrere Dutzend nackter Jünglinge, die, arm an Gemächt, alle wie geklont die Gesichtszüge ihres Schöpfers tragen. Sie schweben, der schnöden "Wirrwelt" entronnen, durch Utopia, durch die Klarwelt des Phantasten von Kupffer.
Der Pavillon ist verschlossen, weil er als Gerümpelkammer benutzt wird. Aber auch wenn die Hotelrezeption ihn nicht gleich findet, weil sie sich ziert ihn herauszugeben - es gibt einen Schlüssel zur Klarwelt der Seligen."
Robert Landmann:
Ascona – Monte Veritá
Auf der Suche nach dem Paradies
2009 Huber Verlag.
Francesco Welti:
Der, Baron, die Kunst und das Nazigold
2008 Huber Verlag
Die lange als geheim behandelte Akte "Eduard von der Heydt" bereitete dem Schweizer Bundesrat Kopfzerbrechen und machte den Baron in den Augen Eingeweihter zur Unperson. Der Journalist Francesco Welti ist in jahrelanger Arbeit unzähligen Dokumenten aus in- und ausländischen Archiven nachgegangen und erzählt die atemberaubende Geschichte, eng angelehnt an Verhörprotokolle und Gerichtsakten. Wuppertal - London - Amsterdam - Zürich - Ascona - in einem spannend geschriebenen Report rollt Welti die Hintergründe eines Prozesses auf, der die Kunst-Welt erschütterte und die Politik ins Wanken brachte. Der Privatbanquier, Hotelbesitzer und Kunstmäzen geht durch die dunkelsten Zeiten seines Lebens.
An alles hat er lange gedacht, aber nie an die Möglichkeit, dass sein reich beschenktes Gastland sich dereinst als so undankbar erweisen sollte. Doch da ist nicht nur seine braune Vergangenheit, die ihn in den Tagen der Untersuchungshaft verfolgt. Die Ermittlungsbeamten haben sich vorgenommen, bei der Aufklärung des Falles "von der Heydt und Konsorten" ganze Arbeit zu leisten. Das Räderwerk der Justiz beginnt anzulaufen.
Es gibt die unterschiedlichsten Gründe, auf Berge zu steigen. Vielleicht ist es der Wunsch, dem Himmel oder Gott näher zu sein; auf längeren Bergtouren in die höheren Regionen lassen sich solche Erfahrungen machen. Vielleicht aber auch um sich und die "Wahrheit" zu finden, was bisher allerdings auch auf den Bergen nur wenigen gelang. Versucht haben es zumindest die Bewohner im Jahr 1900 auf dem Monte Verità, dem Berg der Wahrheit, wie sie ihren Ort oberhalb von Ascona im Kanton Tessin in der Schweiz nannten. Obwohl mit 321 Metern eigentlich nur ein Hügel, nannten die Siedler diesen Berg "Monte" und das was sie suchten, "Verità", also "Wahrheit", lässt sich auf einem Berg besser suchen als auf einem profanen Hügel.
Der Monte Verità (dt. Wahrheitsberg) ist ein Hügel über Ascona, im Kanton Tessin, Schweiz, der in den ersten beiden Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts der Sitz einer lebensreformerischen Künstlerkolonie war, die heute als eine der Wiegen der Alternativbewegung gilt.
Weiterlesen bei Wikipedia.
Auszug aus dem Manuskript:
"Lass uns träumen am Lago Maggiore, wo das Glück deine Wünsche erfüllt." Mit diesem verhaltenen Tango des Tenors Rudi Schuricke drehte sich im Jahr 1950 eine Schellack-Platte unter der Nadel. Das Lied beschwor den immerwährenden Frühling, die glitzernden Wellen des Sees, beseligenden Wein und sorgenfreies, von mediterraner Sonne verklärtes Leben."
Das Paradies am südlichen Alpenrand war für die Deutschen damals weit weg und nicht einfach zu erobern. Der knatternde Zweitakter geriet in so mancher Serpentine ans Ende seiner Zugkraft, unter der Haube qualmte blaugrau der Motor und verpestete die reine Bergluft. Nicht weniger strapaziös war die nächtliche Rumpelfahrt mit der Eisenbahn: Eingequetscht in Hängematten mussten die Sehnsüchtigen, die das Land, wo die Zitronen blühen, kennenlernen wollten, eine schlaflose Kreuzesmarter zweiter Klasse durchleiden.
