Man meint die Kämpfe um eine bosnische Enklave in Serbien oder ein kroatisches Dorf in Bosnien wieder zu erleben, wenn Milos Okuka von der Besiedlung Jugoslawiens redet. Aber er hat eher einen Sprachatlas im Kopf, wenn er so spricht. Und sein Buch erzählt von den letztendlich vergeblich gebliebenen Versuchen, Jugoslawien, das es ja so nicht mehr gibt, sprachlich zu einen. Insofern ist das bittere Fazit die Vorwegnahme des Ergebnisses. -- Einen ersten Versuch zu einer Einigung auf eine gemeinsame Schriftsprache gab es im März 1850 in Wien. Serbische und kroatische Schriftsteller und Philologen fanden sich zusammen in der Überzeugung, daß, wie es in der Proklamation heißt, ein Volk eine Literatur haben muß und daß sie mit Trauer sehen, daß dieses Volk nicht nur in der Schrift, sondern auch in der Rechtschreibung zersplittert ist. Zur Behebung dieses Zustandes wäre es freilich nicht gut, so geht weiter in dieser Proklamation, Dialekte zu vermischen und damit einen neuen Dialekt entstehen zu lassen, den es unter dem Volke nicht gibt. Ein solches Menschenwerk wäre schlechter als jeder Volksdialekt, der Gotteswerk ist. Deshalb habe man beschlossen, den südlichen Dialekt als Schriftsprache zu wählen, vermutlich nicht zuletzt deshalb, weil die Mehrzahl der Schriftsteller und zwar sowohl die des serbisch- orthodoxen als auch die des römisch-katholischen Glaubensbekenntnisses so schreibt. Da wird es schon ein wenig kompliziert, denn die Kroaten waren in der Mehrzahl katholischen Glaubens, die Serben orthodox. Das hatte vor allem in unseren Tagen böse Konsequenzen. Bosnien und Montenegro waren nicht dabei, denn, so Okuka, "es ging damals nur um die Völker, die in der ö-u Monarchie lebten, also um Serben und Kroaten, ... aber diese Sprachabkommen fand nach der Revolution statt, als die Liberalisierung des kulturellen Lebens in Ö-U stattgefunden hat.
Der Zeitpunkt war also gut gewählt: Nach der Revolution von 1848 war auch im Metternich-Staat ein wenig Liberalität eingezogen. Das Problem war freilich: die Sprache hatte noch keinen Namen. Man war voller Einigungsgedanken, sprach nur von unserer Sprache, von einem Volk, von einer Literatur. Es gab freilich schon damals skeptische Stimmen. In der Zeitung Narodne Novine, das heißt Volkszeitung, schrieb ein Journalist namens Ljudevit Gaj: "Die Zeit wird bald zeigen, ob dieser Vorschlag praktisch ist und ob er in unserer heutigen Lage zur begehrten Einheit führen wird, oder eben, im Gegenteil, zu größerer Spaltung und Zwistigkeit". Zunächst einmal aber herrschte Euphorie. Die Einigung auf den südlichen Dialekt bedarf näherer Erklärung. "Das Ekawische", erläutert Okuka, "wird in Serbien gesprochen, das Ijekawische in Bosnien-Herzeogowina, in Montenegro und in Kroatien, und das Ekawische wird in Bosnien, teilweise in Kroatien und alle vier Völker sprechen ijekawisch. Und deshalb hat man sich geeinigt, daß man diese Aussprache als gemeinsame Grundlage für die Standardsprache entwickeln soll.
