Am Ortseingang von Usuiso stehen verbeulte und zerquetschte Autos, vom Tsunami in Schrott verwandelt. Dann zweistöckige Sozialbauten. Das Wasser hat die Zimmer im Erdgeschoss leer gespült. Ein paar hundert Meter weiter fressen sich Bagger mit Greifschaufeln durch eine Trümmerwüste.
Drei Monate nach dem Beben kommen die Aufräumarbeiten in der Tsunami-Provinz Iwaki langsam voran. An den Wänden einiger halb zerstörter Häuser steht der Schriftzug "Kowashite" – "bitte abreißen". Dahinter glänzt das Meer im Sonnenlicht.
Wenige Meter vom Strand entfernt türmt sich eine gewaltige Halde aus Brettern, Balken und Bauschutt. Acht, neun Meter hoch. Genauso mächtig war der Tsunami, der die 261 Haushalte von Usuiso am 11. März dem Erdboden gleichmachte. Von 803 Einwohnern starben 71, zwölf werden noch vermisst. Die Schutzmauer war mit sechs Metern zu niedrig, der Drei-Tage-Notvorrat an Nahrung und Brennstoff zu klein.
Zum Trost erzählen sich die Überlebenden Geschichten von Wunderrettungen. Eine davon handelt von einer Mutter, die bei der Suche nach ihrem Kind so viel Zeit verlor, dass sie vor dem anschwellenden Wasser in den zweiten Stock ihres Hauses flüchten musste. Moritoshi Matsumoto vom Tiefbauamt der Provinzstadt Iwaki erzählt die Geschichte weiter:
"Der Tsunami trug das Erdgeschoss von dem Wohnhaus davon, doch das Obergeschoss mit der Mutter schwamm wie ein Schiff auf den Wellen. Doch als sich das Wasser unter Tosen ins Meer zurückzog, blieb das halbe Haus mit der Frau an der Hafenmauer hängen. Bald konnte die Mutter ihr Kind in die Arme schließen. Es war mit seiner Klasse rechtzeitig auf eine Anhöhe geflüchtet."
Solche Geschichten spiegeln eine Naturkatastrophe, wie sie die Japaner seit Jahrtausenden kennen. Erst bebt die Erde, dann hebt sich das Meer und überschwemmt die Küste. Nur diesmal war das Beben sehr viel stärker – auf der Richterskala 9,0 und auf der japanischen Intensitätsskala die höchste Stufe 7. Und es kam ein drittes Desaster dazu. Mitten im Tsunami-Gebiet schmelzen die Brennstäbe von gleich drei Atomreaktoren. Wasserstoffexplosionen und das Ablassen von Wasserdampf aus den Reaktorbehältern verteilen strahlende Stoffe in weitem Umkreis um die Kraftwerke. Genauso viele Menschen, wie durch den Tsunami ihre Unterkunft verloren, müssen vor der Radioaktivität flüchten.
Die Ereignisse in der nordöstlichen Provinz Tohoku haben die japanische Nation tief ins Mark getroffen. Zwanzig Jahre Stagnation hatten das starke Gefühl der Sicherheit, das die Japaner bei ihrem phönixhaften Aufstieg aus der Asche des Zweiten Weltkriegs zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt erworben hatten, schon untergraben. Nun hat diese dreifache Katastrophe es ganz zerstört. Das Erdbeben war heftiger als alles, was Beamte, Forscher und Politiker sich vorstellen konnten. Der Tsunami überwand mühelos vermeintlich unbezwingbare Schutzwälle. Dann geriet auch noch die angeblich so sichere Nukleartechnik außer Kontrolle. Sehr lange nicht mehr hat sich die japanische Nation den Elementen so ausgeliefert gefühlt wie jetzt. Der Wissenschaftler Jun Iio,
Arbeitsgruppenleiter im Rat für Wiederaufbau, der die Regierung seit April berät, meint:
"Schon vor der Katastrophe litt Japan an vielem, angefangen von durch den Lebensstil verursachten Problemen bis hin zu unserer überreifen Gesellschaft. Es gab einen gewaltigen und drastischen Bedarf an Reformen. In dieser Situation hat uns das Erdbeben getroffen. Es ist so, als ob sich das kranke Japan noch zusätzlich die Beine gebrochen hat. Die Probleme, die wir jetzt in den Katastrophengebieten haben, sind wie ein Mikrokosmos des ganzen Landes: Zum Beispiel gibt es dort sehr viele alte Leute und zu wenig junge Menschen. Zum Beispiel ist unser Land viel zu stark zentralisiert. Gleichzeitig klafft eine große Lücke zwischen den großen Metropolen und den ländlichen Gebieten."
