Hintergrund des Streits ist die stark steigende Zahl der Kirchenasyle. Gegenwärtig gibt es mindestens 200 Fälle mit 359 Personen, darunter 109 Kinder. Beim Kirchenasyl handelt es sich um eine befristete Aufnahme von Flüchtlingen ohne legalen Aufenthaltsstatus. Die Praxis bewegt sich in einer rechtlichen Grauzone. Das Migrations-Bundesamt will die Bedingungen für die Betroffenen verschärfen. Sie sollen für "flüchtig" erklärt werden, obwohl ihr Aufenthaltsort bekannt ist. Die Kirchen lehnen die geplanten Neuregelungen ab.
De Maiziere hatte im Interview der Woche des Deutschlandfunks gesagt, es gehe nicht, dass eine Institution sagt: "Ich entscheide jetzt mal, mich über das Recht zu setzen." Auch die Scharia sei eine Art Gesetz für Muslime, sie könne aber in keinem Fall über deutschen Gesetzen stehen.
CDU-Vizechefin Julia Klöckner sagte dem "Spiegel", de Maizière wäre ein schlechter Verfassungsminister, wenn er sagte, die Gesetze gelten nur für die einen und für die anderen nicht. Der frühere CSU-Politiker und heutige Präsident des Zentralkomitees der deutschen Katholiken, Alois Glück, forderte, das Kirchenasyl im Einzelfall zu akzeptieren. Es dürfe aber nicht zum "regulären Nebengleis rechtsstaatlicher Regeln" geraten.
(vic/tgs)