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Eine Lange Nacht über Hamburg
Zum Raum wird hier die Zeit

Hamburg liegt an der Elbe und ist mit seinem Hafen, St. Pauli und den Landungsbrücken zu einem Sehnsuchtsort der Deutschen geworden: ein Tor zur Welt, zu allen Zeiten seiner Geschichte.

Von Dirk Meyhöfer |
    Die Elbphilharmonie am 28. November 2016 im Hafen in Hamburg.
    Der Hamburger Hafen mit seinem neuen Wahrzeichen, der Elbphilharmonie (imago/Manngold)
    Trotzdem bleibt die Freie und Hansestadt für Besucher und Touristen immer noch die raue, fremde Schöne des Nordens. Nicht verwunderlich, denn die Hanseaten wissen sehr wohl, dass man es nicht mit dem ersten Fischbrötchen schafft, Hamburg zu durchschauen.
    Der Wahlhamburger, Lichtkünstler und Regisseur Michael Batz führt jedes Jahr mit einem eigenen Ensemble den "Hamburger Jedermann" in der Speicherstadt auf - und hält den Hanseaten literarisch den Spiegel vor.
    Gescheiterte Olympiabewerbung, Wohnungsnot und G20-Gipfel
    Hamburg ist seit dem frühen Mittelalter eine erfolgreiche freie Hafenstadt, im 19. Jahrhundert erfolgte der Aufstieg in die Liga der modernen Großstädte. Weltkulturerbe Speicherstadt und Kontorhausviertel wurden zu Symbolen dafür. Nach den Zäsuren des Zweiten Weltkriegs und der Wiedervereinigung ist Hamburg wieder auf der Überholspur. Insgeheim hatte man Berlin oder Rotterdam schon lange hinter sich gelassen.
    Gescheiterte Olympiabewerbung, neue Wohnungsnot und G20-Gipfel polarisieren allerdings in der Stadt der pfeffersäckischen, lutherischen und sozialdemokratischen Traditionen: Nur noch ein Drittel kann sich das schöne Hamburg leisten - gibt es ein Hamburg für alle? Das vielfach zitierte Wort des Parzivals von Richard Wagner vom „Raum, der zur Zeit wird“ wurde zum Motto für die Eröffnung der Elbphilharmonie im Januar 2017. Es steht auch für die Freie und Hansestadt Hamburg, wo Reichtum und Ungeduld immer wieder Veränderungen bringen.

    Es gibt viele Möglichkeiten, die DNA der Hafenstadt Hamburg zu erklären. Wo soll man beginnen? Dort, wo man die Hammaburg vermutet? Nach historischen Quellen ist der Gründungsort Hamburgs auf dem Terrain des heutigen Domplatzes zu verorten und wird auf das 8. Jahrhundert datiert. Allein: der Ort ist ein langweiliger Platz mit glatten Rasenflächen. Die archäologischen Schätze sind noch verborgen. Sollen wir im Hafen beginnen? Der führt allerdings nicht in die Tiefe des historischen hanseatischen Raumes, weil das, was zu sehen ist, gerade erst 150 Jahre alt ist. St. Pauli? Aber ist das wirklich mehr als Hans Albers und die Mutter aller Rotlichtviertel, der redlight districts? Also starten wir an der Binnenalster, wo den Hamburgern vor lauter Stolz das Herz aufgeht und die direkt neben der Außenalster liegt, die als tückisches Segelrevier gilt und wo die Superreichen wohnen? Vielleicht ist das neue Weltkulturerbe "Speicherstadt und Kontorhausviertel" der passende Ausgangspunkt für eine Lange Nacht über Hamburg, vielleicht sind es Hafencity und Schanzenviertel als Bedeutungsträger konträrer Stadtentwicklungen? Los geht es bei St. Katharinen.
    St. Katharinen steht am Nordrand des Zollkanals mitten im geschäftigen Hamburg
    St. Katharinen steht am Nordrand des Zollkanals mitten im geschäftigen Hamburg (imago stock&people)
    St. Katharinen ist gotisch im Ursprung aus dem 15. Jahrhundert. Zerstört im Zweiten Weltkrieg, wieder aufgebaut und in den letzten Jahren noch einmal sorgfältig saniert.
    Die Kirche ist ein wichtiges Wahrzeichen einer Stadt, in der derzeit knapp zwei Millionen Menschen leben; einem Ort, der über die Jahrhunderte erstaunliche architektonische Veränderungen erlebt hat; einer Metropole, die sich auch heute noch ständig neu erfindet, zumindest, was das Stadtbild angeht. Noch nie in den letzten 50 Jahren standen in Hamburg so viele Baukräne wie heute. Das ist gut zu beobachten, wenn man die 300 Stufen auf den Turm von St. Katharinen steigt: Im Süden liegt der Hafen: Mittelpunkt von weltweitem Handel und ein Grund für den Wohlstand der Stadt. Im Norden erstreckt sich das Kontorhausviertel mit dem Rathaus, in dem sich die Stadtoberen um eine hanseatische Demokratie mit sozialem Anstrich bemühen. Und mitten drin steht die Elbphilharmonie: nach vielen Schwierigkeiten das inzwischen anerkannte Symbol für das neue Hamburg und Tempel der Musik. Die Kirche selbst steht für das protestantische Selbstverständnis und das soziale Gewissen der Hansestadt.
