Seine Bücher wurden geradezu gefeiert, gehörte doch der Autor zu den wirkungsmächtigsten Publizisten der Wilhelminischen Epoche. Erstaunliche Konstellationen zwischen Rassentheorie, Kulturreform, Kunst und Wissenschaft werden in einer Zeit lebendig, in der sich antisemitische und zionistische Anschauungen konsolidierten, revolutionär Konservative auf avantgardistische Künstler trafen und sich reformbewegte Sonnenanbeter gleichzeitig links- und rechtspopulistisch orientierten.
Das Feature zeigt Chamberlain als Schlüsselfigur in der kulturellen Szene Wiens und Bayreuths zwischen 1890 und 1920 - im feingeistigen Austausch mit jüdischen Intellektuellen wie dem Dirigenten Hermann Levi, dem Wirtschaftsmagnaten, Politiker und philosophischen Autor Walther Rathenau sowie dem Publizisten Karl Kraus.
In dieser Langen Nacht wird eine verzweigte Intellektuellen- und Ideengeschichte um 1900 aufgeschlagen, die die lange Vorgeschichte des Dritten Reiches belegt.
Houston Stewart Chamberlain - der empfindsam Begabte
Der am 9. September 1855 in Southsea bei Portsmouth geborene Houston Stewart Chamberlain ist mit seinen zwei älteren Brüdern hauptsächlich bei Verwandten in Versailles aufgewachsen: seine Mutter war kurz nach der Geburt verstorben. Sein Vater, ein vielbeschäftigter Kapitän, der später in der englischen Marine zum Admiral befördert wurde, war mit den Kindern überfordert. Ein Versuch, den empfindsam begabten Zwölfjährigen – er las Montaigne, Rousseau und Balzac – nach dem französischen Lyzeum in England dauerhaft aufs Colleges zu schicken, schlug fehl, sodass er seine ursprüngliche Heimat wieder verlassen musste. Immerhin erfasste ihn dort eine "an Tollheit grenzende Begeisterung für Shakespeare", wie er es selbst formuliert, bevor ihn 1870 eine Störung des Nervensystems zu einem Kur-Aufenthalt in Bad Ems zwang. Hier wurde er zufällig Zeuge der Begegnung zwischen König Wilhelm I. und dem französischen Botschafter Vincent Graf Benedetti, die zum Ausbruch des deutsch-französischen Krieges führte. Der englisch und französisch sozialisierte Houston Stewart lernte mit 15 Jahren bei einem Privatlehrer aus Stralsund in einer solchen Perfektion Deutsch, dass er seine späteren Bücher ausnahmslos in dieser Fremdsprache verfassen konnte. Er hielt sich die folgenden Jahre in der Schweiz, in Italien und Südfrankreich auf und führte das Leben eines Dandys.
In dieser Zeit begeistern Chamberlain zwei jüdische Intellektuelle für Wagner. Der eine spielte ihm in Paris auf dem Klavier aus dem Holländer, Tannhäuser und Lohengrin vor – und der andere berichtete ihm 1875 von den ersten Proben zum Ring in Bayreuth, ermunterte ihn, sich die Dichtung Der Ring des Nibelungen zu kaufen und sich die Aufführung auf dem Grünen Hügel in Franken nicht entgehen zu lassen. Zwar scheiterte die Reise dorthin wegen fehlender finanzieller Mittel, aber eine Passion war in dem Zwanzigjährigen geboren, die ihn nicht mehr loslassen sollte. Erst zum Parsifal-Zyklus war Chamberlain in Bayreuth und hatte das Glück, am Vorabend der Uraufführung auch Wagner am Festspielhaus zu sehen. In pathetischen Worten beschreibt er seine Fahrt aus Genf, die Ankunft in Bayreuth und die Wirkung der Persönlichkeit Wagners auf ihn.
In Montreux lernte Chamberlain die zehn Jahre ältere Breslauerin Anna Horst kennen, die er 1878 heiratete. Mit ihr teilte er die Freude an schöngeistiger Literatur in drei Sprachen, am Musizieren, die intensive Beschäftigung mit Geologie und Botanik. Später entdeckte das Paar für sich die Fotografie, ließ sich einen Apparat aus London schicken, um schließlich diese Kunst mit Passion zu betreiben. Sie gewannen sogar eine silberne Medaille bei einer Foto-Ausstellung ins Florenz. Schon zeitig entwickelt Chamberlain einen aus Heimatlosigkeit entstandenen, übersteigerten Deutsch-Patriotismus, wie aus einem Brief an Anna vom Mai 1876 hervorgeht:
"Ich kann Dir gar nicht sagen, wie meine Verehrung, meine leidenschaftliche Liebe, sowie mein Glaube an Deutschland zunimmt. Je mehr ich andere Nationen kennenlerne, je mehr ich mit Leuten – gebildeten und ungebildeten – aller Klassen aus allen Völkern Europas verkehre, desto mehr liebe ich die Deutschen. Mein Glaube, dass die ganze Zukunft Europas – das heißt, der Zivilisation der Welt – Deutschland in den Händen liegt, ist zur Sicherheit geworden. Ach Gott! Was für ein Deutsch schreibe ich! Sei mir nicht böse, denn ich bin ja kein Deutscher."
In dieser Zeit begeistern Chamberlain zwei jüdische Intellektuelle für Wagner. Der eine spielte ihm in Paris auf dem Klavier aus dem Holländer, Tannhäuser und Lohengrin vor – und der andere berichtete ihm 1875 von den ersten Proben zum Ring in Bayreuth, ermunterte ihn, sich die Dichtung Der Ring des Nibelungen zu kaufen und sich die Aufführung auf dem Grünen Hügel in Franken nicht entgehen zu lassen. Zwar scheiterte die Reise dorthin wegen fehlender finanzieller Mittel, aber eine Passion war in dem Zwanzigjährigen geboren, die ihn nicht mehr loslassen sollte. Erst zum Parsifal-Zyklus war Chamberlain in Bayreuth und hatte das Glück, am Vorabend der Uraufführung auch Wagner am Festspielhaus zu sehen. In pathetischen Worten beschreibt er seine Fahrt aus Genf, die Ankunft in Bayreuth und die Wirkung der Persönlichkeit Wagners auf ihn.
