Sitzungen im UNO-Sicherheitsrat bringen eher selten Überraschungen. Vertreter der einzelnen Staaten lesen vorbereitete Stellungnahmen ihrer Regierungen vor, nachdem der Sitzungspräsident ihnen zuvor das Wort erteilt hat.
Die jüngste Sitzung des höchsten UNO-Gremiums lief während der Rede des israelischen Botschafters allerdings aus dem Ruder. Danny Danon fragte in seiner Stellungnahme den palästinensischen Vertreter Riyad Mansour, ob er palästinensische Angriffe auf Israelis verurteilen werde.
Im Mitschnitt der Sitzung ist die erste Antwort Mansours auf die Frage nicht zu hören, weil sein Mikrofon nicht angeschaltet war. "Wir verurteilen die Tötung aller unschuldigen Zivilisten, inklusive palästinensischer. Tun sie das auch?", entgegnete Mansour später hörbar.
Danon: "Kultur des Hasses im palästinensischen Fernsehen"
Danach entgleiste die Situation zunehmend. Danon wurde im Sicherheitsrat begleitet von der Tochter und dem Mann einer getöteten Jüdin. Der Täter, ein 16-jähriger Palästinenser, habe bei der Befragung durch die Polizei angegeben, die Idee zu dem Attentat sei ihm im palästinensischen Fernsehen gekommen, sagte Danon. Schließlich warf er den Palästinensern eine Kultur des Hasses und der Gehirnwäsche vor, die zum Tod von Israelis führe.
"Sie glorifizieren Terrorismus. Schande über sie, dass sie das tun!", rief der israelische Botschafter. Mansour entgegnete: "Tun wir nicht" und legte später nach: "Schande über Sie für das Töten palästinensischer Kinder". Zwei Mal schritt Sitzungspräsident Liu Jieyi ein, um die beiden zur Ordnung zu rufen.
Mansour: "Lassen Sie mein Volk frei sein"
Danon hat eine gekürzte Fassung der Auseinandersetzung getwittert. Darin fehlt der abschließende Vorwurf Mansours - "Lassen Sie mein Volk frei sein. Sie sind Besatzer, Sie sind ein Kolonisator. Lassen Sie uns in Ruhe." Auf den Seiten des UNO-Sicherheitsrats ist die Auseinandersetzung zwischen beiden ungekürzt zu sehen (Minute 16 bis 53).
Der Vorfall zeigt erneut, wie angespannt die Situation zwischen Israelis und Palästinensern ist. Seit September vergangenen Jahres kommt es wieder verstärkt zu tödlichen Angriffen. In den vergangenen fünf Monaten wurden 34 Israelis und mindestens 180 Palästinenser getötet. Es kam zu Hunderten Messerangriffen auf Israelis, Schießereien oder mit Autos verübten Anschlägen. Am Montag explodierte in Jerusalem eine Bombe in einem leeren Bus - 21 Menschen in der näheren Umgebung wurden dabei verletzt. Wer hinter dem Anschlag steckt, ist unklar.
Israelischer Soldat nach Kopfschuss angeklagt
Die Palästinenser werfen Israel vor, mit übermäßiger Härte gegen Attentäter vorzugehen. Zuletzt wurde ein israelischer Soldat von einem israelischen Militärgericht angeklagt, weil er einen palästinensischen Attentäter mit einem Kopfschuss getötet hatte, obwohl dieser schon verletzt und wehrlos am Boden gelegen haben soll. Der Vorfall vom 24. März ist auf einem Video festgehalten, das von der israelischen Menschenrechtsorganisation Betselem veröffentlicht worden war.
(pr/tj)