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Eishockey-Torwart Greiss
Nationalmannschafts-Aus wegen rechten Posts

Der deutsche NHL-Eishockey-Torwart Thomas Greiss hat mit einem Social-Media Post erneut rechtes Gedankengut erkennen lassen. Der Deutsche Eishockey-Bund zieht Konsequenzen: Für die WM in Lettland wird Greiss nicht nominiert – und auch in der weiteren Zukunft nicht mehr.

Von Mathias von Lieben |
Deutschlands Torwart Thomas Greiss beim 1. WM-Spiel USA - Deutschland, Vorrunde, in Köln
Thomas Greiss wird nicht mehr für die deutsche Nationalmannschaft spielen (picture alliance / Marius Becker/dpa)
Auf den ersten Blick sieht der Instagram-Feed von Thomas Greiss recht unverfänglich aus. Mal postet der deutsche Eishockeytorwart in Diensten von NHL-Team Detroit Red Wings Bilder von sich und Ehefrau Brittany beim Workout, mal von Hunden oder Pferden – und natürlich vom Eishockey.
Am 17. Februar allerdings hatte Greiss zum Tod von Rush Limbaugh inklusive eines Fotos kondoliert. Pikant. Denn: Limbaugh war ein höchst umstrittener, rechtskonservativer US-Radiotalker und bekennender Trump-Fan, der sich regelmäßig rassistisch, frauenfeindlich sowie homo- und transphob geäußert und Verschwörungstheorien genährt hat.

Keine Einladung mehr unter der aktuellen sportlichen Leitung

Nicht das erste Mal, dass Greiss auf Instagram Zustimmung zu rechten Posts äußerte: 2017 hatte er unter anderem einen Vergleich der früheren Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton mit Adolf Hitler geliked. Damals hatte er sich auf Druck von DOSB und Deutschem Eishockey Bund dafür entschuldigt.
Torhüter Thomas Greiss ist im WM-Viertelfinale
Thomas Greiss im deutschen Trikot (2016) (picture alliance/dpa/Artyom Korotayev/TASS )
Sein jüngster Kondolenz-Post war für den DEB nun aber ein Fehltritt zu viel. Gestern teilte der seit Herbst 2020 erst interimistische und seit April hauptamtliche Sportdirektor Christian Künast dem Fachblatt "Eishockey News" mit: Greiss, zuletzt bei der Heim-WM 2017 im Tor der Nationalmannschaft, werde unter der aktuellen sportlichen Leitung keine Einladung mehr erhalten. Nicht für die WM in Lettland Ende Mai – und auch nicht darüber hinaus. Gegenüber dem Deutschlandfunk begründet Künast dies mit den in der Verbandssatzung festgeschriebenen Werten:
"Das ist einfach ein Kodex, dem sich jeder Spieler, jeder Betreuer und jeder Verantwortliche verschreibt, der für den DEB arbeitet. Und ich bin überzeugt davon, dass wir uns im Moment zu seiner Einstellung zu unseren Werten nicht zu 100 Prozent sicher sein können. Von daher ist für uns die Nominierung im Moment kein Thema."

Weltoffenheit, Toleranz und Integration durch Sport

In der Satzung des DEB werden unter Punkt 2 Werte genannt, die durch den Eishockeysport vermittelt und von seinen Mitgliedern gepflegt werden sollen. Dazu gehören laut Künast auch Werte wie Weltoffenheit, Toleranz und Integration durch Sport:
"Und wenn wir uns da nicht sicher sein können, dann muss man vielleicht auch mal so entscheiden. Also wir beschneiden und zensieren niemanden. Absolut nicht. Und jeder darf seine Meinung frei äußern. Aber ob wir jemanden einladen oder nicht, das ist dann unsere Sache."

Entscheidung des Verbandes

Der DEB hatte sich wegen der Causa Greiss zunächst an den DOSB gewendet und eine Anfrage an die Ethik-Kommission gestellt. Diese Anfragen seien aber zu keinem Ergebnis gekommen. Hinter der jetzigen Entscheidung für eine Nicht-Nominierung, so Künast, stehe aber nun der gesamte Verband.
Nationaltrainer Toni Söderholm habe mit Thomas Greiss über die Entscheidung gesprochen. Wie er reagiert hat? Darüber wollte Künast keine Auskunft erteilen. Der Deutschlandfunk konnte Greiss bis zu Beginn dieser Sendung nicht für eine Stellungnahme erreichen. In der NHL ist Thomas Greiss jedenfalls in Top-Form und gerade zum "First Star" der Woche gekürt worden. Seine Karriere im DEB-Trikot dürfte nach 30 Länderspielen nun aber endgültig beendet sein.