    Das protestantische Gewissen der Stadt
    Frank Engelbrecht, einer der Pastoren von St. Katharinen, erzählt:
    "Wenn wir in die Katharinenkirche reingehen, betreten wir erst einmal den Turm. Das ist das älteste Gebäude Hamburg, der älteste stehende Gebäudeteil, mit Mauern, die tatsächlich mit diesem gleichen Mörtel seit 750 Jahren hier stehen. Diese Kirche ist gebaut, um mit dem Menschen zusammen auf die Suche zu gehen, nach der neuen Stadt, die der Menschlichkeit entspricht, und die wir niemals endgültig haben, sondern die wir uns immer wieder neu erkämpfen, erstreiten und genießen müssen."
    Im Eingang unter dem Turm leuchten drei Adjektive: Klug, mutig, schön, das Motto der heiligen Katharina – der Schutzheiligen der Kaufleute und der Seeleute. Im Katharinenviertel wohnten zunächst Schiffbauer und Bierbrauer; später kamen wohlhabende Kaufleute, aber auch holländische Religionsflüchtlinge dazu. Frank Engelbrecht:
    "Wir laufen in Katharinen in Wirklichkeit über ein Gräberfeld, weil hier früher Menschen begraben worden sind. Zugleich blicken wir auf das Fenster vorne von Stockhausen, das man sich aufrichtet. Das ist so groß, dass man sich immer in die aufgerichtete Stellung geht und das uns in die Zukunft weist, nämlich in das neue Jerusalem, die Stadt in die wir wollen."
    Das Neue Jerusalem, das "Himmlische Jerusalem" entspringt einer Vision aus dem Kapitel 21 der Offenbarung des Johannes, die verkündet, dass am Ende der Apokalypse eine neue Stadt, ein neues Jerusalem entstehen wird. Wann der alte Himmel und die alte Erde vergangen sein werden, ist allerdings ungewiss. Bekannt dagegen ist, dass sich das Christentum auch ohne Apokalypse immer wieder verändert und auch erneuert hat. Der Reformation von 1517 schloss sich Hamburg schnell an. Schon wenige Jahre nach dem Thesenanschlag wurde die Hafenstadt lutherisch. An dem Fenster des bedeutenden Glaskünstlers Gottfried von Stockhausen lässt sich das ablesen: Die Motive beziehen sich auf die dritte Strophe des Kirchenliedes "Wachet auf, ruft uns die Stimme", eines der bekanntesten evangelischen Kirchenlieder. Es ist ein Hinweis auf den besonderen Weg Hamburgs als deutsche Stadt: Unter Einfluss von Luthers Lehrmeister Johann Bugenhagen wird ein radikaler Reformationsprozess innerhalb von einem guten Jahrzehnt abgeschlossen. Knapp 15.000 Hanseaten werden mit der neuen Kirchenordnung von 1529 Lutheraner.
    Die Luther-Statue an St. Michel in Hamburg
    Die Lutherstatue an der Kirche St. Michaelis, kurz: Michel (Deutschlandradio/Jan Tengeler)
    Die Republik der Pfeffersäcke
    Hamburg führte 1188 das Lübsche Recht ein, in der Folgezeit festigte sich die Beziehung zwischen Hamburg und Lübeck, das an der Ostsee liegt. Zur Sicherung der Verkehrswege zwischen Trave und Elbe schlossen Hamburg und Lübeck 1241 ein Bündnis. Das Netzwerk der Hanse orientierte sich ost- und nordwärts. Die Elbe war noch nicht die Lebensader Hamburgs; dafür war Lübeck die Perle des Nordens und Hamburg allenfalls die kleinere Schwester. Das Bündnis zwischen Lübeck und Hamburg brachte Privilegien für den Handel im Ausland. Die Entwicklung der Hanse zum Städtebund führte in Hamburg zu großem Wohlstand. Zu Beginn des 15. Jh war die Stadt mit 25.000 Einwohnern die führende Kraft der Hanse im Nordseeraum. Der Grundstein zu einer einzigartigen Konstruktion, die wir seit der Antike eher aus den Mittelmeerländern kennen, wurde gelegt. .Hermann Hipp, emeritierter Kunstgeschichtsprofessor der Universität Hamburg, erklärt:
    "Ich sage es platt: Hamburg ist die letzte überlebende Stadtrepublik der Welt. Wir fahren alle nach Todi und Assisi, Bologna, Venedig, Genua und finden es ganz irrsinnig, Ja – Hamburg lebt noch. Die anderen – Venedig, Amsterdam oder Genua sind alle aufgegangen in Flächenstaaten. sind Hauptstädte geworden oder mediatisiert. Hamburg ist bis heute eine Freie Stadt, eine Stadtrepublik und das Wesen einer Republik besteht nicht darin, dass die Geschäfte gelingen, sondern, dass sich alle daran beteiligen."
