Weihnachtsstimmung auf der Einkaufsstraße in Dieburg, einem 15.000 Einwohner-Städtchen in Südhessen. Ein paar Glühwein- und Würstchenbuden sind geöffnet, die Fußgängerzone ist wenige Tage vor Heiligabend belebt. Doch es ist längst nicht so voll wie die Innenstadt von Frankfurt am Main, die in maximal 45 Minuten erreichbar ist. Die Nähe des Ballungsraumes dämpft deutlich das Weihnachtsgeschäft in Dieburg, sagt Susanne Welsch-Stegemann vom örtlichen Raum- und Ausstattungs-Fachgeschäft Grohe:
"Durchwachsen - kann man wirklich sagen. Ich denke, dass es die Leute mehr in Großstädte zieht, dass es für kleine Städte immer schwieriger wird, sich durchzusetzen. Und eben diese grüne Wiese."
Die riesigen Einkaufszentren auf der grünen Wiese, an Autobahnabfahrten gelegen - sie machen den Einzelhändlern in den Kleinstädten genauso zu schaffen wie das Internet. Das sieht auch Yvonne Marx so, eine junge Frau um die 20, die im Dieburger Elektrofachgeschäft Glober beim Verkauf aushilft:
"Natürlich, man muss nicht aus dem Haus gehen, man muss nicht von Laden zu Laden gehen. Das ist ein Klick und man hat alles auf dem Bildschirm."
Keine Beratung für Internet-Käufer
Doch Yvonne Marx weiß aus ihrem Freundeskreis, dass es auch für Internet-Käufer dann problematisch wird, wenn man die Ware aus irgendeinem Grund zurückschicken muss:
"Genau, das dauert dann alles viel länger, da hat man dann auch keine Beratung mehr, keine Service und da stehen dann die meisten Leute vor einem Problem..."
Und kommen dann womöglich in das örtliche Elektrofachgeschäft, wo sie nicht gekauft haben, um sich beraten zu lassen:
"Das stimmt, es kommen viele dann in den Laden und wollen Beratung zu den im Internet gekauften Sachen, wo man dann auch nicht so gut weiterhelfen kann."
Oder will! Wie Elfriede Glober- Seniorchefin des gleichnamigen Elektrogeschäfts:
"Ja, das kommt vor, natürlich. Machen wir aber nicht."
Das Weihnachtsgeschäft im Laden ist bis zum vierten Advent nicht besonders gut gelaufen, sagt Elfriede Glober. Anders als der Servicebetrieb und die Reparaturen bei Elektrogeräten oder Waschmaschinen:
"Das Ladengeschäft läuft langsam, vielleicht kommt die letzten Tage noch was - aber das Handwerk, das läuft sehr gut."
Handwerkliche Arbeit geht noch gut
So ähnlich sieht das auch Susanne Welsch-Stegemann, die in ihrem Innenausstatter- Geschäft etwa Polster-Arbeiten oder Wandgestaltung mit Textilien anbietet. Alles, was mit Handwerk zu tun hat, geht im Weihnachtsgeschäft im Vergleich zu den Produkten noch gut, die komplett gefertigt im Internet zum bekommen sind:
"Gerade bei Geschenkartikeln auf jeden Fall. Da gucken die Leute, was kriege ich noch im Internet. Da brauche ich überhaupt nicht vor die Tür zu gehen, da kriege ich gerade geschickt, das Ganze. Aus meinem handwerklichen Bereich, was Gardinen, Dekorationen, Raumausstattung angeht, da ist es sehr, sehr gut. Das läuft sehr gut, das kann ich mir eben nicht so im Internet bestellen."
Doch auch bei Unterhaltungselektronik oder Fernsehgeräten bevorzugen manche Dieburger den Gang ins örtliche Fachgeschäft. Insbesondere die Älteren wie Hannelore und Friedrich Gückel. Erneut steht dabei der Service-Bedarf im Vordergrund:
- "Sie kriegen den Fernseher hingestellt, sie kriegen in angeschlossen, sie kriegen ihn eingerichtet, passt."
- "Gerade wenn man älter ist. Wir Menschen werden alle älter und wir können uns nicht mehr ins Auto setzen und wer weiß wie viele Kilometer fahren, wir sind auf die kleine Geschäfte angewiesen. Deswegen unterstütze ich die ortsansässigen Geschäfte, weil das in meine Augen ganz wichtig ist."
- "Die sind alle wichtig, jede Nische ist teilweise gefüllt, in Dieburg, finde ich. Wenn das ausstirbt, das wäre sehr, sehr schade!"