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Eine ziemlich deutliche Sprache

Im Verband der deutschen Burschenschaft sind etwa 13.000 Mitglieder über verschiedene Bünde organisiert. Knapp 2000 junge Männer gehören zu den noch aktiven Studenten an deutschen Hochschulen. Die meisten kann man in Heidelberg, Tübingen und anderen typischen Universitätsstädten Süddeutschlands finden. Der umstrittene Verband ist nun in Berlin zu einer Tagung zusammengekommen.

Von Wolfram Stahl |
    Fahnen wehen über dem Eingang des prächtigen Jugendstilbaus in Berlin Wilmersdorf.

    Im Entree, auf den Treppen und vor den Sälen im ersten Stock stehen junge Männer - viele mit Uniform und Degen. Fast alle tragen bunte Mützen. Quer über ihre Krawatten verlaufen gestreifte Bänder in den Farben der jeweiligen Burschenschaft. Mitglieder von 123 Bünden aus Österreich und Deutschland haben sich beim Verbandstag versammelt.

    "Verbandstagung heißt Themen wie zum Beispiel der innere Zusammenhalt oder Hochschulpolitik oder aktuelle politische Themen, Stichwort Online-Durchsuchung. Alle möglichen politischen Themen, weil die Deutsche Burschenschaft sich als politische Bewegung sieht, nicht parteipolitisch, aber politisch im allgemein politischen und gesellschaftspolitischen Sinne."

    Michael Schmidt ist Sprecher der Deutschen Burschenschaft. Die oberflächliche Botschaft des adretten, braungebrannten Mannes könnte so auch von vielen demokratischen Parteipolitikern stammen. Doch der Begriff Gesellschaft steht im Sprachgebrauch der Burschenschaft auch immer für das deutsche Vaterland.

    "Eine Kultur- und Schicksalsnation - das deutsche Volk. Für uns kein abwertender Begriff gegenüber anderen Völkern, sondern ein Begriff, der eben unser Volk, unsere Zusammengehörigkeit betont."

    Das deutsche Volk definieren Schmidt und die Deutsche Burschenschaft geographisch folgendermaßen: unabhängig von staatlichen Grenzen, einschließlich Osteuropa.

    "Der Vaterlandsbegriff, den die deutsche Burschenschaft in ihrer Verfassung fest geschrieben hat, ist der modernste, den es überhaupt gibt. Denn er orientiert sich eben nicht an etatistischen Grenzen, sondern er spricht von einem Zusammenleben des deutschen Volkes in einem freien Europa."

    Vertraglich fixierte und völkerrechtlich verankerte Grenzen wie die Oder-Neiße-Linie werden von der Deutschen Burschenschaft nicht einmal erwähnt. Ihr Traum ist ein Deutschland in den Grenzen von 1937.

    Einen halben Kilometer vom Tagungsort der Deutschen Burschenschaft entfernt sammeln sich am Kurfürstendamm schwarz gekleidete Demonstranten. Knapp 200 Personen haben sich dem Protestaufruf des Studentischen Dachverbandes FZS angeschlossen.

    "Wir wollen es nicht unkommentiert hinnehmen, dass sich hier in Berlin Revisionisten und Rechtsextremisten treffen, um sich für die Zukunft abzusprechen."

    Keine Zukunft für diese Leute, Auflösung der Deutschen Burschenschaft, fordern die Demonstranten.

    "Der Verfassungsschutz ist meiner Meinung nach immer noch wesentlich blinder auf dem rechten Auge, als auf dem linken. Da werden einfach viel härtere Positionen auch toleriert als in der linken Szene."
    "Ich weiß jedenfalls auch aus München, dass zum Beispiel auch NPD-Leute in den Burschenschaften sind. Man ist überhaupt nicht gewillt, sich davon zu distanzieren und feiert sein Deutschtum und seine Traditionstümelei."

    Seitdem 1815 die erste Burschenschaft aus der völkischen Bewegung der napoleonischen Befreiungskriege entstand, ist vieles geblieben wie es damals war. Die Burschen saufen, schlagen sich mit dem Degen. Sie haben Hitlers Machtergreifung unterstützt, wollen keine Frauen aufnehmen und junge Burschen werden mit günstigen Studentenzimmern gelockt. Billige Klischees,nennt das Norbert Weidner, Pressesprecher der deutschen Burschenschaft.

    "Es ist natürlich bedauerlich, dass wir in der Öffentlichkeit durch linke Hochschulgruppen häufig in Misskredit gebracht werden, dass es Vorwürfe gibt, die nicht stimmen, die seit teilweise 70 Jahren analog ständig wiederholt werden, ständig den jungen Studenten an der Hochschule gesagt, dass die Burschenschaften gewisse negative Seiten haben."

    Die Aussage ist allein schon deshalb verharmlosend, weil Weidner früher Funktionär bei der verbotenen rechtsextremistischen Freiheitlichen Deutschen Arbeiterpartei war. Das völkische Denken solcher Leute reicht tief hinein die Strukturen der deutschen Burschenschaften, sagt Tobias Becker vom Referentenrat an Berliner Humboldt-Uni.

    "Ich würde jetzt nicht sagen, die sind alle rechtsradikal, aber ich würde sie alle insofern gleich setzen, als dass sich das Weltbild, das an sich dahinter steckt, für problematisch halte. Und es gibt dann halt graduelle Unterschiede auf dem Weg nach rechts, so zu sagen."

    Die Verband der Deutschen Burschenschaft sei eine höchst problematische Organisation, lautet die Einschätzung von Experten. Denn der von ihnen verwendete völkische Begriff des Vaterlands, sei auch der Ausgangspunkt für rassistische und fremdenfeindliche Positionen.