    Pfeffersack zur Schau gestellt: Porsche und Schiffsschraube am Hamburger Hafen
    Pfeffersack zur Schau gestellt: Porsche und Schiffsschraube am Hamburger Hafen (Deutschlandradio/Jan Tengeler)
    Es geht um Ökonomie und Handel. Sei es aus Unwissenheit, Neid oder Besserwisserei – diesbezüglich hat sich ein besonderes Klischee in den Köpfen der Hamburger und Nichthamburger verfangen; der Pfeffersack. Hermann Hip erklärt:
    "Pfeffersack ist ein polemisches Wort, das eigentlich mies macht, wovon wir alle leben, wir leben von Handel und Gewerbe. Und die in Hamburg haben es beschränkt auf Handel, Großhandel, Welthandel und Verkehr. Das ist nicht dumm, denn damit macht man sich nicht die Hände so schmutzig. Wie die Großindustrie im Ruhrgebiet. Die hat geraucht. So etwas hat Hamburg immer ungern gesehen, in seiner wunderschönen nordischen Luft. Es gibt ein altes Sprichwort, das etwa folgendermaßen geht: Die erste Generation gründet die Firma, die zweite Generation verdient das Geld und die dritte Generation studiert Kunstgeschichte. Das ist eigentlich der Gang der Handlung. Der Pfeffersack möchte nicht eigentlich immer nur Pfeffersäcke, sondern möchte sich damit ein gutes Leben ergattern und das tat die bürgerliche Oberschicht in Hamburg auf eine ziemlich überzeugende Weise."
    Hamburg und die klassische Musik
    Ein Aufsteller mit einem Bild von Brahms steht auf einem Gehweg
    Vor dem Brahms-Museum (Deutschlandradio/Jan Tengeler)
    Der Hamburger Architekt Volkwin Marg glaubt an eine besondere und eigenständige Hamburger Beziehung zwischen Architektur und Musik.
    "Hamburg hat eine lange, großartige musikalische Tradition, nicht nur in der frühen Zeit aus der Renaissance her, der erste große Höhepunkt war die barocke Zeit, während man anderswo nur an aristokratischen Höfen und für absolutistische Herrscher komponierte, war das hier zum Beispiel ein Telemann, der für Beerdigungen und Hochzeit und für Ratsmusik komponierte...später dann hatte Hamburg die erste bürgerliche Oper Deutschlands, überhaupt in Mitteleuropa. Alle anderen Opernhäuser waren aristokratisch oder monarchistisch gestiftet. Neben der Oper gab es jetzt ein aufblühendes Konzertleben. Und es ist bezeichnend, dass 1904 zu Wohlstand gekommene Reeder die Musikhalle stiften. Es war die Familie Laisz, die haben es ganz bescheiden Musikhalle genannt und sind im Hintergrund geblieben. In dieser Musikhalle waren dann die berühmten Komponisten tätig wie etwa Gustav Mahler, die haben hier in Hamburg reüssiert, mit berühmten Dirigenten. Es war hier immer ein Musikpublikum aus dem Bürger- und Großbürgertum, aus einem bourgeoisen Darstellungsbedürfnis, man kann ja eben nicht nur mit Geld- und Wohlstand konkurrieren, man möchte das auch mit Kultiviertheit und Kunst tun. Das ist damals passiert."
    Mahler und natürlich Brahms gehören zum festen Hamburger Musikerpersonal. Johannes Brahms wurde am 1833 in einem Hamburger Gängeviertel in der Neustadt geboren, das auch Ehebrechergang genannt wurde. Gängeviertel waren Quartiere der Armut und später der Ort, wo Pest und Cholera die Bevölkerung ausrotteten. Solche Viertel wurden daher abgerissen und schufen Platz für die Großstadt Hamburg. Brahms Vater Johann Jacob war der einzige Musiker in der Ahnenreihe der Familie. Der junge Johannes galt als pianistisches Wunderkind. Nach Lehr- und Wanderjahren zog es ihn immer wieder nach Hamburg zurück, doch die Hansestadt behandelte ihn nicht wirklich gut. Brahms starb 1897 und wurde auf dem Zentralfriedhof in Wien in unmittelbarer Nachbarschaft zu Ludwig van Beethoven und Franz Schubert begraben. Ehre und letzte Ruhe also in der Fremde.
    Die Speicherstadt
    Ende des 19. Jahrhunderts musste und wollte sich Hamburg neu erfinden, geschuldet der Gründung des Zweiten Deutschen Reiches und dem vorläufigen Sieg über die Franzosen. Sogar Napoleon war ja in Hamburg gewesen und hat diverse Dinge wie Weißwurst und die ersten Elbbrücken hinterlassen. Solche hatte es bis dato in Hamburg nie gegeben, weil Hamburg sich nur nach Norden und Osten orientierte. Auch hatten Katastrophen wie der Große Brand von 1842 und die späteren Choleraepidemien Grundlagen für einen städtebaulichen Neuanfang gelegt. Die Leistungen jener Tage sind inzwischen Welterbe: Speicherstadt und Kontorhausviertel. Das Werden einer Großstadt, einer Weltstadt begann.
