Was in Brasilien derzeit für euphorische Massen in überfüllten Clubs sorgt, zog gestern Abend bei Regenwetter nur wenige Zuschauer ins Haus der Kulturen der Welt. Dabei gab es für Freunde der elektronischen Musik mit Joao Brasil aus Rio, einen bisher wenig bekannten Stil zu entdecken - die ganz junge, elektronische Version des Brega, der in den 70er-Jahren aus Lambada und Carimbo im nordbrasilianischen Belém entstand, wie Kurator Daniel Haaksmann erklärt:
"Irgendwann erreichte dann auch der Sampler Belém, mit gehöriger Verspätung, weil es gab jahrelang in Brasilien einen komischen Einfuhrzoll für elektronisches Equipment, was Geräte dort dreimal so teuer gemacht hat wie in Europa. So ist eben Tecno Brega entstanden, als eine elektronische Variante von Brega. Das hat aber nichts mit Techno zu tun, mit Detroit oder Berlin, sondern das 'tecno' steht eben für Technologie. Es gibt auch keine Plattenlabels dort, das Ganze ist quasi Schwarzmarkt, frei zirkulierend, und deswegen wird da auch gesampelt und das Urheberrecht quasi komplett ignoriert. Aber das fand ich eben auch das sehr Erfrischende daran."
Keine Autorenrechte, keine Labels, Techno-Schlager, die aus den Versatzstücken bekannter Popsongs gesampelt werden und fast ausschließlich als Demomaterial für Livekonzerte dienen? E3s sind oft die kleinen Geschichten am Rande des offiziellen Programms, die neben den musikalischen Acts das Worldtronics-Festival ausmachen. Aber es geht nicht nur um Vernetzung, Neuentdeckung, Abgrenzung und Austausch. Auch in Berlin, das ja gern als Techno-Metropole gehandelt wird, kann man noch eine ganze Menge aus kleinen, regionalen oder einfach exotischen Szenen der elektronischen Musik lernen, meint Programmchef Detlef Diederichsen:
"Zum einen, das Bewusstsein zu schärfen für zeitgenössische musikalische Entwicklungen auf der ganzen Welt, das immer noch existierende Denken anzugehen, dass die elektronische Musik eine vorwiegend europäisch-nordamerikanische Angelegenheit ist - das ist sie definitiv nicht mehr. Und natürlich spielt auch die Idee mit hinein, dass Berlin ein oder sogar das Mekka der elektronischen Musik ist, und trotzdem gibt es immer noch Dinge, die nicht ihren Weg hierher finden, und da sehen wir uns also auch noch in der Pflicht."
Selbst Kennern dürfte hierzulande zum Beispiel die Technomusik aus Hongkong eher unbekannt sein. Die Szene steckt in der südchinesischen Metropole noch in den Anfängen, die Auffassung von Musik ist dort traditionell geprägt, und Techno-Acts sind eher etwas für kunstaffine Entdecker, erzählt der 29-jährige Choi Sai-Ho.
"Ich arbeite in meiner Musik gerne mit alten Elementen, zum Beispiel mit den Sounds des Game Boy aus den 80er-Jahren oder auch mit Melodien aus der alten chinesischen Tradition. Und das kombiniere ich dann mit moderner digitaler Musik. Ich denke, das hat auch mit meiner Herkunft zu tun: In Hongkong treffen viele verschiedene Kulturen aufeinander. Außerdem hat die Stadt ein unglaubliches Tempo. Das setze ich mit Uptempo-Musik aus dem Westen auch in meinem eigenen Stil um, in Drum 'n' Bass und Breakbeat."
Am Freitag geht es dann wieder etwas gediegener zu, denn die House-Szene, die sich etwa mit Jullian Gomesoder The Lazarusman bereits seit über 20 Jahren in Südafrika etabliert hat, dürfte zumindest für westliche Ohren wenige exotische Überraschungen bringen.
