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Sicherheit im Eishockey
Was der verpflichtende Halsschutz in der DEL für den Sport bedeutet

Bald müssen Eishockeyspieler einen Halsschutz tragen. Ausgangspunkt ist der tragische Tod von Ex-DEL-Spieler Adam Johnson. Die Zustimmung zu dieser Maßnahme für mehr Sicherheit ist unter Profis groß. Auch im Amateurbereich soll der Halsschutz kommen.

Von Raphael Späth |
Eishockey-Profi Max Gildon (Adler Mannheim) trägt einen Halsschutz.
Einige Profis der Deutschen Eishockey Liga (DEL) tragen schon jetzt schon freiwillig einen Halsschutz – wie etwa Max Gildon von den Adlern Mannheim. Ab dem 1. Januar 2024 wird der Halsschutz Pflicht. (picture alliance / Eibner-Pressefoto / Eibner-Pressefoto / Michael Bermel)
"Unfälle passieren leider. Das sind Unfälle, die unvorhergesehen sind, die passieren auch in anderen Sportarten. Wichtig ist, dass wir jetzt schnell die richtigen Konsequenzen gezogen haben und jetzt versucht haben, das Risiko zu minimieren."
Jörg von Ameln ist Spielbetriebsleiter in der Deutschen Eishockey-Liga. Nach dem tragischen Tod des ehemaligen DEL-Spielers Adam Johnson hat sich die Liga innerhalb kürzester Zeit dazu entschieden, das Regelwerk anzupassen: Bisher war ein Halsschutz nur empfohlen, ab dem 1. Januar 2024 müssen alle Spieler auf dem Eis verpflichtend einen Halsschutz tragen.

Halsschutz steht Teams zum Jahresbeginn zur Verfügung

"Wir haben das sehr schnell mit den Sportlichen Leitern der Klubs, mit unserer Spielergewerkschaft – und unsere Ärztekommission war auch noch mit an Bord – abgestimmt und wir sind alle zu dem Ergebnis gekommen: ja, so schnell wie möglich. Dann haben wir Gespräche mit den Ausstattern geführt, wie schnell denn die Sachen kommen können. Und der 1.1. ist wirklich der sichere Termin, an dem dann alle Teams die Ausrüstung zur Verfügung haben."

Sicherheitsaspekt überwiegt für DEL-Profi Mebus

"Letztendlich ist es nichts anderes, als einen Rollkragenpullover zu tragen", sagt Oliver Mebus. Er spielt seit zehn Jahren in der DEL. Als Teil der Spielergewerkschaft war er einer derjenigen, die sich für eine Regeländerung ausgesprochen haben. Der Großteil der Profis trägt schon von sich aus seit Jahren schnittfeste Socken und Handgelenksschoner.
Beim Thema Halsschutz gebe es aber durchaus auch andere Sichtweisen, erklärt Mebus: "Natürlich gibt’s Meinungen, die sagen: Das schränkt mich in meiner Bewegung ein, ich muss mich daran gewöhnen, es schränkt mich ein. Andere sagen: Na klar, wir tragen den jetzt, gar kein Problem, wenn der uns noch eine höhere Sicherheit gibt, dann ziehen wir den ohne Probleme an."

Halsschutz im Jugendbereich schon lange Pflicht

Im Jugendbereich ist der Halsschutz in allen Altersklassen schon seit Jahren Pflicht. Bei den Senioren war es bis zuletzt jedem Spieler freigestellt, einen Halsschutz zu tragen. Da Schnittverletzungen am Hals im Eishockey extrem selten sind, war eine Regeländerung auch in der Kommission der Präventivmedizin der Deutschen Eishockey-Liga bis zuletzt kein Thema, erzählt Stephan Ehler, der als Teamarzt in Ingolstadt tätig ist. Er hält einen Halsschutz für extrem sinnvoll, auch wenn dadurch der Bewegungsradius eingeschränkt werden könnte.
Ehler betont: "Es ist bei jeder Schutzausrüstung so: Klar stört sie ein bisschen. Umso mehr ich mich schützen will, desto mehr bin ich natürlich im Prinzip auch eingeschränkt. Aber wenn alle den Halsschutz tragen, dann sind auch alle gleich 'eingeschränkt' und somit, denke ich, ist da immer eine Gleichheit da."

Vorbildfunktion: Mebus will als Profi vorangehen

Eishockey-Profi Mebus pflichtet ihm bei: "Letztendlich sind das alles Gewöhnungssachen. Wenn man den ein paar Mal trägt, dann denke ich ist das auch kein Problem und gewöhnt man sich auch sehr schnell daran."
Der Spieler der Düsseldorfer EG führt weiter aus: "Ich finde insbesondere, dass man das Rad da so ein bisschen weiterdrehen muss. Dass wir in der Rolle, in der wir als Profi-Sportler sind, natürlich auch eine gewisse Vorbildfunktion haben. Insbesondere für junge Athleten und Nachwuchsspieler, die natürlich sowieso verpflichtet sind, das Ding zu tragen. Wenn wir jetzt aber als erwachsene Spieler vorangehen und das Ding tragen, hat das eben auch einen positiven Effekt auf jüngere."

Auch DEB wird Halsschutz bei Erwachsenen einführen

Auch der Deutsche Eishockey-Bund (DEB) hat schon angekündigt, unabhängig von der Profi-Liga den Halsschutz verpflichtend in allen Erwachsenen-Ligen einführen zu wollen. "Und da ist die größte Frage: Ist es lieferbar? Ist es nicht lieferbar? Ab wann ist es lieferbar? Es wird kommen, aber dieses Datum muss man eben zusammen finden, dass es für alle passt", erzählt DEB-Sportdirektor Christian Künast.
Der DEB arbeite in dieser Frage auch mit dem internationalen Eishockey-Verband zusammen. Dessen Präsident Luc Tardif hatte im Rahmen des Deutschland Cups im Interview mit "MagentaSport" betont: "Wir werden sobald wie möglich etwas ändern, wollen das aber nicht überstürzen. Weil man auch einen wirklich guten Schutz braucht. Wir müssen also sicherstellen, dass der Schutz dabei auch garantiert ist."
DEB-Sportdirektor Künast rechnet damit, dass spätestens ab der kommenden Saison in allen deutschen Ligen auch im Erwachsenen-Bereich mit Halsschutz gespielt wird: "Wir arbeiten an diesen Dingen, wir arbeiten laufend mit allen Gremien zusammen. Und eine komplette, 100-prozentige Sicherheit gibt es in keiner Sportart. Aber wir sind, mit meiner festen Überzeugung, eine sehr sichere und eine Sportart, die auch immer weiter in diese Richtung arbeitet, in der es immer besser wird."