    Keine zehn Jahre hat es gedauert, bis am 29. Oktober 1888 die Speicherstadt und der Freihafen in Anwesenheit des Kaisers Wilhelm II. eingeweiht wurden und der feierliche Höhepunkt durch die Schlusssteinlegung der Brooksbrücke dokumentiert wurde. Sie war eine der drei Zufahrten zu dem damals modernsten Lagerhauskomplex der Welt, der als Zollausland und Freihafen im neuen Kaiserreich etabliert wurde. Damals war es ein radikaler Eingriff in die lebendige Hafenstadt und vor allem in das Kirchspiel St. Katharinen, ein Schlag, von dem sich die Gemeinde bis heute nicht erholt hat.
    Pastor Frank Engelbrecht:
    "Katharinen ist amputiert worden, da ist ein ganzer Stadtteil, das Wandrahm-Viertel ist einfach mal dahingewischt worden. Für mich ist Katharinen seitdem ein verwundetes Reh gewesen. Und gibt es das Wunder mit der Hafencity und dem Entstehen darum herum der neuen Wohnbebauungen gibt es so etwas wie Heilungsprozesse, an denen wir, und das finde ich eine große Aufgabe für St. Katharinen, an denen wir mitwirken können und wollen."
    Die Hamburger Speicherstadt liegt auf der rund 26 Hektar großen Fläche der ehemaligen Elbinseln Kehrwieder und Wandrahm, auf einer Länge von etwa 1,5 Kilometer und 150 bis 250 Metern Breite im nordöstlichen Hamburger Hafen. Die Speicherstadt wurde zwischen 1883 und 1927 als Teilstück des Hamburger Freihafens in drei Abschnitten erbaut. Es ist der weltgrößte erhaltene Lagerhauskomplex.
    Gleich hinter der Brooksbrücke mit dem wichtigen Schlussstein lockt eine mächtige, mittelalterlich wirkende Bildkulisse mit Ziegeln, Zinnen, Türmchen und Toren. Die ursprünglichen Anlieger, im Fachbegriff Consorten genannt, sind fast alle gegangen. Trotzdem ist hier auch an Werktagen viel los, zu Schulferienzeiten gibt es kein Durchkommen. Auf den güldenen großen Buchstaben an den rotdunklen Backsteinen stehen Dinge wie "Modelleisenbahn Wunderland" und "Hamburg Dungeon". Im Hintergrund thronen aus Draht geflochtene Schornsteine über der ehemaligen Kraftzentrale der Speicherstadt.
    Schornstein aus Draht in der Hamburger Speicherstadt
    Schornstein aus Draht in der Hamburger Speicherstadt (Deutschlandradio/Jan Tengeler)
    Heute liegt in diesem Kesselhaus das Infocenter der neuen Hafencity, einem der aktuell größten Stadtentwicklungsprojekte in Europa. Hamburg möchte sich für das 21. Jahrhundert neu erfinden. Auch mit zahlreichen kulturellen Angeboten: im Theater in der Speicherstadt ist Michael Batz der Intendant.
    Der Hamburger Jedermann
    Es sind verschiedene Leistungen, die Michael Batz zu einer besonderen Person der Hamburger Kulturszene gemacht haben: zum einen sind da seine neuartigen Lichtinszenierungen, gekrönt von der Farbe Blau, die den Hafen schon oft zu einem Blue Port gemacht hat. Etwa im August 2008, als für die Veranstaltung der Cruise Days 30 Schiffe und Gebäude im und am Hamburger Hafen mit 2000 blauen Lichtquellen illuminiert wurden. Die Veranstaltung wird inzwischen jährlich wiederholt.
    Mehr und mehr wird die Speicherstadt zu seinem Wirkungsfeld. Zum 125. Jubiläum der 2013 veröffentlichte er verschiedene Essays, u.a. über die Speicherstadt in der Nazizeit. In einem anderen Aufsatz mit dem Titel "Regal der Zeit" schreibt er über das neue Warenlager als steinernes Herz der Stadt. 2017 folgte das Buch "Speicherstadt Story – Eine Geschichte von Menschen und Handel". Nicht zuletzt aber lieferte Batz bereits in den 90er-Jahren als Regisseur seine Version des Theaterstückes "Jedermann". Michael Batz:
    "Die Idee für den Hamburger Jedermann entstand nach dem Berliner Mauerfall, als Hamburg plötzlich ein anderes Gewicht bekam. Man sagt den Hamburgern ja nach, dass sie ihr Geld eher verstecken, was die Münchner nicht tun, die Münchner zeigen, was sie haben, die Berliner auch, die Hamburger seien also diskret in diesen Dingen. Und plötzlich zeigt der Hamburger sein Geldgesicht. Der Bürgermeister wurde im Abendblatt zitiert, dass er die Baukräne zählt in der Stadt. Das die Stadt jetzt aus der Randposition in die Mitte Europas gelangt sei, das jetzt wieder Milliarden in die Stadt fließen hier floss plötzlich Milch und Gold zusammen. Da war die Idee sozusagen ein Stadtporträt zu machen. Dazu brauchte ich einen Protagonisten und einen Ort."