In Montreux lernte Chamberlain die zehn Jahre ältere Breslauerin Anna Horst kennen, die er 1878 heiratete. Mit ihr teilte er die Freude an schöngeistiger Literatur in drei Sprachen, am Musizieren, die intensive Beschäftigung mit Geologie und Botanik. Später entdeckte das Paar für sich die Fotografie, ließ sich einen Apparat aus London schicken, um schließlich diese Kunst mit Passion zu betreiben. Sie gewannen sogar eine silberne Medaille bei einer Foto-Ausstellung ins Florenz. Schon zeitig entwickelt Chamberlain einen aus Heimatlosigkeit entstandenen, übersteigerten Deutsch-Patriotismus, wie aus einem Brief an Anna vom Mai 1876 hervorgeht:
"Ich kann Dir gar nicht sagen, wie meine Verehrung, meine leidenschaftliche Liebe, sowie mein Glaube an Deutschland zunimmt. Je mehr ich andere Nationen kennenlerne, je mehr ich mit Leuten – gebildeten und ungebildeten – aller Klassen aus allen Völkern Europas verkehre, desto mehr liebe ich die Deutschen. Mein Glaube, dass die ganze Zukunft Europas – das heißt, der Zivilisation der Welt – Deutschland in den Händen liegt, ist zur Sicherheit geworden. Ach Gott! Was für ein Deutsch schreibe ich! Sei mir nicht böse, denn ich bin ja kein Deutscher."
Sven Brömsel. Exzentrik und Bürgertum. Houston Stewart Chamberlain im Kreis jüdischer Intellektueller. Verlag Ripperger und Kremers, Berlin 2015
Es wird eine verzweigte Intellektuellen- und Ideengeschichte um 1900 aufgeschlagen. Der Sozialphilosoph - heute aber vor allem als Schwiegersohn Wagners, Bayreuther Ideologe und Vordenker Hitlers bekannte - Chamberlain pflegte intensive Beziehungen zu jüdischen Intellektuellen. Erstaunliche Konstellationen zwischen Rassentheorie, Kulturreform, Kunst und Wissenschaft werden in einer Zeit lebendig, in der sich antisemitische und zionistische Anschauungen konsolidierten, revolutionär Konservative auf avantgardistische Künstler trafen und sich reformbewegte Sonnenanbeter gleichzeitig links- und rechtspopulistisch orientierten.
Kritische Untersuchungen zu Chamberlain und Persönlichkeiten jüdischer Herkunft sind ein Desiderat. Die Analyse und Auswertung dieser unbekannten Korrespondenzen und Hintergründe zielen in den Kernbereich deutsch-jüdischer Forschung. Das Buch zeigt Chamberlain, der in der kulturellen Szene Wiens und Bayreuths zwischen 1890 und 1920 eine Schlüsselfigur darstellt, im feingeistigen Austausch mit jüdischen Intellektuellen wie Karl Kraus, Walther Rathenau, Maximilian Harden, Otto Weininger und Martin Buber. Es werden ideologische Verschränkungen in der Moderne und daraus resultierende Verhaltensmuster herausragender Persönlichkeiten aufgedeckt, die in Bezug auf antisemitische Verkrümmungen und sogenannten jüdischen Selbsthass eine lange Vorgeschichte des "Dritten Reiches" belegen.
Es wird eine verzweigte Intellektuellen- und Ideengeschichte um 1900 aufgeschlagen. Der Sozialphilosoph - heute aber vor allem als Schwiegersohn Wagners, Bayreuther Ideologe und Vordenker Hitlers bekannte - Chamberlain pflegte intensive Beziehungen zu jüdischen Intellektuellen. Erstaunliche Konstellationen zwischen Rassentheorie, Kulturreform, Kunst und Wissenschaft werden in einer Zeit lebendig, in der sich antisemitische und zionistische Anschauungen konsolidierten, revolutionär Konservative auf avantgardistische Künstler trafen und sich reformbewegte Sonnenanbeter gleichzeitig links- und rechtspopulistisch orientierten.
Kritische Untersuchungen zu Chamberlain und Persönlichkeiten jüdischer Herkunft sind ein Desiderat. Die Analyse und Auswertung dieser unbekannten Korrespondenzen und Hintergründe zielen in den Kernbereich deutsch-jüdischer Forschung. Das Buch zeigt Chamberlain, der in der kulturellen Szene Wiens und Bayreuths zwischen 1890 und 1920 eine Schlüsselfigur darstellt, im feingeistigen Austausch mit jüdischen Intellektuellen wie Karl Kraus, Walther Rathenau, Maximilian Harden, Otto Weininger und Martin Buber. Es werden ideologische Verschränkungen in der Moderne und daraus resultierende Verhaltensmuster herausragender Persönlichkeiten aufgedeckt, die in Bezug auf antisemitische Verkrümmungen und sogenannten jüdischen Selbsthass eine lange Vorgeschichte des "Dritten Reiches" belegen.
Nationalsozialismus und Antisemitismus
In der zweiten Stunde der Langen Nacht erläutert der Hamburger Politologe, Wagnerforscher und Chamberlain-Biograf Professor Udo Bermbach, inwieweit der Sozialphilosoph auf den Nationalsozialismus wirkte und wie sein Antisemitismus motiviert war.