Zwei Szenarien sind denkbar:
Dieser Schock schwächt Japan so sehr, dass seine Wirtschaft noch tiefer in die Deflationsfalle gerät und der Staat weiter in Richtung Finanzkollaps stolpert. Schon heute hat Japan umgerechnet fast neun Billionen Euro Schulden – das ist über vier Mal so viel wie die Schuldenlast Deutschlands. Seit zwei Jahrzehnten ist die Wirtschaft nominal nicht mehr gewachsen. Aus dieser Stagnation würde durch die Wiederaufbaukosten und den Verlust an Wettbewerbsfähigkeit ein sich beschleunigender Niedergang.
Oder diese Multi-Katastrophe ist der Katalysator für die lange verschleppten Strukturreformen und bricht die Verkrustungen in Gesellschaft und Politik auf. Konkret hieße das: Eine Öffnung der Wirtschaft für Auslandsinvestitionen und Einwanderer, Steuererhöhungen für die Sicherung der Seniorenversorgung, ein Stopp der ausufernden Verschuldung und eine Verringerung der Macht für die lähmende Ministerialbürokratie. Die Anlagestrategin Kathy Matsui von Goldman Sachs Japan spricht das aus, was auch viele Japaner denken. Der Katastrophenschock könnte und sollte ein Katalysator für seit Langem fällige Veränderungen sein:
"Die Frage ist, ob dieser Schock genutzt wird für echte Deregulierung, echte Reformen, etwa bei den Steuern und beim Umgang mit Frauen und Einwanderern – oder ob sich alles verlangsamen wird."
Bislang sieht es nicht danach aus, als ob Japan eine rasche Wende gelingt. Das meinen nicht nur ausländische Beobachter, sondern auch viele Japaner in verantwortlichen Positionen. Zum Beispiel der Bürgermeister von Minami Soma. In seiner Stadt zeigt sich das ganze Ausmaß der Herausforderungen, mit denen Japan gerade kämpft. In Minami Soma raste der Tsunami mehr als drei Kilometer weit ins Landesinnere und nahm 700 Bewohnern das Leben. Dann setzte die Flucht vor der Strahlung ein – bis zur Atomanlage Fukushima im Süden sind es nur etwas mehr als 20 Kilometer. Die Evakuierung war keine Pflicht, aber dringende Empfehlung. Bald wurde aus Minami Soma eine Geisterstadt. Von den über 70.000 Einwohnern verschwanden 60.000. Nur ein Teil davon ist zurückgekehrt. Mehrere zehntausend Bewohner bleiben Atomflüchtlinge. Bürgermeister Katsunobo Sakurei wirft der politischen Führung daher Versagen vor:
"Bis heute warten die Einwohner von Minami Soma auf eine klare Botschaft der Regierung, die sie beruhigt und stärkt. Leider ist es eine Tatsache, dass es diese Botschaft nicht gegeben hat. Zu meinem Bedauern erlebt die Welt ein Japan, das nicht fähig und mächtig ist, sondern zaudert und mit nichts klarkommt."
Dieses Gefühl ist in Japan verbreitet. Alle Umfragen seit dem 11. März zeigen eine große und wachsende Unzufriedenheit der Bevölkerung mit Premierminister Naoto Kan, der regierenden Demokratischen Partei und dem Stromversorger Tokyo Electric Power, kurz Tepco. Zwischen den Bürgern und den Verantwortlichen herrscht ein gereizter Tonfall. Wo immer sich der Regierungschef und die Vertreter von Tepco im Katastrophengebiet zeigen, schlagen die Emotionen hoch. Viele Betroffene stehen durch ihre völlig ungewisse Zukunft so unter Stress, dass ihnen die berühmte japanische Selbstkontrolle nicht mehr gelingt. Ein Evakuierter aus der Sperrzone um das Atomkraftwerk Fukushima fordert Premierminister Kan zum Beispiel auf:
"Sie müssen mehr tun! Arbeiten Sie noch härter dafür, dass die Reaktoren unter Kontrolle kommen! Wirklich!"
Sein Drängen ist verständlich: Frühestens Anfang 2012 werden die 80 bis 100 Tausend Evakuierten aus der gesperrten 20-Kilometer-Zone um die Atomanlage erfahren, ob sie jemals in ihre Häuser und Städte zurückkehren können. Bisher drücken sich die Verantwortlichen vor einer klaren Aussage. Die Reparaturarbeiten in den Atommeilern kommen nur langsam voran. Immer wieder kommt es zu technischen Rückschlägen. Viele Japaner fühlen sich durch die Regierung und dem Stromversorger Tepco falsch oder ungenügend informiert. Das Misstrauen in offizielle Verlautbarungen ist groß. Toshio Koiso, ein Evakuierter aus der Stadt Hirono in der 30-Kilometer-Zone von Fukushima, sagt stellvertretend für viele Japaner:
"Wir Evakuierten haben das Gefühl, dass wir von der Regierung betrogen und hintergangen wurden. Man hätte die Einwohner rings um die Atomanlage zum Beispiel viel schneller evakuieren müssen."