    Hier finden Sie mehr Infos zum "Hamburger Jedermann"
    Inzwischen inszeniert Michael Batz das Theaterstück ‚Jedermann’ in der Hamburger Speicherstadt, jedes Jahr im Sommer. Wenn der Teufel den Jedermann holt, ist es schon Nacht – das heißt die Kulisse der Speicherstadt glüht und Backstein, Fleet, Schauspieler und Zuschauer bilden eine verschworene Gemeinschaft. Den ganz speziellen Charme dieser Hamburger Version eines erfolgreichen Kaufmannes kann man nun genau hier in der Stadt der Pfeffersäcke erleben – und an diesem Ort wird das weder als zynisch noch als abwertend verstanden. Michael Batz bietet viel Theaterdonner: "Da gibt es Rausch und Sex und Tanz und gleich sieben betrunkene Matrosen" schrieb der Spiegel. Die Speicherstadt sieht im Licht der Bühnenscheinwerfer so schön aus, wie es die Postkarten versprechen. Es gibt schaurig-schönen Gesang wie in den Karaokebars auf der Reeperbahn nachts um halb eins und jede Menge Anspielungen auf aktuelle Ereignisse, wie Olympiabewerbung oder Hafencity. Es ist bissig, wie im politischen Kabarett.
    Das Werden der Großstadt
    Der Bau der Speicherstadt war im 19. Jahrhundert eine wichtige Veränderung. Für das Stadtbild und den Charakter waren noch andere Dinge verantwortlich: Katastrophen! Als am 5. Mai 1842 der schauerliche Ruf ‚Füer in de Diekstraat‘ erklang und innerhalb von drei, vier Tagen das alte Stadtzentrum an der Trostbrücke dem tückischen Brand zum Opfer fielen, war das eine dramatische Zäsur. Etwa ein Drittel Hamburgs wurde zerstört, es war das Ende der mittelalterlichen Struktur. Denn im Jahrhundert der Industrialisierung war nun in der Hansestadt – auch durch weiteren Abriss – Raum für moderne Neubebauung geschaffen. In der Stadt der Pfeffersäcke hatte man die Renditen – auch von Grundstücken – genau im Blick. Die Immobilienspekulation begann im großen Stil. Die Stadt wurde nicht mehr nach dem alten Grundriss aufgebaut, sondern in begradigter Form. Dafür ließ man den Straßen aber ihre alten Namen. Tradition war und ist wichtig – dem Namen nach. Es waren die Jahrzehnte des Wachstums, die zu radikalen Einschnitten ins Stadtbild führten. 1842 zählte Hamburg knapp 140 000 Einwohner, 1910 bald ein Million.
    Wesentliche Schritte zur neuen Großstadt wurden mit einem neuen Baudirektor verwirklicht. Unter Fritz Schumacher, einem Bremer, der auch in Leipzig und Dresden tätig gewesen war, wurde ab 1906 der Staatsbau reformiert. Dazu gehörten Schulen und Krankenhäuser und auch Feuer- und Polizeiwachen. Sie alle sind stilistisch leicht im Stadtbild zu erkennen: am Ziegelkleid und an der herrschaftlichen Geste, mit gewaltigen Dächern und Dachreitern. Noch vor dem Ersten Weltkrieg wurde auch das Netz der Hochbahn, so heißt die Hamburger U-Bahn der vielen eisernen Viadukte wegen, in einem Ring um die Innere Stadt installiert. Sie besorgte den Haupttransport von den neuen Wohnquartieren zu den Landungsbrücken, wo die Hafenarbeiter mit Fähren in den Hafen übersetzten. Fritz Schumacher, der das Amt des obersten Baubeamten an der Spitze der mächtigen Behörde von 1906–1922 und von 1923–1933 bekleidete, schrieb in seiner Autobiografie "Stufen des Lebens":
    "Eines war mir von vornherein klar: Hamburg verlangte einen ganz anderen Baucharakter als ich ihn für Mitteldeutschland anzuschlagen gewohnt war, Ich kannte ja sein Wesen, es saß mir ja auch meiner eigenen Vaterstadt im Blute. Etwas Herbes, Strenges, musste in diesem Klima reifen, zugleich etwas, von den man das Gefühl haben musste, dass Nebel und Seewind ihm nichts anhaben können. Es war mir kein Zweifel, dass nur das alte Baumaterial des norddeutschen Landstriches, der Backstein zu diesem Charakter führen könnte. Ohne viel zu überlegen, sah ich meine Vorstellungen sich ganz von selber aufbauen."
