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Eines der faszinierendsten Naturparadiese Ostdeutschlands

Theodor Fontane widmete der Landschaft rund um den Stechlinsee im Norden Brandenburgs einen ganzen Roman. Doch so trocken wie in diesem Jahr, sagen die Einheimischen, sei es so ungefähr seit des Dichters Zeiten nicht mehr gewesen. Seit dem Winter hat es nicht mehr geregnet und so knarrt und ächzt ausgetrocknetes Laub und Holz unter den Schuhen der Besucher.

Von Dieter Nürnberger | 06.05.2003
    Theodor Fontane widmete der Landschaft rund um den Stechlinsee im Norden Brandenburgs einen ganzen Roman. Doch so trocken wie in diesem Jahr, sagen die Einheimischen, sei es so ungefähr seit des Dichters Zeiten nicht mehr gewesen. Seit dem Winter hat es nicht mehr geregnet und so knarrt und ächzt ausgetrocknetes Laub und Holz unter den Schuhen der Besucher.

    Wir finden hier hauptsächlich Kiefern-Reinbestände vor. Mit Ausnahme der Erlen-Bruchwälder entlang des Witwesees. Es wir hier beim Waldumbau darauf ankommen, dass wir natürliche Bestockungen hinbekommen – mit Eiche, Birke, Buche und anderen Baumarten. So dass diese Biotope und Waldgesellschaften dann auch wieder ihre volle positive Wirkung für den Landschafts-Wasserhaushalt und ähnliches entfalten können.

    Gregor Beyer ist beim Naturschutzbund zuständig für Forstwirtschaft und Schutzgebiete. Die Gegend rund um den Stechlinsee wird also langfristig auch ein wenig umgeforstet werden – zurück zu den Wurzeln der einstigen Vegetation, die vielfältiger war als heute. Knapp 600 Hektar groß ist das von der Nabu-Stiftung Nationales Naturerbe übernommene Gebiet. Für die Naturschützer ein wichtiger Erfolg, denn bei der Flächenverwaltung der ehemaligen Landwirtschafts- und Forstflächen der DDR stand jahrelang eigentlich nur der Privatisierungsgedanke im Mittelpunkt. Wolfgang Horstmann von der BVVG kann da von Konflikten auch innerhalb der Bundesregierung berichten.

    Natürlich hatte der Finanzminister ein Interesse daran, alle Flächen, die im Bundeseigentum lagen, zu verkaufen. Der Bundesumweltminister hatte, wie es seiner Aufgabe entspricht, das Interesse möglichst viele Flächen bei der öffentlichen Hand zu belassen. Damit auch sicher zu stellen, dass der Naturschutz auch gewährleistet ist. Der ausgehandelte Kompromiss besagt, dass 50.000 Hektar unentgeltlich übertragen werden und weitere 50.000 Hektar eingetauscht werden können. Dieser Kompromiss ist gut.

    Und somit können also Flächen auch private Verbände und Stiftungen übertragen werden. Mit allen Rechten und Pflichten eines Eigentümers. Für den NABU deshalb ein langfristiges Projekt, und gerade in den neuen Bundesländern zeige Naturschutz schon seit längerem Wirkung. Viele seltene Tierarten, so Nabu-Präsident Christian Unselt, hätten sich wieder stabilisiert.

    Ich nenne nur den Seeadler, ich nenne den Kranich – die haben in ihren Beständen in den vergangenen Jahren wieder zugenommen. Und das ist sicher auch ein ganzes Stück weit diesen Aktivitäten zu danken, die wir hier zur Bewahrung der wertvollen Lebensräume in Angriff genommen haben. Auch Arten wie der Fischotter haben grundsätzlich ein gute Bestandsentwicklung. Die Lebensräume werden besser. Aber die Gefahren, wie durch Zerschneidung der Landschaf oder auch durch eine stärkere Intensivierung der Landwirtschaft, werden für einen Teil der Arten auch größer als sie vorher waren.

    Mit Übertragung von Flächen an den Naturschutzbund sind in Brandenburg auch die Verantwortlichen in der Politik zufrieden. Ein große Organisation wie der Nabu verfüge über viele ehrenamtliche Mitglieder, über Know-how und auch über notwendiges Kapital, um einen effektiven Naturschutz zu gewährleisten, sagt Friedhelm Schmitz-Jersch, Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium.

    Dem Nabu ist es ganz wesentlich zu verdanken, dass diese Gesetzesänderung zustande gekommen ist. Dass Stiftungen hier Naturschutzflächen übernehmen können. Das ist früher einmal als das Tafelsilber der deutschen Einheit bezeichnet worden. Also, das ist der erste Baustein.

    Der erste Baustein hin zur Erhaltung eines wahren Juwels. Die Gewässer in dieser Gegend haben fast Trinkwasserqualität. Und einzelne Tierarten haben hier ihr Zuhause, die man anderswo kaum noch findet. Die Schellente ist das Wappentier des Naturparks Stechlin-Ruppiner Land. Und bei allen Vorschriften, die der Naturschutz mit sich bringt, eines wollen die neuen Eigentümer eines Teils des Naturparks auf jeden Fall nicht, so Gregor Beyer vom Nabu - einen Naturraum ohne Mensch.

    Nein, das Naturschutzgebiet ist auf keinen Fall so eine Art geschlossene Gesellschaft. Ganz im Gegenteil: Wir freuen uns auf Jeden, der diese Landschaft erleben will. Wir werden sogar Infrastruktur ausbauen. Wege, auf denen man sich zu Fuß oder mit Fahrrad bewegen kann. So dass die Besucher auch diese Naturherrlichkeit beobachten können.