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Einlagezins
Parkgebühr für Banken

Angeblich erwägt die EZB, den sogenannten Einlagezins erstmals in den negativen Bereich zu senken - auf dann minus 0,1 Prozent. Damit soll für die Banken das kurzfristige Parken von Geld bei der Notenbank unattraktiv werden.

Von Brigitte Scholtes | 21.11.2013
    Banken parken bei der Europäischen Zentralbank gern Gelder, die sie nicht benötigen – nur kurzfristig über Nacht. Dafür bekommen sie schon jetzt keine Zinsen mehr von der Notenbank, aber sie nutzen diese Möglichkeit immer noch, erklärt Michael Schubert, Volkswirt der Commerzbank:
    "In dieser Einlagefazilität legt man normalerweise nur überschüssiges Geld an, was man nicht braucht. Derzeit sind die gesamten Überschussreserven grob 180 Milliarden, das schwankt von Tag zu Tag etwas."
    Im Frühjahr des vergangenen Jahres, als das Misstrauen unter den Banken besonders hoch war, hatten sie auch schon wesentlich mehr bei der EZB über Nacht geparkt. Da waren es in der Spitze sogar mehr als 800 Milliarden Euro. Die Wahrscheinlichkeit für negative Einlagezinsen sei jedenfalls gestiegen, meint Stefan Bielmeier, Chefvolkswirt der DZ-Bank:
    "Man muss natürlich aber auch sehen, dass mit dem letzten Zinsschritt der EZB auf einen Reposatz von 25 Basispunkten die weiteren Möglichkeiten für eine expansive Politik natürlich auch begrenzt sind. Daher kann man natürlich auch über solche Maßnahmen verstärkt nachdenken."
    Ähnlich, wie bei den Sparern im Euroraum, die unter den niedrigen Anlagezinsen leiden, sollen nun auch die Banken und das sogar über eine Strafgebühr dazu animiert werden, ihr Geld lieber auszugeben. Michael Schubert:
    "Wie bei jeder expansiven Geldpolitik will man das Halten von Geld unattraktiv machen. Und wenn man einen Strafzins fordert, dann ist es besonders unattraktiv. Man möchte, dass die Banken das Geld nicht bei der EZB halten, sondern dass sie Kredite vergeben – an andere Institute, an Privatpersonen. Und wenn man halt sagt, dieses Geld wird immer weniger, wenn man es bei der Zentralbank anlegt, dann steigert man die Attraktivität, doch einen Kredit zu vergeben."
    Erfahrung hat man vereinzelt schon mit diesem Instrument gemacht. Im Juli 2009 etwa senkte die schwedische Reichsbank den Einlagenzinssatz auf minus 0,25 Prozent. Im Juli vergangenen Jahres führte auch Dänemark kurzfristig negative Einlagezinsen von ebenso 0,25 Prozent ein, weil es die Aufwertung der Krone gegenüber dem Euro stoppen wollte. Commerzbank-Volkswirt Schubert:
    "Man hat damit Erfahrung. Die Banken haben es geschafft, damit umzugehen. Aber es ist etwas sehr Seltsames passiert. Eigentlich sollte es so sein, wenn der Leitzins sinkt, dass dann auch die Marktzinsen sinken. Im Fall von Dänemark sind die Kreditzinsen sogar gestiegen. Das hat man damit erklärt, dass man gesagt hat: Für Banken stellt dieser negative Einlagezins Kosten dar. Und diese Kosten wollten diese Banken wieder reinholen und haben gesagt: Dann erhöhen wir halt unsere Kreditzinsen und haben wieder etwas mehr Ertrag."
    Kosten verursacht das auch deshalb, weil die Banken dann auch ihre IT-Systeme ändern müssen, in denen die Auswirkung negativer Zinsen nicht vorgesehen ist. Die EZB selbst behauptet immer, dass sie noch verschiedene Instrumente zur Verfügung habe, um die Kreditvergabe vor allem in den Peripherieländern wieder anzukurbeln. Diese würden vor allem die Liquidität erhöhen, also noch mehr Geld in die Märkte pumpen.