Das Misstrauen ist so groß, dass viele Bürger damit begonnen haben, auf eigene Faust die Strahlung zu messen. In Kashiwa zum Beispiel haben sich Mütter im Kampf gegen die Strahlengefahr zusammengeschlossen. Auf einer eigenen Webseite veröffentlichen sie Strahlenwerte, die sie an Kindergärten und Schulen selbst gemessen haben. Zugleich klären sie ihre Leser über die Gefahren von radioaktiven Stoffen wie Cäsium und Iod auf. Kashiwa gilt, trotz der 200 Kilometer Entfernung zu Fukushima, als Hotspot mit erhöhter Radioaktivität.
Doch die Behörden informieren die Bürger darüber kaum. Die Strahlung wird nicht an Orten gemessen, wo sich viele Kinder aufhalten. Die veröffentlichten Werte haben deshalb für den Alltag keine Aussagekraft. Die Mütter sammelten daher über 10.000 Unterschriften und verschafften sich damit Gehör bei Politik und Verwaltung. Danach wurde zum Beispiel verstrahlter Boden abgetragen. Der Erfolg steckt an – auch in anderen Städten nehmen jetzt Mütter den Kampf gegen die Strahlung und Intransparenz auf.
Von Naturkatastrophen hat sich Japan immer schnell erholt und dabei oft von innen erneuert. Japans homogene Gesellschaft kann leicht Kräfte mobilisieren, weil ihre Mitglieder dazu erzogen sind, sich der Gruppe und ihren Zielen unterzuordnen. Die starke soziale Kohäsion ist die Basis für jene Disziplin und Ruhe, mit der das Land auf die Katastrophe reagiert hat. Ihre Abhängigkeit von der Natur hat die Japaner gelehrt, Verluste zu akzeptieren und danach die Ärmel hochzukrempeln. Und zur Ethik der Samurai gehörte, Leiden und Schmerzen zu internalisieren. Doch diese rigiden Normen haben ihre Kehrseiten.
Ausländer, vor allem aus asiatischen Nachbarstaaten, sind unerwünscht. Die Männer fühlen sich zur Selbstaufgabe für die Firma verpflichtet. Die Frauen müssen sich zwischen Kindern und Karriere entscheiden. Als selbstbezogenes Inselvolk tun sich die Japaner mit der Globalisierung schwer. So hat nur die Hälfte der Bevölkerung einen Reisepass. Über 50 Jahre einer Einparteienherrschaft haben die politische Landschaft eingefroren. Eine Drehtür verbindet die mächtige Ministerialbürokratie mit der Industrie. Diese Praxis des "amakudari" – zu Deutsch: vom Himmel herabsteigen - entlarvte sich auch in der Atomkrise: Hochrangige Beamte im Wirtschaftsministerium überwachen die Nuklearindustrie mit der Perspektive, nach ihrer Frühpensionierung hoch dotierte Posten bei diesen Firmen oder sogenannten Aufsichtsbehörden zu bekommen. Schlampereien werden daher in unverantwortlichem Maß geduldet.
Das administrative und staatliche Versagen an entscheidenden Stellen der Katastrophenhilfe hat Japan wachgerüttelt. Mehrmals hat die Regierung offiziell und gegenüber dem Ausland ihr Versagen zugegeben, etwa bei der mangelhaften Information über die Gefahren, die von den Atommeilern in Fukushima ausgingen und in der ungenügenden Vorbereitung der Atomkraftwerke auf die Tsunami-Gefahren. Wird es Japan jedoch gelingen, über diese Eingeständnisse hinaus die große nationale Krise zum Guten zu wenden?
Zum Lackmustest dürfte die Energiepolitik werden. Beim G-8-Gipfel in Frankreich hatte Regierungschef Kan vollmundig verkündet, Japan werde bis 2020 den Anteil der erneuerbaren Energien auf 20 Prozent steigern. Einschließlich Wasserkraft bedeutet dies eine Verdoppelung. Bisher war dieses Ziel erst für 2030 angepeilt. Zuvor hatte Kan versprochen, dass die Atomenergie nicht weiter ausgebaut werde. Der Anteil des Atomstroms würde wie bisher bei 30 Prozent bleiben, statt bis 2030 auf 50 Prozent zu steigen.
Doch bislang sind dies nur Privatmeinungen des Regierungschefs. Für einen Schwenk in der Energiepolitik wurde kein nationaler Konsens gesucht. Kan und seine Demokratische Partei verfügen nicht einmal über eine Mehrheit im Parlament, um die notwendigen Gesetze zu verabschieden. Außerdem hat Kan Ende Mai seinen Rücktritt angekündigt. Er wird spätestens für August oder September erwartet. Das zeigt die dramatische politische Führungsschwäche mitten in dieser Jahrhundertkrise.