Udo Bermbach: "Also er war ursprünglich keineswegs ein Antisemit in seiner frühen Zeit, er hatte Umgang mit Juden – und das erstaunliche ist ja, dass sein Hauptwerk Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts einem jüdischen Lehrer, nämlich Julius Wiesner gewidmet ist, der Professor an der Wiener Universität war und den er sehr verehrt hat. Er ist weit weg von diesem Radau-Antisemitismus, der zur damaligen Zeit von vielen praktiziert worden ist. Er hat die intellektuellen Leistungen von Juden immer anerkannt, er hatte jüdische Freunde, mit denen er mehr oder weniger eng zusammen war. Aber es gab eben unter dem Eindruck (und dabei spielt Bayreuth eine entscheidende Rolle) immer diesen Vorbehalt: Sie gehören nicht wirklich zu uns! Sie sind eine andere Rasse, sie haben andere Präferenzen, sie haben andere Verhaltensweisen – und sie sind auch emotional nicht in der Lage, das nachzuvollziehen und nachzuempfinden, was wir als Deutsche empfinden. Wenn wir z. b. Musik hören. Ich glaube, dass das mit Bayreuth sehr viel zu tun hat. Es ist nicht klar, wann der Umschlag kam bei ihm, ab wann er eigentlich Antisemit war. Ich bin geneigt zu sagen, dass das eigentlich in Dresden losging, nachdem er Cosima kennen gelernt hat, die ja eine wirklich fanatische Antisemitin war, viel schlimmer als ihr Mann. Und, dass das vielleicht sogar der Auslöser war. Man darf bei dieser Geschichte eines nicht vergessen: Chamberlain ist ein Engländer, der sehr früh, mit fünf Jahren glaub ich seine Mutter verloren hat, der Vater war ein hohes Tier in der britischen Admiralität, der Junge wurde nach Versailles gegeben, zu seiner Großmutter, die ihn erziehen wollte. Er war im französischen Kontext. Und dann hat er einen deutschen Hauslehrer gehabt, der ihm die deutsche Kultur beigebracht hat. Er hat selbst einmal in seinem Buch Lebenswege meines Denkens davon gesprochen, dass er eigentlich immer heimatlos gewesen sei. Er habe sich nirgendwo wirklich zu Hause gefühlt. Weder in England, noch in Frankreich, am ehesten noch in Deutschland. Aber selbst da habe er als Engländer eben nicht wirklich dazugehört. Und ich glaube, es ist psychologisch eigentlich sehr einsichtig, dass ein Mensch der so starke Bindungsbedürfnisse hat, wie sie Chamberlain gehabt hat, den Wunsch hatte, irgendwo anzudocken, wenn ich das so sagen darf. Und dann kam Cosima ins Spiel. Und plötzlich war er, nachdem er in Wien ja über Wagner schon wirklich viel geschrieben und im akademischen Wagnerverein Vorträge gehalten hat, Cosima kannte diese Sachen und hat sie sehr geschätzt. Da kam plötzlich jemand, der ihn aufgenommen hat in eine Familie. Er war plötzlich Mitglied der Familie Wagner. Das war ein feste Institution und noch dazu die kulturell berühmteste in Deutschland. Da hat er plötzlich sowas wie Heimat gefunden. Und dann heiratete er Eva und dann gehört er dazu. Und dann ist klar, dass wenn man diesen Prozess durchläuft, dass man sich nicht nur anpasst, sondern assimiliert. Ich könnte mir vorstellen, dass das eine Form der Erklärung dieses Antisemitismus ist.
Udo Bermbach: "Also er war ursprünglich keineswegs ein Antisemit in seiner frühen Zeit, er hatte Umgang mit Juden – und das erstaunliche ist ja, dass sein Hauptwerk Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts einem jüdischen Lehrer, nämlich Julius Wiesner gewidmet ist, der Professor an der Wiener Universität war und den er sehr verehrt hat. Er ist weit weg von diesem Radau-Antisemitismus, der zur damaligen Zeit von vielen praktiziert worden ist. Er hat die intellektuellen Leistungen von Juden immer anerkannt, er hatte jüdische Freunde, mit denen er mehr oder weniger eng zusammen war. Aber es gab eben unter dem Eindruck (und dabei spielt Bayreuth eine entscheidende Rolle) immer diesen Vorbehalt: Sie gehören nicht wirklich zu uns! Sie sind eine andere Rasse, sie haben andere Präferenzen, sie haben andere Verhaltensweisen – und sie sind auch emotional nicht in der Lage, das nachzuvollziehen und nachzuempfinden, was wir als Deutsche empfinden. Wenn wir z. b. Musik hören. Ich glaube, dass das mit Bayreuth sehr viel zu tun hat. Es ist nicht klar, wann der Umschlag kam bei ihm, ab wann er eigentlich Antisemit war. Ich bin geneigt zu sagen, dass das eigentlich in Dresden losging, nachdem er Cosima kennen gelernt hat, die ja eine wirklich fanatische Antisemitin war, viel schlimmer als ihr Mann. Und, dass das vielleicht sogar der Auslöser war. Man darf bei dieser Geschichte eines nicht vergessen: Chamberlain ist ein Engländer, der sehr früh, mit fünf Jahren glaub ich seine Mutter verloren hat, der Vater war ein hohes Tier in der britischen Admiralität, der Junge wurde nach Versailles gegeben, zu seiner Großmutter, die ihn erziehen wollte. Er war im französischen Kontext. Und dann hat er einen deutschen Hauslehrer gehabt, der ihm die deutsche Kultur beigebracht hat. Er hat selbst einmal in seinem Buch Lebenswege meines Denkens davon gesprochen, dass er eigentlich immer heimatlos gewesen sei. Er habe sich nirgendwo wirklich zu Hause gefühlt. Weder in England, noch in Frankreich, am ehesten noch in Deutschland. Aber selbst da habe er als Engländer eben nicht wirklich dazugehört. Und ich glaube, es ist psychologisch eigentlich sehr einsichtig, dass ein Mensch der so starke Bindungsbedürfnisse hat, wie sie Chamberlain gehabt hat, den Wunsch hatte, irgendwo anzudocken, wenn ich das so sagen darf. Und dann kam Cosima ins Spiel. Und plötzlich war er, nachdem er in Wien ja über Wagner schon wirklich viel geschrieben und im akademischen Wagnerverein Vorträge gehalten hat, Cosima kannte diese Sachen und hat sie sehr geschätzt. Da kam plötzlich jemand, der ihn aufgenommen hat in eine Familie. Er war plötzlich Mitglied der Familie Wagner. Das war ein feste Institution und noch dazu die kulturell berühmteste in Deutschland. Da hat er plötzlich sowas wie Heimat gefunden. Und dann heiratete er Eva und dann gehört er dazu. Und dann ist klar, dass wenn man diesen Prozess durchläuft, dass man sich nicht nur anpasst, sondern assimiliert. Ich könnte mir vorstellen, dass das eine Form der Erklärung dieses Antisemitismus ist.