Die Unterschiede dieser Dialekte sind vor allem in der Aussprache des alten Lautes >jatsch< oder>jat< bemerkbar, was in etwa die Buchstabenkombinatonen>dejot< und>gejot< betrifft. Außerdem scheint hier wieder der Flickenteppich der verschiedenen Dialekte auf, der in unseren Tagen dazu führte, daß aus Nachbarn und Freunden Feinde wurden. Allerdings nicht aus freien Stücken. Die Politik gab den Anstoß dazu. Lehrer mit bosnischen, kroatischen oder serbischen Kindern in der Klasse können ein Lied davon singen. Interessanterweise kam der Anstoß für die Namensgebung der Standardsprache aus dem westlichen Ausland. Milos Okuka fand in der Vorrede von Jacob Grimms Übersetzung der Kleinen Serbischen Grammatik aus dem Jahre 1824 von Vuk Stefanovic Karadzic, einem der führenden Slavisten der damaligen Zeit, einen frühen, wenn nicht den frühesten Hinweis auf die Bezeichnung>serbischkroatisch<. Im Lande selber sprach man zu jener Zeit in der Formulierung>serbische oder kroatische Sprache <. So zum Beispiel in der ersten kroatischen Grammatik, die 1860 erschien.
Mitte der 60er Jahre des 19 Jahrhunderts wurden eine ganze Reihe von Literaturgeschichten bzw. Betrachtungen zur Literatur der Serben und Kroaten herausgegeben, in denen vor allem der Gedanke der Einheit auffällt. Er äußerte sich hauptsächlich in der Überzeugung, die Schriftsprache sei eine südslawische Standardsprache mit zwei Formen der Aussprache, zwei Formen der Schreibweise und zwei verschiedenen Schriften. Das wiederum bewog einen anderen einflußreichen Slavisten, Vatroslav Jagic, 1866 zu der Äußerung: "Es trennen uns nicht nur zweierlei Alphabete, sondern auch zweierlei Ideen". So ging es hin und her . Noch immer ist nicht von Bosnien die Rede. Denn Bosnien stand unter türkischer Verwaltung. Und dort war die Sprachsituation noch ein wenig komplizierter. Denn türkisch war die Verwaltungssprache, unter sich haben die Einheimischen wie Milos Okuka schon ausgeführt hat, ekawisch oder ijekawisch gesprochen. Und als Bosnien an die östereichisch-ungarische Doppelmonarchie fiel, dauerte es gar nicht lange, bis der österreichische Statthalter in Bosnien, Benjamin Kállay von einer bosnischen Sprache redete. Das gab selbst Abgeordneten im Wiener Parlament zu denken Doch das war nicht das einzige widersprüchliche in der österreichischen Balkanpolitik. Zu denken gibt auch etwas anderes: Zwar wurde 1867 eine >Jugoslawische Akademie der Wissenschaften und der Künste< von den österreichischen Behörden genehmigt, aber die Bezeichnung>jugoslawische < Sprache wurde abgelehnt. Nicht nur die österreichische Furcht vor einem zu starken jugoslawischen Staat hat das verhindert, wie Milos Okuka ausführt:
"Vor allem die Kroaten wollen aus dem ö-u Joch rauskommen und (die) haben in der jugoslawischen Idee Zuflucht gefunden.... Die serbischen Intellektuellen haben die Idee eingegangen und bis zum Enden 19 JH hatte man eigentlich gemeint, daß man eine jugoslawische Sprache einführen soll. Also mit diesem Begriff: jugoslawische Sprache. Aber die Entwicklung der Geschichte und daß man keinen einheitlichen Staat gehabt hatte, daß man auch keine Voraussetzung für eine eigene gemeinsame Sprache, eigene Sprachkultur, eigene Sprachnormung hat, hat es eigentlich nicht dazu geführt.
Man erkennt ganz deutlich, wie man mit Sprache, resp mit der Verweigerung einer Sprachbenennung Politik machen kann. Die Gleichgültigkeit Österreichs gegenüber den Autonomiebestrebungen rächte sich 1914. Die Folgen der Schüsse von Sarajewo sind bekannt: die Doppelmonarchie versank in Schutt und Asche. Auf dem Balkan wurde 1918 das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen gegründet. Endlich hatte man die Autonomie. Mit Feuereifer wurde die Einheit vorangetrieben. Und übertrieben, wie Milos Okuka urteilt: "Es wurde eine nationalistische, unitaristische Ideologie entwickelt, sie haben alle Unterschiede verneint. Sie wollten einen Staat mit der Dominanz der Serben und dadurch kamen diese Auseinandersetzungen ins Licht."
