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Eishockey in Amerika
Frauen nicht vollwertig akzeptiert

Der deutsche Eishockeyspieler Leon Draisaitl gewann im Rahmen des Allstar-Games der amerikanischen Eishockeyliga NHL einen Wettbewerb im Passen. Im direkten Vergleich war eine Frau besser: Brianna Decker. Doch die 25.000 Dollar Preisgeld gingen trotzdem an Draisaitl. Diese Entscheidung sorgte in Amerika für Aufsehen.

Von Jürgen Kalwa |
    Brianna Deckergratuliert Kendall Coyne und Hilary Knight (21) zu einem Tor.
    Die Leistungen der Frauen werden nicht gleichwertig akzeptiert. (TT NEWS AGENCY)
    Der Umgangston, während des All-Star-Wochenendes der National Hockey League in Kalifornien vor zwei Wochen, hätte nicht freundlicher sein können. Man hatte vier der besten amerikanischen Eishockeyspielerinnen eingeladen und präsentierte sie vor den Schau-Wettkämpfen im Fernsehinterview des Liga-Kanals mit aufmunternden Worten: "Schaut sie euch an, Brianna Decker und Kendall Coyne. Wir sind jetzt schon total begeistert."
    Sie zeigten abends im direkten Vergleich jede Menge Können. Und zwar im direkten Vergleich mit den besten Männern. Kendall Coyne, ganze 1,57 Meter groß, beim Tempolauf einmal rund durch die Halle.
    Noch stärker: Brianna Decker. Ihre Zeit bei einer Art Zielschießen, das das Passspiel in einem richtigen Spiel simuliert, reichte für einen Spitzenplatz. Zumindest theoretisch. Denn die NHL drückte sich um die Anerkennung der Leistung und erklärte, sie sei nicht Teil des offiziellen Wettbewerbs gewesen und werde nicht gewertet.
    Eine alte, überhebliche Männerbastion
    So wurde der Kölner Leon Draisaitl, der bei den Edmonton Oilers spielt, zum Sieger ernannt und erhielt das Preisgeld von 25.000 Dollar. Die Entscheidung sorgte in Amerika für erhebliches Aufsehen. So dass ein paar Tage später eine Schlittschuhfirma einsprang, berichtete Decker: "CCM Hockey, a company that sponsors me, the last five years decided to step up and pay me the 25 000 dollar the NHL guys get if they do win the event. The unofficial time wasn’t posted, but someone said I was few seconds faster than Leon Draisaitl. But who knows."
    Decker erhielt dadurch ebenfalls eine Prämie von 25.000 Dollar. Trotzdem wirkt die Liga seitdem wie eine alte, überhebliche Männerbastion, in der man Frauen zwar nach außen hin mit Respekt behandelt, aber ihre Leistungen nicht als vollwertig akzeptiert. Das zieht sich durch den gesamten amerikanischen Mannschaftssport. Das beste Beispiel ist die 1996 gegründete Frauen-Basketballliga WNBA, die es nicht annähernd schafft, ihre Athletinnen fair zu belohnen.
    Ungleiche Bezahlung
    Es geht nicht einmal darum, Frauen dieselben Gehälter zu bezahlen wie den Männern, sondern sie in einem ähnlichen Umfang an den Einnahmen zu beteiligen. So schüttet die NBA, unter deren Dach die WNBA läuft, 50 Prozent der Einkünfte an ihre Spieler aus. Bei der WNBA sind es nach Schätzungen des Wirtschaftswissenschaftlers David Berri von der Universität Southern Utah, eines Kenners der Materie, gerade mal 20 Prozent:
    "Das heißt, sie bekommen weniger als man ihnen bezahlen sollte. Der Betrag, um dieses Problem vom Tisch zu bekommen, ist übrigens gar nicht groß. Wir reden von insgesamt 20 bis 30 Millionen Dollar pro Jahr. Eine Summe, die der eine oder andere ziemlich mittelmäßige Mann in der NBA verdient."
    Das Durchschnittsgehalt in der WNBA liegt bei weniger als 100.000 Dollar brutto. Eines der Probleme der WNBA wurde allerdings bereits bei der Gründung installiert. Die Saison ist kurz und auf die NBA-freie Zeit im Sommer und Frühherbst beschränkt. Dadurch wird ein wichtiger Zugang zu besseren Einspielergebnissen von vornherein künstlich abgehackt. Das Resultat? Die Besten wechseln im Winter zu Klubs in Europa und Asien und fühlen sich anschließend geschlaucht.
    Notfalls eine Vebesserung erstreiten
    Das hat Konsequenzen, auch für die Liga, erklärte Professor Berri dem Deutschlandfunk: "Wo lässt man seine besten Spieler zwischendurch woanders hingehen und das Risiko eingehen, sich zu verletzen? Deshalb gibt es immer mehr Basketballerinnen, die im Sommer lieber pausieren, als in der WNBA zu spielen. Und das schadet der Liga und der Marke WNBA, wenn die Toptalente nicht mitmachen."
    Einen Grund für das Dilemma sieht Berri im fehlenden Interesse der Klubbesitzer an den Frauenteams. Ein anderer: Die Aktiven haben es bislang versäumt, für eine Verbesserung zu kämpfen. Männern blieb früher auch nichts anderes übrig:
    "Baseball-Profis in den sechziger und siebziger Jahren haben sich zusammengeschlossen und mit Streiks gedroht. Anders erreicht man keine Veränderungen. Du musst in der Lage sein, notfalls die Arbeit zu verweigern, um bessere Bedingungen auszuhandeln. Und wir sehen auch, dass das passiert. Zum Beispiel im Frauen-Fußball in Australien und in den Vereinigten Staaten im."
    Und auch die Eishockey-Frauen in den USA haben 2017 bereits gezeigt, dass sie sich nicht mehr alles gefallen lassen. Damals boykottierten sie solange die WM im eigenen Land, bis der Verband ein Einsehen hatte.