Die japanische Atomkraft-Lobby ist unverändert stark. Bisher hat kein einziger Beamter, Politiker oder Wissenschaftler gefordert, das festgeschriebene Ziel eines geschlossenen Plutoniumkreislaufs aufzugeben. Bis 2100 will Japan sich so komplette Autarkie in der Energieversorgung verschaffen. Ein kleiner Schneller Brüter wurde letztes Jahr, anderthalb Jahrzehnte nach einem schweren Unfall, wieder angefahren. Die Wiederaufbereitungsanlage, gebaut für umgerechnet 19 Milliarden Euro, soll 2012 in Betrieb gehen. Das Bündnis aus Stromversorgern, Wissenschaft und Ministerialbürokratie ist so stark, dass die Gegner der Nuklearenergie von einem bollwerkhaften "Atomkraft-Dorf" sprechen.
Die japanischen Medien berichteten kaum über die Schlampereien in den Atomkraftwerken, weil Tepco und die anderen Stromversorger nach Toyota die meisten Anzeigen in Zeitungen und im Fernsehen schalteten. Nuklearforscher wurden mit hoch dotierten Vorträgen und Reisen zu Auslandskonferenzen für die Atomlobby gewonnen. Kritische Wissenschaftler blieben oft auf Assistenzstellen sitzen. Die Anti-Atomkraft-Bewegung ist daher in Japan schwach. Nach Fukushima hat es zwar einen deutlichen Meinungswandel gegeben, doch die Lobbyisten beten trotz Fukushima-Katastrophe ihr Mantra von der Energiesicherheit herunter. Zum Beispiel Keiji Miyazaki, emeritierter Professor an der Universität Osaka:
"Atomenergie ist für die japanische Industrie unverzichtbar. Nur so können wir das Trilemma der Energiefrage lösen: Energiesicherheit, Wirtschaftswachstum und Umwelt- bzw. Klimaschutz. Sonnen- und Windenergie haben eine niedrige Dichte und brauchen viel Platz für Speichersysteme. Um die 50 Gigawatt aus Atomkraftwerken zu ersetzen, sind das 4.000 Quadratkilometer Boden. Solarenergie im großen Stil ist in Japan daher nicht finanzierbar, weil die Bodenpreise einfach zu hoch sind."
Ebenfalls dieser Meinung ist Atsushi Kasai, der ehemalige Labor-Chef der japanischen Atomenergie-Agentur. Er verlangt daher die Förderung von Erdwärme als alternativer Energiequelle zur Atomkraft. Obwohl die Japaner seit vielen Jahrhunderten das heiße Wasser im Untergrund anzapfen, um darin zu baden, wurde das Potenzial der Geothermie bisher vernachlässigt. Kasai:
"Japan ist ein Land der Vulkane. Warum hat die Politik diese Energiequelle bisher nicht in Betracht gezogen? Warum hat es keine Forschung gegeben? Sicher kann man sich nicht allein darauf verlassen, aber die Geothermie sollte zum Energie-Mix gehören."
Aller Voraussicht nach wird Japan seinen Schwerpunkt auf Solarenergie legen. Denn die Energiepolitik wird vom Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie gemacht, das immer die Exportchancen der einheimischen Unternehmen im Blick hat. Nur im Bereich der Solarenergie ist Japan gut aufgestellt.
Schon letztes Jahr hatte die Regierung begonnen, die Sonnenenergie nach einer mehrjährigen Pause wieder zu fördern. Dadurch dürfte Japan bis 2020 zum größten Solarerzeuger der Welt werden. Das Desaster wird diesen Trend verschärfen: Die Stadt Minami Soma zum Beispiel will die vom Tsunami überschwemmten Äcker, die wegen der Versalzung als Reisfelder unbrauchbar wurden, mit Solarzellen pflastern. Der superreiche Unternehmer Masayoshi Son will Anfang Juli mit 26 Präfekturen einen Rat für erneuerbare Energien gründen. Geplant ist der Bau von zehn Solarkraftwerken zu je 20 Megawatt Leistung.
"Innerhalb von zehn Jahren ist der Anteil erneuerbarer Energien in Europa stark gestiegen. Ich werde ganz sprachlos, wenn ich Leute höre, die behaupten, Japan könne nicht auf Naturenergie umschalten. Dabei haben wir doch gerade einen Atomunfall erlitten. Wenn Japan keine Energiewende vollzieht – welches Land soll es denn überhaupt tun?"
Vor Japan liegen gewaltige Aufgaben. Die Energiewirtschaft muss umgebaut, die Verschuldung gestoppt, die Überalterung finanziert werden. Dazu kommt der Wiederaufbau. Zehn Jahre sind dafür veranschlagt. Die neuen Städte sollen Tsunami-sicher sein und den Weg in eine grüne, nachhaltige Zukunft zeigen. Zehntausende Atomflüchtlinge müssen neu angesiedelt und die Strahlenquellen von Fukushima abgedichtet werden. In dem Mega-Desaster stecken daher die Keime für eine Erneuerung von Japans Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Jetzt müssen diese Keime noch genug Dünger, Licht und Wasser bekommen.