Dann aber. Am Kai von Ascona schaukelte schon das Tretboot, die Kugel Pistazien-Eis kleckerte verführerisch von der Waffeltüte, den schicken Sonnenhut aus einheimischer Manufaktur schwenkte die Seebrise auf dem Souvenir-Ständer vor dem Kiosk. Das Strandbad beherrschten streunende Hunde und ein erstes Kofferradio. Am Lago Maggiore war alles vorhanden, was ein Mensch damals zum Ferienglück benötigte.
"Lass uns träumen am Lago Maggiore, wo das Glück deine Wünsche erfüllt."
Genau ein halbes Jahrhundert zuvor war eine Handvoll Menschen aufs Ganze gegangen. Barfuß oder mit primitiven Sandalen unter den Sohlen waren sie über die Berge ins Tessin gezogen. Als frühe Aussteiger wollten sie sich dort den Traum vom selbstgeschaffenen Paradies erfüllen und nie mehr zurückkehren ins alltägliche Leben. Sie kauften sich im Jahr 1900 einen verwilderten Hügel über Ascona und machten ihn für sich und eine zunehmende Anhängerschaft zu ihrem Berg der Wahrheit, Monte Verità. Refugium der Umdenker, Spielwiese der Exzentriker, Atelier der Lebens-Künstler – ein gesellschaftliches Experimentierfeld, auf dem Gemeinschaftsbildung mit konsequent ausgelebtem Individualismus fortwährend im Clinch lag.
Die Details einer Weltgeschichte: Die Geschichte des Monte Verità erstreckt sich über ein ganzes Jahrhundert; die Erlebnisse seiner Hauptfiguren verlaufen parallel zu den Ereignissen und Umwälzungen, von denen das Jahrhundert geprägt war.
Die offizielle Website
MONTE VERITÀ - l'aspiration au changement qui motive ces « réformateurs de la vie »
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Auszug aus dem Manuskript:
"Wir essen Salat, ja wir essen Salat,
Und essen Gemüse früh und spat.
Auch Früchte gehören zu unsrer Diät.
Was sonst noch wächst, wird alles verschmäht.
Wir essen Salat, ja wir essen Salat.
Wir sonnen den Leib, ja wir sonnen den Leib,
Das ist unser einziger Zeitvertreib.
Doch manchmal spaddeln wir auch im Teich,
Das kräftigt den Körper und wäscht ihn zugleich.
Wir sonnen den Leib, und wir baden den Leib,
Das ist unser einziger Zeitvertreib.
Wir hassen das Fleisch, ja wir hassen das Fleisch,
Und die Milch und die Eier und lieben keusch.
Die Leichenfresser sind dumm und roh,
Das Schweinevieh – das ist ebenso.
Wir hassen das Fleisch, ja wir hassen das Fleisch,
Und die Milch und die Eier und lieben keusch.
Wir trinken keinen Sprit, nein wir trinken keinen Sprit,
Denn der wirkt verderblich auf das Gemüt.
Gemüse und Früchte sind flüssig genug,
Drum trinken wir nicht und sind doch sehr klug.
Wir trinken keinen Sprit, nein wir trinken keinen Sprit,
Denn der wirkt verderblich auf das Gemüt.
Wir rauchen nicht Taback, nein wir rauchen nicht Taback,
Das tut nur das scheußliche Sündenpack.
Wir setzen uns lieber auf das Gesäß
Und leben gesund und naturgemäß.
Wir rauchen nicht Taback, nein wir rauchen nicht Taback,
Das tut nur das scheußliche Sündenpack.
Wir essen Salat, ja wir essen Salat,
Und essen Gemüse früh und spat.
Und schimpft ihr den Vegetarier einen Tropf,
So schmeißen wir euch eine Walnuss an den Kopf.
Wir essen Salat, ja wir essen Salat,
Und essen Gemüse früh und spat."
