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Einsteins Gravitationswellen
Der rasende Doppelpulsar

In den Abendstunden steht das Sommerdreieck am Südwesthimmel. Im Sternbild Adler, ein Stück rechts des Hauptsterns Atair, befindet sich der berühmte Hulse-Taylor-Doppelpulsar.

Von Dirk Lorenzen |
    Kreisen zwei kompakte Neutronensterne umeinander, geben sie viele Gravitationswellen ab (künstlerische Darstellung)
    Kreisen zwei kompakte Neutronensterne umeinander, geben sie viele Gravitationswellen ab (künstlerische Darstellung) (MPIfR/Kramer)
    Dort kreisen zwei Neutronensterne umeinander. Beide Objekte haben mehr Masse als die Sonne, aber nur etwa 20 Kilometer Durchmesser.
    Einer der beiden Neutronensterne ist als Radiopulsar sichtbar. Er dreht sich 17-mal pro Sekunde um die eigene Achse und gibt entlang seiner magnetischen Pole starke Radiostrahlung ab.
    Die beiden US-Astronomen Russell Hulse und Joseph Taylor haben diese Objekte 1974 entdeckt. Ihnen fiel bald auf, dass sich die Umlaufzeit der beiden Objekte von knapp acht Stunden langsam aber stetig verringert.
    Der berühmte Hulse-Taylor-Pulsar befindet sich im Sternbild Adler (Stellarium)
    Der berühmte Hulse-Taylor-Pulsar befindet sich im Sternbild Adler (Stellarium) (Stellarium)
    Die Neutronensterne kommen sich pro Jahr um etwa dreieinhalb Meter näher. Zwar ist der Doppelpulsar im Adler rund 20.000 Lichtjahre von uns entfernt und die beiden Objekte selbst haben einen Abstand von gut zwei Millionen Kilometern; dennoch lassen sich die Umlaufbahnen mit Hilfe der Radiostrahlung metergenau bestimmen.
    Das System verliert offensichtlich Energie und die einzige plausible Erklärung ist die Abstrahlung von Gravitationswellen. Albert Einstein hatte die Existenz dieses Phänomens vor hundert Jahren in seiner Allgemeinen Relativitätstheorie vorhergesagt.
    Der direkte Nachweis der Gravitationswellen steht noch aus. Doch der Doppelpulsar im Adler hat diese geheimnisvollen Erschütterungen der Raumzeit schon einmal indirekt bestätigt. Seine Entdecker bekamen 1993 den Physik-Nobelpreis.