    Mehr Informationen zur Fritz-Schumacher-Gesellschaft
    Reeperbahn und Große Freiheit
    Und die Hafenromantik? Zu Beginn des 20. Jahrhunderts sind die Viermaster und andere Segelschiffe schon Geschichte. Aber Hamburg bleibt die Hafenstadt, das Tor zur Welt und das bedeutet: Es sind nicht nur die Bürger der Stadt hier, sondern auch Matrosen, Reisende, Seeleute. Es gibt Einrichtungen und Dinge in der Stadt, die es woanders nicht gibt. Ein Tropeninstitut und ein Rotlichtviertel: St Pauli, heute wieder einer der Mythen dieser Stadt!
    Ein Straßenschild der Reeperbahn sowie ein Waffenverbotsschild
    Am Eingang zur Reeperbahn. (Deutschlandradio/Jan Tengeler)
    Querab zur Reeperbahn gibt es eine ebenso bekannte Straße, die Große Freiheit heißt. Ihren Namen hat sie schon im 17. Jahrhundert bekommen, wie auch die benachbarte Kleine Freiheit: gemeint waren die Religions- und Gewerbefreiheit, die auch für unzünftige Handwerker und fremde Glaubensgemeinschaften in der Stadt Altona galten. 1601 hat Graf Ernst von Schauenburg dem mennonitischen Händler François Noe das Privileg gestattet, in Altona eine besondere Wirtschaftszone einzurichten, die schließlich unter dem Namen Freiheit bekannt wurde. Am Rande der bis 1866 dänischen Stadt wurde auch religiösen Randgruppen Raum gelassen. So muss man nicht überrascht sein, wenn man heute in der protestantischen Stadt auf der Großen Freiheit auf eine intakte barocke katholische Kirche trifft. Das Gebäude mit konkaver Fassade ist von bescheidener Größe und nach starken Kriegszerstörungen außen und innen wiederhergestellt worden. Dem Geist von Minderheitenschutz und Liberalität gemäß, setzt sich die Gemeinde heute auch für Flüchtlinge ein.
    Der Filmklassiker "Große Freiheit Nr. 7" brachte St. Pauli internationalen Ruhm. Unter der Regie von Helmut Käutner drehten Hans Albers und Ilse Werner allerdings in Prager Studiokulissen. So kann man das legendäre Hippodrom, in dem der Protagonist Hannes arbeitet, auf St. Pauli nicht finden. Stattdessen stand dort das Salambo, ein Erotiktheater, das dem Kiez den Ruf als sündigste Meile der Welt einbrachte. In der Großen Freiheit wurde auch Musikgeschichte geschrieben: Die Nummer 36 beherbergt heute noch den Kaiserkeller, in dem die Beatles ab 1960 48 Mal auftraten. Bekannt durch die Beatles wurde auch der Star Club, eröffnet 1962, geschlossen 1969. Heute erinnert ein Gedenkstein an den Club und an zahlreiche prominente Künstler, die dort gastierten: Jimi Hendrix, Ray Charles, Fats Domino, Jerry Lee Lewis und andere.
    Von der Hafenstadt zur Global City?
    Mit der Wiedervereinigung 1990 kam für den Hamburger Hafen eine Wende – zum Erfolg. Weil es nun mit Mecklenburg und Brandenburg wieder ein Durchgangs- und Hinterland gab, boomte der Hafen und kurzfristig glaubte man, schon bald wieder die Nummer Eins der Häfen in Europa werden zu können. Olaf Scholz machte, nachdem er 2011 mit absoluter Mehrheit ins Amt des Ersten Bürgermeisters gewählt worden ist, folgendes Buch zur Pflichtlektüre seiner Mitarbeiter: "Triumph of the City – wie uns unsere größte Erfindung - die City - reicher, smarter, grüner, gesünder und glücklicher macht". Geschrieben wurde das Werk 2011 von Edward Glaeser, einem Ökonomieprofessor aus Harvard. Er schreibt unter anderem:
    "Wir verzeichnen fünf Millionen Menschen Zuwachs pro Monat in den Städten und 2011 leben mehr als die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten. [...] Städte als die dichtesten Agglomerationen haben sich seit Plato und Socrates als Motoren der Innovation erwiesen, verdichtet in der Auseinandersetzung auf den Marktplätzen der griechischen Polis, später in den Straßen von Florenz in der Renaissance, oder in Birmingham zu Zeiten der industriellen Revolution. Die großartige Prosperität von London; Bangalore und Tokio kommt von ihrer Möglichkeit des Neuen Denkens!"