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Drei Monate nach dem Beben kommen die Aufräumarbeiten in der Tsunami-Provinz Iwaki langsam voran. An den Wänden einiger halb zerstörter Häuser steht der Schriftzug "Kowashite" – "bitte abreißen". Dahinter glänzt das Meer im Sonnenlicht.
Wenige Meter vom Strand entfernt türmt sich eine gewaltige Halde aus Brettern, Balken und Bauschutt. Acht, neun Meter hoch. Genauso mächtig war der Tsunami, der die 261 Haushalte von Usuiso am 11. März dem Erdboden gleichmachte. Von 803 Einwohnern starben 71, zwölf werden noch vermisst. Die Schutzmauer war mit sechs Metern zu niedrig, der Drei-Tage-Notvorrat an Nahrung und Brennstoff zu klein.
Zum Trost erzählen sich die Überlebenden Geschichten von Wunderrettungen. Eine davon handelt von einer Mutter, die bei der Suche nach ihrem Kind so viel Zeit verlor, dass sie vor dem anschwellenden Wasser in den zweiten Stock ihres Hauses flüchten musste. Moritoshi Matsumoto vom Tiefbauamt der Provinzstadt Iwaki erzählt die Geschichte weiter:
"Der Tsunami trug das Erdgeschoss von dem Wohnhaus davon, doch das Obergeschoss mit der Mutter schwamm wie ein Schiff auf den Wellen. Doch als sich das Wasser unter Tosen ins Meer zurückzog, blieb das halbe Haus mit der Frau an der Hafenmauer hängen. Bald konnte die Mutter ihr Kind in die Arme schließen. Es war mit seiner Klasse rechtzeitig auf eine Anhöhe geflüchtet."
Solche Geschichten spiegeln eine Naturkatastrophe, wie sie die Japaner seit Jahrtausenden kennen. Erst bebt die Erde, dann hebt sich das Meer und überschwemmt die Küste. Nur diesmal war das Beben sehr viel stärker – auf der Richterskala 9,0 und auf der japanischen Intensitätsskala die höchste Stufe 7. Und es kam ein drittes Desaster dazu. Mitten im Tsunami-Gebiet schmelzen die Brennstäbe von gleich drei Atomreaktoren. Wasserstoffexplosionen und das Ablassen von Wasserdampf aus den Reaktorbehältern verteilen strahlende Stoffe in weitem Umkreis um die Kraftwerke. Genauso viele Menschen, wie durch den Tsunami ihre Unterkunft verloren, müssen vor der Radioaktivität flüchten.
Die Ereignisse in der nordöstlichen Provinz Tohoku haben die japanische Nation tief ins Mark getroffen. Zwanzig Jahre Stagnation hatten das starke Gefühl der Sicherheit, das die Japaner bei ihrem phönixhaften Aufstieg aus der Asche des Zweiten Weltkriegs zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt erworben hatten, schon untergraben. Nun hat diese dreifache Katastrophe es ganz zerstört. Das Erdbeben war heftiger als alles, was Beamte, Forscher und Politiker sich vorstellen konnten. Der Tsunami überwand mühelos vermeintlich unbezwingbare Schutzwälle. Dann geriet auch noch die angeblich so sichere Nukleartechnik außer Kontrolle. Sehr lange nicht mehr hat sich die japanische Nation den Elementen so ausgeliefert gefühlt wie jetzt. Der Wissenschaftler Jun Iio,
Arbeitsgruppenleiter im Rat für Wiederaufbau, der die Regierung seit April berät, meint:
"Schon vor der Katastrophe litt Japan an vielem, angefangen von durch den Lebensstil verursachten Problemen bis hin zu unserer überreifen Gesellschaft. Es gab einen gewaltigen und drastischen Bedarf an Reformen. In dieser Situation hat uns das Erdbeben getroffen. Es ist so, als ob sich das kranke Japan noch zusätzlich die Beine gebrochen hat. Die Probleme, die wir jetzt in den Katastrophengebieten haben, sind wie ein Mikrokosmos des ganzen Landes: Zum Beispiel gibt es dort sehr viele alte Leute und zu wenig junge Menschen. Zum Beispiel ist unser Land viel zu stark zentralisiert. Gleichzeitig klafft eine große Lücke zwischen den großen Metropolen und den ländlichen Gebieten."
Zwei Szenarien sind denkbar:
Dieser Schock schwächt Japan so sehr, dass seine Wirtschaft noch tiefer in die Deflationsfalle gerät und der Staat weiter in Richtung Finanzkollaps stolpert. Schon heute hat Japan umgerechnet fast neun Billionen Euro Schulden – das ist über vier Mal so viel wie die Schuldenlast Deutschlands. Seit zwei Jahrzehnten ist die Wirtschaft nominal nicht mehr gewachsen. Aus dieser Stagnation würde durch die Wiederaufbaukosten und den Verlust an Wettbewerbsfähigkeit ein sich beschleunigender Niedergang.
