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Eintracht-Präsident Peter Fischer
Appell für Werte und klare Formulierungen

Wer die AfD wähle, könne kein Mitglied von Eintracht Frankfurt sein. Zu dieser Aussage steht Eintracht-Präsident Peter Fischer nach wie vor. Im Dlf-Sportgespräch forderte er, "dass wir die Werte, die wir definitiv im Sport haben, klarer, präsenter und solidarischer darstellen."

Peter Fischer im Gespräch mit Maximilian Rieger |
Der Präsident von Eintracht Frankfurt, Peter Fischer.
Der Präsident von Eintracht Frankfurt, Peter Fischer. (pa/dpa/Arnold)
Wer die AfD wählt, eine Partei, in der es rassistische und menschenverachtende Tendenzen gibt, könne kein Mitglied bei Eintracht Frankfurt sein. Denn wenn jemand dem Verein beitrete, stimme er oder sie zu, die Werte der Frankfurter Eintracht zu beachten und zu leben: Keine Diskriminierung, kein Rassismus und kein Antisemitismus.
Mit diesem klaren Statement erregte Eintracht-Präsident Peter Fischer im Sommer 2018 bundesweit Aufsehen. Bekam viel Zuspruch zu spüren - aber auch Anfeindungen und Ablehnung.
Zu seinem Statement stehe er jedoch nach wie vor, sagte Peter Fischer im Dlf-Sportgespräch am Rande der Sportmesse SPOBIS. Fischer war dort eingeladen, um auf einem Panel zu sprechen mit dem Titel "Gesellschaftliche Verantwortung: Läuft der Sport Gefahr, seine Werte zu verlieren?"
Gemeinsame Werte klar formulieren
Es gehe vielleicht gar nicht so sehr um einen Werteverlust, erklärte Fischer, sondern darum, Werte klar zu formulieren: "Ich denke, es ist vielmehr der Appell, um festzustellen: Dass wir die Werte, die wir definitiv im Sport haben, klarer, präsenter und solidarischer darstellen."
Von anderen Bundesliga-Vereinen wünsche er sich mehr solcher klaren Statements, fügte Fischer hinzu: "Das ist auf jeder Tagung, auf so vielen Konferenzen machbar. Das ist nicht etwas, wo man irsinnige Mittel braucht, sondern eine klare Thematisierung und eine Solidarisierung. Warum es das noch nicht gibt, kann ich nicht beantworten und ich ärgere mich manchmal darüber."
Keine Anforderung über Lizenzierung
Die Idee, dass die DFL über die Lizenzierung Anforderungen an die Vereine stellt, sich deutlich gegen Rassismus und Diskriminierung abzugrenzen, unterstützt Fischer jedoch nicht.
Er setzt auf Freiwilligkeit. "Wenn wir soweit sind, dass wir dass wir das erzwingen, was eine vollkommende Selbstverständlichkeit ist, dass wir das über Regeln und Bestrafungen regeln wollen, dann wäre ich ausgesprochen enttäuscht", so Fischer.
"Hätte erwartet, dass Tönnies zurücktritt"
Angesprochen darauf, dass der Fall Clemens Tönnies gezeigt habe, dass selbst bei rassistischen Aussagen kaum Konsequenzen folgen würden, erwiderte Fischer, dass die Rede des Schalker-Aufsichtsratsvorsitzenden "unsäglich" gewesen sei. Er glaube zwar, dass Tönnies kein Rassist sei und ihm so etwas nicht mehr passieren würde.
"Ich hätte aber von einem erfolgreichen Geschäftsmann und intelligenten Manager wie Tönnies erwartet, dass er so smart gewesen wäre, für sich die persönlichen Konsequenzen zu ziehen und zurückzutreten," sagte Fischer. Aber jeder reagiere in so einer Situation anders und er habe Tönnies nicht vorzuschreiben, was er zu machen habe.
Plädoyer für mündige Sportler und Sportlerinnen
Auch Sportler sollten sich seiner Ansicht nach positionieren dürfen. "Der unmündige Sportler", so Fischer, "kann nicht der Sportler sein, den wir uns heute in dieser Generation vorstellen." Das Internationale Olympische Kommitee verbietet allerdings bei den kommenden Spielen den Athleten, sich im Stadion politisch zu äußern oder zu verhalten.
Fischer kritisierte diese Regel scharf: "Man sieht die unglaubliche Blödheit und Dekadenz von dem ein oder anderem Verband. Ich halte davon nichts." Diese Regel sei eine Alibi-Nummer von Funktionären in hohem Alter, die meilenweit weg vom Sport und jungen Menschen seien.
Vorerst keine Pyro-Show in Frankfurt
Auf die Pläne des Hamburger-Sportvereins, noch in dieser Saison mit Genehmigung der Behörden eine Pyro-Show im Stadion durchzuführen, reagierte Fischer zurückhaltend. Er könne sich für die Eintracht wahnsinnig viel vorstellen, könne sich aber nicht vorstellen, dass das funktioniert.
"Wir bauen mal einen Sandkasten, sperren eine Ecke ab und stellen einen Sicherheitsbeauftragten da und dann darf man irgendwie was abbrennen - ich weiß nicht, ob die Kurve da sagt, das ist eine Alternative." Er kenne den Standpunkt der Fans aber nicht genau und lasse sich überzeugen.
Unkontrollierter Pyro erteilte er aber eine deutliche Absage. Wenn gegen Mainz brennende Fackeln auf das Spielfeld geworfen werden würden, dann "sehe ich dahinter keine Botschaft, halte das für eine sinnlose Aktion und kann das überhaupt gar nicht verstehen", so Fischer.
Gleichzeitig sprach er sich dafür aus, nur einzelne Fans zu überstrafen. "Es wird bei uns bei Eintracht Frankfurt keine Kollektivstrafen geben." Er glaube weiterhin an die Dialogfähigkeit und die Kraft der Kurve, einen Selbstreinigungsprozess vorzunehmen.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.