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Eishockey-WM
"Ich denke nicht, dass Sportler Vorbildfunktion haben sollten"

Die Aussagen des deutschen Eishockey-Nationaltorwarts Thomas Greiss sorgten in den letzten Tagen für viele Diskussionen. Professor Hans Ulrich Gumbrecht von der Stanford University sieht das Verhalten des NHL-Goalies kritisch, bemängelt aber generell eine Verrohung der Sitten in Auseinandersetzungen.

Professor Hans Ulrich Gumbrecht im Gespräch mit Philipp May |
    Torhüter Thomas Greiss ist im WM-Viertelfinale
    Er sorgte für Aufregung nicht nur in den sozialen Medien: Deutschlands Eishockey-Torwart Thomas Greiss. (picture alliance/dpa/Artyom Korotayev/TASS )
    Professor Gumprecht haben die Aussagen des deutschen Nationaltorwarts enttäuscht: "Mich haben diese Statements dieser Art sehr geärgert. Ich habe als amerikanischer Staatsbürger gedacht - so weit soll es bei uns nicht gehen." Man müsse allerdings auch differenzieren: "Aus deutscher Perspektive ist es anders als aus amerikanischer Perspektive. Der Vergleich mit Hitler, zu sagen so schlimm ist Hillary Clinton, ist wirklich überzogen. Natürlich ist in Deutschland bis heute mit einer solchen Anspielung auf Hitler eine Grenze überschritten."
    "Ich finde die Extreme und den Ton schärfer"
    Hans Ulrich Gumprecht sieht die Rolle, die Sportler heute ausfüllen sollen, kritisch: "Ich denke nicht, dass Sportler Vorbildfunktion haben sollten. Ich frag mich jetzt nicht danach was Fussballspieler oder Footballspieler denken, aber da ist eine gewisse Leitfunktion, die ihnen zugemutet wird. Und da gibt es für sie in verschiedenen nationalen Kontexten verschiedene Grenzen."
    Gumprecht beobachtet einen generellen Trend in der gesellschaftlichen Auseinandersetzung, die ihm nicht gefällt: "Ich muss sagen, selbst wenn ich die Kommentare der deutschen Medien für eine so harmlose Wahl wie die morgen anstehenden nordrhein-westfälischen Landtagswahlen ansehe, mag ich nicht den Ton. Ich finde die Extreme und den Ton schärfer als früher."