Udo Bermbach. Houston Stewart Chamberlain. Wagners Schwiegersohn – Hitlers Vordenker. Metzler Verlag, 2018
Houston Stewart Chamberlain (1855-1927) war einer der wirkungsmächtigsten Publizisten im Deutschen Kaiserreich. Sein Buch Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts wurde ein Weltbestseller. Der Schwiegersohn Richard Wagners und engste Vertraute Cosimas war der führende Kopf Bayreuths. Die Nazis erklärten ihn zu ihrem Vordenker. Doch sein Denken ging über solche Verengung hinaus, wie seine erfolgreichen Bücher zu Kant, Goethe und zur Theologie belegen. Chamberlain entwarf eine Weltanschauung aus verschlanktem Christentum, klassischer Bildung, Antisemitismus und Rassismus und erleichterte damit Teilen des Bürgertums den Weg zum Nationalsozialismus. Die hier vorgelegte erste deutsche Werkbiografie will Leben und Weltanschauung im historischen Kontext aufschließen und so zum Verstehen eines wichtigen Abschnitts deutscher Geschichte beitragen
Udo Bermbach war bis 2001 Professor für Politische Wissenschaft an der Universität Hamburg und 1999/2000 Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Neben Publikationen zum politischen System der Bundesrepublik Deutschland, zur Politischen Ideengeschichte und Theorie und zum Verhältnis von Oper, Gesellschaft und Staat hat er zahlreiche Arbeiten zu Richard Wagner veröffentlicht. Er ist Gründer und Mitherausgeber der internationalen Zeitschrift wagnerspectrum.
Mehr
5 Gründe... sich mit Houston Stewart Chamberlain zu beschäftigen
Udo Bermbachs Studie über Houston Stewart Chamberlain – den Mann, der den Weg für Hitler bereitete. Eine Rezension von Herfried Münkler bei ZEIT-Online
Houston Stewart Chamberlain (1855-1927) war einer der wirkungsmächtigsten Publizisten im Deutschen Kaiserreich. Sein Buch Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts wurde ein Weltbestseller. Der Schwiegersohn Richard Wagners und engste Vertraute Cosimas war der führende Kopf Bayreuths. Die Nazis erklärten ihn zu ihrem Vordenker. Doch sein Denken ging über solche Verengung hinaus, wie seine erfolgreichen Bücher zu Kant, Goethe und zur Theologie belegen. Chamberlain entwarf eine Weltanschauung aus verschlanktem Christentum, klassischer Bildung, Antisemitismus und Rassismus und erleichterte damit Teilen des Bürgertums den Weg zum Nationalsozialismus. Die hier vorgelegte erste deutsche Werkbiografie will Leben und Weltanschauung im historischen Kontext aufschließen und so zum Verstehen eines wichtigen Abschnitts deutscher Geschichte beitragen
Udo Bermbach war bis 2001 Professor für Politische Wissenschaft an der Universität Hamburg und 1999/2000 Fellow am Wissenschaftskolleg zu Berlin. Neben Publikationen zum politischen System der Bundesrepublik Deutschland, zur Politischen Ideengeschichte und Theorie und zum Verhältnis von Oper, Gesellschaft und Staat hat er zahlreiche Arbeiten zu Richard Wagner veröffentlicht. Er ist Gründer und Mitherausgeber der internationalen Zeitschrift wagnerspectrum.
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5 Gründe... sich mit Houston Stewart Chamberlain zu beschäftigen
Udo Bermbachs Studie über Houston Stewart Chamberlain – den Mann, der den Weg für Hitler bereitete. Eine Rezension von Herfried Münkler bei ZEIT-Online
Karl Kraus, ein Herold der Wiener Moderne
Die dritte Stunde der Langen Nacht ist einem Herold der Wiener Moderne, dem Satiriker und Fackel-Herausgeber Karl Kraus gewidmet, der um den Rasse-Ideologen Chamberlain wirbt. Ein seltsamer Fackelschein. Der bislang unveröffentlichte Briefwechsel der Autoren zeigt die beiden Persönlichkeiten als literarisch-politische Schlüsselfiguren Wiens um 1900.
Im Jahr 1898 verlegt in Wien Moriz Frisch die satirische Streitschrift Eine Krone für Zion. Dieses zweite Buch von Karl Kraus erreicht drei Auflagen und sorgt in der k. und k. Metropole für Gesprächsstoff: Kraus spricht sich darin gegen einen propagierten Judenstaat und für die Assimilation aus – und verärgert damit bewusst das Zentralorgan der zionistischen Bewegung.
Die beste Empfehlung des Büchleins liegt von Seite der zionistischen Presse vor, die es beschimpft, und von Seite der liberalen, die es totgeschwiegen hat.
In ähnlicher Form fühlen sich religiöse Juden und liberale Demokraten von Houston Stewart Chamberlains Grundlagen des 19. Jahrhunderts angegriffen. Das Buch erscheint im Frühjahr 1899. Am 20. Oktober desselben Jahres tritt Karl Kraus aus der Israelitischen Kultusgemeinde Wien aus. Den unmittelbaren Zusammenhang der Ereignisse könnte die erste Erwähnung des Briten in der Zeitschrift Die Fackel erhellen, die in jenen Tagen ausliegt, in denen Kraus konfessionslos wird. Nachdem sich Kraus als penibler Leser der Grundlagen bekennt und Chamberlain als Kulturforscher bezeichnet, der mit einer Unmenge von aufreizenden Fakten den Eintritt der Juden in die abendländische Geschichte belege, zitiert er aus dessen Werk:
"Ein rein-humanisierter Jude ist aber kein Jude mehr, weil er, indem er der Idee des Judentums entsagt, aus dieser Nationalität, deren Wesenheit lediglich in einem Komplex von Vorstellungen, in einem "Glauben" besteht, ipso facto ausgetreten ist."