(Erich Mühsam)
Das Lied ist Erich Mühsam "in einer verbrecherischen Stunde entfahren", wie er augenzwinkernd eingesteht. Der Apothekersohn aus Lübeck und anarchistische Bohémien hatte sich mit seinem Freund Johannes Nohl auf "Zigeunerschaft" in den Süden begeben und war dabei im Jahr 1904 nach Ascona gekommen. 30 Jahre später haben ihn die Nazis im KZ Oranienburg ermordet.
Es muss dem 26-Jährigen der Berg über dem Lago Maggiore zunächst recht imponiert haben, auch wenn er statt der ernst gemeinten lebensreformerischen Bemühungen der Monteveritaner vor allem die kuriosen Seiten betonte. Über das "Salatorium" spottete er, und in einem Brief heißt es:
"Ich bin am Lago Maggiore, wo ich, mit einem malerischen Leinenkostüm angetan, kurzhosig, barfüßig und nackthalsig herumstelze und vegetarisch – das heißt geruch- und geschmacklos – lebe. Dies alles von wegen der Gesundheit."
Eine Postkarte, die auf dem Monte Verità verkauft wurde, zeigt Erich Mühsam splitternackt in des Waldes Einsamkeit. Ein wenig verschämt sitzt er auf einem stillgelegten Mühlrad, das Wasser rauscht neben ihm und der maroden Holzkonstruktion in die Tiefe.
"Geschmeckt hat mir persönlich die Rohkost, die den Hungrigen dort vorgesetzt wird, stets vorzüglich. Auch fand ich immer unter den Kurgästen der Anstalt vortreffliche und interessante Menschen. Der Besitzer des Sanatoriums, Herr Oedenkoven, ist ein ästhetisch fein empfindender Mann, und die von seiner Gattin geleiteten musikalischen Abende, denen ich beiwohnte, waren genussreich und verständnisvoll arrangiert."
In seiner Broschüre über Ascona, die 1905 erschien, geht Erich Mühsam jedoch scharfsinnig mit der Idee ins Gericht, die auf dem Wahrheitsberg verwirklicht werden sollte.
Anfangs "soll sich ein recht hübsches kommunistisches Leben entwickelt haben, hübsch besonders für all diejenigen, die mit leerer Tasche sich zu den Kommunisten hinzufanden. Der Dilettantismus eines solchen Beginnens liegt auf der Hand. Kommunistische Siedlungen, die nicht auf der Basis einer revolutionär-sozialistischen Tendenz erwachsen sind, werden stets Fiasko machen müssen, zumal wenn das Band, das die Teilnehmer seelisch aneinander bindet, ein so belangloses ist, wie das Prinzip des Vegetabilismus."
Das Museum Casa Anatta (mit der Ausstellung "Le mammelle della verità" ("Brüste der Wahrheit") von Harald Szeemann), Casa Selma und das Elisarion (mit dem runden Werk "Chiaro mondo dei beati" ("Helle Welt der Seligen") sind drei Jahre nicht für die Öffentlichkeit geöffnet (voraussichtlich bis 2012). Die Stiftung Monte Verità hat unter der Federführung des Kantonalamts für Denkmalschutz ein Restaurierungs- und Umgestaltungsprojekt für das Museumsangebot in Angriff genommen.
Auszug aus dem Manuskript:
"In der Casa Anatta, in der Henri Oedenkoven und Ida Hofmann wohnten und später Baron von der Heydt, hat Ausstellungsmacher Harald Szeemann vor 30 Jahren eine umfassende Dokumentation über den Monte Verita zusammengetragen, Fotos, Briefe, Bücher – ein Jahrhundert europäischer Kulturgeschichte. In diesem Haus der Erinnerungen werde "600 Viten mit 600 verschiedenen Paradiesvorstellungen" gedacht, hat der leidenschaftliche Sammler Szeemann einmal gesagt. Jetzt musste es wegen dringender Renovierung für lange Zeit geschlossen werden.
Aber da gibt es im Park noch ein kurioses Grab mit schwarzer Basaltplatte. Dort ruht in Frieden ein Gemälde, geschaffen als Gemeinschaftsarbeit dreier Schweizer Künstler. Es sollte verkauft und der Erlös für Szeemanns Ausstellung verwendet werden. Doch niemand wollte das Werk haben. Also wurde es beerdigt.