Richtig globalisiert wird es dann am Samstag, der dem Moombahton gewidmet ist, einem südamerikanisch geprägten Stilmix aus Cumbia, Hip-Hop und Baile Funk, der durch den Austausch in Online-Kanälen verschiedener Weltgegenden parallel entstanden ist - sogar in Bayern ist man auf den Geschmack gekommen, wie die Schlachthofbronx beweist.
"Irgendwann erreichte dann auch der Sampler Belém, mit gehöriger Verspätung, weil es gab jahrelang in Brasilien einen komischen Einfuhrzoll für elektronisches Equipment, was Geräte dort dreimal so teuer gemacht hat wie in Europa. So ist eben Tecno Brega entstanden, als eine elektronische Variante von Brega. Das hat aber nichts mit Techno zu tun, mit Detroit oder Berlin, sondern das 'tecno' steht eben für Technologie. Es gibt auch keine Plattenlabels dort, das Ganze ist quasi Schwarzmarkt, frei zirkulierend, und deswegen wird da auch gesampelt und das Urheberrecht quasi komplett ignoriert. Aber das fand ich eben auch das sehr Erfrischende daran."
Keine Autorenrechte, keine Labels, Techno-Schlager, die aus den Versatzstücken bekannter Popsongs gesampelt werden und fast ausschließlich als Demomaterial für Livekonzerte dienen? E3s sind oft die kleinen Geschichten am Rande des offiziellen Programms, die neben den musikalischen Acts das Worldtronics-Festival ausmachen. Aber es geht nicht nur um Vernetzung, Neuentdeckung, Abgrenzung und Austausch. Auch in Berlin, das ja gern als Techno-Metropole gehandelt wird, kann man noch eine ganze Menge aus kleinen, regionalen oder einfach exotischen Szenen der elektronischen Musik lernen, meint Programmchef Detlef Diederichsen:
"Zum einen, das Bewusstsein zu schärfen für zeitgenössische musikalische Entwicklungen auf der ganzen Welt, das immer noch existierende Denken anzugehen, dass die elektronische Musik eine vorwiegend europäisch-nordamerikanische Angelegenheit ist - das ist sie definitiv nicht mehr. Und natürlich spielt auch die Idee mit hinein, dass Berlin ein oder sogar das Mekka der elektronischen Musik ist, und trotzdem gibt es immer noch Dinge, die nicht ihren Weg hierher finden, und da sehen wir uns also auch noch in der Pflicht."
Selbst Kennern dürfte hierzulande zum Beispiel die Technomusik aus Hongkong eher unbekannt sein. Die Szene steckt in der südchinesischen Metropole noch in den Anfängen, die Auffassung von Musik ist dort traditionell geprägt, und Techno-Acts sind eher etwas für kunstaffine Entdecker, erzählt der 29-jährige Choi Sai-Ho.
"Ich arbeite in meiner Musik gerne mit alten Elementen, zum Beispiel mit den Sounds des Game Boy aus den 80er-Jahren oder auch mit Melodien aus der alten chinesischen Tradition. Und das kombiniere ich dann mit moderner digitaler Musik. Ich denke, das hat auch mit meiner Herkunft zu tun: In Hongkong treffen viele verschiedene Kulturen aufeinander. Außerdem hat die Stadt ein unglaubliches Tempo. Das setze ich mit Uptempo-Musik aus dem Westen auch in meinem eigenen Stil um, in Drum 'n' Bass und Breakbeat."
Am Freitag geht es dann wieder etwas gediegener zu, denn die House-Szene, die sich etwa mit Jullian Gomesoder The Lazarusman bereits seit über 20 Jahren in Südafrika etabliert hat, dürfte zumindest für westliche Ohren wenige exotische Überraschungen bringen.
Richtig globalisiert wird es dann am Samstag, der dem Moombahton gewidmet ist, einem südamerikanisch geprägten Stilmix aus Cumbia, Hip-Hop und Baile Funk, der durch den Austausch in Online-Kanälen verschiedener Weltgegenden parallel entstanden ist - sogar in Bayern ist man auf den Geschmack gekommen, wie die Schlachthofbronx beweist.