Die UEFA verlangt Ausnahmen von den strengen englischen Einreise-Regeln wegen Corona. Und zwar für sich selbst und ihre prominenten Gäste aus Politik, Wirtschaft und Medien. Es geht um 2.500 Personen im UEFA-Tross. Sie alle sollen verschont bleiben von der Zehn-Tage-Quarantäne und mindestens zwei negativen Covid-Tests. Andernfalls droht der Europäische Fußballverband damit, das EM-Finale und die Halbfinals vom Londoner Wembley-Stadion nach Budapest zu verlegen.
In Ungarn gibt es kaum Einreise-Beschränkungen. Das Stadion Budapest darf zudem im Gegensatz zu Wembley voll besetzt werden. Für die Fans der an den Endspielen beteiligten Mannschaften fordert die UEFA ebenfalls Ausnahmen: Sie sollen für 24 Stunden frei nach England einreisen dürfen.
London überlegt, Forderungen nachzukommen
All das hat die UEFA in einem Statement öffentlich gemacht. Nach einem Bericht der "Times" überlegt die Regierung in London nun ernsthaft, ob sie den Forderungen nachkommt. Der Premierminister soll unentschieden sein. Boris Johnson möchte die Fußball-Weltmeisterschaft 2030 nach Großbritannien holen. Er hat großes Interesse, darüber am Rande der EM-Spiele in London schon mal persönlich mit Spitzenvertretern der internationalen Fußball-Elite zu plaudern.
Auf der anderen Seite fürchtet Downing Street jedoch einen Sturm der Entrüstung in der Bevölkerung. Die einfachen Bürger müssen sich ausnahmslos an die strengen Regeln halten, viele von ihnen können deshalb auch in diesem Sommer nicht ins Ausland reisen.
Zuletzt hat die Regierung außerdem die bestehenden Lockdown-Maßnahmen für sie um einen Monat verlängert. Schuld ist die Delta-Variante, von der Kritiker sagen, sie habe sich nur wegen Boris Johnson so stark in England ausbreiten können. Der Premierminister hatte eine Wirtschaftsreise nach Indien geplant und das Land erst auf die Rote Liste für besonders scharfe Einreise-Beschränkungen gesetzt, als Indien den Termin absagte.
Ausnahmen auch in anderen Ländern?
Die jetzt von der UEFA verlangten Ausnahmen sollen auch für Reisende aus Ländern auf der Roten Liste gelten. Ein Risiko, das die Angst vor einer weiteren Lockdown-Verlängerung schüren könnte. Offen ist, wie die Herkunftsländer der UEFA-Delegierten und Fans mit Ausnahmen in England umgehen würden. Sollte beispielsweise Deutschland der Final-Einzug gelingen, müssten deutsche Zuschauer anschließend zu Hause eigentlich 14 Tage in Quarantäne gehen. Ob die UEFA deshalb schon bei anderen Regierungen angeklopft hat, um Ausnahmen einzufordern, ist nicht bekannt.