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Eishockey
Slowakische Eishockey-Legende in Hall of Fame

Er war ein Symbol im internationalen Sport und trotzdem dauerte es mehrere Jahrzehnte. Nun hat die Eishockey Hall of Fame in Toronto beschlossen, den Slowaken Václav Nedomanský, einen der großartigsten Spieler aller Zeiten, in die Ruhmeshalle aufzunehmen.

Von Jürgen Kalwa |
Der tschechische Eishockeyspieler Vaclav Nedomansky bei den Olympischen Winterspiele 1972 in Sapporo
Der tschechische Eishockeyspieler Vaclav Nedomansky bei den Olympischen Winterspiele 1972 in Sapporo (imago sportfotodienst)
Die Liste seiner Leistungen ist lang und beeindruckend. Wozu nicht nur gehört, dass er der erste Eishockeyspieler aus Europa war, der auf der kleineren Eisfläche in Nordamerika glänzte und jede Menge Tore schoss. Kein Spieler symbolisierte damals die hohe Schule eines technisch gepflegten Umgangs mit dem Puck besser als er.
Die Eishockey Hall of Fame in Toronto 
Die Eishockey Hall of Fame in Toronto (www.imago-images.de)
Václav Nedomanský: ein riesengroßer Typ mit einer extrem gekrümmten Kelle am Ende eines langen Schlägers, der bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften einen großen Teil dazu beitrug, dass die Tschechoslowakei gegen die dominierende sowjetische Eishockey-Maschine so etwas wie eine Chance hatte.
Symbolfigur im internationalen Sport
Nedomanský war eine Symbolfigur im internationalen Sport, aber auch für die damaligen politischen Verhältnisse. Kein Dissident, aber ein Mensch, der bei der ersten WM nach der militärischen Zerschlagung des Prager Frühlings auf dem Eis seine Emotionen auslebte. Damals riss er riss beim aufgeheizten Vorrunden-Sieg seiner Mannschaft nach dem ersten Tor das Gestänge der UdSSR aus der Verankerung.
Der erste politische Eishockey-Flüchtling des Kalten Krieges
Ein Geist, der sich erneut zeigte, als er sich 1974 mit Frau und Kind über die Schweiz nach Kanada absetzte. Der erste politische Eishockey-Flüchtling des Kalten Krieges. Ein Torjäger, der auch in Nordamerika unter anderem bei den Detroit Red Wings die Verteidiger nach Belieben ausspielte. Es dauerte allerdings Jahrzehnte, ehe er mit inzwischen 75 in seiner zweiten Heimat offiziell als echte Ausnahmeerscheinung gewürdigt wurde.
"Ich wollte nur meinen Lebensunterhalt verdienen"
Nun also reiht ihn in Toronto ansässige Eishockey Hall of Fame endlich in die Galerie von über 400 historisch herausragenden Figuren der Sportart ein.
Bei der offiziellen Ehrung heute abend werden parallel auch andere Spieler gefeiert. Aber "Big Ned" so sein Spitzname, dürfte einmal mehr die anderen überragen. So wie einst auf dem Eis. Diesmal mit Zurückhaltung. "Ich habe vor 50 Jahren nicht auf so etwas spekuliert", sagte er vor ein paar Wochen über die Auszeichnung. "Ich wollte nur meinen Lebensunterhalt verdienen und mit meiner Familie in Freiheit leben."