Oder diese Multi-Katastrophe ist der Katalysator für die lange verschleppten Strukturreformen und bricht die Verkrustungen in Gesellschaft und Politik auf. Konkret hieße das: Eine Öffnung der Wirtschaft für Auslandsinvestitionen und Einwanderer, Steuererhöhungen für die Sicherung der Seniorenversorgung, ein Stopp der ausufernden Verschuldung und eine Verringerung der Macht für die lähmende Ministerialbürokratie. Die Anlagestrategin Kathy Matsui von Goldman Sachs Japan spricht das aus, was auch viele Japaner denken. Der Katastrophenschock könnte und sollte ein Katalysator für seit Langem fällige Veränderungen sein:
"Die Frage ist, ob dieser Schock genutzt wird für echte Deregulierung, echte Reformen, etwa bei den Steuern und beim Umgang mit Frauen und Einwanderern – oder ob sich alles verlangsamen wird."
Bislang sieht es nicht danach aus, als ob Japan eine rasche Wende gelingt. Das meinen nicht nur ausländische Beobachter, sondern auch viele Japaner in verantwortlichen Positionen. Zum Beispiel der Bürgermeister von Minami Soma. In seiner Stadt zeigt sich das ganze Ausmaß der Herausforderungen, mit denen Japan gerade kämpft. In Minami Soma raste der Tsunami mehr als drei Kilometer weit ins Landesinnere und nahm 700 Bewohnern das Leben. Dann setzte die Flucht vor der Strahlung ein – bis zur Atomanlage Fukushima im Süden sind es nur etwas mehr als 20 Kilometer. Die Evakuierung war keine Pflicht, aber dringende Empfehlung. Bald wurde aus Minami Soma eine Geisterstadt. Von den über 70.000 Einwohnern verschwanden 60.000. Nur ein Teil davon ist zurückgekehrt. Mehrere zehntausend Bewohner bleiben Atomflüchtlinge. Bürgermeister Katsunobo Sakurei wirft der politischen Führung daher Versagen vor:
"Bis heute warten die Einwohner von Minami Soma auf eine klare Botschaft der Regierung, die sie beruhigt und stärkt. Leider ist es eine Tatsache, dass es diese Botschaft nicht gegeben hat. Zu meinem Bedauern erlebt die Welt ein Japan, das nicht fähig und mächtig ist, sondern zaudert und mit nichts klarkommt."
Dieses Gefühl ist in Japan verbreitet. Alle Umfragen seit dem 11. März zeigen eine große und wachsende Unzufriedenheit der Bevölkerung mit Premierminister Naoto Kan, der regierenden Demokratischen Partei und dem Stromversorger Tokyo Electric Power, kurz Tepco. Zwischen den Bürgern und den Verantwortlichen herrscht ein gereizter Tonfall. Wo immer sich der Regierungschef und die Vertreter von Tepco im Katastrophengebiet zeigen, schlagen die Emotionen hoch. Viele Betroffene stehen durch ihre völlig ungewisse Zukunft so unter Stress, dass ihnen die berühmte japanische Selbstkontrolle nicht mehr gelingt. Ein Evakuierter aus der Sperrzone um das Atomkraftwerk Fukushima fordert Premierminister Kan zum Beispiel auf:
"Sie müssen mehr tun! Arbeiten Sie noch härter dafür, dass die Reaktoren unter Kontrolle kommen! Wirklich!"
Sein Drängen ist verständlich: Frühestens Anfang 2012 werden die 80 bis 100 Tausend Evakuierten aus der gesperrten 20-Kilometer-Zone um die Atomanlage erfahren, ob sie jemals in ihre Häuser und Städte zurückkehren können. Bisher drücken sich die Verantwortlichen vor einer klaren Aussage. Die Reparaturarbeiten in den Atommeilern kommen nur langsam voran. Immer wieder kommt es zu technischen Rückschlägen. Viele Japaner fühlen sich durch die Regierung und dem Stromversorger Tepco falsch oder ungenügend informiert. Das Misstrauen in offizielle Verlautbarungen ist groß. Toshio Koiso, ein Evakuierter aus der Stadt Hirono in der 30-Kilometer-Zone von Fukushima, sagt stellvertretend für viele Japaner:
"Wir Evakuierten haben das Gefühl, dass wir von der Regierung betrogen und hintergangen wurden. Man hätte die Einwohner rings um die Atomanlage zum Beispiel viel schneller evakuieren müssen."
