Eigentlich wollte der Verein Doping-Opfer-Hilfe, DOH, über die Arbeit der letzten Monate berichten - mehr als ein halbes Jahr nach seiner Neuaufstellung. Doch schon vor der Pressekonferenz kam es zum Eklat. Der weltweit renommierte Molekularbiologe und Anti-Doping-Kämpfer Werner Franke wollte auf der Veranstaltung sprechen. Der Vereinsvorsitzende, der Rechtsanwalt Michael Lehner, verweigerte es. Daraufhin versuchte Franke sich gewaltsam Zutritt zu verschaffen.
Wenig später stand Franke dann doch im Veranstaltungsraum: "Herr Franke, bitte verlassen sie den Raum." - "Nein. Sie haben mir gar nichts zu sagen." - "Herr Franke, gehen sie bitte." Lehner drängte seinen langjährigen Wegbereiter Franke aus dem Raum. "Ich bin in dem bayrischen Lokal. Wer die Wahrheit wissen will, muss zu mir kommen."
Lehnert betont Verdienste von Franke
Werner Franke, einer der verdientesten Anti-Doping-Kämpfer, setzt sich seit Jahren für die Aufarbeitung in den Sportsystemen Ost und West ein. Viele Jahre war er profunder Begleiter des DOH. Seine Verdienste hob Michael Lehner noch einmal hervor:
"Er war immer gern gesehener Mithelfer und Mitstreiter. Und wir haben es heute gesehen: Er ist resistent gegen alle Bitten und Wünsche. Er sieht nur sich selbst und produziert sich auch nur selbst. Das muss ich deutlich sagen. Sein Auftritt hier – es hat mir in der Seel wehgetan. Ich kann es gar nicht mehr mit peinlich - eine Selbstzerstörung eines großen Mitstreitern im Anti-Doping-Kampf, in der Doping Hilfe."
Franke kritisiert Arbeit des DOH
Franke will sich vom Verein distanzieren. Er ist einer von vier Verfassern eines mehrseitigen Schriftstücks, das die Arbeit des DOH massiv verunglimpft und zum Rücktritt der früheren Vorsitzenden Ines Geipel führte. Der Kern des Vorwurfs: Der Verein würde die Opferzahlen nach oben treiben und unwissenschaftlich vorgehen, vor allem, wenn es um psychische Krankheiten wie Depressionen geht. Franke erneuerte nun seine Kritik:
"Da muss ich sagen: Ach ne, es geht um diese Psycho-Kacke. Bei Psyche frage ich immer: Wie sieht sie denn aus? Wo ist sie denn? Vieles ist da erfunden. Es ist aber in Deutschland jetzt modern und so weiter. Nichts von dem ist international akzeptiert und akzeptierbar."
20 Jahre nach Gründung des Vereins sind die Gräben zwischen den einstigen Mitstreitern tief, weiß auch Michael Lehner: "Es ist einfach nicht nur schade, sondern fast eine Katastrophe für das gesamte Anliegen."
Arbeit des DOH gerät zur Nebensache
Und das geriet durch die Vorkommnisse in den Hintergrund. Über 150 Erstkontakte mit Geschädigten verzeichnete der Verein im ersten Halbjahr. Durch die öffentliche Förderung des Bundesinnenministeriums konnte der DOH nun eine feste Stelle einrichten. Ab September wird die Beratungsstelle täglich öffnen.
Zudem will der DOH seiner Forderung nach einer Rente für Dopingopfer Nachdruck verleihen. Derzeit werden zwei Musterverfahren geführt, um zu prüfen, ob die derzeitige Gesetzgebung anwendbar ist: "Unser Anliegen ist es, mit der rechtlichen gerichtlichen Klärung der Anwendbarkeit der verwaltungsrechtlichen Rehabilitierung, die Möglichkeit den Opfern zu öffnen, Rentenansprüche zu bekommen."
Weiter forderte Lehner von der Politik die Antragsfrist für Entschädigungszahlungen aufzuheben und mehr Mittel für Opfer bereitzustellen. Derzeit sind es 13,6 Millionen Euro.