Wer die Villagio Shopping Mall unweit des großen Aspire Komplexes in Doha betritt, der guckt erst einmal verdutzt. Kein orientalischer Schick aus 1001 Nacht, sondern ein Nachbau der Sehenswürdigkeiten Venedigs begegnet den Einkaufskunden. Die Shops sehen aus wie die venezianischen Häuser am Markusplatz, an der Decke strahlt der italienische Himmel freundlich blau und einen nachgebauten Canale Grande, auf dem die Gondoliere mit den stilechten schwarzen Booten schippern, gibt es auch. Doch dass die Kataris eine europäische Stadt als Fantasiewelt in der Wüste nachbauen verwundert nicht wirklich. Die eigentliche Attraktion im Villagio ist vielmehr eine Eisfläche. Umgeben von zahlreichen Imbissbuden und einem Indoor-Freizeitpark mit Achterbahn und Fahrgeschäften liegt sie auf einmal vor einem. Offizielle Olympische Maße, ein paar Zuschauerplätze und Eishockey-Tore. Alles ist da. Am Rand der Eisfläche sitzt Mohammed Al-Amer. Der junge Katari ist frisch geduscht. Sein weißer Umhang – der Dishdasha – ist blütenweiß. Mohammed hat gerade sein Eishockeytraining beendet. Der 20-Jährige ist Kapitän der katarischen Eishockeynationalmannschaft. Einem wahrhaft untypischen Sport in dem Wüstenstaat, mit dem er nur durch Zufall in Kontakt kam.
„Zu allererst habe ich einen Sportfilm gesehen, indem es um Eishockey geht. Der hieß ‚Die Mighty Ducks‘. Mit dem Film und den Zeichentrickserien bin ich aufgewachsen und so bin ich erst einmal mit meinen Freunden jedes Wochenende Schlittschuh gelaufen. Und irgendwann habe ich zu meinen Freunde dann gesagt, hey, warum gründen wir nicht einfach unser eigenes Team.“
Auch wenn man es kaum glauben mag, aber Eishockey in Katar kann schon auf ein paar Jahre Tradition verweisen. Seit 2003 gibt es eine heimische Eishockey-Liga in der vor allem Exil-Kanadier spielen, die in Doha arbeiten, aber auf ihren geliebten Sport nicht verzichten wollten. Seit 2012 ist auch das katarische Eishockeynationalteam in der Liga integriert. Hier firmieren sie unter dem Namen „Qatar Oryx“, spielen aber in der Division B, wo das Niveau noch nicht zu hoch ist.
Über die Entwicklung des Eishockeys in Katar wacht Jonathan Galang. Er ist philippinischer Abstammung, aber in Kanada aufgewachsen. Seit gut einem halben Jahr ist er in Doha tätig. Zuvor war er schon in Indonesien und auf den Philippinen auf Eishockey-Mission. Er sei sehr zufrieden sagt er, aber eins macht ihm zu schaffen.
Über die Entwicklung des Eishockeys in Katar wacht Jonathan Galang. Er ist philippinischer Abstammung, aber in Kanada aufgewachsen. Seit gut einem halben Jahr ist er in Doha tätig. Zuvor war er schon in Indonesien und auf den Philippinen auf Eishockey-Mission. Er sei sehr zufrieden sagt er, aber eins macht ihm zu schaffen.
„Das schwierigste zurzeit ist die Rekrutierung von neuen Spielern. Wir konkurrieren mit Fußball, weil jedes Kind will Fußball spielen.“
Insgesamt gibt es ca. 150-200 Eishockey-Spieler in Katar. Doch nur gut 20-30 einheimische Kataris, die sich in Helm und voller Montur auf das Eis trauen. Mohammed Al-Amer muss deshalb noch ziemlich viel Überzeugungsarbeit leisten.
„Ich muss den Menschen und den Familien in Doha beibringen, dass Eishockey kein brutaler Sport ist. Es ist ein harter, aber kein unfairer Sport. Ja, es gibt Bodychecks und Körperkontakt, aber wir haben ja auch eine komplette Ausrüstung. Wir sind von Kopf bis zum Fuß geschützt.“
Neben der fehlenden Verbreitung des Sports in Katar, ist die begrenzte Eiszeit ein Problem für die Aktiven. Die Eisfläche im Villagio Einkaufszentrum ist das einzige Spielfeld in ganz Katar, welches über die Original-Eishockeymaße verfügt. So müssen sich Mohammed & Co. die Fläche mit Eiskunstläufern, Schlittschuhläufern und kleinen Kindern teilen, die ihrem ersten Schritte auf dem Eis machen. Doch Nationaltrainer Jonathan Galang will sich nicht allzu sehr beschweren.
„Wir müssen dankbar sein, dass es hier überhaupt Eis gibt. Ich meine, wir spielen hier in der Wüste. Das ist natürlich verrückt, aber es ist einfach großartig.“
Demnächst will der Trainer, dass seine Mannschaft im Challenge Cup of Asia teilnimmt. Einem internationale Turnier, in dem asiatische Eishockeynationen internationale Erfahrung sammeln können, um sich weiter zu entwickeln. In der unteren Division spielen Nationalmannschaften wie Indien, Macau oder Singapur.
In Katar wird zurzeit enorm viel Geld in verschiedene Sportarten gesteckt, um das Land bekannter zu machen und sich vor allem auch als Veranstalter von Sportgroßereignissen einen Namen zu machen. So fand im März zum zweiten Mal ein großes Reitsportturnier in Doha statt, bei dem der komplette Transport der Pferde von den Kataris übernommen wurde. Ob Leichtathletik, Radsport oder Tennis momentan versucht der Wüstenstaat fast jede Sportveranstaltung ins Land zu holen. Auch der katarische Eishockeysport könnte von dieser Entwicklung profitieren. Spätestens 2015 wenn die Handball-WM 2015 im Emirat steigt. Eine der Spielstätten, die Al-Sadd-Arena, soll nach der WM mit einer Eisfläche ausgestattet werden. Neben Eishockey, soll dann auch Eiskunstlauf, Eisschnelllauf und sogar Curling trainiert werden. Es könnte der Startschuss für den Wintersport im Katar sein und das Ende vom Training in der Villagio Shopping Mall.