Das Misstrauen ist so groß, dass viele Bürger damit begonnen haben, auf eigene Faust die Strahlung zu messen. In Kashiwa zum Beispiel haben sich Mütter im Kampf gegen die Strahlengefahr zusammengeschlossen. Auf einer eigenen Webseite veröffentlichen sie Strahlenwerte, die sie an Kindergärten und Schulen selbst gemessen haben. Zugleich klären sie ihre Leser über die Gefahren von radioaktiven Stoffen wie Cäsium und Iod auf. Kashiwa gilt, trotz der 200 Kilometer Entfernung zu Fukushima, als Hotspot mit erhöhter Radioaktivität.
Doch die Behörden informieren die Bürger darüber kaum. Die Strahlung wird nicht an Orten gemessen, wo sich viele Kinder aufhalten. Die veröffentlichten Werte haben deshalb für den Alltag keine Aussagekraft. Die Mütter sammelten daher über 10.000 Unterschriften und verschafften sich damit Gehör bei Politik und Verwaltung. Danach wurde zum Beispiel verstrahlter Boden abgetragen. Der Erfolg steckt an – auch in anderen Städten nehmen jetzt Mütter den Kampf gegen die Strahlung und Intransparenz auf.
Von Naturkatastrophen hat sich Japan immer schnell erholt und dabei oft von innen erneuert. Japans homogene Gesellschaft kann leicht Kräfte mobilisieren, weil ihre Mitglieder dazu erzogen sind, sich der Gruppe und ihren Zielen unterzuordnen. Die starke soziale Kohäsion ist die Basis für jene Disziplin und Ruhe, mit der das Land auf die Katastrophe reagiert hat. Ihre Abhängigkeit von der Natur hat die Japaner gelehrt, Verluste zu akzeptieren und danach die Ärmel hochzukrempeln. Und zur Ethik der Samurai gehörte, Leiden und Schmerzen zu internalisieren. Doch diese rigiden Normen haben ihre Kehrseiten.
Ausländer, vor allem aus asiatischen Nachbarstaaten, sind unerwünscht. Die Männer fühlen sich zur Selbstaufgabe für die Firma verpflichtet. Die Frauen müssen sich zwischen Kindern und Karriere entscheiden. Als selbstbezogenes Inselvolk tun sich die Japaner mit der Globalisierung schwer. So hat nur die Hälfte der Bevölkerung einen Reisepass. Über 50 Jahre einer Einparteienherrschaft haben die politische Landschaft eingefroren. Eine Drehtür verbindet die mächtige Ministerialbürokratie mit der Industrie. Diese Praxis des "amakudari" – zu Deutsch: vom Himmel herabsteigen - entlarvte sich auch in der Atomkrise: Hochrangige Beamte im Wirtschaftsministerium überwachen die Nuklearindustrie mit der Perspektive, nach ihrer Frühpensionierung hoch dotierte Posten bei diesen Firmen oder sogenannten Aufsichtsbehörden zu bekommen. Schlampereien werden daher in unverantwortlichem Maß geduldet.
Das administrative und staatliche Versagen an entscheidenden Stellen der Katastrophenhilfe hat Japan wachgerüttelt. Mehrmals hat die Regierung offiziell und gegenüber dem Ausland ihr Versagen zugegeben, etwa bei der mangelhaften Information über die Gefahren, die von den Atommeilern in Fukushima ausgingen und in der ungenügenden Vorbereitung der Atomkraftwerke auf die Tsunami-Gefahren. Wird es Japan jedoch gelingen, über diese Eingeständnisse hinaus die große nationale Krise zum Guten zu wenden?
Zum Lackmustest dürfte die Energiepolitik werden. Beim G-8-Gipfel in Frankreich hatte Regierungschef Kan vollmundig verkündet, Japan werde bis 2020 den Anteil der erneuerbaren Energien auf 20 Prozent steigern. Einschließlich Wasserkraft bedeutet dies eine Verdoppelung. Bisher war dieses Ziel erst für 2030 angepeilt. Zuvor hatte Kan versprochen, dass die Atomenergie nicht weiter ausgebaut werde. Der Anteil des Atomstroms würde wie bisher bei 30 Prozent bleiben, statt bis 2030 auf 50 Prozent zu steigen.
Doch bislang sind dies nur Privatmeinungen des Regierungschefs. Für einen Schwenk in der Energiepolitik wurde kein nationaler Konsens gesucht. Kan und seine Demokratische Partei verfügen nicht einmal über eine Mehrheit im Parlament, um die notwendigen Gesetze zu verabschieden. Außerdem hat Kan Ende Mai seinen Rücktritt angekündigt. Er wird spätestens für August oder September erwartet. Das zeigt die dramatische politische Führungsschwäche mitten in dieser Jahrhundertkrise.
