Dabei stellt sich die Frage, welche Konsequenzen eine erfolgreiche Klage für den Profi- , aber auch den Amateursport haben könnte.
Könnten Fouls künftig vor Gericht wie eine Körperverletzung bewertet werden? So tragisch der Unfall ist, der Düsseldorfer Fachanwalt für Sportrecht, Paul Lambertz, glaubt nicht, dass der Klage von Mike Glemser stattgegeben wird. Entscheidend sei das Foulspiel und nicht die Schwere der Verletzung.
Haftung nur dann, wenn Regeln grob übertreten werden
Im Sport gebe es Regeln, die bestimmte Körperkontakte und -bewegungen gerade noch als zulässig erachten und manche, die diese überschreiten, sagte Lambertz gegenüber dem Deutschlandfunk. "Als Faustregel kann man sagen: Alles, was eine rote Karte ist, also eine grobe Überschreitung der Spielregeln, da ist eine Haftung denkbar. Alles was unter rot ist, da wird es verdammt schwierig", sagte Lambertz, der sich seit vielen Jahren mit Fragen der Haftung im Sport beschäftigt.
Mike Glemser ist vom Hals abwärts gelähmt
Rückblick: Es war der 3. Februar 2023, der das Leben von Mike Glemser veränderte. Der Eishockey-Profi der Starbulls Rosenheim krachte damals nach einem Foul von Jan Niklas Pietsch vom SC Riessersee Kopf voraus in die Bande. Glemser brach sich zwei Halswirbel. Er lag zehn Tage im Koma und kann seitdem Arme und Beine nicht mehr bewegen, ist vom Hals abwärts gelähmt. Die Anteilnahme war groß. Verein und Familie riefen zu Spenden auf.
Fouls gehören im Sport mit dazu
Wer Eishockey oder Fußball spielt, sei sich bewusst, dass er gefoult werden könne, sagt Paul Lambertz dem Dlf. Der Sportrechtler spricht in diesem Zusammenhang von einer "Einwilligung, die man gibt" und mit der bestimmte körperliche Beeinträchtigungen abgedeckt seien.
"Wenn wir dieses rechtliche Konstrukt nicht hätten, dann müsste man ja befürchten, jedes Mal in Haftungsanspruch genommen zu werden, wenn ich irgendjemanden verletze beim Sport", so Lambertz.
Sinneswandel bei Mike Glemser
Glemser selbst hatte kurz nach dem Unfall erklärt, Pietsch trage seines Erachtens keine Schuld und dass der Check ein normaler Bestandteil des Sports sei. Er habe seinen Gegenspieler zunächst schützen wollen, "um ihn vor der Öffentlichkeit zu schützen", schrieb er nun in einem Statement auf Instagram. Seit dem Unfall habe dieser sich aber nie bei ihm gemeldet.
650.000 Euro Schmerzengeld gefordert
Rund eineinhalb Jahre später hat der ehemalige Eishockeyprofi Klage beim Landgericht München II eingereicht. Die Forderung beläuft sich auf insgesamt 822.000 Euro, die aus Schmerzensgeld (650.000 Euro) und einem Feststellungs-Antrag besteht.
"Mir wurde schnell nach dem Unfall dazu geraten, die Haftpflichtversicherung des Schädigers einzuschalten, um die sehr hohen Kosten, die ein Leben lang durch den Unfall entstehen, zu minimieren", begründet Glemser seinen Schritt.
Ob es zum Verfahren kommt, werden die Richter Ende September entscheiden. Gegenspieler Jan Niklas Pietsch hat beantragt, dass die Klage abgewiesen wird. Falls die Richter aber der Klage zustimmen sollten, darf man gespannt sein, ob sie am Ende der Beweisaufnahme zu dem Ergebnis kommen, dass es eine große Übertretung der Regeln war und ein Haftungsanspruch besteht.
Spiel wird sich nicht gravierend verändern
Jurist Paul Lambertz hält dies eher für unwahrscheinlich. Sollten die Richter dennoch zugunsten Glemsers entscheiden, kann er sich vorstellen, "dass der ein oder andere Eishockeyspieler dann überlegt, wie er reingeht. Vielleicht werden dann auch die Regeln vom Eishockeyverband angepasst und man sagt, bestimmte Checks sind nicht mehr erlaubt", sagte Lambertz und erinnert an den tragischen Tod des einstigen DEL-Spielers Adam Johnson. Damals führte der Eishockey-Weltverband eine Halsschutz-Pflicht ein.