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Einigung im Tarifstreit
Mehr Geld und Extra-Ausbildung für Lufthansa-Flugbegleiter

Fast drei Jahre hat es gedauert, doch nun ist es geschafft": Die Lufthansa hat sich mit der Gewerkschaft Ufo in der Schlichtung auf einen neuen Tarifvertrag geeinigt. Die Gehälter der Flugbegleiter steigen über einen Zeitraum von dreieinhalb Jahren um insgesamt 5,5 Prozent. Außerdem wird die betriebliche Altersversorgung neu geregelt.

Von Daniela Siebert |
    Lufthansa-Maschinen stehen am 09.09.2015 am Flughafen von Frankfurt am Main (Hessen) am Boden.
    Die Kraniche fliegen wieder: Das hessische Landesarbeitsgericht hat den Streik der Lufthansa-Piloten verboten. (picture alliance / dpa / Frank Rumpenhorst)
    Der Schlichter Matthias Platzeck hat es geschafft: Nach knapp einem halben Jahr Verhandlung brachte der SPD-Politiker und frühere brandenburgische Ministerpräsident die Lufthansa und UFO, die Gewerkschaft des Kabinenpersonals zu einem Kompromiss:
    "Die Verhandlungen waren durchaus manchmal lebhaft und auch ein bisschen Geduld fordernd, ich bin auch einmal dann nachts weggegangen, weil ich dachte, das ist besser für beide Seiten, wenn sie sich ein bisschen – aber Sie sind wiedergekommen – ich bin aber am nächsten Morgen wiedergekommen."
    UFO vertritt die Interessen von 19.000 Flugbegleitern. Für sie gibt es nun eine Beschäftgigungsgarantie bei der Lufthansa bis 2021 und bis 2023 die Zusage, dass kein Fremdpersonal in der Kabine eingesetzt wird.
    In Zusammenarbeit mit der Industrie- und Handelskammer soll eine neue achtzehnmonatige Ausbildung geschaffen werden. Und die Vergütung wird sich künftig stärker an der Qualifikation der Mitarbeiter orientieren.
    Noch im November hatte sich die Gewerkschaft auch per Streik für Lohnerhöhungen stark gemacht und nun dieses Ergebnis beim Gehalt erzielt:
    "Wir haben bereits 3.000 Euro Einmalzahlung ausgeschüttet und wir haben die Gewinnbeteiligung der Mitarbeiter ungefähr verdoppelt, sodass noch einmal 3,75 Prozent eines Jahresgehaltes in Gewinnbeteiligung gehen. Die Erhöhung um 2,2 Prozent ist schon realisiert, darauf kommt noch einmal eine einprozentige, nochmal eine zweiprozentige, mit dem Zinseszinseffekt sind das 5,5 Prozent."
    Neuer Finanzierungsansatz für die Altersversicherung
    Diese Zahlen präsentierte Nicoley Baublies, Vorstand der UFO heute äußerst zufrieden in Berlin.
    Im Kern war es bei dem Streit auch um das Risiko von Zinsschwankungen bei der Sicherung der Alterversorgung gegangen. Also um viel Geld für die Lufthansa.
    Auch auf diesem Gebiet konnte ein Durchbruch erzielt werden, ein völlig neuer Finanzierungsansatz für die Alterssicherung, den Lufthansa-Personal-Vorstand Bettina Volkens wie folgt umreisst:
    "Wir haben die Altersvorsorge umgestellt auf ein kapitalmarktfinanziertes Modell, das heißt jeder Mitarbeiter hat jetzt ein Konto, das sich wie am Kapitalmarkt auch verzinst. Das ist der Unterschied zu früher, früher gab es feste Beträge, die vereinbart waren, der Vorteil jetzt, dass wir jetzt die Kosten der Versorgung reduzieren können."
    Noch kein Ergebnis mit Cockpit
    Noch offen ist dagegen der Konflikt zwischen der Lufthansa und der Pilotengewerkschaft Vereinigung Cockpit. In deren Streit um die Gehälter und Übergangs-Versorgungen der Piloten wurde bislang ohne Schlichter verhandelt. Und ohne Ergebnis.
    Schlichter Matthias Platzeck ist nach seinem großen Erfolg im Vorjahr bei den Verhandlungen zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL nun abermals ein Bravourstück gelungen. Eine Nachrichtenagentur feiert ihn bereits als "Superschlichter".