Grönland
Eisschild schmilzt jedes Jahr um fast 200 Kubikkilometer

Der Grönländische Eisschild ist von September 2010 bis August 2022 um jährlich durchschnittlich 196 Kubikkilometer geschrumpft. Das zeigen neue Messungen. Das Grönländische Inlandeis ist - nach dem antarktischen Eisschild - die zweitgrößte ausgedehnte Vergletscherung der Erde.

    Zu sehen ist eine Luftaufnahme des Grönländischen Eisschilds aus dem Jahr 2014.
    In den vergangenen Jahren ist der Grönländische Eisschild geschrumpft - hier eine Aufnahme von 2014. (imago / Westend61)
    Ein Forschungsteam der englischen Universität Leeds stellte seine Erkenntnise im Fachjournal "Geophysical Research Letters" vor. Demnach ergibt die jährliche Schmelzmenge für den gesamten Untersuchungszeitraum einen Volumenverlust um 2.352 Kubikkilometer. Das entspricht fast der Wassermenge des größten Sees auf dem afrikanischen Kontinent, des Victoriasees. Ein vollständiges Abschmelzen würde nach Angaben der Europäischen Weltraumorganisation ESA den Meeresspiegel um rund sieben Meter steigen lassen.

    Größere Abschmelzung im Randbereich

    Die Forscher ermittelten aus den Messdaten für die Jahre 2018 bis 2022 eine durchschnittliche Verringerung der Eishöhe um 11,6 Zentimeter pro Jahr über den gesamten Eisschild. Die Abschmelzung war aber sehr ungleich verteilt: Im großen Innenbereich waren es nur 6,3 Zentimeter, in den Randbereichen 54,3 Zentimeter, also rund neunmal so viel.
    Die Wissenschaftler werteten für ihre Erkenntnisse erstmals Höhenmessungen der Satellitenmissionen CryoSat-2 der ESA sowie ICESat-2 der US-Weltraumbehörde NASA vergleichend aus. CryoSat-2 misst die Höhe des Eises mit Radar, ICE-Sat-2 dagegen per Laser. Beide Verfahren bergen Ungenauigkeiten, deshalb gibt es seit 2018 parallele Messungen. Den Forschenden zufolge lieferten die beiden Verfahren dennoch weitgehend übereinstimmende Ergebnisse.
    Diese Nachricht wurde am 25.12.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.