15. Jahrestag
"Einer der furchtbarsten Tage" der sächsischen Justiz - Gedenken an islamfeindliches Mordopfer Marwa El-Sherbini

Zum 15. Jahrestag ist der Ägypterin Marwa El-Sherbini gedacht worden, die während einer Gerichtsverhandlung in der sächsischen Landeshauptstadt aus islamfeindlichen Motiven heraus erstochen worden war.

02.07.2024
    Porträt von El-Sherbini im Hochzeitskleid.
    Marwa El-Sherbini. (dpa / Privatbild der Familie)
    Bundesfamilienministerin Paus appellierte an die Gesellschaft, Vorverurteilungen von Muslimen entgegenzutreten. Seit dem Terrorangriff der Hamas auf Israel hätten neben antisemitischen auch antimuslimische Vorfälle in Deutschland deutlich zugenommen, erklärte die Grünen-Politikerin in Berlin. Beim Engagement gegen Rassismus dürfe nicht nachgelassen werden. Ihre Parteikollegin, Sachsens Justizministerin Meier, betonte am Ort des damaligen Geschehens, das Gedenken sei der Gesellschaft Mahnung und Auftrag für die Zukunft. Der Mord an El-Sherbini markiere "einen der furchtbarsten Tage in der Geschichte der sächsischen Justiz". Dieses "unfassbare Verbrechen" verändere auch den Ort, an dem es sich ereignete. Das Gerichtsgebäude sei jetzt auch ein Gedenkort, führte Meier aus.
    Die Bundesverfassungsrichterin Wallrabenstein erklärte, Gerichtsverfahren stünden in einem gesellschaftlichen Kontext, sie müssten ihre Verantwortung für den Einzelnen wahrnehmen. Mit dem Grundgesetz gebe es ein wirksames Instrument gegen Diskriminierung. Dies gelte es zu nutzen. Die stellvertretende Leiterin der Jungen Islam Konferenz, Seven, warnte, es gebe zahlreiche Muslime, die sich fürchteten, Opfer zu werden, falls sie ihre Rechte in Anspruch nähmen. Der Vorsitzende des Hauses der sozialen Vielfalt in Leipzig, Semizoglu, meinte, es beunruhige ihn, wenn bei Vorfällen von antimuslimischem Rassismus immer noch von Einzeltätern gesprochen werde.

    Die 31-Jährige war schwanger gewesen

    Die Muslimin Marwa El-Sherbini hatte am 1. Juli 2009 am Landgericht Dresden als Zeugin ausgesagt. Unmittelbar danach wurde die schwangere 31-Jährige vor den Augen ihrer Familie von dem Angeklagten niedergestochen. Auch ihre Mann wurde verletzt. Ihr Mörder hatte sie zuvor auf einem Dresdner Spielplatz islamfeindlich beleidigt. Daraufhin hatte sie ihn angezeigt. Der Täter wurde im November 2009 zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt. Der 1. Juli gilt inzwischen als Tag gegen Antimuslimischen Rassismus.
    Hier können Sie einen Beitrag der Deutschlandfunk-Reihe Kalenderblatt zum Thema hören.
    Diese Nachricht wurde am 02.07.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.