Forschungsergebnisse
Einsamkeit trifft verstärkt Junge, Frauen und Alleinerziehende

Einsamkeit ist einer aktuellen Langzeitstudie zufolge ein zunehmendes gesellschaftliches Problem. Bundesfamilienministerin Paus hat Zahlen dazu vorgestellt und Maßnahmen angekündigt, wie die gesundheitlichen und sozialen Folgen angegangen werden können. Aus dem sogenannten "Einsamkeitsbarometer" geht unter anderem hervor, dass das Gefühl im Zuge der Corona-Pandemie verstärkt junge Erwachsene traf.

    Eine Frau steht mit verschränkten Armen in ihrer Wohnung an einem Fenster.
    Einsamkeit betrifft in jüngster Zeit verstärkt jüngere Menschen. (dpa / picture alliance / Fabian Sommer)
    Waren es vor der Pandemie vor allem Senioren und Hochbetagte, die sich häufiger einsam fühlten, berichtete eine größere Zahl der 18- bis 29-Jährigen im Zusammenhang mit der Pandemie ebenfalls über eine größere Einsamkeit. Insgesamt stärker betroffen sind Frauen, Alleinerziehende, Menschen ohne Arbeit und Menschen mit Migrationshintergrund. Die erhobenen Daten liefern Erkenntnisse für die Jahre 1992 bis 2021.

    Aktionswoche, Hilfsangebote und Aufklärung

    Bundesfamilienministerin Paus sagte bei der Vorstellung der Zahlen, es seien verstärkt Maßnahmen gegen Einsamkeit in allen Altersgruppen notwendig. Dieses Gefühl sei keine Frage des Alters und müsse aus der Tabuzone herausgeholt werden. Die Verbreitung von Einsamkeit sei ein drängendes Problem, das der Gesellschaft schade. Millionen Menschen in Deutschland seien betroffen. Die Grünen-Politikerin kündigte unter anderem eine "Aktionswoche gegen Einsamkeit" an, die vom 17. bis 21. Juni stattfinden soll.
    Die Bundesregierung hatte im Dezember beschlossen, Hilfsangebote auszubauen und Einsamkeit häufiger in der Öffentlichkeit zu thematisieren. Die Deutsche Stiftung Patientenschutz schlug vor, mehr Seniorenämter in Städten und Gemeinden einzurichten. In anderen Ländern hat man das Problem schon vor längerem erkannt. So gibt es etwa in Großbritannien und Japan ministerielle Zuständigkeiten für die Belange einsamer Menschen. 
    Der Sozialverband Deutschland forderte von der Politik deutlich mehr Geld für gezielte Maßnahmen gegen Einsamkeit. Nötig seien zusätzliche Investitionen in Personal und Strukturen öffentlicher Begegnungsorte wie Bibliotheken, Schwimmbäder und Quartiersläden, sagte die Vorstandsvorsitzende Engelmeier in Berlin. Die Politik müsse die Bekämpfung der Einsamkeit ganz oben ansiedeln.

    Tausende Menschen über langen Zeitraum befragt

    Das "Einsamkeitsbarometer" basiert auf Daten des sozio-ökonomischen Panels. Die dafür herangezogene Studie Leben in Deutschland befragt Jahr für Jahr nach dem Zufallsprinzip Personen aus allen Bevölkerungsgruppen. Derzeit sind es 32.000 Menschen in 22.000 Haushalten. Ziel ist es, Menschen über einen langen Zeitraum regelmäßig zu befragen, um herauszufinden, wie sich die Gesellschaft im Laufe der Zeit verändert. Künftig soll das "Einsamkeitsbarometer" jährlich veröffentlicht werden.

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    Im Wochenendjournal vom 13. April hat sich der Deutschlandfunk intensiv mit Wegen aus der Isolation befasst.
    In Deutschlandfunk Kultur legt die Soziologin Claudia Neu dar, warum und wie Einsamkeit die Demokratie gefährdet.
    Diese Nachricht wurde am 30.05.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.