Ziel dieser Annäherung an Chamberlains Weltanschauung ist freilich, sogenannte retardierende Momente der Assimilation zu verdammen. Dabei dürfte dem hellwachen Kraus aber nicht entgangen sein, dass der Brite in seinem Opus magnum nicht müde wird, von einer tiefen Kluft, die den Europäer vom Juden scheide, zu dozieren. Kraus scheint dies zu übergehen und die Argumentation als Legitimation für seinen Konfessionsaustritt zu nutzen. Ein Jahr später schreibt ihm Chamberlain als "Freund der Fackel" wegen der falschen Wiedergabe eines Goethe-Zitates. Diese Gelegenheit nutzt Kraus, den Autor für die noch junge Zeitschrift zu gewinnen:
"Hätten Sie die Freundlichkeit, gelegentlich etwas für die Fackel zu schreiben? Ich denke etwa an eine Selbstkritik Ihrer Grundlagen, am besten, da sie der Richtung der Fackel am ehesten entspräche: Darstellung des Verhaltens der Presse Ihren Werken gegenüber."
Doch der in dieser Zeit viel umworbene Chamberlain ziert sich:
Im Jahr 1898 verlegt in Wien Moriz Frisch die satirische Streitschrift Eine Krone für Zion. Dieses zweite Buch von Karl Kraus erreicht drei Auflagen und sorgt in der k. und k. Metropole für Gesprächsstoff: Kraus spricht sich darin gegen einen propagierten Judenstaat und für die Assimilation aus – und verärgert damit bewusst das Zentralorgan der zionistischen Bewegung.
Die beste Empfehlung des Büchleins liegt von Seite der zionistischen Presse vor, die es beschimpft, und von Seite der liberalen, die es totgeschwiegen hat.
In ähnlicher Form fühlen sich religiöse Juden und liberale Demokraten von Houston Stewart Chamberlains Grundlagen des 19. Jahrhunderts angegriffen. Das Buch erscheint im Frühjahr 1899. Am 20. Oktober desselben Jahres tritt Karl Kraus aus der Israelitischen Kultusgemeinde Wien aus. Den unmittelbaren Zusammenhang der Ereignisse könnte die erste Erwähnung des Briten in der Zeitschrift Die Fackel erhellen, die in jenen Tagen ausliegt, in denen Kraus konfessionslos wird. Nachdem sich Kraus als penibler Leser der Grundlagen bekennt und Chamberlain als Kulturforscher bezeichnet, der mit einer Unmenge von aufreizenden Fakten den Eintritt der Juden in die abendländische Geschichte belege, zitiert er aus dessen Werk:
"Ein rein-humanisierter Jude ist aber kein Jude mehr, weil er, indem er der Idee des Judentums entsagt, aus dieser Nationalität, deren Wesenheit lediglich in einem Komplex von Vorstellungen, in einem "Glauben" besteht, ipso facto ausgetreten ist."
Ziel dieser Annäherung an Chamberlains Weltanschauung ist freilich, sogenannte retardierende Momente der Assimilation zu verdammen. Dabei dürfte dem hellwachen Kraus aber nicht entgangen sein, dass der Brite in seinem Opus magnum nicht müde wird, von einer tiefen Kluft, die den Europäer vom Juden scheide, zu dozieren. Kraus scheint dies zu übergehen und die Argumentation als Legitimation für seinen Konfessionsaustritt zu nutzen. Ein Jahr später schreibt ihm Chamberlain als "Freund der Fackel" wegen der falschen Wiedergabe eines Goethe-Zitates. Diese Gelegenheit nutzt Kraus, den Autor für die noch junge Zeitschrift zu gewinnen:
"Hätten Sie die Freundlichkeit, gelegentlich etwas für die Fackel zu schreiben? Ich denke etwa an eine Selbstkritik Ihrer Grundlagen, am besten, da sie der Richtung der Fackel am ehesten entspräche: Darstellung des Verhaltens der Presse Ihren Werken gegenüber."
Doch der in dieser Zeit viel umworbene Chamberlain ziert sich:
"In früheren Jahren habe ich öfters Freude daran gehabt, gegen Lüge oder Dummheit ins Feld zu ziehen, und habe nicht ohne Erfolg die Geißel der Satire geschwungen."
Digitale Edition der Fackel mit Volltextsuche der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (AAC)
Wie steht es heute um Chamberlain – und wie ist er zu bewerten?
Der Hamburger Politologe Udo Bermbach: "Offengesagt glaube ich, dass es heute kaum jemand gibt, der Chamberlain noch liest. Er war ein ungeheuer produktiver Mann. Das Buch über Goethe zum Beispiel ist ein Durchbruch gewesen, weil es im Unterschied zur damaligen Goethephilologie, die sich ganz auf die literarische Produktion Goethes konzentriert hat, den Goethe als Person insgesamt mit seinem Werk in den Blick nahm, und die These entwickelt hat, dass das eigentliche Kunstwerk bei Goethe gar nicht so sehr nur die Literatur ist, sondern die Lebensführung eines Olympiers.
Wobei die Bayreuther immer gesagt haben: "Für uns ist das kein Olympier, sondern es ist einer der großen Genies, aber kein Olympier!" Und das Buch war immerhin ein gewisser Durchbruch in der Goetheforschung. Und es sind ihm ja da zwei weitere gefolgt, die auf derselben Argumentationsebene waren und die ganz unverdächtig sind, nämlich Simmel, der Soziologe hat ein solches Buch geschrieben und Gundolf der Schüler von Stefan George. Und beide liegen auf dieser Linie von Chamberlain. Und wenn man in der neueren Goetheforschungsliteratur nachliest, bekommt man auch zu lesen, dass Chamberlain wirklich ein Standardwerk geschrieben hat. Dass einer sich dann abends hinsetzt und Schubert spielt, Mozart spielt, einfach musiziert, weil er Freude daran hat. Das zum selbstverständlichen Lebensduktus der Familie gehört. Das ist natürlich bildungsbürgerlich, das ist ganz klar. Das finde ich imponierend. Und was mich am meisten berührt hat ist dieses Kapitel Buchgaden in seiner Autobiografie. Das ist eine Liebeserklärung an seine Bibliothek.