Die japanische Atomkraft-Lobby ist unverändert stark. Bisher hat kein einziger Beamter, Politiker oder Wissenschaftler gefordert, das festgeschriebene Ziel eines geschlossenen Plutoniumkreislaufs aufzugeben. Bis 2100 will Japan sich so komplette Autarkie in der Energieversorgung verschaffen. Ein kleiner Schneller Brüter wurde letztes Jahr, anderthalb Jahrzehnte nach einem schweren Unfall, wieder angefahren. Die Wiederaufbereitungsanlage, gebaut für umgerechnet 19 Milliarden Euro, soll 2012 in Betrieb gehen. Das Bündnis aus Stromversorgern, Wissenschaft und Ministerialbürokratie ist so stark, dass die Gegner der Nuklearenergie von einem bollwerkhaften "Atomkraft-Dorf" sprechen.
Die japanischen Medien berichteten kaum über die Schlampereien in den Atomkraftwerken, weil Tepco und die anderen Stromversorger nach Toyota die meisten Anzeigen in Zeitungen und im Fernsehen schalteten. Nuklearforscher wurden mit hoch dotierten Vorträgen und Reisen zu Auslandskonferenzen für die Atomlobby gewonnen. Kritische Wissenschaftler blieben oft auf Assistenzstellen sitzen. Die Anti-Atomkraft-Bewegung ist daher in Japan schwach. Nach Fukushima hat es zwar einen deutlichen Meinungswandel gegeben, doch die Lobbyisten beten trotz Fukushima-Katastrophe ihr Mantra von der Energiesicherheit herunter. Zum Beispiel Keiji Miyazaki, emeritierter Professor an der Universität Osaka:
"Atomenergie ist für die japanische Industrie unverzichtbar. Nur so können wir das Trilemma der Energiefrage lösen: Energiesicherheit, Wirtschaftswachstum und Umwelt- bzw. Klimaschutz. Sonnen- und Windenergie haben eine niedrige Dichte und brauchen viel Platz für Speichersysteme. Um die 50 Gigawatt aus Atomkraftwerken zu ersetzen, sind das 4.000 Quadratkilometer Boden. Solarenergie im großen Stil ist in Japan daher nicht finanzierbar, weil die Bodenpreise einfach zu hoch sind."
Ebenfalls dieser Meinung ist Atsushi Kasai, der ehemalige Labor-Chef der japanischen Atomenergie-Agentur. Er verlangt daher die Förderung von Erdwärme als alternativer Energiequelle zur Atomkraft. Obwohl die Japaner seit vielen Jahrhunderten das heiße Wasser im Untergrund anzapfen, um darin zu baden, wurde das Potenzial der Geothermie bisher vernachlässigt. Kasai:
"Japan ist ein Land der Vulkane. Warum hat die Politik diese Energiequelle bisher nicht in Betracht gezogen? Warum hat es keine Forschung gegeben? Sicher kann man sich nicht allein darauf verlassen, aber die Geothermie sollte zum Energie-Mix gehören."
Aller Voraussicht nach wird Japan seinen Schwerpunkt auf Solarenergie legen. Denn die Energiepolitik wird vom Ministerium für Wirtschaft, Handel und Industrie gemacht, das immer die Exportchancen der einheimischen Unternehmen im Blick hat. Nur im Bereich der Solarenergie ist Japan gut aufgestellt.
Schon letztes Jahr hatte die Regierung begonnen, die Sonnenenergie nach einer mehrjährigen Pause wieder zu fördern. Dadurch dürfte Japan bis 2020 zum größten Solarerzeuger der Welt werden. Das Desaster wird diesen Trend verschärfen: Die Stadt Minami Soma zum Beispiel will die vom Tsunami überschwemmten Äcker, die wegen der Versalzung als Reisfelder unbrauchbar wurden, mit Solarzellen pflastern. Der superreiche Unternehmer Masayoshi Son will Anfang Juli mit 26 Präfekturen einen Rat für erneuerbare Energien gründen. Geplant ist der Bau von zehn Solarkraftwerken zu je 20 Megawatt Leistung.
"Innerhalb von zehn Jahren ist der Anteil erneuerbarer Energien in Europa stark gestiegen. Ich werde ganz sprachlos, wenn ich Leute höre, die behaupten, Japan könne nicht auf Naturenergie umschalten. Dabei haben wir doch gerade einen Atomunfall erlitten. Wenn Japan keine Energiewende vollzieht – welches Land soll es denn überhaupt tun?"
Vor Japan liegen gewaltige Aufgaben. Die Energiewirtschaft muss umgebaut, die Verschuldung gestoppt, die Überalterung finanziert werden. Dazu kommt der Wiederaufbau. Zehn Jahre sind dafür veranschlagt. Die neuen Städte sollen Tsunami-sicher sein und den Weg in eine grüne, nachhaltige Zukunft zeigen. Zehntausende Atomflüchtlinge müssen neu angesiedelt und die Strahlenquellen von Fukushima abgedichtet werden. In dem Mega-Desaster stecken daher die Keime für eine Erneuerung von Japans Gesellschaft, Politik und Wirtschaft. Jetzt müssen diese Keime noch genug Dünger, Licht und Wasser bekommen.
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