    Die Erfinderin und Protagonistin des Begriffes "Global City", Saskia Sassen, räumt Hamburg eine echte Chance ein, partiell eine solche zu sein:
    "Es gibt etwa 40 globale Städte auf der Welt, und Hamburg ist eine davon. Ich würde gern wissen, ob Hamburg eine Plattform für die globalen Operationen nicht nur deutscher, sondern auch ausländischer Handelsfirmen ist. Hamburg ist auch Deutschlands Medienzentrum. Die Stadt ist Sitz wichtiger Medienkonzerne, wenn auch nicht in dem Maßstab wie Hollywood. Je mehr man Hamburg vor dem Hintergrund seiner spezialisierten Fähigkeiten sieht, die sich aus seiner Wirtschaftsgeschichte herleiten, desto weiter entfernt man sich von der Auffassung, Städte würden einfach gegeneinander konkurrieren."
    Es sind genau diese Einschätzungen von anerkannten Fachleuten, die den Nerv der Metropole Hamburg treffen. Natürlich kann man Hamburg bezogen auf seine Shiping-Agencies - einer Art Börse weltweiter Buchung von Containern und Ladungen - den globalen Anspruch nicht nehmen. Damit einher gehen qualifizierten Arbeitsplätze, die Hamburg braucht. Die Hansestadt glaubt aber, dass so eine Aufgabe nur zu erfüllen ist, wenn an dem Standort selbst, auch ein sehr großer Hafen betrieben wird. Ob dieser Hafen aber immer noch weiter wachsen kann und zu welchem Preis, weiß zum jetzigen Zeitpunkt allerdings niemand.
    Immerhin gibt es eine passende, aber sehr umstrittene Bezeichnung für den Wunsch der Stadtverwaltung, als Metropole sowohl wegen eines großen, florierenden Hafens, als auch aufgrund einer gut entwickelten Innenstadt erfolgreich dazustehen: Hafen City. Kunsthistoriker Hermann Hipp ist mit dem Begriff und ihrem neuen Symbol, der Elbphilharmonie, höchst unzufrieden:
    "Also ob sie alleine auf der Welt wäre. Dabei konkurriert sie mit dem herrlichen barocken Stadtbild des 17. Jahrhunderts das jeder alte Pfeffersack sofort wieder erkennen würde. Heute noch durch die Kirchtürme und der Einheit des Körpers der inneren Stadt. Stattdessen trumpft die Elbphilharmonie auf, trumpft die Hafencity auf als wär sie das wahre Hamburg. Allein die Idee, eine Hafencity zu bauen, ist eine geschichtsvergessene Vorstellung. Es gibt nur eine City. Das ist die Verwandte der Altstadt, das ist überall auf der Welt so. Die Civitas steckt ja als Begriff dahinter, die bürgerliche Gemeinde der alten Zeit. Eine neue City kann man konstruierten und City-Nord oder City-Süd, aber nicht Hafencity, denn der Hafen ist genau das Gegenteil von City. Absurd."
    Am Fuße der Elbphilharmonie
    Am Fuße der Elbphilharmonie. (Deutschlandradio/Jan Tengeler)
    Die Elbphilharmonie
    Hafencity und Elbphilharmonie stehen heute für das Neue Hamburg. Sie bilden das Herzstück der "Marke Hamburg" und des rasch anwachsenden Stadttourismus. Die bürgerliche Kreativklasse feiert inzwischen mit der Elbphilharmonie ihren größten Erfolg, das Lob ist groß, wenn es heißt:
    "Die Elbphilharmonie wurde mit dem Ziel geplant, ein neues Wahrzeichen der Freien und Hansestadt als Konzertsaal für alle zu schaffen. Das 110 Meter hohe Gebäude steht mitten in der Norderelbe im Westen des Hamburger Stadtteils Hafencity und wurde unter Einbeziehung der Hülle des früheren Kaispeichers A errichtet. Auf diesen mächtigen Backsteinblock aus dem Jahr 1963 des renommierten Hamburger Architekten Werner Kallmorgen, etwas Kristallines zu setzen, das an Segel, Wasserwellen und dergleichen erinnert sollte, war eine mutige Vision."
    Ein kleiner Rückblick zeigt jedoch, wie ambivalent das Unternehmen Elbphilharmonie gewesen ist: Das Konzept des Konzerthauses geht auf eine Idee des Hamburger Architekten Alexander Gérard zurück. Der Bau wurde 2007 durch die Bürgerschaft unter Bürgermeister Ole von Beust beschlossen. Entwurf und Planung der Philharmonie stammen vom Architekturbüro Herzog & de Meuron, die in der Welt zu den Top Ten der Architektenschaft gehören. Bauherr und Hauptfinanzier ist die Freie und Hansestadt Hamburg mit Steuermitteln. Allerdings gelingt es innerhalb kurzer Zeit ungefähr 60 Millionen Euro aus privater Hand in Hamburg zusammenzubringen und den Eindruck zu erzeugen: die Elbphilharmonie ist ein von einer breiten Bürgerschaft getragenes Projekt! Die Fertigstellung des Gebäudes ist nach einem mehrjährigen Vorlauf für das Jahr 2010 vorgesehen, verzögert sich jedoch mehrfach, vor allem durch einen anderthalbjährigen Baustopp, nach dem alle Parteien – Bauherrnschaft, Architekten und Baufirma maßlos zerstritten sind. Geschuldet ist dieses Fiasko einer unseriösen Kosteneinschätzung, die sich je nach Betrachtungsweise von der ersten Schätzung bis zur Fertigstellung mit etwa 800 Millionen Euro verzehnfacht hatte.