Da rächte sich, daß den Völkern des Balkans die Entwicklung zu einem Nationalstaat so lange verwehrt war, da zeigte sich, daß die intellektuelle Schicht dieser Völker nicht genügend Einfluß hatte auf die politische Entwicklung. Gegen die serbische Übermacht gab es zwar kroatischen Widerstand, aber es kam, was kommen mußte: die Tendenzen zur Spaltung setzten sich durch. Zwar wurde noch 1928 eine gemeinsame Rechtschreibkommission eingesetzt, die auf der Basis der vom schon erwähnten Vuk Stefanovic Karadzic vorgelegten Grammatik arbeitete, aber die 1937 gegründete Gesellschaft "Kroatische Sprache" zeigte schon an, in welche Richtung die Arbeit gehen würde. Die Sprachsäuberungen der deutschen Nationalsozialisten fielen in Kroatien auf fruchtbaren Boden: 1942 verkündete der Ustascha-Führer Ante Pavelic, die kroatische Sprache sei eine "Herrensprache". Völlig klar, daß es ein Staatsamt für die kroatische Sprache gab. Erstaunlicherweise gelang es Tito zunächst einmal, die Gemüter wieder zu beruhigen. Sein Dekret aus dem Jahre 1943, alle Entscheidungen in serbischer, kroatischer, slowenischer und mazedonischer Sprache zu veröffentlichen, glättet zwar die Wogen, kann aber auch nicht dem Dilemma entrinnen, daß zentralistischer Integralismus pausenlos mit föderalen Selbstverwaltungspraktiken im Widerstreit steht. Es kommt 1954 zur Vereinbarung von Novi Sad, in der der Sprachpluralismus auf die Dualität der Schriften kyrillisch und lateinisch sowie die Aussprachen ekawisch und ijekawisch eingeengt wird. Das hat zur Folge, daß sich eine Kommission daran setzt, ein Standardwerk zur serbokroatischen Sprache zu erstellen, wie sie von nun ab amtlich heißen soll, aber als 1967 zwei Bände zur Standardsprache erscheinen, bricht erneut Streit aus, der zwei Jahre später mit der Einstellung der Arbeit am gemeinsamen Wörterbuch endet. 1971 wird schließlich in die Bundesverfassung aufgenommen, daß alle Rechtsakte in den Sprachversionen der einzelnen Republiken bekannt zu machen sind. Kein Gedanke mehr an eine einheitliche Schriftsprache. Mit der Gründung eigener Staaten haben die ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken natürlich auch die Hoheit über ihre eigenen Sprache gewonnen. Milos Okuka zieht ein Fazit:
"Die politische Führung verordnet wie ein Buch aussehen soll, wie ein Lehrbuch aussehen soll, wie eine Ansprache aussehen soll. Die verordnet alles, was man in der Öffentlichkeit benutzt. Und jetzt sind endlich, nach der Trennung dieser Völker, die Voraussetzungen geschaffen, daß man selbst, ohne Rücksicht auf den Nachbarn, eigenen Gesetze, eigene Sprachpolitik betreibt. Ich glaube nicht, daß man wieder von einer einheitlichen serbokroatischen Sprache sprechen wird."
Der Zeitpunkt war also gut gewählt: Nach der Revolution von 1848 war auch im Metternich-Staat ein wenig Liberalität eingezogen. Das Problem war freilich: die Sprache hatte noch keinen Namen. Man war voller Einigungsgedanken, sprach nur von unserer Sprache, von einem Volk, von einer Literatur. Es gab freilich schon damals skeptische Stimmen. In der Zeitung Narodne Novine, das heißt Volkszeitung, schrieb ein Journalist namens Ljudevit Gaj: "Die Zeit wird bald zeigen, ob dieser Vorschlag praktisch ist und ob er in unserer heutigen Lage zur begehrten Einheit führen wird, oder eben, im Gegenteil, zu größerer Spaltung und Zwistigkeit". Zunächst einmal aber herrschte Euphorie. Die Einigung auf den südlichen Dialekt bedarf näherer Erklärung. "Das Ekawische", erläutert Okuka, "wird in Serbien gesprochen, das Ijekawische in Bosnien-Herzeogowina, in Montenegro und in Kroatien, und das Ekawische wird in Bosnien, teilweise in Kroatien und alle vier Völker sprechen ijekawisch. Und deshalb hat man sich geeinigt, daß man diese Aussprache als gemeinsame Grundlage für die Standardsprache entwickeln soll.
