Hier brummt gerade nur die Klimaanlage – unterbrochen von Sicherheitshinweisen. Zehn landende, acht startende Flugzeuge gestern in Tegel, das Passagieraufkommen ist um 95 Prozent eingebrochen. Nur Terminal C ist geöffnet, Cafés und Imbisse sind mit rot-weißen Flatterbändern abgesperrt. "Wir fordern Sie auf, Ihre Angehörigen außerhalb des Terminals in Empfang zu nehmen", steht auf einem Schild. Freundliche Bitten gehören in die Vor-Corona-Zeit.
Heimkehrer werden nicht informiert
Gerade ist eine Lufthansa-Maschine aus Frankfurt gelandet. An Bord unter anderen Heimkehrer aus Neuseeland, Thailand und Kanada. Nele Müller hat ihr Auslandsjahr abgebrochen, ist zurück nach Berlin geflogen. Irgendwie soll ich jetzt in Quarantäne, sagt sie, noch unsicher.
"Persönlich angesprochen wurde ich nicht. Aber man bekommt das durch Medien mit, ja."
Nele wird von ihren beiden Brüdern abgeholt. Vielleicht bleiben wir jetzt alle eine Woche zuhause, so die Überlegung der Familie.
"Sieben Tage, diese sieben Tage, weil wir wissen ja nicht, brütet sie noch etwas aus. Diese 14 Tage sind ja mehr oder weniger überholt."
Die 14 Tage Quarantäne sind mitnichten überholt. Aber das hat niemand Familie Müller erklärt, am Flughafen Tegel wurde sie nicht informiert.
Auch Jan Hilgendorf und Katharina Genz - zurückgekehrt aus Neuseeland – haben keine offiziellen Informationen erhalten. Wir glauben, wir sollen in Quarantäne, sagen die beiden, noch etwas unentschieden.
"Ich bin mir aber nicht sicher, ob wir da darunterfallen, weil es ja erst 10. April hieß." "Wir haben gerade nachgefragt, ob wir noch etwas ausfüllen müssen oder nicht. Mein Papa hat gesagt, wir sollen uns beim Gesundheitsamt melden. Ich muss mich mal darum kümmern." "Wir haben eigentlich im Flugzeug einen Zettel ausgefüllt, aber den konnten wir nirgendwo abgeben. Ein bisschen merkwürdig alles."
14 Tage Quarantäne-Pflicht für Rückkehrer aus dem Ausland
Was tun nach der Rückkehr aus dem Ausland? Die Flughafengesellschaft fühlt sich nicht zuständig, der Infoschalter in Tegel wurde schon vor drei Wochen geschlossen. Dabei hat der Berliner Senat in der letzten Woche einen klaren Beschluss gefasst und ein entsprechendes Informationsschreiben aufgesetzt.
"Sie sind verpflichtet, sich umgehend für 14 Tage in häusliche Quarantäne zu begeben. Dabei haben Sie Folgendes zu beachten: Suchen Sie unverzüglich Ihre Wohnung oder sonstige Unterkunft auf. Sollten Sie sich aktuell krank fühlen, nutzen Sie für den Weg in Ihre Wohnung nicht die öffentlichen Verkehrsmittel."
Und weiter: Es ist untersagt, die Wohnung ohne ausdrückliche Zustimmung des Gesundheitsamts zu verlassen. Besuch darf auch nicht empfangen werden. Berlins SPD-Regierungschef Michael Müller:
"Dieses Verfahren haben wir ja am letzten Donnerstag in der Senatssitzung letzte Woche schon besprochen, dass die Fluggäste angesprochen werden, nach der Landung auch aufgefordert werden, sich sofort in Quarantäne zu begeben und bei den Gesundheitsämtern zu melden. Und das ist etwas, was jetzt auch bundesweit umgesetzt werden soll."
Keine Behörde fühlt sich zuständig
Doch wer informiert darüber die Passagiere? Wenn es die Flughafenmitarbeiter nicht tun, dann vielleicht die Airlines? Nein, antwortet der Sprecher der Innenverwaltung Martin Pallgen: Das macht die Bundespolizei.
"Die Bundespolizei ist ja grundsätzlich verantwortlich für die Kontrollen an den Flughäfen, auch für die Sicherheit und Ordnung an den Flughäfen. Insofern gibt es da eine Zusammenarbeit zwischen der Bundespolizei und dem Land Berlin."
Nachgefragt bei der Bundespolizei am Flughafen Tegel. Ja, grundsätzlich sei man zuständig, nur bei einem einzigen Flug habe es ein internes Abstimmungsproblem gegeben. Das sei aber jetzt behoben.
Ab Karfreitag soll die Regel des Landes Berlin bundesweit gelten. Alle, die mehrere Tage im Ausland waren und zurückkehren, müssen 14 Tage in häusliche Quarantäne.