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Einsatz gegen Rassismus
"Die schweigende Masse ist leider in der Mehrheit"

In ihrer sächsischen Heimatstadt Freital gilt Steffi Brachtel vielen als Nestbeschmutzerin, weil sie sich für Flüchtlinge einsetzt. Angesichts der Aufmärsche von Rechtsextremen in Chemnitz fordert sie Politik und Zivilgesellschaft zu mehr Engagement gegen Rassismus auf.

Steffi Brachtel im Gespräch mit Johanna Herzing |
    Steffi Brachtel, diesj
    Für ihr Engagement gegen Hass und Rassismus ist die Freitalerin Steffi Brachtel 2016 mit dem Preis für Zivilcourage des Förderkreises "Denkmal für die ermordeten Juden Europas" ausgezeichnet worden (dpa-Zentralbild)
    Von der Politik erwarte sie sich ein klares Statement, dass Menschen, die sich rassistisch äußerten, auch Rassisten seien, sagte Brachtel im Deutschlandfunk. Wer an Demos teilnehme, auf denen der Hitlergruß gezeigt werde, dürfe sich nicht wundern, als Nazi betitelt zu werden.
    "Nicht immer nach Entschuldigungen suchen"
    Die rechten Aufmärsche in Chemnitz seien um ein Vielfaches größer und perfider als die Proteste vor drei Jahren in Freital. "Damals konnte man noch sagen, dass bei diesen Demos nicht alle Menschen rechtes Gedankengut verfolgten", so Brachtel. Wer sich jedoch heute in Chemnitz den Kundgebungen der Rechten anschließe, wisse genau, mit wem er dort mitlaufe. "Ich erwarte, dass nicht immer nach Entschuldigungen für diese Menschen gesucht wird."
    Die Zivilgesellschaft müsse sich nun endlich erheben und laut gegen Hass und Fremdenfeindlichkeit eintreten. Bequemlichkeit, Politikverdrossenheit, fehlende politische Bildung und auch Angst seien Gründe, warum dies noch nicht ausreichend geschehe, meint Brachtel. Sie hoffe, dass nach dem Konzert in Chemnitz unter dem Motto #Wirsindmehr viele Menschen, die sich bisher nicht engagiert hätten, "darüber nachdenken, ob es nicht doch besser wäre, montags auf die Straße zu gehen" und gegen Pegida zu demonstrieren.