Die Unterschiede dieser Dialekte sind vor allem in der Aussprache des alten Lautes >jatsch< oder>jat< bemerkbar, was in etwa die Buchstabenkombinatonen>dejot< und>gejot< betrifft. Außerdem scheint hier wieder der Flickenteppich der verschiedenen Dialekte auf, der in unseren Tagen dazu führte, daß aus Nachbarn und Freunden Feinde wurden. Allerdings nicht aus freien Stücken. Die Politik gab den Anstoß dazu. Lehrer mit bosnischen, kroatischen oder serbischen Kindern in der Klasse können ein Lied davon singen. Interessanterweise kam der Anstoß für die Namensgebung der Standardsprache aus dem westlichen Ausland. Milos Okuka fand in der Vorrede von Jacob Grimms Übersetzung der Kleinen Serbischen Grammatik aus dem Jahre 1824 von Vuk Stefanovic Karadzic, einem der führenden Slavisten der damaligen Zeit, einen frühen, wenn nicht den frühesten Hinweis auf die Bezeichnung>serbischkroatisch<. Im Lande selber sprach man zu jener Zeit in der Formulierung>serbische oder kroatische Sprache <. So zum Beispiel in der ersten kroatischen Grammatik, die 1860 erschien.
Mitte der 60er Jahre des 19 Jahrhunderts wurden eine ganze Reihe von Literaturgeschichten bzw. Betrachtungen zur Literatur der Serben und Kroaten herausgegeben, in denen vor allem der Gedanke der Einheit auffällt. Er äußerte sich hauptsächlich in der Überzeugung, die Schriftsprache sei eine südslawische Standardsprache mit zwei Formen der Aussprache, zwei Formen der Schreibweise und zwei verschiedenen Schriften. Das wiederum bewog einen anderen einflußreichen Slavisten, Vatroslav Jagic, 1866 zu der Äußerung: "Es trennen uns nicht nur zweierlei Alphabete, sondern auch zweierlei Ideen". So ging es hin und her . Noch immer ist nicht von Bosnien die Rede. Denn Bosnien stand unter türkischer Verwaltung. Und dort war die Sprachsituation noch ein wenig komplizierter. Denn türkisch war die Verwaltungssprache, unter sich haben die Einheimischen wie Milos Okuka schon ausgeführt hat, ekawisch oder ijekawisch gesprochen. Und als Bosnien an die östereichisch-ungarische Doppelmonarchie fiel, dauerte es gar nicht lange, bis der österreichische Statthalter in Bosnien, Benjamin Kállay von einer bosnischen Sprache redete. Das gab selbst Abgeordneten im Wiener Parlament zu denken Doch das war nicht das einzige widersprüchliche in der österreichischen Balkanpolitik. Zu denken gibt auch etwas anderes: Zwar wurde 1867 eine >Jugoslawische Akademie der Wissenschaften und der Künste< von den österreichischen Behörden genehmigt, aber die Bezeichnung>jugoslawische < Sprache wurde abgelehnt. Nicht nur die österreichische Furcht vor einem zu starken jugoslawischen Staat hat das verhindert, wie Milos Okuka ausführt:
"Vor allem die Kroaten wollen aus dem ö-u Joch rauskommen und (die) haben in der jugoslawischen Idee Zuflucht gefunden.... Die serbischen Intellektuellen haben die Idee eingegangen und bis zum Enden 19 JH hatte man eigentlich gemeint, daß man eine jugoslawische Sprache einführen soll. Also mit diesem Begriff: jugoslawische Sprache. Aber die Entwicklung der Geschichte und daß man keinen einheitlichen Staat gehabt hatte, daß man auch keine Voraussetzung für eine eigene gemeinsame Sprache, eigene Sprachkultur, eigene Sprachnormung hat, hat es eigentlich nicht dazu geführt.
