"Wir müssen über uns reden, über unsere Rolle als die sogenannten Tugenden des deutschen Volkes. Wir sind schon 100 Jahre hier. Und wir haben uns nicht verändert. So erscheint es mir zu mindestens."
"Also die vier Werte sind Volkskraft, Tapferkeit, Opferbereitschaft und Glaubensstärke und das sind ganz klar soldatische Werte. Sekundärtugenden, mit denen man gut in den Krieg ziehen kann."
Stefan Kausch ist Politikwissenschaftler aus Leipzig. Im Auftrag der zwei Gruppen Engagierte Wissenschaft und dem Leipziger Kreis betreut der die Reihe "Fireworks and Smokebombs", die sich kritisch mit dem Gedenken an den doppelten Jahrestag auseinandersetzt. Die Sound-Installation der US-Amerikanerin Monica Sheets im Völkerschlachtdenkmal Leipzig ist eines von insgesamt acht Projekten, die zwar zeitgleich zur Gedenkwoche präsentiert werden, aber bewusst nicht zum offiziellen Programm gehören. Die vier großen Steinfiguren, die in der Ruhmeshalle die vier Werte verkörpern, beginnen bei ihr zu sprechen. Stefan Kausch erklärt, dass damit deutlich werden soll, dass das Völkerschlachtdenkmal mit seiner nationalistischen Entstehungsgeschichte nicht einfach zu einem europäischen Friedensmahnmal umgedeutet werden kann, wie es derzeit vonseiten der Stadt Leipzig angestrebt wird.
"(...) sondern sind höchst problematische Werte, die in einer Gesellschaft, die sich an Demokratie und Menschenrechten orientiert, nichts zu suchen haben."
200 Jahre Völkerschlacht – 100 Jahre Völkerschlachtdenkmal - es ist ein doppelter Jahrestag, mit dem die Stadt Leipzig gerade umgehen muss. Die offizielle Gedenkwoche steht unter dem Titel "1813 – 1913 – 2013 – Eine europäische Geschichte."
"Warum stehen wir zu Europa, warum verweisen wir auf Europa, wenn wir Zukunft meinen. Wir erzählen eine Geschichte aus dem Krieg, aus den großen Missverständnissen."
Die gemeinsame Erinnerung an die Völkerschlacht und ihre Folgen, das ist das zentrale Element der kommenden Tage, erklärt Volker Rodekamp. Er ist Direktor des Stadtgeschichtlichen Museums in Leipzig und gleichzeitig verantwortlich für die Gestaltung des Programms. Die Überwindung des nationalistischen Denkens des 20. Jahrhunderts durch die europäische soll in allen Veranstaltungen deutlich werden.
"Heute sind wir in einem diffusen Europa angekommen, in dem Grenzen, diese Markierung der Andersartigkeit keine Rolle mehr spielen."
Das offizielle Programm fasst über 100 Veranstaltungen, getragen von 70 Institutionen aus Leipzig und Umgebung. Ein Großereignis ist die Gedenkwoche für die Stadt Leipzig auch aus touristischer Sicht. Über 100.000 Zuschauer werden erwartet, so Rodekamp.
Allein 30.000 Zuschauer werden für die historische Gefechtsdarstellung, das sogenannte Re-Enactment am Sonntag erwartet. Über 6.000 Darsteller in Uniformen stellen Szenen aus der Völkerschlacht nach.
Und genau das ist die große Kontroverse dieser Gedenkwoche. Ist diese Form des Erinnerns angemessen?
Hoch lebe der König - Es sind Szene wie diese, die für Streit sorgen: Am Mittwochabend entzünden 200 Darsteller in Uniformen ein sogenanntes Friedensfeuer in der Innenstadt von Leipzig. Alle Knöpfe an den bunten Uniformen sitzen in Reih und Glied, die Bajonette blitzen im Feuerschein.
"Es ist mir zutiefst fremd, wie sich erwachsene Menschen, die den Verlauf der Geschichte kennen, sich bunt anziehen und so tun, als könnte man Krieg spielen."
Sagt Martin Henker, Superintendent der Nikolaikirche. Er ist einer der schärfsten Kritiker des sogenannten Re-Enactments.
