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Eishockey-WM in Finnland
"Man braucht mehr Aufmerksamkeit für die Frauen"

In Finnland findet derzeit die Weltmeisterschaft der Eishockey-Frauen statt. In Deutschland nimmt davon kaum jemand Notiz, bedauert Bundestrainer Christian Künast. Er sagte im Dlf, der Sport müsse attraktiver und professioneller werden, damit sich junge Spielerinnen für eine Profi-Karriere entschieden.

Christian Künast im Gespräch mit Jessica Sturmberg |
Die Eishockey-Nationalspielerinnen Laura Kluge, Andrea Lanzl, Emily Nix und Julia Zorn mit Bundestrainer Christian Künast beim Spiel Deutschland gegen Frankreich am 30. März 2019
Die Eishockey-Nationalspielerinnen Laura Kluge, Andrea Lanzl, Emily Nix und Julia Zorn mit Bundestrainer Christian Künast (imago/Nordphoto)
Christian Künast hat sein Amt Anfang des Jahres angetreten. Sein Ziel: "Ich will Frauen-Eishockey nach vorne bringen." Dazu gehöre es, den Sport für die Spielerinnen attraktiver zu machen und ihnen eine Perspektive geben zu können. Dazu müsse das System professionalisiert werden und auch das Training angepasst werden. Zudem wolle er das Team verjüngen, so Künast.
Im Vergleich zu den USA oder Kanada, wo der Sport einen viel höheren Stellenwert habe, stehe man in Deutschland "auf verlorenem Posten". Spielerinnen in anderen Ländern seien Profis, die nichts anderes machten, während viele der deutschen Spielerinnen neben dem Sport noch einen 40-Stunden-Job hätten. "Dafür sind wir schon sehr gut, aber es ist noch Luft nach oben", sagte Künast.
Nötig dafür sei aber eben auch eine verstärkte mediale Aufmerksamkeit für den Sport. In Finnland und Schweden seien etwa die Spiele der jeweiligen Nationalmannschaften zur Primetime im Fernsehen ausgestrahlt worden. "Bei uns nimmt niemand Notiz davon".
Ungewöhnliches Spielsystem bei der WM
Sportlich hätte seine Mannschaft gute Chancen bei dem Turnier, sagte Künast. Zwar müsse man in der Gruppe B hart kämpfen - denn nur die ersten drei von fünf kommen weiter. Aber seine Mannschaft war schon gegen Mannschaften wie Japan und Schweden erfolgreich, die beide in der Weltrangliste vor dem deutschen Team stehen. "Es ist wichtig, solche Spiele zu gewinnen."
Das Spielsystem bei der WM ist ungewöhnlich: Die Teams sind in zwei Gruppen aufgeteilt. In der Gruppe A befinden sich die fünf ersten der Weltrangliste - aus dieser Gruppe kommen alle Mannschaften in die nächste Runde. In Gruppe B sind die Plätze sechs bis zehn der Weltrangliste, hier kommen nur die ersten drei weiter. Künast vermutet, dass man so Spielen zwischen etwa dem Weltranglistenersten und dem -zehnten verhindern wolle, bei denen es dann sehr extreme Ergebnisse geben würde.
Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.