Studie
Einsamkeit bei Jüngeren hält an

Auch drei Jahre nach den strengsten Kontaktbeschränkungen in der Geschichte der Bundesrepublik ist Einsamkeit für viele Jüngere ein Problem. Fachleute meinen: Die Corona-Pandemie allein reicht als Erklärung dafür nicht aus.

17.06.2024
    Eine junge Frau sitzt allein in einem Zimmer.
    Fast jeder zweite junge Mensch fühlt sich einer Studie zufolge einsam (Symbolbild). (Sofia Alejandra / pexels.com)
    Nach einer Studie der Bertelsmann-Stiftung fühlt sich fast jeder zweite junge Mensch einsam. Elf Prozent sind demnach "stark einsam", 35 Prozent stufen sich als "moderat einsam" ein. Zwischen 19 und 22 Jahren sei die Einsamkeit am stärksten ausgeprägt, hieß es.
    Insgesamt berichtete die Altersgruppe zwischen 16 und 30 Jahren von einer mäßigen Lebenszufriedenheit. Je einsamer jemand sich fühlt, desto geringer ist laut Studie auch die Lebenszufriedenheit. Besonders häufig betroffen seien junge Menschen, die geschieden, verwitwet oder arbeitslos sind, die einen niedrigen Schulabschluss haben, in mittelgroßen Städten leben oder einen Migrationshintergrund haben.

    Genug Kontakte - aber kaum erfüllende?

    Die Werte liegen den Angaben zufolge immer noch deutlich über jenen, die vor der Corona-Phase gemessen wurden. "Die Zunahme der Einsamkeit scheint in dieser Altersgruppe somit nachhaltig zu sein", schreiben die Forscher. Der Anstieg gegenüber der Zeit davor könne nicht allein durch die Kontaktbeschränkungen der Pandemie erklärt werden.
    Auch veränderte Bedingungen des Erwachsenwerdens und sich wandelnde Kommunikations- und Umgangsformen dürften eine Rolle spielen, ebenso ein "allgemeiner Krisenmodus". Auch dass Arbeitsstellen und Beziehungen häufiger als früher gewechselt oder beendet würden, könnte sich auswirken. Welche dieser Ursachen wie stark wirke, müsse weiter untersucht werden. Zudem gebe es Anzeichen dafür, dass die Zahl der Kontakte inzwischen wieder als ausreichend empfunden werde - deren Qualität jedoch nicht.

    "Neue Risikogruppe"

    Die Fachleute sehen junge Menschen als "neue Risikogruppe" für Einsamkeit. Lernen könne man von Ländern, die bereits Ideen zur Bekämpfung von Einsamkeit entwickelt hätten - und von jungen Leuten selbst. Es brauche Lösungen, "die wirklich ihren Bedürfnissen entsprechen und ihnen helfen, sich weniger isoliert zu fühlen".
    Heute beginnt die Aktionswoche "Gemeinsam aus der Einsamkeit", die Bundesfamilienministerin Paus initiiert hat. Die Grünen-Politikerin will das Thema in den öffentlichen Blickpunkt rücken. Nach Angaben des Ressorts können sich bundesweit Projekte und Initiativen beteiligen, die Gemeinschaft fördern.
    Diese Nachricht wurde am 17.06.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.