Von lebendiger Erinnerung abseits verstaubter Museen ist da auf der einen Seite die Rede. Von einem Event, das das Gemetzel zum bloßen Spektakel verkommen lässt, wird auf der anderen Seite gesprochen.
Gerd Pasemann gehört zu denjenigen, die für den Verein Jahrfeier am Sonntag auf dem nachempfundenen Schlachtfeld stehen werden.
"Es geht ja nicht nur um Kriegsspielerei dabei. Die Darstellung der Schlacht ist sicher ein Teil. Doch das ist nur die Spitze des Eisbergs, das ist das, was man sieht, das andere ist der Umgang mit altem Handwerk, Umgang mit den Sitten und Bräuchen und Umgang mit der Geschichte."
Pasemann verweist darauf, dass für die Schlachtnachstellung viele Darsteller aus anderen europäischen Ländern anreisten. Die so oft geforderte Aussöhnung finde bei ihnen eben über gemeinsames Erleben statt, nicht über eine akademische Auseinandersetzung.
Martin Henker wird in den kommenden Tagen mit stillen Friedensgebeten einen Kontrapunkt zu den lärmenden Schlachtdarstellungen setzen.
"Um es kurz und bündig zu sagen: Nach Auschwitz haben sich solche Erinnerungsformen für mich erledigt."
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Stefan Kausch ist Politikwissenschaftler aus Leipzig. Im Auftrag der zwei Gruppen Engagierte Wissenschaft und dem Leipziger Kreis betreut der die Reihe "Fireworks and Smokebombs", die sich kritisch mit dem Gedenken an den doppelten Jahrestag auseinandersetzt. Die Sound-Installation der US-Amerikanerin Monica Sheets im Völkerschlachtdenkmal Leipzig ist eines von insgesamt acht Projekten, die zwar zeitgleich zur Gedenkwoche präsentiert werden, aber bewusst nicht zum offiziellen Programm gehören. Die vier großen Steinfiguren, die in der Ruhmeshalle die vier Werte verkörpern, beginnen bei ihr zu sprechen. Stefan Kausch erklärt, dass damit deutlich werden soll, dass das Völkerschlachtdenkmal mit seiner nationalistischen Entstehungsgeschichte nicht einfach zu einem europäischen Friedensmahnmal umgedeutet werden kann, wie es derzeit vonseiten der Stadt Leipzig angestrebt wird.
"(...) sondern sind höchst problematische Werte, die in einer Gesellschaft, die sich an Demokratie und Menschenrechten orientiert, nichts zu suchen haben."
200 Jahre Völkerschlacht – 100 Jahre Völkerschlachtdenkmal - es ist ein doppelter Jahrestag, mit dem die Stadt Leipzig gerade umgehen muss. Die offizielle Gedenkwoche steht unter dem Titel "1813 – 1913 – 2013 – Eine europäische Geschichte."
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"Heute sind wir in einem diffusen Europa angekommen, in dem Grenzen, diese Markierung der Andersartigkeit keine Rolle mehr spielen."
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Allein 30.000 Zuschauer werden für die historische Gefechtsdarstellung, das sogenannte Re-Enactment am Sonntag erwartet. Über 6.000 Darsteller in Uniformen stellen Szenen aus der Völkerschlacht nach.
Und genau das ist die große Kontroverse dieser Gedenkwoche. Ist diese Form des Erinnerns angemessen?
Hoch lebe der König - Es sind Szene wie diese, die für Streit sorgen: Am Mittwochabend entzünden 200 Darsteller in Uniformen ein sogenanntes Friedensfeuer in der Innenstadt von Leipzig. Alle Knöpfe an den bunten Uniformen sitzen in Reih und Glied, die Bajonette blitzen im Feuerschein.
"Es ist mir zutiefst fremd, wie sich erwachsene Menschen, die den Verlauf der Geschichte kennen, sich bunt anziehen und so tun, als könnte man Krieg spielen."
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Pasemann verweist darauf, dass für die Schlachtnachstellung viele Darsteller aus anderen europäischen Ländern anreisten. Die so oft geforderte Aussöhnung finde bei ihnen eben über gemeinsames Erleben statt, nicht über eine akademische Auseinandersetzung.
Martin Henker wird in den kommenden Tagen mit stillen Friedensgebeten einen Kontrapunkt zu den lärmenden Schlachtdarstellungen setzen.
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