Ein paar Schritte weiter entstand auf dem Fundament des alten Natur-Solariums der Monteveritaner ein unauffälliger hölzerner Pavillon. Er birgt einen sehr schrägen Schatz, den Harald Szeemann aus dem nahen Ort Minusio herüberholte. Dort hatte der baltische Adlige Elisar von Kupffer ein Rundbild geschaffen, 25 Meter im Kreis, 3,45 Meter hoch. Er nannte das Gemälde "Klarwelt der Seligen". Das Werk in sanften Bonbonfarben zeigt mehrere Dutzend nackter Jünglinge, die, arm an Gemächt, alle wie geklont die Gesichtszüge ihres Schöpfers tragen. Sie schweben, der schnöden "Wirrwelt" entronnen, durch Utopia, durch die Klarwelt des Phantasten von Kupffer.
Der Pavillon ist verschlossen, weil er als Gerümpelkammer benutzt wird. Aber auch wenn die Hotelrezeption ihn nicht gleich findet, weil sie sich ziert ihn herauszugeben - es gibt einen Schlüssel zur Klarwelt der Seligen."
Robert Landmann:
Ascona – Monte Veritá
Auf der Suche nach dem Paradies
2009 Huber Verlag.
Francesco Welti:
Der, Baron, die Kunst und das Nazigold
2008 Huber Verlag
Die lange als geheim behandelte Akte "Eduard von der Heydt" bereitete dem Schweizer Bundesrat Kopfzerbrechen und machte den Baron in den Augen Eingeweihter zur Unperson. Der Journalist Francesco Welti ist in jahrelanger Arbeit unzähligen Dokumenten aus in- und ausländischen Archiven nachgegangen und erzählt die atemberaubende Geschichte, eng angelehnt an Verhörprotokolle und Gerichtsakten. Wuppertal - London - Amsterdam - Zürich - Ascona - in einem spannend geschriebenen Report rollt Welti die Hintergründe eines Prozesses auf, der die Kunst-Welt erschütterte und die Politik ins Wanken brachte. Der Privatbanquier, Hotelbesitzer und Kunstmäzen geht durch die dunkelsten Zeiten seines Lebens.
An alles hat er lange gedacht, aber nie an die Möglichkeit, dass sein reich beschenktes Gastland sich dereinst als so undankbar erweisen sollte. Doch da ist nicht nur seine braune Vergangenheit, die ihn in den Tagen der Untersuchungshaft verfolgt. Die Ermittlungsbeamten haben sich vorgenommen, bei der Aufklärung des Falles "von der Heydt und Konsorten" ganze Arbeit zu leisten. Das Räderwerk der Justiz beginnt anzulaufen.
MUSIKLISTE
Titel: Lago Maggiore
Interpret: Rudi Schuricke
Komponist: Benny de Weille
Label: WELTBILD
Plattentitel: Seine schönsten Lieder,
seine größten Erfolge
Titel: What have you done?
Interpret: Marsalis, Wynton
Komponist: Wynton Marsalis
Label: Blue Note
Plattentitel: Unforgivable blackness –
The rise and fall of Jack Johnson
Titel: Trouble my soul
Interpret: Goines, Victor
Komponist: Wynton Marsalis
Label: Blue Note
Plattentitel: Unforgivable blackness –
The rise and fall of Jack Johnson
Titel: Ghost in the house
Interpret: Marsalis, Wynton
Komponist: Wynton Marsalis
Label: Blue Note
Plattentitel: Unforgivable blackness –
The rise and fall of Jack Johnson
Titel: Jack Johnson Two-Step
Interpret: Marsalis, Wynton
Komponist: Wynton Marsalis
Label: Blue Note
Plattentitel: Unforgivable blackness –
The rise and fall of Jack Johnson
Titel: Parsifal
Interpret: Herbert von Karajan
Komponist: Richard Wagner
Label: EMI CLASSICS
Titel: Fantasia di Concerto Rigoletto
Interpret: Sabine Mayer
Komponist: Luigi Bassi
Label: Five Point One
Titel: Adagio-Allegro con brio
Interpret: Goldberg Trio