Wo er schreibt, es kommt die Sache mit der Heimatlosigkeit: "Ich bin immer heimatlos gewesen. Und deswegen hab ich mich früh an denen orientiert, die ich um mich hatte." Und das waren die Autoren vom alten Griechenland bis heute. Sie müssen sich überlegen, der Mann war Engländer, das war seine Muttersprache, Franzose war er durch die Großmutter, er hat perfekt deutsch gesprochen, besser als viele Deutsche, er hat Hebräisch gekonnt, er konnte Serbokroatisch, er konnte Italienisch und natürlich konnte er Griechisch und Latein. Sagen wir mal, er hat rund zehn Sprachen gesprochen. Ich glaube, dass es in einem direkten Sinne gar keine Aktualität von ihm gibt. Er ist einer der bedeutendsten, der wichtigsten, der wirkungsmächtigsten Publizisten des Kaiserreichs gewesen. Mit der Revolution von 1918 ist er eigentlich weitgehend in der Versenkung verschwunden. Anfang der Weimarer Republik hat er noch ein bisschen was publiziert. Das ist aber gar nicht mehr in der Breite zur Kenntnis genommen worden, wie in der Zeit des Kaiserreichs. Danach reduziert sich sein Einfluss auf wirklich rechtsradikale, deutschnationale Gruppierungen, die ihn noch gelegentlich lesen. Er schreibt dann auch noch zwei Beiträge im Völkischen Beobachter. Er rückt in die Nähe des Nationalsozialismus.
Aber er war – und das möchte ich auch mit Nachdruck betonen - eigentlich gar kein politischer Kopf. Ihm ging es, wie es den Bayreuthern allgemein ging, eigentlich immer um die Kultur. Und auch in den Kriegsaufsätzen während des 1. Weltkrieges, die er geschrieben hat, hat er sich zum Beispiel gegen Annexionen gewandt und hat gesagt: "Das sollten wir nicht machen, das trägt uns nur den Hass der anderen Völker ein." Seine Vorstellung war immer, die deutsche Kultur hat so eine herausragende und wunderbare Stellung in Europa, dass wenn wir die entsprechend entwickeln und pflegen, dann werden die anderen europäischen Länder sie übernehmen, als ein Teil ihrer selbst. Sie wird hinauswirken. Und Deutschland ist eigentlich für ihn immer ein kulturelles Gebilde. Und ähnlich wie Wagner gesagt hat, an einer Stelle seiner Schriften: "Die Deutschen waren immer kulturell am besten, wenn sie politisch am Boden lagen." Nach dem dreißigjährigen Krieg, wo das Land völlig zerstört ist und entvölkert ist beginnt der große Aufstieg der deutschen Kunst. Und dieses Denkmodell hat Chamberlain übernommen und hat gesagt: "Wir müssen diese Leute nicht politisch beherrschen, weder die Polen noch die Franzosen – wen auch immer! Das dürfen wir nicht machen. Wir machen uns diese Leute nur zu Feinde. Wir können nur eins machen. Wir können nur unsere eigene Kultur so hochkarätig entwickeln, dass die anderen sagen: Guck mal, was die da haben, das wollen wir auch haben. Also die Vorbildkultur."
Aber er war – und das möchte ich auch mit Nachdruck betonen - eigentlich gar kein politischer Kopf. Ihm ging es, wie es den Bayreuthern allgemein ging, eigentlich immer um die Kultur. Und auch in den Kriegsaufsätzen während des 1. Weltkrieges, die er geschrieben hat, hat er sich zum Beispiel gegen Annexionen gewandt und hat gesagt: "Das sollten wir nicht machen, das trägt uns nur den Hass der anderen Völker ein." Seine Vorstellung war immer, die deutsche Kultur hat so eine herausragende und wunderbare Stellung in Europa, dass wenn wir die entsprechend entwickeln und pflegen, dann werden die anderen europäischen Länder sie übernehmen, als ein Teil ihrer selbst. Sie wird hinauswirken. Und Deutschland ist eigentlich für ihn immer ein kulturelles Gebilde. Und ähnlich wie Wagner gesagt hat, an einer Stelle seiner Schriften: "Die Deutschen waren immer kulturell am besten, wenn sie politisch am Boden lagen." Nach dem dreißigjährigen Krieg, wo das Land völlig zerstört ist und entvölkert ist beginnt der große Aufstieg der deutschen Kunst. Und dieses Denkmodell hat Chamberlain übernommen und hat gesagt: "Wir müssen diese Leute nicht politisch beherrschen, weder die Polen noch die Franzosen – wen auch immer! Das dürfen wir nicht machen. Wir machen uns diese Leute nur zu Feinde. Wir können nur eins machen. Wir können nur unsere eigene Kultur so hochkarätig entwickeln, dass die anderen sagen: Guck mal, was die da haben, das wollen wir auch haben. Also die Vorbildkultur."
Schnittmenge zwischen Gelehrsamkeit und Nationalismus
Ungewöhnliche Allianzen wie die Chamberlains mit Rathenau, Levi und Kraus verwirren ein traditionelles Denken im Rechts-Links-Schema. Doch die Aufspaltung einer politischen Landschaft um 1900 in eine progressive, fortschrittsoptimistische Linke und eine konservative, zivilisationsfeindliche Rechte ist selbst eine ideologische Hilfskonstruktion, die den analytischen Blick behindert. Denn die sich berührenden Extreme schöpfen vielfach aus den gleichen geistigen Quellen. Bei genauerer Analyse werden die Durchmischungen und fließenden Übergänge der scheinbar konträren Standpunkte sichtbar. Unheimlich wirken diese Nachbarschaften nur, insofern diese Denkmotive noch verführen können. Das frühe 20. Jahrhundert ist sozial-politisch geradezu uferlos komplex und verwoben. Neben Brüchen und Differenzen sind bei den führenden Intellektuellen aller politischen Lager übergreifende Affinitäten auszumachen, die ein duales Schema von modern und antimodern nicht mehr als opportun erscheinen lassen.
