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Einsteins Gravitationslinseneffekt
Bis sich die Galaxien biegen

In den Abendstunden erstreckt sich der kleine Wagen links des Polarsterns. Noch ein Stück weiter links des Wagenkastens, mitten im Bogen des Sternbilds Drache, befindet sich ein besonders schönes Beispiel für den Gravitationslinseneffekt.

Von Dirk Lorenzen | 23.11.2015
    Der Galaxienhaufen Abell2218 ist eine der schönsten Gravitationslinsen
    Der Galaxienhaufen Abell2218 ist eine der schönsten Gravitationslinsen (NASA/ESA)
    Der Galaxienhaufen Abell 2218 ist rund zwei Milliarden Lichtjahre entfernt. Die Masse seiner rund zehntausend Objekte verbiegt das Licht etlicher weit hinter ihm liegender Galaxien.
    Der Haufen im Vordergrund wirkt wie eine Linse und zaubert viele vergrößerte und verstärkte Bilder der Galaxien im Hintergrund an den Himmel. Die Aufnahme dieses Objekts durch das Hubble-Weltraumteleskop zählt zu den bekanntesten Hubble-Bildern:
    Eine Gruppe gelblicher Galaxien wird von vielen bogenförmig verzerrten Galaxienbildern umgeben. Manche leuchten auffallend orange, andere weiß-bläulich.
    Dass Abell 2218 wie ein kosmisches Kaleidoskop wirkt, ist keine Hexerei: Die allgemeine Relativitätstheorie von Albert Einstein erklärt, wie große Massen Licht ablenken.
    So kommt es, dass wir auf der Erde zum Teil mehrere Bilder desselben Objekts sehen. Wenn die Lichtstrahlen beispielsweise links und rechts am linsenden Haufen vorbei gelaufen sind, dann wurden sie so umgebogen, dass sie nun genau die Erde erreichen - wir sehen ein doppeltes Bild.
    Durch den Gravitationslinseneffekt ist der Galaxienhaufen im Sternbild Drache ein natürliches Teleskop: Denn auf diese Weise ist selbst eine Galaxie in dreizehn Milliarden Lichtjahren Entfernung noch zu beobachten, elf Milliarden Lichtjahre hinter dem Haufen. Einstein macht's möglich!