    Die Gründe dafür liegen einmal in der stetigen Vergrößerung des Bauvolumens. Das multifunktionale Haus für Konzerte, Wohnungen, Hotel, Technikräume, Parkhaus und vielem mehr war zu Beginn unkalkulierbar. Ein völlig neuer Vertrag zwischen den Architekten, dem Bauherren und der Baufirma, war nötig, um den Baustopp zu beenden. Erst im Januar 2017 konnte die Einweihung des Großen Saals und des gesamten Gebäudes mit dem Konzert "Zum Raum wird hier die Zeit" des NDR Elbphilharmonie Orchesters gefeiert werden.
    Das Eröffnungskonzert der Elbphilharmonie 2017:
    Metropole und Gegenbewegung
    Hamburg steht in der ersten Dekade des 21. Jahrhunderts und die Stadtoberen sind in einer zwiespältigen Situation: einerseits können und müssen sie den neuen Hype der Metropole ausnutzen: Hamburg will ja nicht nur Tor zur Welt sein, sondern auch Ziel! Anderseits stellt sich die Frage: wie viele Bürger erreichen sie damit wirklich?
    Zur Mitte der 2010er-Jahre kann man an einer Handvoll von Ereignissen ablesen, wie die beiden wichtigen Antriebskräfte hanseatischen Denkens beginnen, sich zu neutralisieren: einerseits der Wunsch, eine erfolgreiche Hafen- und Handelsstadt zu sein, die im globalen Maßstab agiert. Andererseits der Wunsch, in der Tradition einer protestantischen und sozialdemokratischen Bürgerstadt, möglichst alle Beteiligten davon profitieren zu lassen.
    Zu den Ereignissen gehören die Entwicklungsgeschichte der Elbphilharmonie, aber auch das 500. Jubiläum der Reformationsthesen von Wittenberg im Jahre 2017. Zweimal versucht die Hansestadt zudem, zum Austragungsort olympischer Sommerspiele zu werden. Beim zweiten Versuch von 2015 sagten schon die Bürger selbst NEIN zu Olympia. So wie sich die Bürger zuvor auch schon für den Rückkauf der Stromnetze ausgesprochen hatten, obwohl die politisch Verantwortlichen das nicht wollten. Eine neue Zeit beginnt – erst unmerklich, dann immer offensichtlicher. Christoph Twickel ist einer der jüngeren Stadtkritiker, die die urbane und kulturelle Entwicklung Hamburgs kritisch beleuchten:
    "Es fällt mir schwer, eine konkrete Zukunft vorzustellen, da ich als die wesentliche Entwicklung im Moment beobachte, dass das was die Leute zahlen können und das was gebaut wird, extrem auseinander fällt. Die Stadt die gerade geplant wird, ist eine Stadt, die vielleicht ein Drittel der Leute sich leisten können. Bei einer der zahlreichen Diskussionen zur Stadtentwicklung stand ein älterer Architekt auf und sagte: Alles ganz schön mit der Forderung nach bezahlbaren Wohnraum, aber wenn man heute bauen würde, könnte man das nicht unter 11 Euro pro Quadratmeter können. Vielleicht hat der Mann sogar recht. Das ist natürlich ein wahnsinniges Problem, dass in einer Großstadt wie Hamburg die Politik quasi einen oberen Mittelstands-Bias anlegt, der zwei Drittel der Bevölkerung erst einmal außen vorlässt, weil sie sich das nicht leisten können."
    Christoph Twickel hat die urbane Zukunftsbetrachtung "Gentrifidingsbums oder: Eine Stadt für alle‘ geschrieben. Segregation und Gentrifizierung müssen in Zukunft überwunden werden, wenn es mit der Stadt gut weitergehen soll.
    "Ich glaube, dass die Bewegungen, die um die Mietenfrage und Bodenfragen kreisen, immer wichtiger werden. Die Stadt müsste mehr ihr Vorkaufsrecht ausnutzen, und sehr konsequent sozialen Wohnungsbau einrichten, wenn du der Gentrifizierung der Inneren Stadt etwas entgegen setzen willst. Tendenziell geht Hamburg eher in die Richtung London oder Paris oder New York."
    Die Neubauten der Hafen-City sind hochwertig gebaut, aber extrem teuer
    Die Neubauten der Hafen-City sind hochwertig gebaut, aber extrem teuer. (Deutschlandradio/Jan Tengeler)
    Lesen Sie das komplette Manuskript zur Sendung in seiner ungekürzten Vorsendefassung hier:
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    Produktion dieser Langen Nacht:
    Autor: Dirk Meyhöfer
    Regie/Webproduktion/Fotos: Jan Tengeler
    Redaktion: Dr. Monika Künzel