Man erkennt ganz deutlich, wie man mit Sprache, resp mit der Verweigerung einer Sprachbenennung Politik machen kann. Die Gleichgültigkeit Österreichs gegenüber den Autonomiebestrebungen rächte sich 1914. Die Folgen der Schüsse von Sarajewo sind bekannt: die Doppelmonarchie versank in Schutt und Asche. Auf dem Balkan wurde 1918 das Königreich der Serben, Kroaten und Slowenen gegründet. Endlich hatte man die Autonomie. Mit Feuereifer wurde die Einheit vorangetrieben. Und übertrieben, wie Milos Okuka urteilt: "Es wurde eine nationalistische, unitaristische Ideologie entwickelt, sie haben alle Unterschiede verneint. Sie wollten einen Staat mit der Dominanz der Serben und dadurch kamen diese Auseinandersetzungen ins Licht."
Da rächte sich, daß den Völkern des Balkans die Entwicklung zu einem Nationalstaat so lange verwehrt war, da zeigte sich, daß die intellektuelle Schicht dieser Völker nicht genügend Einfluß hatte auf die politische Entwicklung. Gegen die serbische Übermacht gab es zwar kroatischen Widerstand, aber es kam, was kommen mußte: die Tendenzen zur Spaltung setzten sich durch. Zwar wurde noch 1928 eine gemeinsame Rechtschreibkommission eingesetzt, die auf der Basis der vom schon erwähnten Vuk Stefanovic Karadzic vorgelegten Grammatik arbeitete, aber die 1937 gegründete Gesellschaft "Kroatische Sprache" zeigte schon an, in welche Richtung die Arbeit gehen würde. Die Sprachsäuberungen der deutschen Nationalsozialisten fielen in Kroatien auf fruchtbaren Boden: 1942 verkündete der Ustascha-Führer Ante Pavelic, die kroatische Sprache sei eine "Herrensprache". Völlig klar, daß es ein Staatsamt für die kroatische Sprache gab. Erstaunlicherweise gelang es Tito zunächst einmal, die Gemüter wieder zu beruhigen. Sein Dekret aus dem Jahre 1943, alle Entscheidungen in serbischer, kroatischer, slowenischer und mazedonischer Sprache zu veröffentlichen, glättet zwar die Wogen, kann aber auch nicht dem Dilemma entrinnen, daß zentralistischer Integralismus pausenlos mit föderalen Selbstverwaltungspraktiken im Widerstreit steht. Es kommt 1954 zur Vereinbarung von Novi Sad, in der der Sprachpluralismus auf die Dualität der Schriften kyrillisch und lateinisch sowie die Aussprachen ekawisch und ijekawisch eingeengt wird. Das hat zur Folge, daß sich eine Kommission daran setzt, ein Standardwerk zur serbokroatischen Sprache zu erstellen, wie sie von nun ab amtlich heißen soll, aber als 1967 zwei Bände zur Standardsprache erscheinen, bricht erneut Streit aus, der zwei Jahre später mit der Einstellung der Arbeit am gemeinsamen Wörterbuch endet. 1971 wird schließlich in die Bundesverfassung aufgenommen, daß alle Rechtsakte in den Sprachversionen der einzelnen Republiken bekannt zu machen sind. Kein Gedanke mehr an eine einheitliche Schriftsprache. Mit der Gründung eigener Staaten haben die ehemaligen jugoslawischen Teilrepubliken natürlich auch die Hoheit über ihre eigenen Sprache gewonnen. Milos Okuka zieht ein Fazit:
"Die politische Führung verordnet wie ein Buch aussehen soll, wie ein Lehrbuch aussehen soll, wie eine Ansprache aussehen soll. Die verordnet alles, was man in der Öffentlichkeit benutzt. Und jetzt sind endlich, nach der Trennung dieser Völker, die Voraussetzungen geschaffen, daß man selbst, ohne Rücksicht auf den Nachbarn, eigenen Gesetze, eigene Sprachpolitik betreibt. Ich glaube nicht, daß man wieder von einer einheitlichen serbokroatischen Sprache sprechen wird."