Chamberlain ist in der Schnittmenge zwischen Gelehrsamkeit und Nationalismus, Hochkultur und Rassedenken, Wagner und Hitler sowie der Konstituierung Bayreuths nicht wegzudenken. Der in der wissenschaftlichen Literatur gängigen Formel, in Chamberlain den geistigen Wegbereiter nationalsozialistischer Ideologie und damit auch des Holocausts zu sehen, mag sich hier dennoch nicht angeschlossen werden. Gegen diese sprechen seine vielfältigen freundschaftlichen Beziehungen zu jüdischen Intellektuellen, seine großbürgerlichen Bildungsideale, seine ausgeprägte Frankophilie und intensive Religiosität. Der Historiker Götz Aly ist der Meinung, dass häufig in der Wissenschaft das Etikett "rassenantisemitisch" mit großer Geste an einige geschichtliche Akteure verteilt werde. Zum Verständnis der Sache trage das jedoch wenig bei. Im Gegenteil wird mit einer Dichotomie von Gut und Böse nur Abstand geschaffen und einer näheren Betrachtung der Sachlage aus dem Wege gegangen. Natürlich wäre es falsch, Chamberlain ausschließlich als einen philosophischen, literarischen und musikalischen Feingeist darzustellen. Seine antijüdischen Theoreme sind bisweilen unerträglich und seine Stellungnahmen für Hitler unwürdig. Bei Chamberlain gibt es genügend Passagen die den Juden gegenüber vollkommen paranoid erscheinen. Aber die Intention eines Völkermordes schließen sie jedoch vollkommen aus.
Chamberlain ist in der Schnittmenge zwischen Gelehrsamkeit und Nationalismus, Hochkultur und Rassedenken, Wagner und Hitler sowie der Konstituierung Bayreuths nicht wegzudenken. Der in der wissenschaftlichen Literatur gängigen Formel, in Chamberlain den geistigen Wegbereiter nationalsozialistischer Ideologie und damit auch des Holocausts zu sehen, mag sich hier dennoch nicht angeschlossen werden. Gegen diese sprechen seine vielfältigen freundschaftlichen Beziehungen zu jüdischen Intellektuellen, seine großbürgerlichen Bildungsideale, seine ausgeprägte Frankophilie und intensive Religiosität. Der Historiker Götz Aly ist der Meinung, dass häufig in der Wissenschaft das Etikett "rassenantisemitisch" mit großer Geste an einige geschichtliche Akteure verteilt werde. Zum Verständnis der Sache trage das jedoch wenig bei. Im Gegenteil wird mit einer Dichotomie von Gut und Böse nur Abstand geschaffen und einer näheren Betrachtung der Sachlage aus dem Wege gegangen. Natürlich wäre es falsch, Chamberlain ausschließlich als einen philosophischen, literarischen und musikalischen Feingeist darzustellen. Seine antijüdischen Theoreme sind bisweilen unerträglich und seine Stellungnahmen für Hitler unwürdig. Bei Chamberlain gibt es genügend Passagen die den Juden gegenüber vollkommen paranoid erscheinen. Aber die Intention eines Völkermordes schließen sie jedoch vollkommen aus.
Es sprachen: Doris Wolters, Marcus Grube, Verena Buss , Folkert Dücker, Joachim (Jo) Jung, Rudolf Guckelsberger, Robert Rociz, Marcus Michalski.. Im Originalton: Prof. Dr. Dr. Udo Bermbach. Regie: Stefan Hilsbecher. Autor: Dr. Sven Brömsel. Redaktion: Dr. Monika Künzel
Musikliste
1. Stunde
Titel: aus: Die Meistersinger von Nürnberg. Oper in 3 Aufzügen, WWV 96, Vorspiel zum 1. Aufzug
Orchester: SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg
Dirigent: Michael Gielen
Komponist: Richard Wagner
Label: faszination musik
Titel: Andante ma non troppo, un poco maestoso (2)
Orchester: Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Dirigent: Heinz Rögner
Komponist: Richard Wagner
Label: Ars Vivendi
Titel: Ellef (millennium) Symphonie
Orchester: The Young Israel Philharmonic
Dirigent: Zeev Dorman
Komponist: Avner Dorman
Titel: Ankunft bei den schwarzen Schwänen Albumblatt für Klavier As-Dur, WWV 95
Solist: Joanna Michna (Klavier)
Komponist: Richard Wagner
Label: ELISIO
Titel: aus: Sinfonie Nr. 1 D-Dur,
3. Satz: Feierlich und gemessen, ohne zu schleppen, attacca:
Orchester: Chicago Symphony Orchestra
Dirigent: Carlo Maria Giulini
Komponist: Gustav Mahler
Label: EMI CLASSICS
Titel: Sinfonie Nr. 1 G-Dur, op. 12,
1. Satz: Introduzione ed Allegro
2. Satz: Scherzo; 3. Satz: Adagio; 4. Satz: Finale;
Orchester: Sinfonieorchester Wuppertal
Dirigent: George Hanson
Komponist: Felix Draeseke
Label: MDG
2. Stunde
Titel: Auferstehung
Interpret: London Symphony Orchestra
Komponist: Gustav Mahler
Label: EMI CLASSICS
Obertitel: Sinfonie Nr. 2 c-Moll, für Sopran, Alt, gemischten Chor und Orchester
Titel: Parzifal: Vorspiel zum 1. Aufzug
Interpret: SWF-Sinfonieorchester Baden-Baden
Komponist: Richard Wagner
Label und Best.-Nr: keine
Obertitel: Parzifal. Ein Bühnenweihfestspiel in 3 Aufzügen
Titel: Lohengrin: Vorspiel zum 1. Akt
Interpret: SWF-Sinfonieorchester Baden-Baden
Komponist: Richard Wagner
Label: faszination musik
Obertitel: Lohengrin
Titel: Der Bärenhäuter: Vorspiel
Interpret: Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
Komponist: Richard Wagner
Label: cpo
Obertitel: Der Bärenhäuter
Titel: Parzifal: Schluss des 3. Aufzugs
Interpret: Südfunk Sinfonieorchester
Komponist: Richard Wagner
Label und Best.-Nr: keine
Obertitel: Parzifal. Ein Bühnenweihfestspiel in 3 Aufzügen
Titel: Tod und Verklärung, 1. Satz: Largo
Interpret: Göteborgs Symfoniker
Komponist: Richard Strauss
Label: FARAO Classics
Obertitel: Tod und Verklärung. Tondichtung für großes Orchester, op. 24
Titel: Ankunft bei den schwarzen Schwänen Albumblatt für Klavier As-Dur, WWV 95
Solist: Joanna Michna (Klavier)
Komponist: Richard Wagner
Label: ELISIO
3. Stunde
Titel: Gurrelieder, Orchestervorspiel
Interpret: Dresdner Philharmonie
Komponist: Arnold Schönberg
Label: BERLIN Classics
Obertitel: Gurrelieder. Liederzyklus in 3 Teilen für Soli, Chor und Orchester
Titel: Parzifal: Vorspiel zum 1. Aufzug
Interpret: SWF-Sinfonieorchester Baden-Baden
Komponist: Richard Wagner
Label und Best.-Nr: keine
Obertitel: Parzifal. Ein Bühnenweihfestspiel in 3 Aufzügen
Titel: Ein Sommernachtstraum, Scherzo, Allegro vivace
Interpret: Alexander Parley
Komponist: Felix Mendelssohn-Bartholdy
Label: Accent Music München
Titel: Miniature viennese March
Interpreten: Midori, Violine; Robert McDonald, Klavier
Komponist: Fritz Kreisler
Label: Sony Classical
Plattentitel: Encore!
