"Vor allem ist er der Mann an Claudia Pechsteins Seite, das füllt ihn auch im Wesentlichen aus", erklärt ARD-Eisschnelllaufexperte Holger Gerska im Dlf. So habe man Matthias Große in den vergangenen zehn Jahren erlebt.
Große gelte als erfolgreicher, aber beinharter Unternehmer. Rein menschlich bewerteten ihn sehr viele als cholerisch, einschüchternd, aggressiv. "Auf jeden Fall aber ist er kompromisslos, vor allem, wenn es um Claudia Pechsteins Belange geht", sagte Gerska, der diesen Eindruck aus eigenem Erleben teilt. Große habe es geschafft, auf die Liste der unerwünschten Personen im Deutschen Bundestag zu kommen – "nachdem er mal sehr einschüchternd aufgetreten ist gegenüber einigen Abgeordneten, auch gegenüber der Sportausschuss-Vorsitzenden Dagmar Freitag."
Andauernder Streit im Verband
Immer wieder gibt es im Verband Querelen, etwa, wenn es um die fünfmalige Olympiasiegerin Claudia Pechstein geht. Pechstein trainiert aktuell mit der polnischen Mannschaft und äußerte wiederholt Kritik an der sportlichen Leitung der DESG. Zuletzt sorgte ein in der Bildzeitung veröffentlichter Brief von Bundestrainer Erik Bouwman mit drastischer Wortwahl über die 48-Jährige für einen offen ausgetragenen Streit. Pechstein und ihr Lebensgefährte träten auch verbandspolitisch als Einheit auf, bestätigte Holger Gerska: "Das merkt man allein daran, dass beide voneinander immer in der Wir-Form sprechen." Dies sei auch bezüglich der aktuellen DESG-Krise der Fall. Claudia Pechstein betreibe aktiv Wahlkampf für ihren Lebensgefährten.
Große will Finanzprobleme des Verbandes lösen
Matthias Große verspricht im Falle seiner Wahl, Sponsoren für die finanziell gebeutelte DESG mitzubringen. Auf die Frage, ob man sich im Verband angesichts der Lage einem solchen Angebot entziehen könne, antwortete Holger Gerska: Der Unternehmer verspreche, genau den Betrag aufzubringen, der in der DESG gerade fehle. Die Haltung der Landesverbände sieht Gerska hier als entscheidend an. "Nur dürfte klar sein: Wer Matthias Große wählt, bekommt eben das Duo Pechstein-Große. Und ob dessen Stärke dann darin besteht, den Verband zu einen, Kompromisse zu finden, Gräben zuzuschütten, das Kriegsbeil zu begraben – da bin ich doch sehr, sehr skeptisch." Claudia Pechstein habe bisher – zumindest im Sportlichen - für das Gegenteil gestanden, so der ARD-Experte.
Es gebe Gerüchte über einen Gegenkandidaten, öffentlich als solcher aufgetreten ist aber noch niemand. Ob die außerordentliche Mitgliederversammlung und damit die Wahl wie geplant am 28. März stattfinden könne, sei aktuell wegen der Corona-Krise ohnehin fraglich, so Holger Gerska.