Eiskunstlaufen
Hase/Volodin: Warten auf den deutschen Pass

Bei der Eiskunstlauf-EM in Tallinn/Estland holte das deutsche Paar Minerva Hase und Nikita Volodin Gold. Volodin hat allerdings einen russischen Pass. Das könnte für die Olympiateilnahme der Beiden zu einer Herausforderung werden.

Minerva Hase im Gespräch mit Astrid Rawohl |
Minerva Fabienne Hase (re.) und Nikita Volodin aus Deutschland posieren während der Siegerehrung bei den ISU-Europameisterschaften im Eiskunstlauf 2025 in Tallinn mit ihrer Goldmedaille.
Das Gold von Minerva Hase (r) und Nikita Wolodin im Paarlaufen war bei der Eiskunstlauf-EM in Tallinn der Lichtblick. (dpa / picture alliance / Sergei Stepanov)
Minerva Hase und Nikita Volodin haben sich bei der Eiskunstlauf-EM in Tallinn mit einer Leistungssteigerung gegen Ende der Kür gegen die Italiener Conti/Macii durchgesetzt. Die Italiener hatten als vorletztes Paar eine fast fehlerfreie Kür gezeigt. Aber mit der fulminanten Ausführung von technischen Höchstschwierigkeiten am Ende setzte sich das deutsche Paar mit fast sechs Punkten Vorsprung mit 212,48 Zählern durch.
Im Deutschlandfunk nannte Hase die Faktoren für den gemeinsamen Erfolg: "Wir holen uns die Sicherheit, indem wir so hart wie möglich trainieren, unter jeglichen Bedingungen. Damit dann, wenn der Druck mit dazukommt, der Körper übernehmen kann und wir im Kopf nicht mehr allzu viel denken müssen."

Nikita Volodin: Ein Partner zum Vertrauen

Das Duo sorgte mit dem Titel in der estnischen Hauptstadt für den größten Erfolg der Deutschen Eislauf-Union seit knapp sieben Jahren, als Aljona Savchenko und Bruno Massot Olympiasieger und auch noch Weltmeister wurden. Zum bis dato letzten Mal Gold für Deutschland bei einer EM holten Aljona Savchenko und Robin Szolkowy 2011.
Nikita Volodin, der russische Partner von Minerva Hase, hatte erst im Oktober 2022 das gemeinsame Training mit der 25jährigen Berlinerin begonnen. Mit der Starterlaubnis durch die Internationale Eislaufunion nach der Freigabe aus Russland repräsentiert das Paar seit der Saison 2023/24 in internationalen Wettbewerben Deutschland.
Hase lobte ihren Partner in den höchsten Tönen. "Er hat einfach eine sehr, sehr gute Ausbildung genossen als Paarläufer. Er ist einfach ein sehr technisch gefestigter Partner, was natürlich von Anfang an mir direkt das Gefühl gegeben hat, er weiß, wie er mit einer Partnerin umzugehen hat, wie man mich quasi auch retten kann, weil es mal was daneben geht. Und von Tag eins hieß es, ich stehe an erster Stelle, wenn was daneben geht, danach kommt er. Und das hat dann natürlich das Vertrauen relativ schnell gesteigert."

Hinter der Einbürgerung von Volodin stehen noch Fragezeichen

Als nächstes großes Ziel stehen für die Beiden die Weltmeisterschaften im März in Boston/USA an und im nächsten Winter die Olympischen Winterspiele 2026 in Mailand und Cortina d’Ampezzo. Dafür bedarf es aber noch der Einbürgerung von Volodin und das dürfte die viel größere Hürde werden, als die sportliche Qualifikation. "Wir versuchen einfach alles Mögliche zu tun, damit es klappt. Sei es jetzt Nikita zu unterstützen, mehr Deutsch zu reden im Alltag auch, als auch Phasen zu finden, wo er halt auch seine Deutschstunden nehmen kann."
Bei den Winterspielen 2026 konnten russische und belarussische Athleten, die bis dato wegen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine noch suspendiert sind, wieder mit dabei sein. Für die Olympiaqualifikation hat die internationale Eislaufunion diese AthletInnen bereits wieder zugelassen. Minerva Hase ist etwas unentschlossen, was sie davon halten soll: "Dadurch, dass ich mit einem russischen Läufer zusammenlaufe, kann ich jetzt nicht per se sagen, es ist schlecht oder finde ich nicht gut. Der Sport soll ja eigentlich dazu da sein, nicht politisch zu denken. an hat eine Liebe für diesen Sport und das möchte man aufs Eis bringen."

Russische Teilnahme für die Qualität der Wettkämpfe förderlich

Für die Qualität und das Niveau der Wettkämpfe wäre eine Teilnahme der russischen Athleten auf jeden Fall förderlich, sagt Hase. "Russland ist im Eiskunstlauf ein sehr starkes Land mit sehr vielen guten Läufern, die auch international angesehen sind. Und ich glaube, dass dann dadurch auch der Titelkampf wahrscheinlich noch ein Stück interessanter werden könnte für Zuschauer."
Eine Teilnahme der russischen Sportler sei deswegen im Eiskunstlauf "per se nicht schlecht oder per se nicht gut", sagte Hase. "Es ist irgendwas dazwischen", sagte sie im Deutschlandfunk.