Titel: Andante ma non troppo, un poco maestoso (2)
Ensemble:
Orchester: Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Dirigent: Heinz Rögner
Komponist: Richard Wagner
Label: Ars Vivendi
Titel: aus: Die Meistersinger von Nürnberg. Oper in 3 Aufzügen, WWV 96, Vorspiel zum 1. Aufzug
Orchester: SWR Sinfonieorchester Baden-Baden und Freiburg
Dirigent: Michael Gielen
Komponist: Richard Wagner
Label: faszination musik
Titel: Andante ma non troppo, un poco maestoso (2)
Orchester: Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Dirigent: Heinz Rögner
Komponist: Richard Wagner
Label: Ars Vivendi
Titel: Ellef (millennium) Symphonie
Orchester: The Young Israel Philharmonic
Dirigent: Zeev Dorman
Komponist: Avner Dorman
Titel: Ankunft bei den schwarzen Schwänen Albumblatt für Klavier As-Dur, WWV 95
Solist: Joanna Michna (Klavier)
Komponist: Richard Wagner
Label: ELISIO
Titel: aus: Sinfonie Nr. 1 D-Dur,
3. Satz: Feierlich und gemessen, ohne zu schleppen, attacca:
Orchester: Chicago Symphony Orchestra
Dirigent: Carlo Maria Giulini
Komponist: Gustav Mahler
Label: EMI CLASSICS
Titel: Sinfonie Nr. 1 G-Dur, op. 12,
1. Satz: Introduzione ed Allegro
2. Satz: Scherzo; 3. Satz: Adagio; 4. Satz: Finale;
Orchester: Sinfonieorchester Wuppertal
Dirigent: George Hanson
Komponist: Felix Draeseke
Label: MDG
2. Stunde
Titel: Auferstehung
Interpret: London Symphony Orchestra
Komponist: Gustav Mahler
Label: EMI CLASSICS
Obertitel: Sinfonie Nr. 2 c-Moll, für Sopran, Alt, gemischten Chor und Orchester
Titel: Parzifal: Vorspiel zum 1. Aufzug
Interpret: SWF-Sinfonieorchester Baden-Baden
Komponist: Richard Wagner
Label und Best.-Nr: keine
Obertitel: Parzifal. Ein Bühnenweihfestspiel in 3 Aufzügen
Titel: Lohengrin: Vorspiel zum 1. Akt
Interpret: SWF-Sinfonieorchester Baden-Baden
Komponist: Richard Wagner
Label: faszination musik
Obertitel: Lohengrin
Titel: Der Bärenhäuter: Vorspiel
Interpret: Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz
Komponist: Richard Wagner
Label: cpo
Obertitel: Der Bärenhäuter
Titel: Parzifal: Schluss des 3. Aufzugs
Interpret: Südfunk Sinfonieorchester
Komponist: Richard Wagner
Label und Best.-Nr: keine
Obertitel: Parzifal. Ein Bühnenweihfestspiel in 3 Aufzügen
Titel: Tod und Verklärung, 1. Satz: Largo
Interpret: Göteborgs Symfoniker
Komponist: Richard Strauss
Label: FARAO Classics
Obertitel: Tod und Verklärung. Tondichtung für großes Orchester, op. 24
Titel: Ankunft bei den schwarzen Schwänen Albumblatt für Klavier As-Dur, WWV 95
Solist: Joanna Michna (Klavier)
Komponist: Richard Wagner
Label: ELISIO
3. Stunde
Titel: Gurrelieder, Orchestervorspiel
Interpret: Dresdner Philharmonie
Komponist: Arnold Schönberg
Label: BERLIN Classics
Obertitel: Gurrelieder. Liederzyklus in 3 Teilen für Soli, Chor und Orchester
Titel: Parzifal: Vorspiel zum 1. Aufzug
Interpret: SWF-Sinfonieorchester Baden-Baden
Komponist: Richard Wagner
Label und Best.-Nr: keine
Obertitel: Parzifal. Ein Bühnenweihfestspiel in 3 Aufzügen
Titel: Ein Sommernachtstraum, Scherzo, Allegro vivace
Interpret: Alexander Parley
Komponist: Felix Mendelssohn-Bartholdy
Label: Accent Music München
Titel: Miniature viennese March
Interpreten: Midori, Violine; Robert McDonald, Klavier
Komponist: Fritz Kreisler
Label: Sony Classical
Plattentitel: Encore!
Titel: Andante ma non troppo, un poco maestoso (2)
Ensemble:
Orchester: Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin
Dirigent: Heinz Rögner
Komponist: Richard Wagner
Label: Ars Vivendi