Komponist: Ludwig van Beethoven
Label: Avi - music
Titel: No. 3 Intermezzo C-dur
Interpret: Lars Vogt
Komponist: Johannes Brahms
Label: EMI CLASSICS
Titel: Variationen III
Interpret: Lars Vogt
Komponist: Helmut Lachmann
Label: EMI CLASSICS
Titel: Variationen IV
Interpret: Lars Vogt
Komponist: Helmut Lachmann
Label: EMI CLASSICS
Titel: No. 2 in B-minor
Interpret: David Garrett
Komponist: Robert Schumann
Label: Deutsche Grammophon Gesellschaft
Titel: Ein herrliches Schauspiel
Interpret: Sandor Konya
Komponist: Ruggiero Leoncavallo
Label: Polydor
Titel: No. 6 in G-minor
Interpret: David Garrett
Komponist: Robert Schumann
Label: Deutsche Grammophon Gesellschaft
Titel: No. 11 in C-major
Interpret: David Garrett
Komponist: Robert Schumann
Label: Deutsche Grammophon Gesellschaft
Titel: No. 8 in E flat major
Interpret: David Garrett
Komponist: Robert Schumann
Label: Deutsche Grammophon Gesellschaft
Titel: II: Lento
Interpret: Alban Berg Quartett
Komponist: Antonin Dvorak
Label: EMI CLASSICS
Titel: Thema
Interpret: Lars Vogt
Komponist: Helmut Lachmann
Label: EMI CLASSICS
Titel: Lago Maggiore
Interpret: Rudi Schuricke
Komponist: Benny de Weille
Label: WELTBILD
Plattentitel: Seine schönsten Lieder,
seine größten Erfolge
Titel: What have you done?
Interpret: Marsalis, Wynton
Komponist: Wynton Marsalis
Label: Blue Note
Plattentitel: Unforgivable blackness –
The rise and fall of Jack Johnson
Titel: Trouble my soul
Interpret: Goines, Victor
Komponist: Wynton Marsalis
Label: Blue Note
Plattentitel: Unforgivable blackness –
The rise and fall of Jack Johnson
Titel: Ghost in the house
Interpret: Marsalis, Wynton
Komponist: Wynton Marsalis
Label: Blue Note
Plattentitel: Unforgivable blackness –
The rise and fall of Jack Johnson
Titel: Jack Johnson Two-Step
Interpret: Marsalis, Wynton
Komponist: Wynton Marsalis
Label: Blue Note
Plattentitel: Unforgivable blackness –
The rise and fall of Jack Johnson
Titel: Parsifal
Interpret: Herbert von Karajan
Komponist: Richard Wagner
Label: EMI CLASSICS
Titel: Fantasia di Concerto Rigoletto
Interpret: Sabine Mayer
Komponist: Luigi Bassi
Label: Five Point One
Titel: Adagio-Allegro con brio
Interpret: Goldberg Trio
Komponist: Ludwig van Beethoven
Label: Avi - music
Titel: No. 3 Intermezzo C-dur
Interpret: Lars Vogt
Komponist: Johannes Brahms
Label: EMI CLASSICS
Titel: Variationen III
Interpret: Lars Vogt
Komponist: Helmut Lachmann
Label: EMI CLASSICS
Titel: Variationen IV
Interpret: Lars Vogt
Komponist: Helmut Lachmann
Label: EMI CLASSICS
Titel: No. 2 in B-minor
Interpret: David Garrett
Komponist: Robert Schumann
Label: Deutsche Grammophon Gesellschaft
Titel: Ein herrliches Schauspiel
Interpret: Sandor Konya
Komponist: Ruggiero Leoncavallo
Label: Polydor
Titel: No. 6 in G-minor
Interpret: David Garrett
Komponist: Robert Schumann
Label: Deutsche Grammophon Gesellschaft
Titel: No. 11 in C-major
Interpret: David Garrett
Komponist: Robert Schumann
Label: Deutsche Grammophon Gesellschaft
Titel: No. 8 in E flat major
Interpret: David Garrett
Komponist: Robert Schumann
Label: Deutsche Grammophon Gesellschaft
Titel: II: Lento
Interpret: Alban Berg Quartett
Komponist: Antonin Dvorak
Label: EMI CLASSICS
Titel: Thema
Interpret: Lars Vogt
Komponist: Helmut Lachmann
Label: EMI CLASSICS